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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Dreiunddreißigstes Kapitel.

Am zweitfolgenden Tage trafen, wie versprochen,
einige Zeilen ein, und Effi las: "Es freut mich,
liebe gnädige Frau, Ihnen gute Nachricht geben
zu können. Alles ging nach Wunsch; Ihr Herr
Gemahl ist zu sehr Mann von Welt, um einer Dame
eine von ihr vorgetragene Bitte abschlagen zu können;
zugleich aber -- auch das darf ich Ihnen nicht
verschweigen, -- ich sah deutlich, daß sein "ja" nicht
dem entsprach, was er für klug und recht hält. Aber
kritteln wir nicht, wo wir uns freuen sollen. Ihre
Annie, so haben wir es verabredet, wird über Mittag
kommen, und ein guter Stern stehe über Ihrem
Wiedersehen."

Es war mit der zweiten Post, daß Effi diese
Zeilen empfing, und bis zu Annie's Erscheinen waren
mutmaßlich keine zwei Stunden mehr. Eine kurze
Zeit, aber immer noch zu lang, und Effi schritt in
Unruhe durch beide Zimmer und dann wieder in die

Dreiunddreißigſtes Kapitel.

Am zweitfolgenden Tage trafen, wie verſprochen,
einige Zeilen ein, und Effi las: „Es freut mich,
liebe gnädige Frau, Ihnen gute Nachricht geben
zu können. Alles ging nach Wunſch; Ihr Herr
Gemahl iſt zu ſehr Mann von Welt, um einer Dame
eine von ihr vorgetragene Bitte abſchlagen zu können;
zugleich aber — auch das darf ich Ihnen nicht
verſchweigen, — ich ſah deutlich, daß ſein „ja“ nicht
dem entſprach, was er für klug und recht hält. Aber
kritteln wir nicht, wo wir uns freuen ſollen. Ihre
Annie, ſo haben wir es verabredet, wird über Mittag
kommen, und ein guter Stern ſtehe über Ihrem
Wiederſehen.“

Es war mit der zweiten Poſt, daß Effi dieſe
Zeilen empfing, und bis zu Annie's Erſcheinen waren
mutmaßlich keine zwei Stunden mehr. Eine kurze
Zeit, aber immer noch zu lang, und Effi ſchritt in
Unruhe durch beide Zimmer und dann wieder in die

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[[477]/0486] Dreiunddreißigſtes Kapitel. Am zweitfolgenden Tage trafen, wie verſprochen, einige Zeilen ein, und Effi las: „Es freut mich, liebe gnädige Frau, Ihnen gute Nachricht geben zu können. Alles ging nach Wunſch; Ihr Herr Gemahl iſt zu ſehr Mann von Welt, um einer Dame eine von ihr vorgetragene Bitte abſchlagen zu können; zugleich aber — auch das darf ich Ihnen nicht verſchweigen, — ich ſah deutlich, daß ſein „ja“ nicht dem entſprach, was er für klug und recht hält. Aber kritteln wir nicht, wo wir uns freuen ſollen. Ihre Annie, ſo haben wir es verabredet, wird über Mittag kommen, und ein guter Stern ſtehe über Ihrem Wiederſehen.“ Es war mit der zweiten Poſt, daß Effi dieſe Zeilen empfing, und bis zu Annie's Erſcheinen waren mutmaßlich keine zwei Stunden mehr. Eine kurze Zeit, aber immer noch zu lang, und Effi ſchritt in Unruhe durch beide Zimmer und dann wieder in die

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [477]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/486>, abgerufen am 21.11.2024.