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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Dreiundzwanzigstes Kapitel.

Auf dem Friedrichstraßen-Bahnhofe war ein
Gedränge; aber trotzdem, Effi hatte schon vom Coupe
aus die Mama erkannt und neben ihr den Vetter
Briest. Die Freude des Wiedersehens war groß, das
Warten in der Gepäckhalle stellte die Geduld auf
keine allzu harte Probe, und nach wenig mehr als
fünf Minuten rollte die Droschke neben dem Pferde¬
bahngeleise hin, in die Dorotheenstraße hinein und
auf die Schadowstraße zu, an deren nächstgelegener
Ecke sich die ,Pension' befand. Roswitha war ent¬
zückt und freute sich über Annie, die die Händchen
nach den Lichtern ausstreckte.

Nun war man da. Effi erhielt ihre zwei
Zimmer, die nicht, wie erwartet, neben denen der
Frau von Briest, aber doch auf demselben Korridor
lagen, und als alles seinen Platz und Stand hatte,
und Annie in einem Bettchen mit Gitter glücklich
untergebracht war, erschien Effi wieder im Zimmer

Dreiundzwanzigſtes Kapitel.

Auf dem Friedrichſtraßen-Bahnhofe war ein
Gedränge; aber trotzdem, Effi hatte ſchon vom Coupé
aus die Mama erkannt und neben ihr den Vetter
Brieſt. Die Freude des Wiederſehens war groß, das
Warten in der Gepäckhalle ſtellte die Geduld auf
keine allzu harte Probe, und nach wenig mehr als
fünf Minuten rollte die Droſchke neben dem Pferde¬
bahngeleiſe hin, in die Dorotheenſtraße hinein und
auf die Schadowſtraße zu, an deren nächſtgelegener
Ecke ſich die ‚Penſion‘ befand. Roswitha war ent¬
zückt und freute ſich über Annie, die die Händchen
nach den Lichtern ausſtreckte.

Nun war man da. Effi erhielt ihre zwei
Zimmer, die nicht, wie erwartet, neben denen der
Frau von Brieſt, aber doch auf demſelben Korridor
lagen, und als alles ſeinen Platz und Stand hatte,
und Annie in einem Bettchen mit Gitter glücklich
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[[334]/0343] Dreiundzwanzigſtes Kapitel. Auf dem Friedrichſtraßen-Bahnhofe war ein Gedränge; aber trotzdem, Effi hatte ſchon vom Coupé aus die Mama erkannt und neben ihr den Vetter Brieſt. Die Freude des Wiederſehens war groß, das Warten in der Gepäckhalle ſtellte die Geduld auf keine allzu harte Probe, und nach wenig mehr als fünf Minuten rollte die Droſchke neben dem Pferde¬ bahngeleiſe hin, in die Dorotheenſtraße hinein und auf die Schadowſtraße zu, an deren nächſtgelegener Ecke ſich die ‚Penſion‘ befand. Roswitha war ent¬ zückt und freute ſich über Annie, die die Händchen nach den Lichtern ausſtreckte. Nun war man da. Effi erhielt ihre zwei Zimmer, die nicht, wie erwartet, neben denen der Frau von Brieſt, aber doch auf demſelben Korridor lagen, und als alles ſeinen Platz und Stand hatte, und Annie in einem Bettchen mit Gitter glücklich untergebracht war, erſchien Effi wieder im Zimmer

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [334]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/343>, abgerufen am 21.11.2024.