Noch an demselben Tage hatte sich Baron Innstetten mit Effi Briest verlobt. Der joviale Brautvater, der sich nicht leicht in seiner Feierlich¬ keitsrolle zurecht fand, hatte bei dem Verlobungs¬ mahl, das folgte, das junge Paar leben lassen, was auf Frau von Briest, die dabei der nun um kaum achtzehn Jahre zurückliegenden Zeit gedenken mochte, nicht ohne herzbeweglichen Eindruck geblieben war. Aber nicht auf lange; sie hatte es nicht sein können, nun war es statt ihrer die Tochter -- alles in allem ebenso gut oder vielleicht noch besser. Denn mit Briest ließ sich leben, trotzdem er ein wenig prosaisch war und dann und wann einen kleinen frivolen Zug hatte. Gegen Ende der Tafel, das Eis wurde schon herumgereicht, nahm der alte Ritter¬ schaftsrat noch einmal das Wort, um in einer zweiten Ansprache das allgemeine Familien-Du zu pro¬ ponieren. Er umarmte dabei Innstetten und gab
Drittes Kapitel.
Noch an demſelben Tage hatte ſich Baron Innſtetten mit Effi Brieſt verlobt. Der joviale Brautvater, der ſich nicht leicht in ſeiner Feierlich¬ keitsrolle zurecht fand, hatte bei dem Verlobungs¬ mahl, das folgte, das junge Paar leben laſſen, was auf Frau von Brieſt, die dabei der nun um kaum achtzehn Jahre zurückliegenden Zeit gedenken mochte, nicht ohne herzbeweglichen Eindruck geblieben war. Aber nicht auf lange; ſie hatte es nicht ſein können, nun war es ſtatt ihrer die Tochter — alles in allem ebenſo gut oder vielleicht noch beſſer. Denn mit Brieſt ließ ſich leben, trotzdem er ein wenig proſaiſch war und dann und wann einen kleinen frivolen Zug hatte. Gegen Ende der Tafel, das Eis wurde ſchon herumgereicht, nahm der alte Ritter¬ ſchaftsrat noch einmal das Wort, um in einer zweiten Anſprache das allgemeine Familien-Du zu pro¬ ponieren. Er umarmte dabei Innſtetten und gab
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Drittes Kapitel.
Noch an demſelben Tage hatte ſich Baron
Innſtetten mit Effi Brieſt verlobt. Der joviale
Brautvater, der ſich nicht leicht in ſeiner Feierlich¬
keitsrolle zurecht fand, hatte bei dem Verlobungs¬
mahl, das folgte, das junge Paar leben laſſen, was
auf Frau von Brieſt, die dabei der nun um kaum
achtzehn Jahre zurückliegenden Zeit gedenken mochte,
nicht ohne herzbeweglichen Eindruck geblieben war.
Aber nicht auf lange; ſie hatte es nicht ſein können,
nun war es ſtatt ihrer die Tochter — alles in
allem ebenſo gut oder vielleicht noch beſſer. Denn
mit Brieſt ließ ſich leben, trotzdem er ein wenig
proſaiſch war und dann und wann einen kleinen
frivolen Zug hatte. Gegen Ende der Tafel, das
Eis wurde ſchon herumgereicht, nahm der alte Ritter¬
ſchaftsrat noch einmal das Wort, um in einer zweiten
Anſprache das allgemeine Familien-Du zu pro¬
ponieren. Er umarmte dabei Innſtetten und gab
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/31>, abgerufen am 21.11.2024.
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