Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweites Kapitel.

Sie sprachen noch eine Weile so weiter, wobei
sie sich ihrer gemeinschaftlichen Schulstunden und
einer ganzen Reihe Holzapfel'scher Unpassendheiten
mit Empörung und Behagen erinnerten. Ja, man
konnte sich nicht genug thun damit, bis Hulda mit
einemmale sagte: "Nun aber ist es höchste Zeit,
Effi; Du siehst ja aus, ja, wie sag' ich nur, Du
siehst ja aus, wie wenn Du vom Kirschenpflücken
kämst, alles zerknittert und zerknautscht; das Leinen¬
zeug macht immer so viele Falten, und der große,
weiße Klappkragen ... ja, wahrhaftig, jetzt hab' ich
es, Du siehst aus wie ein Schiffsjunge."

"Midshipman, wenn ich bitten darf. Etwas
muß ich doch von meinem Adel haben. Übrigens
Midshipman oder Schiffsjunge, Papa hat mir erst
neulich wieder einen Mastbaum versprochen, hier dicht
neben der Schaukel, mit Raaen und einer Strickleiter.
Wahrhaftig, das sollte mir gefallen, und den Wimpel

Zweites Kapitel.

Sie ſprachen noch eine Weile ſo weiter, wobei
ſie ſich ihrer gemeinſchaftlichen Schulſtunden und
einer ganzen Reihe Holzapfel'ſcher Unpaſſendheiten
mit Empörung und Behagen erinnerten. Ja, man
konnte ſich nicht genug thun damit, bis Hulda mit
einemmale ſagte: „Nun aber iſt es höchſte Zeit,
Effi; Du ſiehſt ja aus, ja, wie ſag' ich nur, Du
ſiehſt ja aus, wie wenn Du vom Kirſchenpflücken
kämſt, alles zerknittert und zerknautſcht; das Leinen¬
zeug macht immer ſo viele Falten, und der große,
weiße Klappkragen … ja, wahrhaftig, jetzt hab' ich
es, Du ſiehſt aus wie ein Schiffsjunge.“

„Midſhipman, wenn ich bitten darf. Etwas
muß ich doch von meinem Adel haben. Übrigens
Midſhipman oder Schiffsjunge, Papa hat mir erſt
neulich wieder einen Maſtbaum verſprochen, hier dicht
neben der Schaukel, mit Raaen und einer Strickleiter.
Wahrhaftig, das ſollte mir gefallen, und den Wimpel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0024" n="[15]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Zweites Kapitel.</hi><lb/>
        </head>
        <p>Sie &#x017F;prachen noch eine Weile &#x017F;o weiter, wobei<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich ihrer gemein&#x017F;chaftlichen Schul&#x017F;tunden und<lb/>
einer ganzen Reihe Holzapfel'&#x017F;cher Unpa&#x017F;&#x017F;endheiten<lb/>
mit Empörung und Behagen erinnerten. Ja, man<lb/>
konnte &#x017F;ich nicht genug thun damit, bis Hulda mit<lb/>
einemmale &#x017F;agte: &#x201E;Nun aber i&#x017F;t es höch&#x017F;te Zeit,<lb/>
Effi; Du &#x017F;ieh&#x017F;t ja aus, ja, wie &#x017F;ag' ich nur, Du<lb/>
&#x017F;ieh&#x017F;t ja aus, wie wenn Du vom Kir&#x017F;chenpflücken<lb/>
käm&#x017F;t, alles zerknittert und zerknaut&#x017F;cht; das Leinen¬<lb/>
zeug macht immer &#x017F;o viele Falten, und der große,<lb/>
weiße Klappkragen &#x2026; ja, wahrhaftig, jetzt hab' ich<lb/>
es, Du &#x017F;ieh&#x017F;t aus wie ein Schiffsjunge.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mid&#x017F;hipman, wenn ich bitten darf. Etwas<lb/>
muß ich doch von meinem Adel haben. Übrigens<lb/>
Mid&#x017F;hipman oder Schiffsjunge, Papa hat mir er&#x017F;t<lb/>
neulich wieder einen Ma&#x017F;tbaum ver&#x017F;prochen, hier dicht<lb/>
neben der Schaukel, mit Raaen und einer Strickleiter.<lb/>
Wahrhaftig, das &#x017F;ollte mir gefallen, und den Wimpel<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[15]/0024] Zweites Kapitel. Sie ſprachen noch eine Weile ſo weiter, wobei ſie ſich ihrer gemeinſchaftlichen Schulſtunden und einer ganzen Reihe Holzapfel'ſcher Unpaſſendheiten mit Empörung und Behagen erinnerten. Ja, man konnte ſich nicht genug thun damit, bis Hulda mit einemmale ſagte: „Nun aber iſt es höchſte Zeit, Effi; Du ſiehſt ja aus, ja, wie ſag' ich nur, Du ſiehſt ja aus, wie wenn Du vom Kirſchenpflücken kämſt, alles zerknittert und zerknautſcht; das Leinen¬ zeug macht immer ſo viele Falten, und der große, weiße Klappkragen … ja, wahrhaftig, jetzt hab' ich es, Du ſiehſt aus wie ein Schiffsjunge.“ „Midſhipman, wenn ich bitten darf. Etwas muß ich doch von meinem Adel haben. Übrigens Midſhipman oder Schiffsjunge, Papa hat mir erſt neulich wieder einen Maſtbaum verſprochen, hier dicht neben der Schaukel, mit Raaen und einer Strickleiter. Wahrhaftig, das ſollte mir gefallen, und den Wimpel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/24
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [15]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/24>, abgerufen am 21.11.2024.