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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Eine Pfingstfahrt in den Teltow.

Es reist sich schön an einem Pfingstsonnabend in die Welt hinein,
es sei wohin es sei. Die Natur lacht und die Menschen auch;
die Sonne geht in Strahlen unter, die Rapsfelder blühn und
selbst die Windmühlenflügel schwenken einen grünen Maienbusch in
die Luft.

Rixdorf rüstete sich zum Fest. Die Mägde, kurzärmlig
und aufgeschürzt, standen auf den Höfen und wuschen und scheuer-
ten, die kupfernen Kessel blinkten wie Gold und ein paar Kinder,
die gerad' aus dem Tümpelbade kamen, liefen nackt über den Weg
und wirbelten den Staub auf. Der Tümpel blieb ja für ein
zweites Bad.

In Rudow schnitten die Jungen Kalmus; über Waltersdorf
spannten die Linden ihren Schirm; Kiekebusch aber, als schäm' es
sich seines Namens, kuckte nicht mehr aus Busch und Haide son-
dern aus hohen Roggenfeldern hervor.

Und nun Haidereviere; dann wieder freies Feld, bis plötzlich
die Höhe, darauf wir fahren, steil abfällt und ein von Waldungen
eingefaßtes Kesselthal vor uns liegt in das wir hinunterrollen.
Die Postillone blasen (wir haben drei Beichaisen) einzelne Häuser
schimmern hinter Bäumen und Sträuchern hervor, jetzt werden
ihrer mehr, die Leute vor den Thüren richten sich auf und die Straßen-
jugend wirft ihre Mützen in die Luft und schreit Hurrah. Es ist
ein Lärm, der einer Residenz zur Ehre gereichen würde, und doch ist

Eine Pfingſtfahrt in den Teltow.

Es reiſt ſich ſchön an einem Pfingſtſonnabend in die Welt hinein,
es ſei wohin es ſei. Die Natur lacht und die Menſchen auch;
die Sonne geht in Strahlen unter, die Rapsfelder blühn und
ſelbſt die Windmühlenflügel ſchwenken einen grünen Maienbuſch in
die Luft.

Rixdorf rüſtete ſich zum Feſt. Die Mägde, kurzärmlig
und aufgeſchürzt, ſtanden auf den Höfen und wuſchen und ſcheuer-
ten, die kupfernen Keſſel blinkten wie Gold und ein paar Kinder,
die gerad’ aus dem Tümpelbade kamen, liefen nackt über den Weg
und wirbelten den Staub auf. Der Tümpel blieb ja für ein
zweites Bad.

In Rudow ſchnitten die Jungen Kalmus; über Waltersdorf
ſpannten die Linden ihren Schirm; Kiekebuſch aber, als ſchäm’ es
ſich ſeines Namens, kuckte nicht mehr aus Buſch und Haide ſon-
dern aus hohen Roggenfeldern hervor.

Und nun Haidereviere; dann wieder freies Feld, bis plötzlich
die Höhe, darauf wir fahren, ſteil abfällt und ein von Waldungen
eingefaßtes Keſſelthal vor uns liegt in das wir hinunterrollen.
Die Poſtillone blaſen (wir haben drei Beichaiſen) einzelne Häuſer
ſchimmern hinter Bäumen und Sträuchern hervor, jetzt werden
ihrer mehr, die Leute vor den Thüren richten ſich auf und die Straßen-
jugend wirft ihre Mützen in die Luft und ſchreit Hurrah. Es iſt
ein Lärm, der einer Reſidenz zur Ehre gereichen würde, und doch iſt

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[[251]/0267] Eine Pfingſtfahrt in den Teltow. Es reiſt ſich ſchön an einem Pfingſtſonnabend in die Welt hinein, es ſei wohin es ſei. Die Natur lacht und die Menſchen auch; die Sonne geht in Strahlen unter, die Rapsfelder blühn und ſelbſt die Windmühlenflügel ſchwenken einen grünen Maienbuſch in die Luft. Rixdorf rüſtete ſich zum Feſt. Die Mägde, kurzärmlig und aufgeſchürzt, ſtanden auf den Höfen und wuſchen und ſcheuer- ten, die kupfernen Keſſel blinkten wie Gold und ein paar Kinder, die gerad’ aus dem Tümpelbade kamen, liefen nackt über den Weg und wirbelten den Staub auf. Der Tümpel blieb ja für ein zweites Bad. In Rudow ſchnitten die Jungen Kalmus; über Waltersdorf ſpannten die Linden ihren Schirm; Kiekebuſch aber, als ſchäm’ es ſich ſeines Namens, kuckte nicht mehr aus Buſch und Haide ſon- dern aus hohen Roggenfeldern hervor. Und nun Haidereviere; dann wieder freies Feld, bis plötzlich die Höhe, darauf wir fahren, ſteil abfällt und ein von Waldungen eingefaßtes Keſſelthal vor uns liegt in das wir hinunterrollen. Die Poſtillone blaſen (wir haben drei Beichaiſen) einzelne Häuſer ſchimmern hinter Bäumen und Sträuchern hervor, jetzt werden ihrer mehr, die Leute vor den Thüren richten ſich auf und die Straßen- jugend wirft ihre Mützen in die Luft und ſchreit Hurrah. Es iſt ein Lärm, der einer Reſidenz zur Ehre gereichen würde, und doch iſt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. [251]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/267>, abgerufen am 03.12.2024.