bewahrt ihren Namen. Die Inschrift des Steines lautet in der schlichten, herzhaften Sprache jener Zeit: "Im 58ten Jahre und 3 Wochen ist meine liebe Hausfrau Katarina Moerner allhier begraben und ist mein, Hans Krummensee's allerliebst Gemahl gewest. 1596."
1602 verkaufte Hans von Krummen see sein Gut Blumberg so wie die Güter Dahlwitz, Eiche und Helmsdorf an den kurfürst- lichen Kanzler Hans von Loeben, bei dessen Nachkommen Blum- berg ein volles Jahrhundert blieb. Die Kirche, darin wir eben eingetreten, und an deren Wänden wir eine beträchtliche An- zahl alter Bildwerke erblicken, giebt uns die beste Gelegenheit die zum Theil historischen Gestalten jenes Jahrhunderts in rascher Reihenfolge vorüberziehen zu lassen.
Unser erster Blick aber gehört der Kirche selbst.
Es ist ein alter Bau, an dem auch das Auge des Laien zwei verschiedene Zeitläufte leicht unterscheiden kann: einen älteren Theil mit Pfeilern und Kreuzgewölben aus der Branden- burger Bischofszeit und einen Anbau mit Altar und Kanzel aus der Zeit etwa des ersten Königs. Die sich vorfindenden Bilder und Denkmäler sind im Einklange damit gruppirt: alles was älter ist als der Anbau, befindet sich auch in dem alten Theile der Kirche, was später hinzugekommen schmückt die Wände des Anbaus.
Der Anbau der Kirche. Philipp Ludwig von Canstein und seine "hochbetrübteste Wittwe."
Diese Bildwerke des Anbaues, theils Grabdenkmäler, theils Oelbilder und Reliefs, sind nicht eigentlich das, was uns nach Blumberg geführt hat; dennoch verweilen wir einen Augenblick bei denselben, wenigstens bei den hervorragendsten.
Da haben wir zunächst das Denkmal des Obersten Philipp Ludwig von Canstein, eines jüngeren Bruders Carl Hilde- brandt's von Canstein, jenes frommen Mitarbeiters am Werke Francke's und Spener's, dessen Wirken und Name vor allem in der Canstein'schen Bibelanstalt zu Halle fortlebt. Der Oberst von Canstein ererbte Blumberg bei jungen Jahren, aber der Be-
bewahrt ihren Namen. Die Inſchrift des Steines lautet in der ſchlichten, herzhaften Sprache jener Zeit: „Im 58ten Jahre und 3 Wochen iſt meine liebe Hausfrau Katarina Moerner allhier begraben und iſt mein, Hans Krummenſee’s allerliebſt Gemahl geweſt. 1596.“
1602 verkaufte Hans von Krummen ſee ſein Gut Blumberg ſo wie die Güter Dahlwitz, Eiche und Helmsdorf an den kurfürſt- lichen Kanzler Hans von Loeben, bei deſſen Nachkommen Blum- berg ein volles Jahrhundert blieb. Die Kirche, darin wir eben eingetreten, und an deren Wänden wir eine beträchtliche An- zahl alter Bildwerke erblicken, giebt uns die beſte Gelegenheit die zum Theil hiſtoriſchen Geſtalten jenes Jahrhunderts in raſcher Reihenfolge vorüberziehen zu laſſen.
Unſer erſter Blick aber gehört der Kirche ſelbſt.
Es iſt ein alter Bau, an dem auch das Auge des Laien zwei verſchiedene Zeitläufte leicht unterſcheiden kann: einen älteren Theil mit Pfeilern und Kreuzgewölben aus der Branden- burger Biſchofszeit und einen Anbau mit Altar und Kanzel aus der Zeit etwa des erſten Königs. Die ſich vorfindenden Bilder und Denkmäler ſind im Einklange damit gruppirt: alles was älter iſt als der Anbau, befindet ſich auch in dem alten Theile der Kirche, was ſpäter hinzugekommen ſchmückt die Wände des Anbaus.
Der Anbau der Kirche. Philipp Ludwig von Canſtein und ſeine „hochbetrübteſte Wittwe.“
Dieſe Bildwerke des Anbaues, theils Grabdenkmäler, theils Oelbilder und Reliefs, ſind nicht eigentlich das, was uns nach Blumberg geführt hat; dennoch verweilen wir einen Augenblick bei denſelben, wenigſtens bei den hervorragendſten.
Da haben wir zunächſt das Denkmal des Oberſten Philipp Ludwig von Canſtein, eines jüngeren Bruders Carl Hilde- brandt’s von Canſtein, jenes frommen Mitarbeiters am Werke Francke’s und Spener’s, deſſen Wirken und Name vor allem in der Canſtein’ſchen Bibelanſtalt zu Halle fortlebt. Der Oberſt von Canſtein ererbte Blumberg bei jungen Jahren, aber der Be-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0207"n="191"/>
bewahrt ihren Namen. Die Inſchrift des Steines lautet in der<lb/>ſchlichten, herzhaften Sprache jener Zeit: „Im 58ten Jahre und<lb/>
3 Wochen iſt meine liebe Hausfrau Katarina Moerner allhier<lb/>
begraben und iſt <hirendition="#g">mein, Hans Krummenſee’s allerliebſt<lb/>
Gemahl geweſt</hi>. 1596.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>1602 verkaufte Hans von Krummen ſee ſein Gut Blumberg<lb/>ſo wie die Güter Dahlwitz, Eiche und Helmsdorf an den kurfürſt-<lb/>
lichen Kanzler <hirendition="#g">Hans von Loeben</hi>, bei deſſen Nachkommen Blum-<lb/>
berg ein volles Jahrhundert blieb. Die Kirche, darin wir eben<lb/>
eingetreten, und an deren Wänden wir eine beträchtliche An-<lb/>
zahl alter Bildwerke erblicken, giebt uns die beſte Gelegenheit die<lb/>
zum Theil hiſtoriſchen Geſtalten jenes Jahrhunderts in raſcher<lb/>
Reihenfolge vorüberziehen zu laſſen.</p><lb/><p>Unſer erſter Blick aber gehört der Kirche ſelbſt.</p><lb/><p>Es iſt ein alter Bau, an dem auch das Auge des Laien<lb/>
zwei verſchiedene Zeitläufte leicht unterſcheiden kann: einen<lb/>
älteren Theil mit Pfeilern und Kreuzgewölben aus der Branden-<lb/>
burger Biſchofszeit und einen <hirendition="#g">Anbau</hi> mit Altar und Kanzel aus<lb/>
der Zeit etwa des erſten Königs. Die ſich vorfindenden Bilder<lb/>
und Denkmäler ſind im Einklange damit gruppirt: alles was älter<lb/>
iſt als der Anbau, befindet ſich auch in dem <hirendition="#g">alten</hi> Theile der<lb/>
Kirche, was ſpäter hinzugekommen ſchmückt die Wände des Anbaus.</p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Der Anbau der Kirche. Philipp Ludwig von Canſtein<lb/>
und ſeine „hochbetrübteſte Wittwe.“</hi></head><lb/><p>Dieſe Bildwerke des Anbaues, theils Grabdenkmäler, theils<lb/>
Oelbilder und Reliefs, ſind nicht eigentlich <hirendition="#g">das</hi>, was uns nach<lb/>
Blumberg geführt hat; dennoch verweilen wir einen Augenblick bei<lb/>
denſelben, wenigſtens bei den hervorragendſten.</p><lb/><p>Da haben wir zunächſt das Denkmal des Oberſten Philipp<lb/>
Ludwig von <hirendition="#g">Canſtein</hi>, eines jüngeren Bruders Carl Hilde-<lb/>
brandt’s von Canſtein, jenes frommen Mitarbeiters am Werke<lb/>
Francke’s und Spener’s, deſſen Wirken und Name vor allem in<lb/>
der <hirendition="#g">Canſtein</hi>’ſchen Bibelanſtalt zu Halle fortlebt. Der Oberſt<lb/>
von Canſtein ererbte Blumberg bei jungen Jahren, aber der Be-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[191/0207]
bewahrt ihren Namen. Die Inſchrift des Steines lautet in der
ſchlichten, herzhaften Sprache jener Zeit: „Im 58ten Jahre und
3 Wochen iſt meine liebe Hausfrau Katarina Moerner allhier
begraben und iſt mein, Hans Krummenſee’s allerliebſt
Gemahl geweſt. 1596.“
1602 verkaufte Hans von Krummen ſee ſein Gut Blumberg
ſo wie die Güter Dahlwitz, Eiche und Helmsdorf an den kurfürſt-
lichen Kanzler Hans von Loeben, bei deſſen Nachkommen Blum-
berg ein volles Jahrhundert blieb. Die Kirche, darin wir eben
eingetreten, und an deren Wänden wir eine beträchtliche An-
zahl alter Bildwerke erblicken, giebt uns die beſte Gelegenheit die
zum Theil hiſtoriſchen Geſtalten jenes Jahrhunderts in raſcher
Reihenfolge vorüberziehen zu laſſen.
Unſer erſter Blick aber gehört der Kirche ſelbſt.
Es iſt ein alter Bau, an dem auch das Auge des Laien
zwei verſchiedene Zeitläufte leicht unterſcheiden kann: einen
älteren Theil mit Pfeilern und Kreuzgewölben aus der Branden-
burger Biſchofszeit und einen Anbau mit Altar und Kanzel aus
der Zeit etwa des erſten Königs. Die ſich vorfindenden Bilder
und Denkmäler ſind im Einklange damit gruppirt: alles was älter
iſt als der Anbau, befindet ſich auch in dem alten Theile der
Kirche, was ſpäter hinzugekommen ſchmückt die Wände des Anbaus.
Der Anbau der Kirche. Philipp Ludwig von Canſtein
und ſeine „hochbetrübteſte Wittwe.“
Dieſe Bildwerke des Anbaues, theils Grabdenkmäler, theils
Oelbilder und Reliefs, ſind nicht eigentlich das, was uns nach
Blumberg geführt hat; dennoch verweilen wir einen Augenblick bei
denſelben, wenigſtens bei den hervorragendſten.
Da haben wir zunächſt das Denkmal des Oberſten Philipp
Ludwig von Canſtein, eines jüngeren Bruders Carl Hilde-
brandt’s von Canſtein, jenes frommen Mitarbeiters am Werke
Francke’s und Spener’s, deſſen Wirken und Name vor allem in
der Canſtein’ſchen Bibelanſtalt zu Halle fortlebt. Der Oberſt
von Canſtein ererbte Blumberg bei jungen Jahren, aber der Be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/207>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.