verschiedentlich den Kurfürsten sammt seinem ganzen Hof im Rosen- felder Lustschloß, und der Poet von Canitz konnte damals singen:
Der Churfürst und was fürstlich heißt, Haben jüngst beim Raule gespeist Mittags zu Rosenfelde.
Aber Glück und Ehre waren von kurzer Dauer. Raule, wie so viele Personen aus der Regierungszeit Friedrichs III., wurde der Unterschlagung bezichtigt und fiel in Ungnade, während man seinen Besitz confiscirte.
Rosenfelde war nun landesherrlich. Zwei Jahre später (1700) wechselte es den Namen und wurde Friedrichsfelde.
Friedrichsfelde von 1700--1731. Markgraf Albrecht.
Friedrichsfelde war nun also landesherrlich und blieb es bis zum 25. November 1717, unter welchem Datum König Friedrich Wilhelm I. seinem Stiefonkel, dem Markgrafen Albrecht von Schwedt, das Schloßgut zum Geschenk machte.
Markgraf Albrecht der damalige Herrenmeister des Johanniter- Ordens, scheint aber schon vorher unter Gutheißung des Königs seinen gelegentlichen Sommeraufenthalt daselbst genommen zu haben; denn die Ordensbücher sprechen von einem Capitel, das bereits am 10. September 1717 in Friedrichsfelde abgehalten wurde.
Der Markgraf ließ sich die Verschönerung seines Besitzes an- gelegen sein. Schon 1719 wurde durch Böhme ein neues Schloß an Stelle des alten aufgeführt, dessen Grundmauern, trotz viel- facher sonstiger Veränderungen, seitdem dieselben geblieben sind. Er legte auch die sogenannte "Prinzen-Allee" an, die von einer bestimmten Stelle der Friedrichsfelder Chaussee*) abzweigend, auf einem näheren Wege bis unmittelbar vor das Schloß führt.
*) "Diese Prinzen-Allee" ist nicht mit der großen gradlinigen Allee zu verwechseln, die als Hauptverkehrs-Straße von Berlin nach Friedrichsfelde führt. Diese letztere ist erheblich älter und soll als eine Pön, die dem Schlächter- gewerk auferlegt wurde, von diesem gebaut und bepflanzt worden sein. Die
verſchiedentlich den Kurfürſten ſammt ſeinem ganzen Hof im Roſen- felder Luſtſchloß, und der Poet von Canitz konnte damals ſingen:
Der Churfürſt und was fürſtlich heißt, Haben jüngſt beim Raule geſpeiſt Mittags zu Roſenfelde.
Aber Glück und Ehre waren von kurzer Dauer. Raule, wie ſo viele Perſonen aus der Regierungszeit Friedrichs III., wurde der Unterſchlagung bezichtigt und fiel in Ungnade, während man ſeinen Beſitz confiscirte.
Roſenfelde war nun landesherrlich. Zwei Jahre ſpäter (1700) wechſelte es den Namen und wurde Friedrichsfelde.
Friedrichsfelde von 1700—1731. Markgraf Albrecht.
Friedrichsfelde war nun alſo landesherrlich und blieb es bis zum 25. November 1717, unter welchem Datum König Friedrich Wilhelm I. ſeinem Stiefonkel, dem Markgrafen Albrecht von Schwedt, das Schloßgut zum Geſchenk machte.
Markgraf Albrecht der damalige Herrenmeiſter des Johanniter- Ordens, ſcheint aber ſchon vorher unter Gutheißung des Königs ſeinen gelegentlichen Sommeraufenthalt daſelbſt genommen zu haben; denn die Ordensbücher ſprechen von einem Capitel, das bereits am 10. September 1717 in Friedrichsfelde abgehalten wurde.
Der Markgraf ließ ſich die Verſchönerung ſeines Beſitzes an- gelegen ſein. Schon 1719 wurde durch Böhme ein neues Schloß an Stelle des alten aufgeführt, deſſen Grundmauern, trotz viel- facher ſonſtiger Veränderungen, ſeitdem dieſelben geblieben ſind. Er legte auch die ſogenannte „Prinzen-Allee“ an, die von einer beſtimmten Stelle der Friedrichsfelder Chauſſee*) abzweigend, auf einem näheren Wege bis unmittelbar vor das Schloß führt.
*) „Dieſe Prinzen-Allee“ iſt nicht mit der großen gradlinigen Allee zu verwechſeln, die als Hauptverkehrs-Straße von Berlin nach Friedrichsfelde führt. Dieſe letztere iſt erheblich älter und ſoll als eine Pön, die dem Schlächter- gewerk auferlegt wurde, von dieſem gebaut und bepflanzt worden ſein. Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0149"n="133"/>
verſchiedentlich den Kurfürſten ſammt ſeinem ganzen Hof im Roſen-<lb/>
felder Luſtſchloß, und der Poet von Canitz konnte damals ſingen:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Der Churfürſt und was fürſtlich heißt,</l><lb/><l>Haben jüngſt beim Raule geſpeiſt</l><lb/><l>Mittags zu Roſenfelde.</l></lg><lb/><p>Aber Glück und Ehre waren von kurzer Dauer. Raule, wie<lb/>ſo viele Perſonen aus der Regierungszeit Friedrichs <hirendition="#aq">III.</hi>, wurde<lb/>
der Unterſchlagung bezichtigt und fiel in Ungnade, während man<lb/>ſeinen Beſitz confiscirte.</p><lb/><p>Roſenfelde war nun landesherrlich. Zwei Jahre ſpäter (1700)<lb/>
wechſelte es den Namen und wurde <hirendition="#g">Friedrichsfelde</hi>.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Friedrichsfelde von 1700—1731.</hi><lb/><hirendition="#g">Markgraf Albrecht</hi>.</head><lb/><p>Friedrichsfelde war nun alſo landesherrlich und blieb es bis<lb/>
zum 25. November 1717, unter welchem Datum König Friedrich<lb/>
Wilhelm <hirendition="#aq">I.</hi>ſeinem Stiefonkel, dem Markgrafen <hirendition="#g">Albrecht</hi> von<lb/>
Schwedt, das Schloßgut zum Geſchenk machte.</p><lb/><p>Markgraf Albrecht der damalige Herrenmeiſter des Johanniter-<lb/>
Ordens, ſcheint aber ſchon vorher unter Gutheißung des Königs<lb/>ſeinen gelegentlichen Sommeraufenthalt daſelbſt genommen zu<lb/>
haben; denn die Ordensbücher ſprechen von einem Capitel, das<lb/>
bereits am 10. <hirendition="#g">September</hi> 1717 in Friedrichsfelde abgehalten<lb/>
wurde.</p><lb/><p>Der Markgraf ließ ſich die Verſchönerung ſeines Beſitzes an-<lb/>
gelegen ſein. Schon 1719 wurde durch Böhme ein neues Schloß<lb/>
an Stelle des alten aufgeführt, deſſen Grundmauern, trotz viel-<lb/>
facher ſonſtiger Veränderungen, ſeitdem dieſelben geblieben ſind.<lb/>
Er legte auch die ſogenannte „Prinzen-Allee“ an, die von einer<lb/>
beſtimmten Stelle der Friedrichsfelder Chauſſee<notexml:id="note-0149"next="#note-0150"place="foot"n="*)">„Dieſe Prinzen-Allee“ iſt nicht mit der großen gradlinigen Allee zu<lb/>
verwechſeln, die als Hauptverkehrs-Straße von Berlin nach Friedrichsfelde<lb/>
führt. Dieſe letztere iſt erheblich älter und ſoll als eine Pön, die dem Schlächter-<lb/>
gewerk auferlegt wurde, von dieſem gebaut und bepflanzt worden ſein. Die</note> abzweigend, auf<lb/>
einem näheren Wege bis unmittelbar vor das Schloß führt.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[133/0149]
verſchiedentlich den Kurfürſten ſammt ſeinem ganzen Hof im Roſen-
felder Luſtſchloß, und der Poet von Canitz konnte damals ſingen:
Der Churfürſt und was fürſtlich heißt,
Haben jüngſt beim Raule geſpeiſt
Mittags zu Roſenfelde.
Aber Glück und Ehre waren von kurzer Dauer. Raule, wie
ſo viele Perſonen aus der Regierungszeit Friedrichs III., wurde
der Unterſchlagung bezichtigt und fiel in Ungnade, während man
ſeinen Beſitz confiscirte.
Roſenfelde war nun landesherrlich. Zwei Jahre ſpäter (1700)
wechſelte es den Namen und wurde Friedrichsfelde.
Friedrichsfelde von 1700—1731.
Markgraf Albrecht.
Friedrichsfelde war nun alſo landesherrlich und blieb es bis
zum 25. November 1717, unter welchem Datum König Friedrich
Wilhelm I. ſeinem Stiefonkel, dem Markgrafen Albrecht von
Schwedt, das Schloßgut zum Geſchenk machte.
Markgraf Albrecht der damalige Herrenmeiſter des Johanniter-
Ordens, ſcheint aber ſchon vorher unter Gutheißung des Königs
ſeinen gelegentlichen Sommeraufenthalt daſelbſt genommen zu
haben; denn die Ordensbücher ſprechen von einem Capitel, das
bereits am 10. September 1717 in Friedrichsfelde abgehalten
wurde.
Der Markgraf ließ ſich die Verſchönerung ſeines Beſitzes an-
gelegen ſein. Schon 1719 wurde durch Böhme ein neues Schloß
an Stelle des alten aufgeführt, deſſen Grundmauern, trotz viel-
facher ſonſtiger Veränderungen, ſeitdem dieſelben geblieben ſind.
Er legte auch die ſogenannte „Prinzen-Allee“ an, die von einer
beſtimmten Stelle der Friedrichsfelder Chauſſee *) abzweigend, auf
einem näheren Wege bis unmittelbar vor das Schloß führt.
*) „Dieſe Prinzen-Allee“ iſt nicht mit der großen gradlinigen Allee zu
verwechſeln, die als Hauptverkehrs-Straße von Berlin nach Friedrichsfelde
führt. Dieſe letztere iſt erheblich älter und ſoll als eine Pön, die dem Schlächter-
gewerk auferlegt wurde, von dieſem gebaut und bepflanzt worden ſein. Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/149>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.