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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Die Müggelsberge.
Es rührt kein Blatt sich, alles schläft und
träumt,
Nur je zuweilen knistert's in den Föhren,
Die Nadel fällt, -- es ruht der Wald.

Scherenberg.

Inmitten des quadratmeilengroßen Wald- und Inseldreiecks, das
Spree und Dahme kurz vor ihrer Vereinigung bei Schloß Cöpe-
nick
bilden, steigen die "Müggelsberge" beinah unvermittelt aus
dem Flachland auf. Sie liegen da wie der Rumpf eines fabel-
haften Wasserthieres, das hier in sumpfiger Tiefe zurückblieb, als
sich die großen Fluthen der Vorzeit verliefen.

Die Müggelsberge sind alter historischer Grund und Boden
und waren schon das "hohe Schloß" dieser Lande, lange bevor die
Wendenfürsten in die Spree-Gegenden kamen und lange bevor
sich Brennibor an der Havel erhob. In vorslawischer Zeit, in
Zeiten, die noch keine Burgen kannten, waren sie die naturge-
baute, wasserumgürtete Veste die von germanischen Häuptlingen
jener Epoche bewohnt wurde -- der Sumpf ihr Schutz, der Wald
ihr Haus.

Carl Blechen, "der Vater unsrer märkischen Landschaftsmalerei",
wie er gelegentlich genannt worden ist, hat in einem seiner bedeu-
tendsten Bilder die Müggelsberge zu malen versucht. Und sein
Versuch ist glänzend geglückt. In feinem Sinn für das Charakte-
ristische, ging er über das blos Landschaftliche hinaus und schuf

Die Müggelsberge.
Es rührt kein Blatt ſich, alles ſchläft und
träumt,
Nur je zuweilen kniſtert’s in den Föhren,
Die Nadel fällt, — es ruht der Wald.

Scherenberg.

Inmitten des quadratmeilengroßen Wald- und Inſeldreiecks, das
Spree und Dahme kurz vor ihrer Vereinigung bei Schloß Cöpe-
nick
bilden, ſteigen die „Müggelsberge“ beinah unvermittelt aus
dem Flachland auf. Sie liegen da wie der Rumpf eines fabel-
haften Waſſerthieres, das hier in ſumpfiger Tiefe zurückblieb, als
ſich die großen Fluthen der Vorzeit verliefen.

Die Müggelsberge ſind alter hiſtoriſcher Grund und Boden
und waren ſchon das „hohe Schloß“ dieſer Lande, lange bevor die
Wendenfürſten in die Spree-Gegenden kamen und lange bevor
ſich Brennibor an der Havel erhob. In vorſlawiſcher Zeit, in
Zeiten, die noch keine Burgen kannten, waren ſie die naturge-
baute, waſſerumgürtete Veſte die von germaniſchen Häuptlingen
jener Epoche bewohnt wurde — der Sumpf ihr Schutz, der Wald
ihr Haus.

Carl Blechen, „der Vater unſrer märkiſchen Landſchaftsmalerei“,
wie er gelegentlich genannt worden iſt, hat in einem ſeiner bedeu-
tendſten Bilder die Müggelsberge zu malen verſucht. Und ſein
Verſuch iſt glänzend geglückt. In feinem Sinn für das Charakte-
riſtiſche, ging er über das blos Landſchaftliche hinaus und ſchuf

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[[107]/0123] Die Müggelsberge. Es rührt kein Blatt ſich, alles ſchläft und träumt, Nur je zuweilen kniſtert’s in den Föhren, Die Nadel fällt, — es ruht der Wald. Scherenberg. Inmitten des quadratmeilengroßen Wald- und Inſeldreiecks, das Spree und Dahme kurz vor ihrer Vereinigung bei Schloß Cöpe- nick bilden, ſteigen die „Müggelsberge“ beinah unvermittelt aus dem Flachland auf. Sie liegen da wie der Rumpf eines fabel- haften Waſſerthieres, das hier in ſumpfiger Tiefe zurückblieb, als ſich die großen Fluthen der Vorzeit verliefen. Die Müggelsberge ſind alter hiſtoriſcher Grund und Boden und waren ſchon das „hohe Schloß“ dieſer Lande, lange bevor die Wendenfürſten in die Spree-Gegenden kamen und lange bevor ſich Brennibor an der Havel erhob. In vorſlawiſcher Zeit, in Zeiten, die noch keine Burgen kannten, waren ſie die naturge- baute, waſſerumgürtete Veſte die von germaniſchen Häuptlingen jener Epoche bewohnt wurde — der Sumpf ihr Schutz, der Wald ihr Haus. Carl Blechen, „der Vater unſrer märkiſchen Landſchaftsmalerei“, wie er gelegentlich genannt worden iſt, hat in einem ſeiner bedeu- tendſten Bilder die Müggelsberge zu malen verſucht. Und ſein Verſuch iſt glänzend geglückt. In feinem Sinn für das Charakte- riſtiſche, ging er über das blos Landſchaftliche hinaus und ſchuf

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. [107]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/123>, abgerufen am 21.11.2024.