Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.Uetz. Wie reizend sind, du schönes Dörfchen Uetz, Heut' deiner Gärten Aepfelblütenreiser, Dein gothisch Kirchlein, deiner Fischer Kietz, Dein Pfarrgehöfte, deine Bauerhäuser ... Die Pferde sind zur Rückfahrt angespannt, Vom Felde treibt der Kuhhirt durch die Gassen, - Du schönster Ort im ganzen Havelland, Wer könnte je dich ungerührt verlassen! "Du schönster Ort im ganzen Havelland," unter diesem Anruf "Du schönster Ort" -- wir wollen es, auf die Autorität Die Havel, die auf ihrem Mittellaufe überall Seen und Eine kurze Zeit hindurch schien es, als sollte das stille Uetz. Wie reizend ſind, du ſchönes Dörfchen Uetz, Heut’ deiner Gärten Aepfelblütenreiſer, Dein gothiſch Kirchlein, deiner Fiſcher Kietz, Dein Pfarrgehöfte, deine Bauerhäuſer … Die Pferde ſind zur Rückfahrt angeſpannt, Vom Felde treibt der Kuhhirt durch die Gaſſen, ‒ Du ſchönſter Ort im ganzen Havelland, Wer könnte je dich ungerührt verlaſſen! „Du ſchönſter Ort im ganzen Havelland,“ unter dieſem Anruf „Du ſchönſter Ort“ — wir wollen es, auf die Autorität Die Havel, die auf ihrem Mittellaufe überall Seen und Eine kurze Zeit hindurch ſchien es, als ſollte das ſtille <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0336" n="[318]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Uetz</hi>.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wie reizend ſind, du ſchönes Dörfchen Uetz,</l><lb/> <l>Heut’ deiner Gärten Aepfelblütenreiſer,</l><lb/> <l>Dein gothiſch Kirchlein, deiner Fiſcher Kietz,</l><lb/> <l>Dein Pfarrgehöfte, deine Bauerhäuſer …</l><lb/> <l>Die Pferde ſind zur Rückfahrt angeſpannt,</l><lb/> <l>Vom Felde treibt der Kuhhirt durch die Gaſſen, ‒</l><lb/> <l>Du ſchönſter Ort im ganzen Havelland,</l><lb/> <l>Wer könnte je dich ungerührt verlaſſen!</l> </lg><lb/> <p>„<hi rendition="#in">D</hi>u ſchönſter Ort im ganzen Havelland,“ unter dieſem Anruf<lb/> nimmt unſer märkiſcher Poet <hi rendition="#aq">par excellence,</hi> unſer vielbeſpöt-<lb/> telter Schmidt von Werneuchen, von jenem ſtillen Haveldorfe<lb/> Abſchied, deſſen etwas ſeltſam klingenden Namen wir an die<lb/> Spitze dieſes Kapitels geſtellt haben.</p><lb/> <p>„Du ſchönſter Ort“ — wir wollen es, auf die Autorität<lb/> unſeres Freundes hin, glauben; aber ob der ſchönſte oder nicht,<lb/> der ſtillſte gewiß. Die Natur hat es ſo gewollt.</p><lb/> <p>Die Havel, die auf ihrem Mittellaufe überall Seen und<lb/> Buchten bildet, ſtreckt an dieſer Stelle eine ſackgaſſenartige Ab-<lb/> zweigung, die „Wublitz,“ tief in’s Land hinein und bildet<lb/> dadurch eine Waſſergabel, die das von drei Seiten her umſchloſ-<lb/> ſene Stück Land zu einer Halbinſel macht. Auf dieſer Halb-<lb/> inſel, tief innerhalb der Gabel, liegt unſer Uetz, das, um eben<lb/> dieſer Lage willen, nur mit Hülfe einer Fähre, oder aber auf<lb/> weiten Umwegen erreicht werden kann. Beides ein Hinderniß<lb/> im Verkehr.</p><lb/> <p>Eine kurze Zeit hindurch ſchien es, als ſollte das ſtille<lb/> Dorf mit in die Welt, von der es ſonſt abgeſchloſſen liegt,<lb/> hinein gezogen werden. Das war zu Ende des vorigen und<lb/> zu Anfang dieſes Jahrhunderts, wo das eine halbe Meile von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[318]/0336]
Uetz.
Wie reizend ſind, du ſchönes Dörfchen Uetz,
Heut’ deiner Gärten Aepfelblütenreiſer,
Dein gothiſch Kirchlein, deiner Fiſcher Kietz,
Dein Pfarrgehöfte, deine Bauerhäuſer …
Die Pferde ſind zur Rückfahrt angeſpannt,
Vom Felde treibt der Kuhhirt durch die Gaſſen, ‒
Du ſchönſter Ort im ganzen Havelland,
Wer könnte je dich ungerührt verlaſſen!
„Du ſchönſter Ort im ganzen Havelland,“ unter dieſem Anruf
nimmt unſer märkiſcher Poet par excellence, unſer vielbeſpöt-
telter Schmidt von Werneuchen, von jenem ſtillen Haveldorfe
Abſchied, deſſen etwas ſeltſam klingenden Namen wir an die
Spitze dieſes Kapitels geſtellt haben.
„Du ſchönſter Ort“ — wir wollen es, auf die Autorität
unſeres Freundes hin, glauben; aber ob der ſchönſte oder nicht,
der ſtillſte gewiß. Die Natur hat es ſo gewollt.
Die Havel, die auf ihrem Mittellaufe überall Seen und
Buchten bildet, ſtreckt an dieſer Stelle eine ſackgaſſenartige Ab-
zweigung, die „Wublitz,“ tief in’s Land hinein und bildet
dadurch eine Waſſergabel, die das von drei Seiten her umſchloſ-
ſene Stück Land zu einer Halbinſel macht. Auf dieſer Halb-
inſel, tief innerhalb der Gabel, liegt unſer Uetz, das, um eben
dieſer Lage willen, nur mit Hülfe einer Fähre, oder aber auf
weiten Umwegen erreicht werden kann. Beides ein Hinderniß
im Verkehr.
Eine kurze Zeit hindurch ſchien es, als ſollte das ſtille
Dorf mit in die Welt, von der es ſonſt abgeſchloſſen liegt,
hinein gezogen werden. Das war zu Ende des vorigen und
zu Anfang dieſes Jahrhunderts, wo das eine halbe Meile von
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