reich an Abt Arnold-Charakteren. Was speziell unsren Abt Arnold angeht, so scheint es, das Kloster wollte ihn los sein, weil er geistig und moralisch einen unbequemen Druck auf den Convent ausübte. Daß er, um seines Wissens wie um seines Wan- dels willen, eines nicht gewöhnlichen Ansehns genoß, dafür spricht nicht nur der Umstand, daß ihn die Urkunden einen professor sacrae theologiae nennen, sondern mehr noch die Thatsache, daß er unmittelbar nach seinem Austritt aus dem Lehniner Kloster zum Abt von Altenberg erwählt wurde. Altenberg, seiner Zeit ein berühmtes Kloster, liegt in der Rheinprovinz, in der Nähe von Coblenz. Wir möchten daraus beinahe schließen, daß er ein Rheinländer, jedenfalls ein Fremder war und an der märkischen Art eben so Anstoß nahm, als Anstoß erregte.
Abt Valentin (Etwa von 1509--1542.)
Valentin war der letzte Abt des Klosters. Die Erscheinung, die sich so oft wiederholt, daß ersterbende Geschlechter und Insti- tutionen vor ihrem völligen Erlöschen noch einmal in altem Glanze aufblühen, wiederholte sich auch hier, und die mehr denn 30jährige Regierung des Abtes Valentin bezeichnet sehr wahrscheinlich den Höhenpunkt im Leben des Klosters überhaupt. Freilich haben wir dabei die glänzende 25jährige Epoche bis 1535 von der darauf folgenden kurzen Epoche bis 1542, die schon den Niedergang bedeutet, zu trennen.
Wir sprechen von der Glanz-Epoche zuerst. Der Besitz -- nach den kurzen Gefährdungen während der Quitzow-Zeit -- war von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gewachsen und umfaßte in den Jahren, die der Reformation unmittelbar vorausgingen, 2 Marktflecken, 64 Dörfer, 54 Fischereien, 6 Wasser- und 9 Windmühlen, 14 große Forsten, dazu weite Aecker, Wiesen und Weinberge. Jeder Zweig des Betriebs stand in Blüthe; die Wolle der reichen Schafheerden wurde im Kloster selbst ver- arbeitet, und die treffliche Wasserverbindung, mittelst der See'n
reich an Abt Arnold-Charakteren. Was ſpeziell unſren Abt Arnold angeht, ſo ſcheint es, das Kloſter wollte ihn los ſein, weil er geiſtig und moraliſch einen unbequemen Druck auf den Convent ausübte. Daß er, um ſeines Wiſſens wie um ſeines Wan- dels willen, eines nicht gewöhnlichen Anſehns genoß, dafür ſpricht nicht nur der Umſtand, daß ihn die Urkunden einen professor sacrae theologiae nennen, ſondern mehr noch die Thatſache, daß er unmittelbar nach ſeinem Austritt aus dem Lehniner Kloſter zum Abt von Altenberg erwählt wurde. Altenberg, ſeiner Zeit ein berühmtes Kloſter, liegt in der Rheinprovinz, in der Nähe von Coblenz. Wir möchten daraus beinahe ſchließen, daß er ein Rheinländer, jedenfalls ein Fremder war und an der märkiſchen Art eben ſo Anſtoß nahm, als Anſtoß erregte.
Abt Valentin (Etwa von 1509—1542.)
Valentin war der letzte Abt des Kloſters. Die Erſcheinung, die ſich ſo oft wiederholt, daß erſterbende Geſchlechter und Inſti- tutionen vor ihrem völligen Erlöſchen noch einmal in altem Glanze aufblühen, wiederholte ſich auch hier, und die mehr denn 30jährige Regierung des Abtes Valentin bezeichnet ſehr wahrſcheinlich den Höhenpunkt im Leben des Kloſters überhaupt. Freilich haben wir dabei die glänzende 25jährige Epoche bis 1535 von der darauf folgenden kurzen Epoche bis 1542, die ſchon den Niedergang bedeutet, zu trennen.
Wir ſprechen von der Glanz-Epoche zuerſt. Der Beſitz — nach den kurzen Gefährdungen während der Quitzow-Zeit — war von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gewachſen und umfaßte in den Jahren, die der Reformation unmittelbar vorausgingen, 2 Marktflecken, 64 Dörfer, 54 Fiſchereien, 6 Waſſer- und 9 Windmühlen, 14 große Forſten, dazu weite Aecker, Wieſen und Weinberge. Jeder Zweig des Betriebs ſtand in Blüthe; die Wolle der reichen Schafheerden wurde im Kloſter ſelbſt ver- arbeitet, und die treffliche Waſſerverbindung, mittelſt der See’n
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reich an Abt Arnold-Charakteren. Was ſpeziell unſren Abt
Arnold angeht, ſo ſcheint es, das Kloſter wollte ihn los ſein,
weil er geiſtig und moraliſch einen unbequemen Druck auf den
Convent ausübte. Daß er, um ſeines Wiſſens wie um ſeines Wan-
dels willen, eines nicht gewöhnlichen Anſehns genoß, dafür ſpricht
nicht nur der Umſtand, daß ihn die Urkunden einen professor
sacrae theologiae nennen, ſondern mehr noch die Thatſache, daß
er unmittelbar nach ſeinem Austritt aus dem Lehniner Kloſter
zum Abt von Altenberg erwählt wurde. Altenberg, ſeiner Zeit
ein berühmtes Kloſter, liegt in der Rheinprovinz, in der
Nähe von Coblenz. Wir möchten daraus beinahe ſchließen, daß
er ein Rheinländer, jedenfalls ein Fremder war und an der
märkiſchen Art eben ſo Anſtoß nahm, als Anſtoß erregte.
Abt Valentin (Etwa von 1509—1542.)
Valentin war der letzte Abt des Kloſters. Die Erſcheinung,
die ſich ſo oft wiederholt, daß erſterbende Geſchlechter und Inſti-
tutionen vor ihrem völligen Erlöſchen noch einmal in altem
Glanze aufblühen, wiederholte ſich auch hier, und die mehr
denn 30jährige Regierung des Abtes Valentin bezeichnet ſehr
wahrſcheinlich den Höhenpunkt im Leben des Kloſters überhaupt.
Freilich haben wir dabei die glänzende 25jährige Epoche bis
1535 von der darauf folgenden kurzen Epoche bis 1542, die
ſchon den Niedergang bedeutet, zu trennen.
Wir ſprechen von der Glanz-Epoche zuerſt. Der Beſitz
— nach den kurzen Gefährdungen während der Quitzow-Zeit
— war von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gewachſen und umfaßte in
den Jahren, die der Reformation unmittelbar vorausgingen,
2 Marktflecken, 64 Dörfer, 54 Fiſchereien, 6 Waſſer- und
9 Windmühlen, 14 große Forſten, dazu weite Aecker, Wieſen
und Weinberge. Jeder Zweig des Betriebs ſtand in Blüthe;
die Wolle der reichen Schafheerden wurde im Kloſter ſelbſt ver-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/116>, abgerufen am 21.11.2024.
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