Grüß Gott Dich, Heimath! ... Nach langem Säumen In Deinem Schatten wieder zu träumen, Erfüllt in dieser Maienlust Eine tiefe Sehnsucht mir die Brust. Ade nun Bilder der letzten Jahre, Ihr Ufer der Somme, der Seine, Loire, Nach Krieges- und fremder Wässer Lauf Nimm, heimische Havel, mich wieder auf.
Es spiegeln sich in Deinem Strome Wahrzeichen, Burgen, Schlösser, Dome: Der Julius-Thurm, den Märchen und Sagen Bis Römerzeiten rückwärts tragen, Das Schildhorn, wo, bezwungen im Streite, Fürst Jazko dem Christengott sich weihte, Der Harlunger Berg, deß oberste Stelle Weitschauend trug unsre erste Kapelle, Das Plauer Schloß, wo fröstelnd am Morgen Hans Quitzow steckte, im Röhricht verborgen, Die Pfaueninsel, in deren Dunkel Rubinglas glühte Johannes Kunkel, Schloß Babelsberg und "Schlößchen Tegel," Nymphäen, Schwäne, blinkende Segel, -- Ob rothe Ziegel, ob steinernes Grau, Du verklärst es, Havel, in Deinem Blau.
Havelland.
Grüß Gott Dich, Heimath! … Nach langem Säumen In Deinem Schatten wieder zu träumen, Erfüllt in dieſer Maienluſt Eine tiefe Sehnſucht mir die Bruſt. Ade nun Bilder der letzten Jahre, Ihr Ufer der Somme, der Seine, Loire, Nach Krieges- und fremder Wäſſer Lauf Nimm, heimiſche Havel, mich wieder auf.
Es ſpiegeln ſich in Deinem Strome Wahrzeichen, Burgen, Schlöſſer, Dome: Der Julius-Thurm, den Märchen und Sagen Bis Römerzeiten rückwärts tragen, Das Schildhorn, wo, bezwungen im Streite, Fürſt Jazko dem Chriſtengott ſich weihte, Der Harlunger Berg, deß oberſte Stelle Weitſchauend trug unſre erſte Kapelle, Das Plauer Schloß, wo fröſtelnd am Morgen Hans Quitzow ſteckte, im Röhricht verborgen, Die Pfaueninſel, in deren Dunkel Rubinglas glühte Johannes Kunkel, Schloß Babelsberg und „Schlößchen Tegel,“ Nymphäen, Schwäne, blinkende Segel, — Ob rothe Ziegel, ob ſteinernes Grau, Du verklärſt es, Havel, in Deinem Blau.
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Havelland.
Grüß Gott Dich, Heimath! … Nach langem Säumen
In Deinem Schatten wieder zu träumen,
Erfüllt in dieſer Maienluſt
Eine tiefe Sehnſucht mir die Bruſt.
Ade nun Bilder der letzten Jahre,
Ihr Ufer der Somme, der Seine, Loire,
Nach Krieges- und fremder Wäſſer Lauf
Nimm, heimiſche Havel, mich wieder auf.
Es ſpiegeln ſich in Deinem Strome
Wahrzeichen, Burgen, Schlöſſer, Dome:
Der Julius-Thurm, den Märchen und Sagen
Bis Römerzeiten rückwärts tragen,
Das Schildhorn, wo, bezwungen im Streite,
Fürſt Jazko dem Chriſtengott ſich weihte,
Der Harlunger Berg, deß oberſte Stelle
Weitſchauend trug unſre erſte Kapelle,
Das Plauer Schloß, wo fröſtelnd am Morgen
Hans Quitzow ſteckte, im Röhricht verborgen,
Die Pfaueninſel, in deren Dunkel
Rubinglas glühte Johannes Kunkel,
Schloß Babelsberg und „Schlößchen Tegel,“
Nymphäen, Schwäne, blinkende Segel, —
Ob rothe Ziegel, ob ſteinernes Grau,
Du verklärſt es, Havel, in Deinem Blau.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [I]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/11>, abgerufen am 03.03.2025.
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