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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Am 13. Sonntage nach Trinitatis im Jahre 1736 (26. August) hat der
König in der hiesigen Kirche eine Predigt von dem damaligen Prediger in
Wulfersdorf (stellvertretend für den hiesigen, welcher krank gewesen ist)
gehört, welche seine höchste Unzufriedenheit erregt hat; -- und da er nicht
lange vorher mit einer in Rheinsberg gehörten Predigt ebenfalls unzufrie-
den gewesen ist, so haben diese beiden Prediger nach Berlin kommen und
über vorgeschriebene Texte predigen müssen. Auch hat der König einen
Cabinetsbefehl erlassen, in Folge dessen sämmtliche Prediger aus der Alt-
mark, Priegnitz, Mittel-, Uker- und Neumark durch das Consistorium nach
Berlin berufen worden sind, "um ein Monitorium und Instructorium zu
vernehmen". Zugleich sind durch neue Befehle die Inspectoren (Superin-
tendenten) angewiesen worden, jährliche Conduitenlisten über die Prediger
ihrer Diöcesen einzureichen. Am 23. Sonntage nach Trinitatis (9. Nov.)
1738 ist der König wiederum mit einer Predigt des damaligen hiesigen
Predigers unzufrieden gewesen und hat auf einen ihm gemachten Vorschlag
den Prediger aus Teupitz kommen lassen; -- aber auch dieser hat ihn
nicht zufriedenstellen können." (Mittheilung des Predigers Stappenbeck in
Cossenblatt.)

(Ein großes Gemälde in der Kirche) fesselte sofort beim Ein-
treten meine Aufmerksamkeit, weil ich darin eine Copie des großen
Familienbildes
in der Meseberger Kirche (Vgl. Band I. S. 129) zu
erkennen glaubte. Nur Nebensächliches -- z. B. die Hintergrunds-Architec-
tur -- wich ab. Auf meine eingezogenen Erkundigungen habe ich nun aber
erfahren, daß sich die Sache umgekehrt verhalten und daß das Bildniß
in der Meseberger Kirche eine Copie dieses Cossenblatter
sein soll
. General v. Barfus, der das Bild sehr genau kennt und für
seine Restaurirung Sorge getragen hat, schreibt darüber (nachdem ich mir
Anfangs einen leisen Zweifel erlaubt und das Groebensche Bild in Mese-
berg
als Originalbild angesehen hatte):

"Meiner Ansicht bleibe ich getreu: das Bild in der Kirche zu Cossen-
blatt stellt vor George v. Oppen, Kurbrandenburgischen Oberkämmerer,
und seine Gemahlin, eine geb. v. Maltitz, dazu die 12 Kinder beider.
Unter den Töchtern befand sich Katharina v. Oppen, später die Gattin
Ditlofs v. Barfus auf Möglin und Reichenow, des berühmten Reiter-
Obersten und Großvater des Feldmarschall Johann Albrecht v. Barfus.
Eine andre Tochter vermählte sich mit Herrn v. d. Groeben auf Mese-
berg
, welcher letztre das Cossenblatter Familienbild, aus Pie-
tät gegen seinen Schwiegervater copiren ließ
."



Königs-Wusterhausen.
Benutzt: Die Memoiren der Markgräsin von Baireuth. Fr. Förster's
Friedrich Wilhelm I. Mündliches.


Am 13. Sonntage nach Trinitatis im Jahre 1736 (26. Auguſt) hat der
König in der hieſigen Kirche eine Predigt von dem damaligen Prediger in
Wulfersdorf (ſtellvertretend für den hieſigen, welcher krank geweſen iſt)
gehört, welche ſeine höchſte Unzufriedenheit erregt hat; — und da er nicht
lange vorher mit einer in Rheinsberg gehörten Predigt ebenfalls unzufrie-
den geweſen iſt, ſo haben dieſe beiden Prediger nach Berlin kommen und
über vorgeſchriebene Texte predigen müſſen. Auch hat der König einen
Cabinetsbefehl erlaſſen, in Folge deſſen ſämmtliche Prediger aus der Alt-
mark, Priegnitz, Mittel-, Uker- und Neumark durch das Conſiſtorium nach
Berlin berufen worden ſind, „um ein Monitorium und Instructorium zu
vernehmen“. Zugleich ſind durch neue Befehle die Inſpectoren (Superin-
tendenten) angewieſen worden, jährliche Conduitenliſten über die Prediger
ihrer Diöceſen einzureichen. Am 23. Sonntage nach Trinitatis (9. Nov.)
1738 iſt der König wiederum mit einer Predigt des damaligen hieſigen
Predigers unzufrieden geweſen und hat auf einen ihm gemachten Vorſchlag
den Prediger aus Teupitz kommen laſſen; — aber auch dieſer hat ihn
nicht zufriedenſtellen können.“ (Mittheilung des Predigers Stappenbeck in
Coſſenblatt.)

(Ein großes Gemälde in der Kirche) feſſelte ſofort beim Ein-
treten meine Aufmerkſamkeit, weil ich darin eine Copie des großen
Familienbildes
in der Meſeberger Kirche (Vgl. Band I. S. 129) zu
erkennen glaubte. Nur Nebenſächliches — z. B. die Hintergrunds-Architec-
tur — wich ab. Auf meine eingezogenen Erkundigungen habe ich nun aber
erfahren, daß ſich die Sache umgekehrt verhalten und daß das Bildniß
in der Meſeberger Kirche eine Copie dieſes Coſſenblatter
ſein ſoll
. General v. Barfus, der das Bild ſehr genau kennt und für
ſeine Reſtaurirung Sorge getragen hat, ſchreibt darüber (nachdem ich mir
Anfangs einen leiſen Zweifel erlaubt und das Groebenſche Bild in Meſe-
berg
als Originalbild angeſehen hatte):

„Meiner Anſicht bleibe ich getreu: das Bild in der Kirche zu Coſſen-
blatt ſtellt vor George v. Oppen, Kurbrandenburgiſchen Oberkämmerer,
und ſeine Gemahlin, eine geb. v. Maltitz, dazu die 12 Kinder beider.
Unter den Töchtern befand ſich Katharina v. Oppen, ſpäter die Gattin
Ditlofs v. Barfus auf Möglin und Reichenow, des berühmten Reiter-
Oberſten und Großvater des Feldmarſchall Johann Albrecht v. Barfus.
Eine andre Tochter vermählte ſich mit Herrn v. d. Groeben auf Meſe-
berg
, welcher letztre das Coſſenblatter Familienbild, aus Pie-
tät gegen ſeinen Schwiegervater copiren ließ
.“



Königs-Wuſterhauſen.
Benutzt: Die Memoiren der Markgräſin von Baireuth. Fr. Förſter’s
Friedrich Wilhelm I. Mündliches.


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[524/0536] Am 13. Sonntage nach Trinitatis im Jahre 1736 (26. Auguſt) hat der König in der hieſigen Kirche eine Predigt von dem damaligen Prediger in Wulfersdorf (ſtellvertretend für den hieſigen, welcher krank geweſen iſt) gehört, welche ſeine höchſte Unzufriedenheit erregt hat; — und da er nicht lange vorher mit einer in Rheinsberg gehörten Predigt ebenfalls unzufrie- den geweſen iſt, ſo haben dieſe beiden Prediger nach Berlin kommen und über vorgeſchriebene Texte predigen müſſen. Auch hat der König einen Cabinetsbefehl erlaſſen, in Folge deſſen ſämmtliche Prediger aus der Alt- mark, Priegnitz, Mittel-, Uker- und Neumark durch das Conſiſtorium nach Berlin berufen worden ſind, „um ein Monitorium und Instructorium zu vernehmen“. Zugleich ſind durch neue Befehle die Inſpectoren (Superin- tendenten) angewieſen worden, jährliche Conduitenliſten über die Prediger ihrer Diöceſen einzureichen. Am 23. Sonntage nach Trinitatis (9. Nov.) 1738 iſt der König wiederum mit einer Predigt des damaligen hieſigen Predigers unzufrieden geweſen und hat auf einen ihm gemachten Vorſchlag den Prediger aus Teupitz kommen laſſen; — aber auch dieſer hat ihn nicht zufriedenſtellen können.“ (Mittheilung des Predigers Stappenbeck in Coſſenblatt.) (Ein großes Gemälde in der Kirche) feſſelte ſofort beim Ein- treten meine Aufmerkſamkeit, weil ich darin eine Copie des großen Familienbildes in der Meſeberger Kirche (Vgl. Band I. S. 129) zu erkennen glaubte. Nur Nebenſächliches — z. B. die Hintergrunds-Architec- tur — wich ab. Auf meine eingezogenen Erkundigungen habe ich nun aber erfahren, daß ſich die Sache umgekehrt verhalten und daß das Bildniß in der Meſeberger Kirche eine Copie dieſes Coſſenblatter ſein ſoll. General v. Barfus, der das Bild ſehr genau kennt und für ſeine Reſtaurirung Sorge getragen hat, ſchreibt darüber (nachdem ich mir Anfangs einen leiſen Zweifel erlaubt und das Groebenſche Bild in Meſe- berg als Originalbild angeſehen hatte): „Meiner Anſicht bleibe ich getreu: das Bild in der Kirche zu Coſſen- blatt ſtellt vor George v. Oppen, Kurbrandenburgiſchen Oberkämmerer, und ſeine Gemahlin, eine geb. v. Maltitz, dazu die 12 Kinder beider. Unter den Töchtern befand ſich Katharina v. Oppen, ſpäter die Gattin Ditlofs v. Barfus auf Möglin und Reichenow, des berühmten Reiter- Oberſten und Großvater des Feldmarſchall Johann Albrecht v. Barfus. Eine andre Tochter vermählte ſich mit Herrn v. d. Groeben auf Meſe- berg, welcher letztre das Coſſenblatter Familienbild, aus Pie- tät gegen ſeinen Schwiegervater copiren ließ.“ Königs-Wuſterhauſen. Benutzt: Die Memoiren der Markgräſin von Baireuth. Fr. Förſter’s Friedrich Wilhelm I. Mündliches.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/536>, abgerufen am 21.11.2024.