stande des Ackerbaues in unserer Provinz, diesem eroberten Grund und Boden sehr mäßige Erndten abgerungen werden konnten. Hier treten uns die ganz besonderen Verdienste der Frau von Fried- land entgegen.
Aber auch verwandten Gebieten wandte sie ihre Aufmerksam- keit und ihren Eifer zu. Ihre Baumschulen, ihre Pflanzungen er- regten Erstaunen, so wie denn z. B. im Frühjahr 1803 (bei ihrem Tode) ein Vorrath von 25 Wispeln Kienäpfel zur Aussaat sich vorfand. Auch auf Verschönerungen war sie, feinen Sinnes, bedacht, und die reizenden Partien zwischen Buckow und Pritzhagen, die "Springe", die "Silberkehle" und andere Glanz- punkte der märkischen Schweiz, sind in ihrer ersten Anlage ihr Werk.
Durch Umsicht, Sorgsamkeit und Anspannung aller Kräfte, über die sie Verfügung hatte, die Schätze dieses Bruchbodens ge- hoben und seine Naturkräfte lebendig gemacht zu haben, wird im- mer ein besonderes, nicht leicht zu überschätzendes Verdienst dieser ausgezeichneten Frau verbleiben. Was sie that, wurde Beispiel, weckte Nacheiferung und wurde, wie ihr zum Nutzen, so dem gan- zen Landestheil zum Segen. Sie starb, noch nicht 49 Jahr alt, am 23. Februar 1803 in Folge einer heftigen Erkältung, die sie sich, zu rascher Hülfe herbeieilend, bei einem, auf einem ihrer Gü- ter ausgebrochenen Feuer zugezogen hatte. Ihr Gedächtniß lebt segensreich in jenen Oderbruchsgegenden fort, die ihrem Vorbild, ihrem Rath und ihrer Hülfe so viel verdanken.
[Graf und Gräfin Itzenplitz von 1803 bis 1848.]
General Lestwitz hatte eine einzige Tochter (die Frau von Friedland) gehabt, an die Cunersdorf-Friedland und die dazu ge- hörigen Güter übergegangen waren; Frau von Friedland hatte ebenfalls eine einzige Tochter (Henriette Charlotte), die nun das reiche Erbe antrat.
Diese einzige Tochter, Henriette Charlotte von Borcke, geb. zu Potsdam am 18. Juli 1772, vermählte sich am 23. Sep-
ſtande des Ackerbaues in unſerer Provinz, dieſem eroberten Grund und Boden ſehr mäßige Erndten abgerungen werden konnten. Hier treten uns die ganz beſonderen Verdienſte der Frau von Fried- land entgegen.
Aber auch verwandten Gebieten wandte ſie ihre Aufmerkſam- keit und ihren Eifer zu. Ihre Baumſchulen, ihre Pflanzungen er- regten Erſtaunen, ſo wie denn z. B. im Frühjahr 1803 (bei ihrem Tode) ein Vorrath von 25 Wispeln Kienäpfel zur Ausſaat ſich vorfand. Auch auf Verſchönerungen war ſie, feinen Sinnes, bedacht, und die reizenden Partien zwiſchen Buckow und Pritzhagen, die „Springe“, die „Silberkehle“ und andere Glanz- punkte der märkiſchen Schweiz, ſind in ihrer erſten Anlage ihr Werk.
Durch Umſicht, Sorgſamkeit und Anſpannung aller Kräfte, über die ſie Verfügung hatte, die Schätze dieſes Bruchbodens ge- hoben und ſeine Naturkräfte lebendig gemacht zu haben, wird im- mer ein beſonderes, nicht leicht zu überſchätzendes Verdienſt dieſer ausgezeichneten Frau verbleiben. Was ſie that, wurde Beiſpiel, weckte Nacheiferung und wurde, wie ihr zum Nutzen, ſo dem gan- zen Landestheil zum Segen. Sie ſtarb, noch nicht 49 Jahr alt, am 23. Februar 1803 in Folge einer heftigen Erkältung, die ſie ſich, zu raſcher Hülfe herbeieilend, bei einem, auf einem ihrer Gü- ter ausgebrochenen Feuer zugezogen hatte. Ihr Gedächtniß lebt ſegensreich in jenen Oderbruchsgegenden fort, die ihrem Vorbild, ihrem Rath und ihrer Hülfe ſo viel verdanken.
[Graf und Gräfin Itzenplitz von 1803 bis 1848.]
General Leſtwitz hatte eine einzige Tochter (die Frau von Friedland) gehabt, an die Cunersdorf-Friedland und die dazu ge- hörigen Güter übergegangen waren; Frau von Friedland hatte ebenfalls eine einzige Tochter (Henriette Charlotte), die nun das reiche Erbe antrat.
Dieſe einzige Tochter, Henriette Charlotte von Borcke, geb. zu Potsdam am 18. Juli 1772, vermählte ſich am 23. Sep-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0472"n="460"/>ſtande des Ackerbaues in unſerer Provinz, dieſem eroberten Grund<lb/>
und Boden ſehr mäßige Erndten abgerungen werden konnten. Hier<lb/>
treten uns die ganz beſonderen Verdienſte der Frau <hirendition="#g">von Fried-<lb/>
land</hi> entgegen.</p><lb/><p>Aber auch verwandten Gebieten wandte ſie ihre Aufmerkſam-<lb/>
keit und ihren Eifer zu. Ihre Baumſchulen, ihre Pflanzungen er-<lb/>
regten Erſtaunen, ſo wie denn z. B. im Frühjahr 1803 (bei<lb/>
ihrem Tode) ein Vorrath von 25 <hirendition="#g">Wispeln Kienäpfel</hi> zur<lb/>
Ausſaat ſich vorfand. Auch auf Verſchönerungen war ſie, feinen<lb/>
Sinnes, bedacht, und die reizenden Partien zwiſchen Buckow und<lb/>
Pritzhagen, die „Springe“, die „Silberkehle“ und andere Glanz-<lb/>
punkte der märkiſchen Schweiz, ſind in ihrer erſten Anlage ihr<lb/>
Werk.</p><lb/><p>Durch Umſicht, Sorgſamkeit und Anſpannung aller Kräfte,<lb/>
über die ſie Verfügung hatte, die Schätze dieſes Bruchbodens ge-<lb/>
hoben und ſeine Naturkräfte lebendig gemacht zu haben, wird im-<lb/>
mer ein beſonderes, nicht leicht zu überſchätzendes Verdienſt dieſer<lb/>
ausgezeichneten Frau verbleiben. Was ſie that, wurde Beiſpiel,<lb/>
weckte Nacheiferung und wurde, wie ihr zum Nutzen, ſo dem gan-<lb/>
zen Landestheil zum Segen. Sie ſtarb, noch nicht 49 Jahr alt,<lb/>
am 23. Februar 1803 in Folge einer heftigen Erkältung, die ſie<lb/>ſich, zu raſcher Hülfe herbeieilend, bei einem, auf einem ihrer Gü-<lb/>
ter ausgebrochenen Feuer zugezogen hatte. Ihr Gedächtniß lebt<lb/>ſegensreich in jenen Oderbruchsgegenden fort, die ihrem Vorbild,<lb/>
ihrem Rath und ihrer Hülfe ſo viel verdanken.</p></div><lb/><divn="2"><head>[<hirendition="#g">Graf und Gräfin Itzenplitz</hi><lb/>
von 1803 bis 1848.]</head><lb/><p>General <hirendition="#g">Leſtwitz</hi> hatte eine einzige Tochter (die Frau von<lb/>
Friedland) gehabt, an die Cunersdorf-Friedland und die dazu ge-<lb/>
hörigen Güter übergegangen waren; Frau <hirendition="#g">von Friedland</hi> hatte<lb/>
ebenfalls eine einzige Tochter (Henriette Charlotte), die nun das<lb/>
reiche Erbe antrat.</p><lb/><p>Dieſe einzige Tochter, <hirendition="#g">Henriette Charlotte von Borcke</hi>,<lb/>
geb. zu Potsdam am 18. Juli 1772, vermählte ſich am 23. Sep-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[460/0472]
ſtande des Ackerbaues in unſerer Provinz, dieſem eroberten Grund
und Boden ſehr mäßige Erndten abgerungen werden konnten. Hier
treten uns die ganz beſonderen Verdienſte der Frau von Fried-
land entgegen.
Aber auch verwandten Gebieten wandte ſie ihre Aufmerkſam-
keit und ihren Eifer zu. Ihre Baumſchulen, ihre Pflanzungen er-
regten Erſtaunen, ſo wie denn z. B. im Frühjahr 1803 (bei
ihrem Tode) ein Vorrath von 25 Wispeln Kienäpfel zur
Ausſaat ſich vorfand. Auch auf Verſchönerungen war ſie, feinen
Sinnes, bedacht, und die reizenden Partien zwiſchen Buckow und
Pritzhagen, die „Springe“, die „Silberkehle“ und andere Glanz-
punkte der märkiſchen Schweiz, ſind in ihrer erſten Anlage ihr
Werk.
Durch Umſicht, Sorgſamkeit und Anſpannung aller Kräfte,
über die ſie Verfügung hatte, die Schätze dieſes Bruchbodens ge-
hoben und ſeine Naturkräfte lebendig gemacht zu haben, wird im-
mer ein beſonderes, nicht leicht zu überſchätzendes Verdienſt dieſer
ausgezeichneten Frau verbleiben. Was ſie that, wurde Beiſpiel,
weckte Nacheiferung und wurde, wie ihr zum Nutzen, ſo dem gan-
zen Landestheil zum Segen. Sie ſtarb, noch nicht 49 Jahr alt,
am 23. Februar 1803 in Folge einer heftigen Erkältung, die ſie
ſich, zu raſcher Hülfe herbeieilend, bei einem, auf einem ihrer Gü-
ter ausgebrochenen Feuer zugezogen hatte. Ihr Gedächtniß lebt
ſegensreich in jenen Oderbruchsgegenden fort, die ihrem Vorbild,
ihrem Rath und ihrer Hülfe ſo viel verdanken.
[Graf und Gräfin Itzenplitz
von 1803 bis 1848.]
General Leſtwitz hatte eine einzige Tochter (die Frau von
Friedland) gehabt, an die Cunersdorf-Friedland und die dazu ge-
hörigen Güter übergegangen waren; Frau von Friedland hatte
ebenfalls eine einzige Tochter (Henriette Charlotte), die nun das
reiche Erbe antrat.
Dieſe einzige Tochter, Henriette Charlotte von Borcke,
geb. zu Potsdam am 18. Juli 1772, vermählte ſich am 23. Sep-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/472>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.