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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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2.
Die Grafen von Ruppin.

Friedrich Wilhelm III., wenn er im Auslande reiste, liebte es,
unter dem Namen eines "Grafen von Ruppin" sein Incognito
zu wahren. Auch andre königliche Hohenzollern vor ihm haben
ein Gleiches gethan, Friedrich der Große z. B., als er kurz nach
seiner Thronbesteigung eine Reise nach Baireuth und in die west-
phälischen Landestheile unternahm. Diese Erwägung mag es recht-
fertigen, wenn wir uns auch heute noch, nachdem der Letzte jenes
alten Grafen-Geschlechts bereits vor drei Jahrhunderten zu seinen
Vätern versammelt wurde, die Frage vorlegen: wer waren die
Grafen von Ruppin? was war es mit ihnen? wo kamen sie
her? wie war ihr Anfang, ihr Ende?

Mit den erobernden Anhaltinern kam auch ein thüringisch-
mansfeldisches Grafenhaus, die Grafen von Arnstein, in die
Marken und wurden früher oder später (die Angaben schwanken
hierüber) mit Lindow*) und Ruppin belehnt. Bis in's drei-
zehnte Jahrhundert hinein nannten sich die neubelehnten Grafen
bei ihrem alten Geschlechtsnamen (Grafen von Arnstein) und
nahmen später erst den Titel der "Grafen zu Lindow" an.
Grafen zu Ruppin wurden sie nur ausnahmsweise und irr-

*) Dies Lindow ist nicht das Städtchen gleiches Namens, zwei
Meilen östlich von Ruppin, dessen Klosterruinen bis diesen Tag höchst
malerisch zwischen dem Wutz- und dem Gudelack-See liegen, sondern die
Grafschaft Lindow in der Nähe von Zerbst.
2.
Die Grafen von Ruppin.

Friedrich Wilhelm III., wenn er im Auslande reiſte, liebte es,
unter dem Namen eines „Grafen von Ruppin“ ſein Incognito
zu wahren. Auch andre königliche Hohenzollern vor ihm haben
ein Gleiches gethan, Friedrich der Große z. B., als er kurz nach
ſeiner Thronbeſteigung eine Reiſe nach Baireuth und in die weſt-
phäliſchen Landestheile unternahm. Dieſe Erwägung mag es recht-
fertigen, wenn wir uns auch heute noch, nachdem der Letzte jenes
alten Grafen-Geſchlechts bereits vor drei Jahrhunderten zu ſeinen
Vätern verſammelt wurde, die Frage vorlegen: wer waren die
Grafen von Ruppin? was war es mit ihnen? wo kamen ſie
her? wie war ihr Anfang, ihr Ende?

Mit den erobernden Anhaltinern kam auch ein thüringiſch-
mansfeldiſches Grafenhaus, die Grafen von Arnſtein, in die
Marken und wurden früher oder ſpäter (die Angaben ſchwanken
hierüber) mit Lindow*) und Ruppin belehnt. Bis in’s drei-
zehnte Jahrhundert hinein nannten ſich die neubelehnten Grafen
bei ihrem alten Geſchlechtsnamen (Grafen von Arnſtein) und
nahmen ſpäter erſt den Titel der „Grafen zu Lindow“ an.
Grafen zu Ruppin wurden ſie nur ausnahmsweiſe und irr-

*) Dies Lindow iſt nicht das Städtchen gleiches Namens, zwei
Meilen öſtlich von Ruppin, deſſen Kloſterruinen bis dieſen Tag höchſt
maleriſch zwiſchen dem Wutz- und dem Gudelack-See liegen, ſondern die
Grafſchaft Lindow in der Nähe von Zerbſt.
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[[32]/0050] 2. Die Grafen von Ruppin. Friedrich Wilhelm III., wenn er im Auslande reiſte, liebte es, unter dem Namen eines „Grafen von Ruppin“ ſein Incognito zu wahren. Auch andre königliche Hohenzollern vor ihm haben ein Gleiches gethan, Friedrich der Große z. B., als er kurz nach ſeiner Thronbeſteigung eine Reiſe nach Baireuth und in die weſt- phäliſchen Landestheile unternahm. Dieſe Erwägung mag es recht- fertigen, wenn wir uns auch heute noch, nachdem der Letzte jenes alten Grafen-Geſchlechts bereits vor drei Jahrhunderten zu ſeinen Vätern verſammelt wurde, die Frage vorlegen: wer waren die Grafen von Ruppin? was war es mit ihnen? wo kamen ſie her? wie war ihr Anfang, ihr Ende? Mit den erobernden Anhaltinern kam auch ein thüringiſch- mansfeldiſches Grafenhaus, die Grafen von Arnſtein, in die Marken und wurden früher oder ſpäter (die Angaben ſchwanken hierüber) mit Lindow *) und Ruppin belehnt. Bis in’s drei- zehnte Jahrhundert hinein nannten ſich die neubelehnten Grafen bei ihrem alten Geſchlechtsnamen (Grafen von Arnſtein) und nahmen ſpäter erſt den Titel der „Grafen zu Lindow“ an. Grafen zu Ruppin wurden ſie nur ausnahmsweiſe und irr- *) Dies Lindow iſt nicht das Städtchen gleiches Namens, zwei Meilen öſtlich von Ruppin, deſſen Kloſterruinen bis dieſen Tag höchſt maleriſch zwiſchen dem Wutz- und dem Gudelack-See liegen, ſondern die Grafſchaft Lindow in der Nähe von Zerbſt.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. [32]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/50>, abgerufen am 21.11.2024.