außerdem eine hohe Frauengestalt, die einen Sternenkranz auf die Urne drückt, -- das ist alles. Das Reliefporträt ist schlecht, nicht einmal ähn- lich, aber die Urania oder Polyhymnia, die ihm den Sternenkranz bringt, ist in Zeichnung und Farbe um ein Wesentliches besser, als gemeinhin Rode'sche Figuren (er war ein Meister im Verzeichnen) zu sein pflegen.
5. Es existiren mehrere Zieten'sche Säbel. Von dem einfachen Cavallerie-Säbel, mit dem er sich vor der Schlacht bei Torgau durchhieb und der sich jetzt in Wustrau befindet, hab' ich S. 7 erzählt. Er besaß aber auch zwei Prachtsäbel, von denen er den einen, einen sogenannten türkischen, 1746 von Friedrich II., den andern vom Kaiser Peter III. von Rußland 1762 erhielt. Diesen letzteren (der sehr kostbar sein soll) besitzt das Zietensche Husaren-Regiment; wo sich der andere befindet, weiß ich nicht, vielleicht in Wustrau, doch hab' ich ihn nicht gesehn. -- Zieten's Tigerdecke, so wie seine Zobelmütze mit dem Adlerflügel, befindet sich bekanntlich in der Berliner Kunstkammer.
Carwe.
Benutzt: Autobiographie des Feldmarschalls v. d. Knesebeck (als M. S. gedruckt). Mündliche und briefliche Mittheilungen.
1. Eine Revue vorm alten Fritz.
Es war im Frühjahr 1783, so erzählt der Feldmarschall v. d. Knese- beck in seinen Memoiren, und die Truppen, die zur Inspektion des alten Saldern gehörten, hatten unweit der Dörfer Piezpuhl und Körbelitz, auf der sogenannten Piezpuhler Haide, anderthalb Meilen von Magdeburg, ein Lager bezogen. Es war gegen Mittag und der König konnte jeden Augenblick eintreffen, da er sehr früh am Morgen von Sanssouci auf- zubrechen pflegte. Bekanntlich fuhr er mit Bauer-Pferde-Relais. Die Reise ging trotz des gräulichen Sandes fortwährend in einer Carriere; was fiel, fiel und wurde nur mäßig vergütigt. Sein Quartier nahm er in einem kleinen Häuschen am Nordwestende des Dorfes Körbelitz.
Sobald er ankam (dies wiederholte sich alljährlich), stieg er zu Pferde und ritt gleich zur Abnahme der Spezial-Revue zu den Truppen. Die Regimenter, nach der Anciennetät gelagert, standen dann jedes in folgen- der Ordnung aufmarschirt. Vor dem ersten Zuge des ersten Bataillons zuerst der Commandeur des Regiments, zu Fuß mit Esponton (nur die Generale waren zu Pferde), hinter dem Commandeur die Junker des Re- giments, die ihm noch nicht vorgestellt waren, hinter den Junkern die
außerdem eine hohe Frauengeſtalt, die einen Sternenkranz auf die Urne drückt, — das iſt alles. Das Reliefporträt iſt ſchlecht, nicht einmal ähn- lich, aber die Urania oder Polyhymnia, die ihm den Sternenkranz bringt, iſt in Zeichnung und Farbe um ein Weſentliches beſſer, als gemeinhin Rode’ſche Figuren (er war ein Meiſter im Verzeichnen) zu ſein pflegen.
5. Es exiſtiren mehrere Zieten’ſche Säbel. Von dem einfachen Cavallerie-Säbel, mit dem er ſich vor der Schlacht bei Torgau durchhieb und der ſich jetzt in Wuſtrau befindet, hab’ ich S. 7 erzählt. Er beſaß aber auch zwei Prachtſäbel, von denen er den einen, einen ſogenannten türkiſchen, 1746 von Friedrich II., den andern vom Kaiſer Peter III. von Rußland 1762 erhielt. Dieſen letzteren (der ſehr koſtbar ſein ſoll) beſitzt das Zietenſche Huſaren-Regiment; wo ſich der andere befindet, weiß ich nicht, vielleicht in Wuſtrau, doch hab’ ich ihn nicht geſehn. — Zieten’s Tigerdecke, ſo wie ſeine Zobelmütze mit dem Adlerflügel, befindet ſich bekanntlich in der Berliner Kunſtkammer.
Carwe.
Benutzt: Autobiographie des Feldmarſchalls v. d. Kneſebeck (als M. S. gedruckt). Mündliche und briefliche Mittheilungen.
1. Eine Revue vorm alten Fritz.
Es war im Frühjahr 1783, ſo erzählt der Feldmarſchall v. d. Kneſe- beck in ſeinen Memoiren, und die Truppen, die zur Inſpektion des alten Saldern gehörten, hatten unweit der Dörfer Piezpuhl und Körbelitz, auf der ſogenannten Piezpuhler Haide, anderthalb Meilen von Magdeburg, ein Lager bezogen. Es war gegen Mittag und der König konnte jeden Augenblick eintreffen, da er ſehr früh am Morgen von Sansſouci auf- zubrechen pflegte. Bekanntlich fuhr er mit Bauer-Pferde-Relais. Die Reiſe ging trotz des gräulichen Sandes fortwährend in einer Carriere; was fiel, fiel und wurde nur mäßig vergütigt. Sein Quartier nahm er in einem kleinen Häuschen am Nordweſtende des Dorfes Körbelitz.
Sobald er ankam (dies wiederholte ſich alljährlich), ſtieg er zu Pferde und ritt gleich zur Abnahme der Spezial-Revue zu den Truppen. Die Regimenter, nach der Anciennetät gelagert, ſtanden dann jedes in folgen- der Ordnung aufmarſchirt. Vor dem erſten Zuge des erſten Bataillons zuerſt der Commandeur des Regiments, zu Fuß mit Eſponton (nur die Generale waren zu Pferde), hinter dem Commandeur die Junker des Re- giments, die ihm noch nicht vorgeſtellt waren, hinter den Junkern die
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außerdem eine hohe Frauengeſtalt, die einen Sternenkranz auf die Urne
drückt, — das iſt alles. Das Reliefporträt iſt ſchlecht, nicht einmal ähn-
lich, aber die Urania oder Polyhymnia, die ihm den Sternenkranz bringt,
iſt in Zeichnung und Farbe um ein Weſentliches beſſer, als gemeinhin
Rode’ſche Figuren (er war ein Meiſter im Verzeichnen) zu ſein pflegen.
5. Es exiſtiren mehrere Zieten’ſche Säbel. Von dem einfachen
Cavallerie-Säbel, mit dem er ſich vor der Schlacht bei Torgau durchhieb
und der ſich jetzt in Wuſtrau befindet, hab’ ich S. 7 erzählt. Er beſaß
aber auch zwei Prachtſäbel, von denen er den einen, einen ſogenannten
türkiſchen, 1746 von Friedrich II., den andern vom Kaiſer Peter III. von
Rußland 1762 erhielt. Dieſen letzteren (der ſehr koſtbar ſein ſoll) beſitzt
das Zietenſche Huſaren-Regiment; wo ſich der andere befindet, weiß ich
nicht, vielleicht in Wuſtrau, doch hab’ ich ihn nicht geſehn. — Zieten’s
Tigerdecke, ſo wie ſeine Zobelmütze mit dem Adlerflügel,
befindet ſich bekanntlich in der Berliner Kunſtkammer.
Carwe.
Benutzt: Autobiographie des Feldmarſchalls v. d. Kneſebeck (als M. S.
gedruckt). Mündliche und briefliche Mittheilungen.
1. Eine Revue vorm alten Fritz.
Es war im Frühjahr 1783, ſo erzählt der Feldmarſchall v. d. Kneſe-
beck in ſeinen Memoiren, und die Truppen, die zur Inſpektion des alten
Saldern gehörten, hatten unweit der Dörfer Piezpuhl und Körbelitz, auf
der ſogenannten Piezpuhler Haide, anderthalb Meilen von Magdeburg,
ein Lager bezogen. Es war gegen Mittag und der König konnte jeden
Augenblick eintreffen, da er ſehr früh am Morgen von Sansſouci auf-
zubrechen pflegte. Bekanntlich fuhr er mit Bauer-Pferde-Relais. Die Reiſe
ging trotz des gräulichen Sandes fortwährend in einer Carriere; was
fiel, fiel und wurde nur mäßig vergütigt. Sein Quartier nahm er in
einem kleinen Häuschen am Nordweſtende des Dorfes Körbelitz.
Sobald er ankam (dies wiederholte ſich alljährlich), ſtieg er zu Pferde
und ritt gleich zur Abnahme der Spezial-Revue zu den Truppen. Die
Regimenter, nach der Anciennetät gelagert, ſtanden dann jedes in folgen-
der Ordnung aufmarſchirt. Vor dem erſten Zuge des erſten Bataillons
zuerſt der Commandeur des Regiments, zu Fuß mit Eſponton (nur die
Generale waren zu Pferde), hinter dem Commandeur die Junker des Re-
giments, die ihm noch nicht vorgeſtellt waren, hinter den Junkern die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/460>, abgerufen am 21.11.2024.
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