In einem früheren Kapitel sprach ich die Hoffnung aus, daß die Prinz-Heinrich-Zeit des Rheinsberger Schlosses, die über den Kronprinzlichen Aufenthalt daselbst halb vergessen zu werden pflegt, über kurz oder lang ihren Historiographen, oder wenn dies Wort zu gewichtig klingt, ihren Erzähler finden möchte. Ich habe nun, seitdem ich bei einem ersten Besuche Rheinsbergs jene Worte nieder- schrieb, selbst zu sammeln gesucht und gebe in Nachstehendem, was ich gefunden. Das Terrain, das dabei in Betracht kam (denn der Rheinsberger Hof hatte später seine Außenwerke und Filiale) liegt zwischen dem Boberow-Wald und dem Huvenow-See und hab ich demgemäß die Ueberschrift dieses Kapitels gewählt.
Bis 1786 war der Aufenthalt des Prinzen Heinrich in Rheinsberg ein vielfach unterbrochener: Kriege, Reisen und diplo- matische Missionen hielten ihn jahrelang fern; -- erst von 1786 an gehörte er dem "stillen Schloß am Boberow-Wald" mit einer Art Ausschließlichkeit an, freilich auch dann erst, nachdem er noch einen ernsten Versuch gemacht hatte, Paris an die Stelle von Rheinsberg treten zu lassen.
Dies beinah völlige Sichfernhalten von der Welt, das nun eintrat, war nur bis zu einem gewissen Grade seine freie Wahl.
Zwiſchen Boberow-Wald und Huvenow-See
oder
Der Rheinsberger Hof von 1786 — 1802.
In einem früheren Kapitel ſprach ich die Hoffnung aus, daß die Prinz-Heinrich-Zeit des Rheinsberger Schloſſes, die über den Kronprinzlichen Aufenthalt daſelbſt halb vergeſſen zu werden pflegt, über kurz oder lang ihren Hiſtoriographen, oder wenn dies Wort zu gewichtig klingt, ihren Erzähler finden möchte. Ich habe nun, ſeitdem ich bei einem erſten Beſuche Rheinsbergs jene Worte nieder- ſchrieb, ſelbſt zu ſammeln geſucht und gebe in Nachſtehendem, was ich gefunden. Das Terrain, das dabei in Betracht kam (denn der Rheinsberger Hof hatte ſpäter ſeine Außenwerke und Filiale) liegt zwiſchen dem Boberow-Wald und dem Huvenow-See und hab ich demgemäß die Ueberſchrift dieſes Kapitels gewählt.
Bis 1786 war der Aufenthalt des Prinzen Heinrich in Rheinsberg ein vielfach unterbrochener: Kriege, Reiſen und diplo- matiſche Miſſionen hielten ihn jahrelang fern; — erſt von 1786 an gehörte er dem „ſtillen Schloß am Boberow-Wald“ mit einer Art Ausſchließlichkeit an, freilich auch dann erſt, nachdem er noch einen ernſten Verſuch gemacht hatte, Paris an die Stelle von Rheinsberg treten zu laſſen.
Dies beinah völlige Sichfernhalten von der Welt, das nun eintrat, war nur bis zu einem gewiſſen Grade ſeine freie Wahl.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0129"n="[111]"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Zwiſchen Boberow-Wald und Huvenow-See</hi></head><lb/><p><hirendition="#c">oder</hi></p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Der Rheinsberger Hof von 1786 — 1802.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">I</hi>n einem früheren Kapitel ſprach ich die Hoffnung aus, daß die<lb/><hirendition="#g">Prinz-Heinrich-Zeit</hi> des Rheinsberger Schloſſes, die über den<lb/>
Kronprinzlichen Aufenthalt daſelbſt halb vergeſſen zu werden pflegt,<lb/>
über kurz oder lang ihren Hiſtoriographen, oder wenn dies Wort<lb/>
zu gewichtig klingt, ihren Erzähler finden möchte. Ich habe nun,<lb/>ſeitdem ich bei einem erſten Beſuche Rheinsbergs jene Worte nieder-<lb/>ſchrieb, ſelbſt zu ſammeln geſucht und gebe in Nachſtehendem, was<lb/>
ich gefunden. Das Terrain, das dabei in Betracht kam (denn der<lb/>
Rheinsberger Hof hatte ſpäter ſeine Außenwerke und Filiale) liegt<lb/>
zwiſchen dem <hirendition="#g">Boberow-Wald</hi> und dem <hirendition="#g">Huvenow-See</hi> und<lb/>
hab ich demgemäß die Ueberſchrift dieſes Kapitels gewählt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Bis 1786 war der Aufenthalt des Prinzen Heinrich in<lb/>
Rheinsberg ein vielfach unterbrochener: Kriege, Reiſen und diplo-<lb/>
matiſche Miſſionen hielten ihn jahrelang fern; — erſt von 1786<lb/>
an gehörte er dem „ſtillen Schloß am Boberow-Wald“ mit einer<lb/>
Art Ausſchließlichkeit an, freilich auch dann erſt, nachdem er noch<lb/>
einen ernſten Verſuch gemacht hatte, <hirendition="#g">Paris</hi> an die Stelle von<lb/>
Rheinsberg treten zu laſſen.</p><lb/><p>Dies beinah völlige Sichfernhalten von der Welt, das nun<lb/>
eintrat, war nur bis zu einem gewiſſen Grade ſeine freie Wahl.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[[111]/0129]
Zwiſchen Boberow-Wald und Huvenow-See
oder
Der Rheinsberger Hof von 1786 — 1802.
In einem früheren Kapitel ſprach ich die Hoffnung aus, daß die
Prinz-Heinrich-Zeit des Rheinsberger Schloſſes, die über den
Kronprinzlichen Aufenthalt daſelbſt halb vergeſſen zu werden pflegt,
über kurz oder lang ihren Hiſtoriographen, oder wenn dies Wort
zu gewichtig klingt, ihren Erzähler finden möchte. Ich habe nun,
ſeitdem ich bei einem erſten Beſuche Rheinsbergs jene Worte nieder-
ſchrieb, ſelbſt zu ſammeln geſucht und gebe in Nachſtehendem, was
ich gefunden. Das Terrain, das dabei in Betracht kam (denn der
Rheinsberger Hof hatte ſpäter ſeine Außenwerke und Filiale) liegt
zwiſchen dem Boberow-Wald und dem Huvenow-See und
hab ich demgemäß die Ueberſchrift dieſes Kapitels gewählt.
Bis 1786 war der Aufenthalt des Prinzen Heinrich in
Rheinsberg ein vielfach unterbrochener: Kriege, Reiſen und diplo-
matiſche Miſſionen hielten ihn jahrelang fern; — erſt von 1786
an gehörte er dem „ſtillen Schloß am Boberow-Wald“ mit einer
Art Ausſchließlichkeit an, freilich auch dann erſt, nachdem er noch
einen ernſten Verſuch gemacht hatte, Paris an die Stelle von
Rheinsberg treten zu laſſen.
Dies beinah völlige Sichfernhalten von der Welt, das nun
eintrat, war nur bis zu einem gewiſſen Grade ſeine freie Wahl.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. [111]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/129>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.