Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Ersten Theils 20. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Städte, Dörffer und Flecken, die den Zu-nahmen von Hayn haben, als Fürsten- hayn, Grossenhayn, Frauenhayn, Mu- ckenhayn, wo man dem Wendischen Gott Micke Ehrerbietung und Gottesdienst be- zeiget, Grünhayn im Ertzgebürge, Häy- nichen, Sathayn, Werdenhayn etc. Von den Waldungen haben sehr viel andere Oerter ihre Derivation erlanget, als Buchholtz, Tannenberg, Fürstenwalde, Schönewalde, Sonnewalde, Reich- walde, Frauenwalde; ingleichen haben die Forst- und Waldungs-Nahmen man- chen berühmten Gräflichen und Adelichen Geschlechtern ihren Ursprung gegeben, als den Grafen von Waldeck, den Grafen von Schöneiche, denen Herren von Birck- holtz, den Herren von Heide, den Herren von der Tanne, den Herren von Hasel- horst, den Herren von Holtzendorff, etc. Es sind auch die Tannen, Eichen, und an- dere dergleichen Bäume in die Wappen der Standes-Personen mit einverleibet worden. §. 4. Der gröste Theil Teutschlan- §. 5. Doch ietzund sind durch die Com-
Des Erſten Theils 20. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Staͤdte, Doͤrffer und Flecken, die den Zu-nahmen von Hayn haben, als Fuͤrſten- hayn, Groſſenhayn, Frauenhayn, Mu- ckenhayn, wo man dem Wendiſchen Gott Micke Ehrerbietung und Gottesdienſt be- zeiget, Gruͤnhayn im Ertzgebuͤrge, Haͤy- nichen, Sathayn, Werdenhayn ꝛc. Von den Waldungen haben ſehr viel andere Oerter ihre Derivation erlanget, als Buchholtz, Tannenberg, Fuͤrſtenwalde, Schoͤnewalde, Sonnewalde, Reich- walde, Frauenwalde; ingleichen haben die Forſt- und Waldungs-Nahmen man- chen beruͤhmten Graͤflichen und Adelichen Geſchlechtern ihren Urſprung gegeben, als den Grafen von Waldeck, den Grafen von Schoͤneiche, denen Herren von Birck- holtz, den Herren von Heide, den Herren von der Tanne, den Herren von Haſel- horſt, den Herren von Holtzendorff, ꝛc. Es ſind auch die Tannen, Eichen, und an- dere dergleichen Baͤume in die Wappen der Standes-Perſonen mit einverleibet worden. §. 4. Der groͤſte Theil Teutſchlan- §. 5. Doch ietzund ſind durch die Com-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0086" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Erſten Theils 20. Capitel/</hi></fw><lb/><cb/> Staͤdte, Doͤrffer und Flecken, die den Zu-<lb/> nahmen von Hayn haben, als Fuͤrſten-<lb/> hayn, Groſſenhayn, Frauenhayn, Mu-<lb/> ckenhayn, wo man dem Wendiſchen Gott<lb/> Micke Ehrerbietung und Gottesdienſt be-<lb/> zeiget, Gruͤnhayn im Ertzgebuͤrge, Haͤy-<lb/> nichen, Sathayn, Werdenhayn ꝛc. Von<lb/> den Waldungen haben ſehr viel andere<lb/> Oerter ihre <hi rendition="#aq">Derivation</hi> erlanget, als<lb/> Buchholtz, Tannenberg, Fuͤrſtenwalde,<lb/> Schoͤnewalde, Sonnewalde, Reich-<lb/> walde, Frauenwalde; ingleichen haben<lb/> die Forſt- und Waldungs-Nahmen man-<lb/> chen beruͤhmten Graͤflichen und Adelichen<lb/> Geſchlechtern ihren Urſprung gegeben,<lb/> als den Grafen von Waldeck, den Grafen<lb/> von Schoͤneiche, denen Herren von Birck-<lb/> holtz, den Herren von Heide, den Herren<lb/> von der Tanne, den Herren von Haſel-<lb/> horſt, den Herren von Holtzendorff, ꝛc.<lb/> Es ſind auch die Tannen, Eichen, und an-<lb/> dere dergleichen Baͤume in die Wappen<lb/> der Standes-Perſonen mit einverleibet<lb/> worden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 4.</head> <p>Der groͤſte Theil Teutſchlan-<lb/> des iſt vor dieſen faſt nichts, als eine Wal-<lb/> dung geweſen, und hat der Schwartz-<lb/> Wald mit dem Hartz-Walde und dem<lb/> Weſter-Walde, und dieſe wiederum mit<lb/> dem Ertzgebuͤrgiſchen Walde, mit dem<lb/> Fichtel-Berge, der Schraden-Wald mit<lb/> dem Spree-Walde, und die andern mei-<lb/> ſtentheils an einander gehangen. Es<lb/> muß unſer Teutſchland, welches ietzund ſo<lb/> ſchoͤn angebauet iſt, zu des <hi rendition="#aq">Taciti</hi> Zeiten<lb/> ziemlich rauh, wilde und woͤlfiſch aus-<lb/> geſehen haben. Das Holtz ward damahls<lb/> wenig geachtet, die Haͤuſer waren nicht<lb/><hi rendition="#aq">mode</hi>, und die Thaͤler und Hoͤlen muſten<lb/> ſtatt der Haͤuſer und Pallaͤſte ſeyn; Die<lb/> Bergwercke waren an den wenigſten<lb/> Orten bekandt, auſſer einige Eiſen-Berg-<lb/> wercke, die etwan wohl die erſten moͤgen<lb/> geweſen ſeyn; viel Kuͤnſte, <hi rendition="#aq">Profeſſion</hi>en,<lb/> und Handwercker, die theils der Fleiß,<lb/> theils die Thorheit ausfuͤndig gemacht,<lb/><hi rendition="#aq">ceſſi</hi>rten damahls, bey denen in den ietzi-<lb/> gen Zeiten eine unſaͤgliche <hi rendition="#aq">Quantit</hi>aͤt des<lb/> Holtzes verthan wird. Bey dem Kochen<lb/> gieng in der damahligen alten Welt auch<lb/> nicht ſo viel drauf, denn unſere alten Teut-<lb/> ſchen hielten viel auf kalte Kuͤche, und al-<lb/> ſo iſt wohl nicht zu verwundern, daß da-<lb/> mahls Holtz genung in Teutſchland vor-<lb/> handen geweſen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 5.</head> <p>Doch ietzund ſind durch die<lb/> Bergwercke, durch das ſtarcke Anbauen<lb/> der Staͤdte und Doͤrffer, durch die vielen<lb/><cb/> Feuer-Schaͤden, durch das haͤuffige Bier-<lb/> brauen, durch die mancherley <hi rendition="#aq">Profeſſiones</hi><lb/> und Handwercke, zu denen ſehr viel Holtz<lb/> erfordert wird, durch das Hartz-reiſſen,<lb/> durch das Pech-ſieden, Kohlen-brennen,<lb/> Potaſche machen, durch die groſſe Begier-<lb/> de nach Feld-bau manche groſſe Wal-<lb/> dungen ziemlich gelichtet, und manche an-<lb/> dere gar weggehauen und niedergeſchla-<lb/> gen worden; Die wenigſten ſind darauf<lb/> bedacht, wo und wie etwan neue Hoͤltzer<lb/> zum Anflug und Wachsthum gebracht<lb/> werden koͤnten. Ein Landes-Herr hat<lb/> bey den Waͤldern ſonderlich auf diß bey-<lb/> des zu ſehen: Erſtlich, daß das Holtz auf<lb/> alle Art und Weiſe <hi rendition="#aq">menagi</hi>ret, und denn<lb/> vors andere, daß an ſtatt des ausgegan-<lb/> genen oder abgetriebenen neues an deſſen<lb/> Stelle geſaͤet und gepflantzet werde. Es<lb/> ſind dannenhero von der Landes-Herr-<lb/> ſchafft an denjenigen Orten, wo das Holtz<lb/> rar und angenehm zu werden beginnet,<lb/> die ſtarcken Holtz-<hi rendition="#aq">Deputat</hi>e einzuziehen,<lb/> oder lieber in Geld zu verwandeln, das<lb/> Baſt- und Rinden-ſchaͤlen, welches die<lb/> Waͤlder ſehr <hi rendition="#aq">ruini</hi>ret, iſt zu verbieten,<lb/> ingleichen das Mooß- und Streu-rechen<lb/> und Toback-ſchmauchen in den Waͤldern,<lb/> wodurch dieſelben offters angezuͤndet wer-<lb/> den. Es iſt Acht zu haben, daß die Korb-<lb/> macher, Boͤttger, Schwam̃ſam̃ler, Vo-<lb/> gelſteller, Hopffenſtangen-ſchlaͤger, Scha-<lb/> fer, Viehhirten, Fuhrleute, und andere<lb/> dergleichen Holtz-Verderber dem Gehoͤl-<lb/> tze nicht einigen Schaden zufuͤgen. Wenn<lb/> ſich das Ungeziefer anmeldet, iſt den Un-<lb/> terthanen anzubefehlen, das Raupen vor<lb/> die Hand zu nehmen. Jn den Wald-<lb/> Ordnungen iſt zu <hi rendition="#aq">determini</hi>ren, zu wel-<lb/> cher Zeit, auf was Art, und in welcher<lb/><hi rendition="#aq">Quantit</hi>aͤt allerley Brenn-Bau- und<lb/> Kohlen-Holtz geſchlagen und gefaͤllet wer-<lb/> den koͤnne. Den Kohlenbrennern ſind<lb/> gewiſſe Flecke anzuweiſen, wo ſie ihre Koh-<lb/> lenſtaͤtte haben koͤnnen, wie das Holtz<lb/> auf der Kohlenſtaͤtte einzurichten, die<lb/> Schichten uͤber einander zu ſetzen, anzu-<lb/> zuͤnden, das Feuer dabey zu beobachten,<lb/> und das zugebrandte Stuͤcke auszuſtoſ-<lb/> ſen. Da auch das Reiſſen der Fichten zum<lb/> Hartz-ſammlen den Baͤumen hoͤchſtſchaͤd-<lb/> lich iſt, ſo iſt daſſelbe entwedeꝛ gar zu verbie-<lb/> ten, oder doch nur unter gewiſſen Umſtaͤn-<lb/> den zu <hi rendition="#aq">permitti</hi>ren. Denen Aeſcherern iſt<lb/> anzubefehlen, daß ſie ſich nur an alte, ver-<lb/> faulte und morſche Baͤume machen, hin-<lb/> gegen der gruͤnen und friſchen verſcho-<lb/> nen ſollen. S. des Herrn von Rohr<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Com-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0086]
Des Erſten Theils 20. Capitel/
Staͤdte, Doͤrffer und Flecken, die den Zu-
nahmen von Hayn haben, als Fuͤrſten-
hayn, Groſſenhayn, Frauenhayn, Mu-
ckenhayn, wo man dem Wendiſchen Gott
Micke Ehrerbietung und Gottesdienſt be-
zeiget, Gruͤnhayn im Ertzgebuͤrge, Haͤy-
nichen, Sathayn, Werdenhayn ꝛc. Von
den Waldungen haben ſehr viel andere
Oerter ihre Derivation erlanget, als
Buchholtz, Tannenberg, Fuͤrſtenwalde,
Schoͤnewalde, Sonnewalde, Reich-
walde, Frauenwalde; ingleichen haben
die Forſt- und Waldungs-Nahmen man-
chen beruͤhmten Graͤflichen und Adelichen
Geſchlechtern ihren Urſprung gegeben,
als den Grafen von Waldeck, den Grafen
von Schoͤneiche, denen Herren von Birck-
holtz, den Herren von Heide, den Herren
von der Tanne, den Herren von Haſel-
horſt, den Herren von Holtzendorff, ꝛc.
Es ſind auch die Tannen, Eichen, und an-
dere dergleichen Baͤume in die Wappen
der Standes-Perſonen mit einverleibet
worden.
§. 4. Der groͤſte Theil Teutſchlan-
des iſt vor dieſen faſt nichts, als eine Wal-
dung geweſen, und hat der Schwartz-
Wald mit dem Hartz-Walde und dem
Weſter-Walde, und dieſe wiederum mit
dem Ertzgebuͤrgiſchen Walde, mit dem
Fichtel-Berge, der Schraden-Wald mit
dem Spree-Walde, und die andern mei-
ſtentheils an einander gehangen. Es
muß unſer Teutſchland, welches ietzund ſo
ſchoͤn angebauet iſt, zu des Taciti Zeiten
ziemlich rauh, wilde und woͤlfiſch aus-
geſehen haben. Das Holtz ward damahls
wenig geachtet, die Haͤuſer waren nicht
mode, und die Thaͤler und Hoͤlen muſten
ſtatt der Haͤuſer und Pallaͤſte ſeyn; Die
Bergwercke waren an den wenigſten
Orten bekandt, auſſer einige Eiſen-Berg-
wercke, die etwan wohl die erſten moͤgen
geweſen ſeyn; viel Kuͤnſte, Profeſſionen,
und Handwercker, die theils der Fleiß,
theils die Thorheit ausfuͤndig gemacht,
ceſſirten damahls, bey denen in den ietzi-
gen Zeiten eine unſaͤgliche Quantitaͤt des
Holtzes verthan wird. Bey dem Kochen
gieng in der damahligen alten Welt auch
nicht ſo viel drauf, denn unſere alten Teut-
ſchen hielten viel auf kalte Kuͤche, und al-
ſo iſt wohl nicht zu verwundern, daß da-
mahls Holtz genung in Teutſchland vor-
handen geweſen.
§. 5. Doch ietzund ſind durch die
Bergwercke, durch das ſtarcke Anbauen
der Staͤdte und Doͤrffer, durch die vielen
Feuer-Schaͤden, durch das haͤuffige Bier-
brauen, durch die mancherley Profeſſiones
und Handwercke, zu denen ſehr viel Holtz
erfordert wird, durch das Hartz-reiſſen,
durch das Pech-ſieden, Kohlen-brennen,
Potaſche machen, durch die groſſe Begier-
de nach Feld-bau manche groſſe Wal-
dungen ziemlich gelichtet, und manche an-
dere gar weggehauen und niedergeſchla-
gen worden; Die wenigſten ſind darauf
bedacht, wo und wie etwan neue Hoͤltzer
zum Anflug und Wachsthum gebracht
werden koͤnten. Ein Landes-Herr hat
bey den Waͤldern ſonderlich auf diß bey-
des zu ſehen: Erſtlich, daß das Holtz auf
alle Art und Weiſe menagiret, und denn
vors andere, daß an ſtatt des ausgegan-
genen oder abgetriebenen neues an deſſen
Stelle geſaͤet und gepflantzet werde. Es
ſind dannenhero von der Landes-Herr-
ſchafft an denjenigen Orten, wo das Holtz
rar und angenehm zu werden beginnet,
die ſtarcken Holtz-Deputate einzuziehen,
oder lieber in Geld zu verwandeln, das
Baſt- und Rinden-ſchaͤlen, welches die
Waͤlder ſehr ruiniret, iſt zu verbieten,
ingleichen das Mooß- und Streu-rechen
und Toback-ſchmauchen in den Waͤldern,
wodurch dieſelben offters angezuͤndet wer-
den. Es iſt Acht zu haben, daß die Korb-
macher, Boͤttger, Schwam̃ſam̃ler, Vo-
gelſteller, Hopffenſtangen-ſchlaͤger, Scha-
fer, Viehhirten, Fuhrleute, und andere
dergleichen Holtz-Verderber dem Gehoͤl-
tze nicht einigen Schaden zufuͤgen. Wenn
ſich das Ungeziefer anmeldet, iſt den Un-
terthanen anzubefehlen, das Raupen vor
die Hand zu nehmen. Jn den Wald-
Ordnungen iſt zu determiniren, zu wel-
cher Zeit, auf was Art, und in welcher
Quantitaͤt allerley Brenn-Bau- und
Kohlen-Holtz geſchlagen und gefaͤllet wer-
den koͤnne. Den Kohlenbrennern ſind
gewiſſe Flecke anzuweiſen, wo ſie ihre Koh-
lenſtaͤtte haben koͤnnen, wie das Holtz
auf der Kohlenſtaͤtte einzurichten, die
Schichten uͤber einander zu ſetzen, anzu-
zuͤnden, das Feuer dabey zu beobachten,
und das zugebrandte Stuͤcke auszuſtoſ-
ſen. Da auch das Reiſſen der Fichten zum
Hartz-ſammlen den Baͤumen hoͤchſtſchaͤd-
lich iſt, ſo iſt daſſelbe entwedeꝛ gar zu verbie-
ten, oder doch nur unter gewiſſen Umſtaͤn-
den zu permittiren. Denen Aeſcherern iſt
anzubefehlen, daß ſie ſich nur an alte, ver-
faulte und morſche Baͤume machen, hin-
gegen der gruͤnen und friſchen verſcho-
nen ſollen. S. des Herrn von Rohr
Com-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/86 |
Zitationshilfe: | Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/86>, abgerufen am 22.02.2025. |