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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von den Gesund-Brunnen und warmen Bädern.
[Spaltenumbruch] nichts gewust, wieder in den Ruff aufs
neue gekommen; der Radeberger Gesund-
Brunnen in Sachsen/ der vor wenig
Jahren nicht weit von dem Städtgen Ra-
deberg entsprungen, und ein vortreffliches
Mineralisches Wasser bey sich führt; der
Gesund-Brunnen zu Gasern, einem
Dorffe ohnweit Meissen, dessen angeneh-
me Gegend die Leute theils zu Promena-
d
en, theils auch die Patienten um desto
eher herbeylockt, um bey diesem Heil-
Wasser ihre Gesundheit zu finden; der
Gesund-Brunnen zu Lauchstädt in dem
Stifft Merseburg, der gewißlich sehr gros-
se Dinge durch die Gnade GOTTes bey
mancherley gefährlichen Schäden ausge-
richtet, und sonderlich bey Contracturen
mit sehr grossem Nutzen zu gebrauchen;
der Gesund-Brunnen zu Beltzig, einem
Städtgen ohnweit Wittenberg in dem
Chur-Creyße gelegen, hat sich von eini-
ger Zeit her auch ziemlich bekandt gemacht.
Vor einigen Jahren hat auch einer in dem
Marggrafthum Nieder-Lausitz unten
an dem also genannten Marien-Berge
ohnweit der Nieder-Lausitzischen Haupt-
Stadt Lübben angefangen zu fliessen, bey
dem Hochfürstlichen Amts-Dorff Bie-
bersdorff, der bey langwierigen Kranck-
heiten, unreinen Säfften des Leibes, Ver-
stopffung der Leber, des Miltzes, und an-
derer Eingeweide sehr heilsame und er-
sprießliche Dienste thun soll. So ist er
auch von vielen Patienten in schwind-
süchtigen Fiebern, bey Stein-Schmer-
tzen, Reissen der Glieder, und andern
Kranckheiten mit gutem Effect genutzet
und bewährt erfunden worden. Man
gebraucht ihn so wohl im Trincken inner-
lich, als äusserlich im Baden. Von die-
sem Brunnen hat Herr Friedrich Wil-
helm Steuerlein, Physicus des Marg-
grafthums Nieder-Laußnitz, ein Physica-
li
sch Tractätgen lassen herausgehen.

§. 5.

Unter den warmen Bädern in
Teutschland zeigen sich das Pfeffer-Bad
in der Schweitz, das Emser-Bad, das A-
ker-Bad, das Carls-Bad in dem König-
reich Böhmen, so alle Jahre von hohen
und niedern Standes-Personen sehr
starck frequentiret wird. Es ist bekandt,
daß dieses Carls-Bad seine Benennung
von dem Käyser Carl dem IV. her hat:
Denn als derselbe einsten Ann. 1370. in die-
ser Gegend auf der Jagd gewesen, und ein
Stück Wild verfolget, ist einer von seinen
Jagd-Hunden in einen warmen Pfuhl
oder Prudel gefallen, welcher vor grausa-
[Spaltenumbruch] mer Hitze hefftig geschryen, worauf die
Jäger nachgegangen, den Hund heraus-
gezogen, und das siedheisse Wasser wahr-
genommen. Als sie nun solches dem Käy-
ser berichtet, welcher gemuthmasset, daß
eine heilende Krafft darinnen verborgen
seyn müste, und es selbst in Augenschein
genommen, hat er es an seinen bösen
Schenckeln probiret, und gute Besserung
darauf befunden. Jn dem Carls-Bade
ist die gantze angrentzende Erde warm, so
können auch wegen der unterirrdischen
Hitze keine Keller daselbst gegraben wer-
den, sondern dieselben sind in den nächsten
Bergen. Daher zuschmiltzt auch im
Winter der Schnee in kurtzer Zeit daselbst.
Je wärmer das Wasser gebraucht wird,
ie besser schlägt es der Natur zu; Man
trincket es aus kleinen Töpffgen wie Thee,
unter währendem Spatziergehen, und
steiget man mit Trincken und Baden so
hoch, als die Natur vermögend ist. Es
eröffnet den Leib und dessen Eingeweide,
und treibet den Schweiß, Urin, und den
Stein.

§. 6.

Das Teplitzer-Bad, so eben-
falls in dem Königreich Böhmen bey dem
Geyers-Berge nicht weit von der Chur-
fürstlich Sächsischen Berg-Vestung Kö-
nigstein gelegen, ist auch bekandt, und
wird bey Gliederreissen, Contracturen,
u. s. w. gar starck gebraucht. Es soll die-
ses Bad ohngefehr von dem Aufwühlen
der wilden Schweine entdeckt worden
seyn. Es ist dieses Bad um ein merckli-
ches gelinder und temperirter, als das
Carls-Bad. Jn dem Churfürstenthum
Sachsen, und zwar in dem Ertzgebürgi-
schen Creyße, ist das Wolckensteiner-Bad,
so in einer angenehmen Gegend liegt, und
von der Höchst-seeligsten Churfürstin zu
Sachsen Sophia, die dieses Bad offt ge-
brauchet, auch das Sophien-Bad genennet
wird. Ferner das Marienberger-Bad
in der Stadt Marienberg, so zur Beqvem-
lichkeit der Bade-Gäste vor einigen Jah-
ren erst recht wieder aptiret, und in Ord-
nung gebracht worden, ingleichen das
Wiesen-Bad, eine Stunde von Anna-
berg. Es sind bey diesen Bädern allent-
halben Häuser gebauet, in welchen die Ba-
de-Gäste ihre Beqvemlichkeit finden kön-
nen. Wenn wir fast in allen Stücken die
ausländischen Sachen den einheimischen
nicht vorzögen, so würden wir in den Bä-
dern unsers Vaterlandes fast eben dasje-
nige antreffen, was wir bey dem Teplitzer-

Bade,

Von den Geſund-Brunnen und warmen Baͤdern.
[Spaltenumbruch] nichts gewuſt, wieder in den Ruff aufs
neue gekom̃en; der Radeberger Geſund-
Brunnen in Sachſen/ der vor wenig
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deberg entſprungen, und ein vortreffliches
Mineraliſches Waſſer bey ſich fuͤhrt; der
Geſund-Brunnen zu Gaſern, einem
Dorffe ohnweit Meiſſen, deſſen angeneh-
me Gegend die Leute theils zu Promena-
d
en, theils auch die Patienten um deſto
eher herbeylockt, um bey dieſem Heil-
Waſſer ihre Geſundheit zu finden; der
Geſund-Brunnen zu Lauchſtaͤdt in dem
Stifft Merſeburg, der gewißlich ſehr groſ-
ſe Dinge durch die Gnade GOTTes bey
mancherley gefaͤhrlichen Schaͤden ausge-
richtet, und ſonderlich bey Contracturen
mit ſehr groſſem Nutzen zu gebrauchen;
der Geſund-Brunnen zu Beltzig, einem
Staͤdtgen ohnweit Wittenberg in dem
Chur-Creyße gelegen, hat ſich von eini-
ger Zeit her auch ziemlich bekandt gemacht.
Vor einigen Jahren hat auch einer in dem
Marggrafthum Nieder-Lauſitz unten
an dem alſo genannten Marien-Berge
ohnweit der Nieder-Lauſitziſchen Haupt-
Stadt Luͤbben angefangen zu flieſſen, bey
dem Hochfuͤrſtlichen Amts-Dorff Bie-
bersdorff, der bey langwierigen Kranck-
heiten, unreinen Saͤfften des Leibes, Ver-
ſtopffung der Leber, des Miltzes, und an-
derer Eingeweide ſehr heilſame und er-
ſprießliche Dienſte thun ſoll. So iſt er
auch von vielen Patienten in ſchwind-
ſuͤchtigen Fiebern, bey Stein-Schmer-
tzen, Reiſſen der Glieder, und andern
Kranckheiten mit gutem Effect genutzet
und bewaͤhrt erfunden worden. Man
gebraucht ihn ſo wohl im Trincken inner-
lich, als aͤuſſerlich im Baden. Von die-
ſem Brunnen hat Herr Friedrich Wil-
helm Steuerlein, Phyſicus des Marg-
grafthums Nieder-Laußnitz, ein Phyſica-
li
ſch Tractaͤtgen laſſen herausgehen.

§. 5.

Unter den warmen Baͤdern in
Teutſchland zeigen ſich das Pfeffer-Bad
in der Schweitz, das Emſer-Bad, das A-
ker-Bad, das Carls-Bad in dem Koͤnig-
reich Boͤhmen, ſo alle Jahre von hohen
und niedern Standes-Perſonen ſehr
ſtarck frequentiret wird. Es iſt bekandt,
daß dieſes Carls-Bad ſeine Benennung
von dem Kaͤyſer Carl dem IV. her hat:
Denn als derſelbe einſten Ann. 1370. in die-
ſer Gegend auf der Jagd geweſen, und ein
Stuͤck Wild verfolget, iſt einer von ſeinen
Jagd-Hunden in einen warmen Pfuhl
oder Prudel gefallen, welcher vor grauſa-
[Spaltenumbruch] mer Hitze hefftig geſchryen, worauf die
Jaͤger nachgegangen, den Hund heraus-
gezogen, und das ſiedheiſſe Waſſer wahr-
genommen. Als ſie nun ſolches dem Kaͤy-
ſer berichtet, welcher gemuthmaſſet, daß
eine heilende Krafft darinnen verborgen
ſeyn muͤſte, und es ſelbſt in Augenſchein
genommen, hat er es an ſeinen boͤſen
Schenckeln probiret, und gute Beſſerung
darauf befunden. Jn dem Carls-Bade
iſt die gantze angrentzende Erde warm, ſo
koͤnnen auch wegen der unterirrdiſchen
Hitze keine Keller daſelbſt gegraben wer-
den, ſondern dieſelben ſind in den naͤchſten
Bergen. Daher zuſchmiltzt auch im
Winter der Schnee in kurtzer Zeit daſelbſt.
Je waͤrmer das Waſſer gebraucht wird,
ie beſſer ſchlaͤgt es der Natur zu; Man
trincket es aus kleinen Toͤpffgen wie Thée,
unter waͤhrendem Spatziergehen, und
ſteiget man mit Trincken und Baden ſo
hoch, als die Natur vermoͤgend iſt. Es
eroͤffnet den Leib und deſſen Eingeweide,
und treibet den Schweiß, Urin, und den
Stein.

§. 6.

Das Teplitzer-Bad, ſo eben-
falls in dem Koͤnigreich Boͤhmen bey dem
Geyers-Berge nicht weit von der Chur-
fuͤrſtlich Saͤchſiſchen Berg-Veſtung Koͤ-
nigſtein gelegen, iſt auch bekandt, und
wird bey Gliederreiſſen, Contracturen,
u. ſ. w. gar ſtarck gebraucht. Es ſoll die-
ſes Bad ohngefehr von dem Aufwuͤhlen
der wilden Schweine entdeckt worden
ſeyn. Es iſt dieſes Bad um ein merckli-
ches gelinder und temperirter, als das
Carls-Bad. Jn dem Churfuͤrſtenthum
Sachſen, und zwar in dem Ertzgebuͤrgi-
ſchen Creyße, iſt das Wolckenſteiner-Bad,
ſo in einer angenehmen Gegend liegt, und
von der Hoͤchſt-ſeeligſten Churfuͤrſtin zu
Sachſen Sophia, die dieſes Bad offt ge-
brauchet, auch das Sophien-Bad geneñet
wird. Ferner das Marienberger-Bad
in der Stadt Marienberg, ſo zur Beqvem-
lichkeit der Bade-Gaͤſte vor einigen Jah-
ren erſt recht wieder aptiret, und in Ord-
nung gebracht worden, ingleichen das
Wieſen-Bad, eine Stunde von Anna-
berg. Es ſind bey dieſen Baͤdern allent-
halben Haͤuſer gebauet, in welchen die Ba-
de-Gaͤſte ihre Beqvemlichkeit finden koͤn-
nen. Wenn wir faſt in allen Stuͤcken die
auslaͤndiſchen Sachen den einheimiſchen
nicht vorzoͤgen, ſo wuͤrden wir in den Baͤ-
dern unſers Vaterlandes faſt eben dasje-
nige antreffen, was wir bey dem Teplitzer-

Bade,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/73>, abgerufen am 30.12.2024.