Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von den Nixen/ oder allerhand Gespenstern auf dem Wasser. [Spaltenumbruch]
Salfeld in einer Pfarre in Gegenwartdes Priesters von einer alten Wehmut- ter gehöret, daß ihrer, auch alten Wehe- Frauen, Mutter widerfahren seyn soll, wie sie des Nachts wäre geruffen wor- den, daß sie sich anziehen solte, und mit- kommen müste zur kreissenden Frauen, darauf sie sich angezogen, und im Fin- stern herunter gegangen, da sie einen Mann angetroffen, zu dem sie gesagt, er solte warten, sie wolte eine Leuchte neh- men, und mitgehen. Er aber hätte im- mer geeilet, und gesprochen, sie solte nur mitgehen, er wolte ihr den Weg schon zeigen, sie wolten nicht irren. Und hier- mit soll er ihr die Augen zugebunden ha- ben, daß sie erschrocken, und darüber schreyen wollen. Aber der Mann soll im- mer gesagt haben, sie solte sich nicht fürch- ten, denn es solte ihr kein Leyd widerfah- ren, sie solte nur getrost mitgehen; und so war er mit ihr fort spatzieret; Dar- auf sie vermerckt, daß er mit einer Ru- then ins Wasser geschlagen, und sie immer tieffer hinunter gegangen seyn, biß sie in eine Stube gekommen, darinnen niemand mehr, als die Schwangere gewesen. Der Gefehrte aber hätte ihr das Band daselbst hinweg gethan, sie fürs Bette geführet, und seiner Frauen anbefohlen gehabt, und hernach wäre er hinaus gegangen. Wie er nun weg gewesen, hätte sie das Kindlein helffen zur Welt befördern, die Kindbetterin ins Bette gebracht, das Kindlein gebadet, und alle nothwendige Sachen dabey verrichtet. Darauf die Wöchnerin aus heimlicher Danckbarkeit Warnungs-weise zur Wehmutter ge- sprochen: Jch bin auch so wohl, als ihr, ei- ne Christin, und bin weggeführet worden von einem Wasser-Mann, der mich aus- getauschet, er frisset mir am dritten Tage alle meine Kinder. Kommet nur am drit- ten Tag zu einem Teich, da werdet ihr se- hen, wie das Wasser werde in Blut ver- wandelt seyn. (Doch war die Wehmutter nicht hinkommen für Furcht, solchen Teich nach diesem deswegen zu beschauen.) Wenn mein Mann ietzt wird hereinkommen, und euch Geld biethen, so nehmet ja nicht mehr Geld von ihm, als ihr sonst zu be- kommen pflegt; im übrigen drehet er euch sonst den Hals um. Nehmet euch wohl in Acht. Und hiermit war der Mann, der gar böse und zornig ausgesehen, hinein- kommen, hätte sich rund umgesehen, und befunden, daß alles fein abgelauffen. Da er denn die Wehmutter gelobet, und [Spaltenumbruch] einen grossen Hauffen Geld auf den Tisch geworffen, sprechende: Davon solte sie so viel nehmen, als sie wolte. Sie aber wä- re gescheut gewesen, und hätte etliche mahl geantwortet: Sie begehrte von ihm nichts mehr, als von andern, welches denn ein geringe Geld gewesen. Wenn er ihr so viel gäbe, so hätte sie gar genug daran. Oder wolte er nicht, so begehrte sie auch nichts von ihm. Er möchte sie nur wieder nach Hause bringen. Dar- auf er angehoben: Das heißt dich GOtt sprechen; Und hierauf hätte er ihr so viel Geld zugezehlet, und sie wieder darauf nach Hause begleitet. §. 4. Ob sich dieses alles so würcklich §. 5. Inzwischen continuiret unser §. 6. Es R r r 3
Von den Nixen/ oder allerhand Geſpenſtern auf dem Waſſer. [Spaltenumbruch]
Salfeld in einer Pfarre in Gegenwartdes Prieſters von einer alten Wehmut- ter gehoͤret, daß ihrer, auch alten Wehe- Frauen, Mutter widerfahren ſeyn ſoll, wie ſie des Nachts waͤre geruffen wor- den, daß ſie ſich anziehen ſolte, und mit- kommen muͤſte zur kreiſſenden Frauen, darauf ſie ſich angezogen, und im Fin- ſtern herunter gegangen, da ſie einen Mann angetroffen, zu dem ſie geſagt, er ſolte warten, ſie wolte eine Leuchte neh- men, und mitgehen. Er aber haͤtte im- mer geeilet, und geſprochen, ſie ſolte nur mitgehen, er wolte ihr den Weg ſchon zeigen, ſie wolten nicht irren. Und hier- mit ſoll er ihr die Augen zugebunden ha- ben, daß ſie erſchrocken, und daruͤber ſchreyen wollen. Aber der Mann ſoll im- mer geſagt haben, ſie ſolte ſich nicht fuͤrch- ten, denn es ſolte ihr kein Leyd widerfah- ren, ſie ſolte nur getroſt mitgehen; und ſo war er mit ihr fort ſpatzieret; Dar- auf ſie vermerckt, daß er mit einer Ru- then ins Waſſer geſchlagen, und ſie immer tieffer hinunter gegangen ſeyn, biß ſie in eine Stube gekommen, darinnen niemand mehr, als die Schwangere geweſen. Der Gefehrte aber haͤtte ihr das Band daſelbſt hinweg gethan, ſie fuͤrs Bette gefuͤhret, und ſeiner Frauen anbefohlen gehabt, und hernach waͤre er hinaus gegangen. Wie er nun weg geweſen, haͤtte ſie das Kindlein helffen zur Welt befoͤrdern, die Kindbetterin ins Bette gebracht, das Kindlein gebadet, und alle nothwendige Sachen dabey verrichtet. Darauf die Woͤchnerin aus heimlicher Danckbarkeit Warnungs-weiſe zur Wehmutter ge- ſprochen: Jch bin auch ſo wohl, als ihr, ei- ne Chriſtin, und bin weggefuͤhret worden von einem Waſſer-Mann, der mich aus- getauſchet, er friſſet mir am dritten Tage alle meine Kinder. Kommet nur am drit- ten Tag zu einem Teich, da werdet ihr ſe- hen, wie das Waſſer werde in Blut ver- wandelt ſeyn. (Doch war die Wehmutter nicht hinkommen fuͤr Furcht, ſolchen Teich nach dieſem deswegen zu beſchauen.) Weñ mein Mann ietzt wird hereinkommen, und euch Geld biethen, ſo nehmet ja nicht mehr Geld von ihm, als ihr ſonſt zu be- kommen pflegt; im uͤbrigen drehet er euch ſonſt den Hals um. Nehmet euch wohl in Acht. Und hiermit war der Mann, der gar boͤſe und zornig ausgeſehen, hinein- kommen, haͤtte ſich rund umgeſehen, und befunden, daß alles fein abgelauffen. Da er denn die Wehmutter gelobet, und [Spaltenumbruch] einen groſſen Hauffen Geld auf den Tiſch geworffen, ſprechende: Davon ſolte ſie ſo viel nehmen, als ſie wolte. Sie aber waͤ- re geſcheut geweſen, und haͤtte etliche mahl geantwortet: Sie begehrte von ihm nichts mehr, als von andern, welches denn ein geringe Geld geweſen. Wenn er ihr ſo viel gaͤbe, ſo haͤtte ſie gar genug daran. Oder wolte er nicht, ſo begehrte ſie auch nichts von ihm. Er moͤchte ſie nur wieder nach Hauſe bringen. Dar- auf er angehoben: Das heißt dich GOtt ſprechen; Und hierauf haͤtte er ihr ſo viel Geld zugezehlet, und ſie wieder darauf nach Hauſe begleitet. §. 4. Ob ſich dieſes alles ſo wuͤrcklich §. 5. Inzwiſchen continuiret unſer §. 6. Es R r r 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0665" n="497"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Nixen/ oder allerhand Geſpenſtern auf dem Waſſer.</hi></fw><lb/><cb/> Salfeld in einer Pfarre in Gegenwart<lb/> des Prieſters von einer alten Wehmut-<lb/> ter gehoͤret, daß ihrer, auch alten Wehe-<lb/> Frauen, Mutter widerfahren ſeyn ſoll,<lb/> wie ſie des Nachts waͤre geruffen wor-<lb/> den, daß ſie ſich anziehen ſolte, und mit-<lb/> kommen muͤſte zur kreiſſenden Frauen,<lb/> darauf ſie ſich angezogen, und im Fin-<lb/> ſtern herunter gegangen, da ſie einen<lb/> Mann angetroffen, zu dem ſie geſagt, er<lb/> ſolte warten, ſie wolte eine Leuchte neh-<lb/> men, und mitgehen. Er aber haͤtte im-<lb/> mer geeilet, und geſprochen, ſie ſolte nur<lb/> mitgehen, er wolte ihr den Weg ſchon<lb/> zeigen, ſie wolten nicht irren. Und hier-<lb/> mit ſoll er ihr die Augen zugebunden ha-<lb/> ben, daß ſie erſchrocken, und daruͤber<lb/> ſchreyen wollen. Aber der Mann ſoll im-<lb/> mer geſagt haben, ſie ſolte ſich nicht fuͤrch-<lb/> ten, denn es ſolte ihr kein Leyd widerfah-<lb/> ren, ſie ſolte nur getroſt mitgehen; und<lb/> ſo war er mit ihr fort ſpatzieret; Dar-<lb/> auf ſie vermerckt, daß er mit einer Ru-<lb/> then ins Waſſer geſchlagen, und ſie immer<lb/> tieffer hinunter gegangen ſeyn, biß ſie in<lb/> eine Stube gekommen, darinnen niemand<lb/> mehr, als die Schwangere geweſen. Der<lb/> Gefehrte aber haͤtte ihr das Band daſelbſt<lb/> hinweg gethan, ſie fuͤrs Bette gefuͤhret,<lb/> und ſeiner Frauen anbefohlen gehabt,<lb/> und hernach waͤre er hinaus gegangen.<lb/> Wie er nun weg geweſen, haͤtte ſie das<lb/> Kindlein helffen zur Welt befoͤrdern, die<lb/> Kindbetterin ins Bette gebracht, das<lb/> Kindlein gebadet, und alle nothwendige<lb/> Sachen dabey verrichtet. Darauf die<lb/> Woͤchnerin aus heimlicher Danckbarkeit<lb/> Warnungs-weiſe zur Wehmutter ge-<lb/> ſprochen: Jch bin auch ſo wohl, als ihr, ei-<lb/> ne Chriſtin, und bin weggefuͤhret worden<lb/> von einem Waſſer-Mann, der mich aus-<lb/> getauſchet, er friſſet mir am dritten Tage<lb/> alle meine Kinder. Kommet nur am drit-<lb/> ten Tag zu einem Teich, da werdet ihr ſe-<lb/> hen, wie das Waſſer werde in Blut ver-<lb/> wandelt ſeyn. (Doch war die Wehmutter<lb/> nicht hinkommen fuͤr Furcht, ſolchen Teich<lb/> nach dieſem deswegen zu beſchauen.) Weñ<lb/> mein Mann ietzt wird hereinkommen,<lb/> und euch Geld biethen, ſo nehmet ja nicht<lb/> mehr Geld von ihm, als ihr ſonſt zu be-<lb/> kommen pflegt; im uͤbrigen drehet er euch<lb/> ſonſt den Hals um. Nehmet euch wohl<lb/> in Acht. Und hiermit war der Mann, der<lb/> gar boͤſe und zornig ausgeſehen, hinein-<lb/> kommen, haͤtte ſich rund umgeſehen,<lb/> und befunden, daß alles fein abgelauffen.<lb/> Da er denn die Wehmutter gelobet, und<lb/><cb/> einen groſſen Hauffen Geld auf den Tiſch<lb/> geworffen, ſprechende: Davon ſolte ſie ſo<lb/> viel nehmen, als ſie wolte. Sie aber waͤ-<lb/> re geſcheut geweſen, und haͤtte etliche mahl<lb/> geantwortet: Sie begehrte von ihm<lb/> nichts mehr, als von andern, welches<lb/> denn ein geringe Geld geweſen. Wenn<lb/> er ihr ſo viel gaͤbe, ſo haͤtte ſie gar genug<lb/> daran. Oder wolte er nicht, ſo begehrte<lb/> ſie auch nichts von ihm. Er moͤchte ſie<lb/> nur wieder nach Hauſe bringen. Dar-<lb/> auf er angehoben: Das heißt dich GOtt<lb/> ſprechen; Und hierauf haͤtte er ihr ſo viel<lb/> Geld zugezehlet, und ſie wieder darauf<lb/> nach Hauſe begleitet.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 4.</head> <p>Ob ſich dieſes alles ſo wuͤrcklich<lb/> zugetragen, oder ob dieſe Erzehlung vom<lb/> Herrn <hi rendition="#aq">Prætorio,</hi> oder von der Wehmut-<lb/> ter ſo ausgedacht worden, kan ich nicht<lb/> ſagen. Geſetzt aber, daß dieſe Erzehlung<lb/> wahr waͤre, ſo ſcheinet wohl nicht, daß<lb/> ſolches ein Nix, oder eine Waſſer-Frau<lb/> geweſen, ſondern vielmehr ein loſer Vo-<lb/> gel, der ſich mit ſeiner Frau dißfalls ver-<lb/> abredet, und der guten alten Kinder-Mut-<lb/> ter dieſes weiß machen wollen, welches<lb/> daher abzunehmen, daß er ihr die Augen<lb/> zugebunden. Waͤre es ein Geiſt gewe-<lb/> ſen, und GOTT haͤtte es zugelaſſen, ſo<lb/> haͤtte er gewiß dieſe weitlaͤufftige <hi rendition="#aq">Cere-<lb/> moni</hi>en nicht mit ihr vorgenommen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 5.</head> <p>Inzwiſchen <hi rendition="#aq">continuir</hi>et unſer<lb/><hi rendition="#aq">Autor</hi> an obangezogenem Orte, es haͤtte<lb/> ihm voriges Weib erzehlet, wie es ſich zu<lb/> Salfeld offt begeben, daß Nix-Frauen<lb/> aus den Teichen in die Stadt gekommen,<lb/> und in den Fleiſch-Baͤncken Fleiſch ge-<lb/> kaufft haͤtten, da man ſie denn nur allein<lb/> an den groſſen und greßlichen Augen, wie<lb/> auch an den trieffenden Schweiffen der<lb/> Roͤcke unten erkennen moͤgen. Solche<lb/> Weiber aber und Leute ſolten vertauſch-<lb/> te Kinder ſeyn, welche von unſerer Welt<lb/> den Woͤchnerinnen geraubet worden,<lb/> und davor die rechten Waſſer-Nixe an-<lb/> dere Kinder hingeleget haͤtten. Solches<lb/> haͤtte er offters zu Halle gehoͤret, als dar<lb/> vor einem Thor ein rund Waſſer iſt, der<lb/> Nix-Teich genannt, da ſollen auch die<lb/> Waſſer-Leute, und ſonderlich die Wei-<lb/> ber, vor dieſem herausgekommen ſeyn,<lb/> und in der Stadt zur Nothdurfft aller-<lb/> hand Waaren eingekaufft haben, die man<lb/> ebenmaͤßig an ihrem naſſen Kleider-<lb/> Saum erkennen moͤgen; Sie ſolten im<lb/> uͤbrigen eben die Kleider tragen, eben die<lb/> Sprache haben, auch ſolches Geld beſitzen<lb/> im Waſſer, als wir hier auf der Erden.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">R r r 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">§. 6. Es</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [497/0665]
Von den Nixen/ oder allerhand Geſpenſtern auf dem Waſſer.
Salfeld in einer Pfarre in Gegenwart
des Prieſters von einer alten Wehmut-
ter gehoͤret, daß ihrer, auch alten Wehe-
Frauen, Mutter widerfahren ſeyn ſoll,
wie ſie des Nachts waͤre geruffen wor-
den, daß ſie ſich anziehen ſolte, und mit-
kommen muͤſte zur kreiſſenden Frauen,
darauf ſie ſich angezogen, und im Fin-
ſtern herunter gegangen, da ſie einen
Mann angetroffen, zu dem ſie geſagt, er
ſolte warten, ſie wolte eine Leuchte neh-
men, und mitgehen. Er aber haͤtte im-
mer geeilet, und geſprochen, ſie ſolte nur
mitgehen, er wolte ihr den Weg ſchon
zeigen, ſie wolten nicht irren. Und hier-
mit ſoll er ihr die Augen zugebunden ha-
ben, daß ſie erſchrocken, und daruͤber
ſchreyen wollen. Aber der Mann ſoll im-
mer geſagt haben, ſie ſolte ſich nicht fuͤrch-
ten, denn es ſolte ihr kein Leyd widerfah-
ren, ſie ſolte nur getroſt mitgehen; und
ſo war er mit ihr fort ſpatzieret; Dar-
auf ſie vermerckt, daß er mit einer Ru-
then ins Waſſer geſchlagen, und ſie immer
tieffer hinunter gegangen ſeyn, biß ſie in
eine Stube gekommen, darinnen niemand
mehr, als die Schwangere geweſen. Der
Gefehrte aber haͤtte ihr das Band daſelbſt
hinweg gethan, ſie fuͤrs Bette gefuͤhret,
und ſeiner Frauen anbefohlen gehabt,
und hernach waͤre er hinaus gegangen.
Wie er nun weg geweſen, haͤtte ſie das
Kindlein helffen zur Welt befoͤrdern, die
Kindbetterin ins Bette gebracht, das
Kindlein gebadet, und alle nothwendige
Sachen dabey verrichtet. Darauf die
Woͤchnerin aus heimlicher Danckbarkeit
Warnungs-weiſe zur Wehmutter ge-
ſprochen: Jch bin auch ſo wohl, als ihr, ei-
ne Chriſtin, und bin weggefuͤhret worden
von einem Waſſer-Mann, der mich aus-
getauſchet, er friſſet mir am dritten Tage
alle meine Kinder. Kommet nur am drit-
ten Tag zu einem Teich, da werdet ihr ſe-
hen, wie das Waſſer werde in Blut ver-
wandelt ſeyn. (Doch war die Wehmutter
nicht hinkommen fuͤr Furcht, ſolchen Teich
nach dieſem deswegen zu beſchauen.) Weñ
mein Mann ietzt wird hereinkommen,
und euch Geld biethen, ſo nehmet ja nicht
mehr Geld von ihm, als ihr ſonſt zu be-
kommen pflegt; im uͤbrigen drehet er euch
ſonſt den Hals um. Nehmet euch wohl
in Acht. Und hiermit war der Mann, der
gar boͤſe und zornig ausgeſehen, hinein-
kommen, haͤtte ſich rund umgeſehen,
und befunden, daß alles fein abgelauffen.
Da er denn die Wehmutter gelobet, und
einen groſſen Hauffen Geld auf den Tiſch
geworffen, ſprechende: Davon ſolte ſie ſo
viel nehmen, als ſie wolte. Sie aber waͤ-
re geſcheut geweſen, und haͤtte etliche mahl
geantwortet: Sie begehrte von ihm
nichts mehr, als von andern, welches
denn ein geringe Geld geweſen. Wenn
er ihr ſo viel gaͤbe, ſo haͤtte ſie gar genug
daran. Oder wolte er nicht, ſo begehrte
ſie auch nichts von ihm. Er moͤchte ſie
nur wieder nach Hauſe bringen. Dar-
auf er angehoben: Das heißt dich GOtt
ſprechen; Und hierauf haͤtte er ihr ſo viel
Geld zugezehlet, und ſie wieder darauf
nach Hauſe begleitet.
§. 4. Ob ſich dieſes alles ſo wuͤrcklich
zugetragen, oder ob dieſe Erzehlung vom
Herrn Prætorio, oder von der Wehmut-
ter ſo ausgedacht worden, kan ich nicht
ſagen. Geſetzt aber, daß dieſe Erzehlung
wahr waͤre, ſo ſcheinet wohl nicht, daß
ſolches ein Nix, oder eine Waſſer-Frau
geweſen, ſondern vielmehr ein loſer Vo-
gel, der ſich mit ſeiner Frau dißfalls ver-
abredet, und der guten alten Kinder-Mut-
ter dieſes weiß machen wollen, welches
daher abzunehmen, daß er ihr die Augen
zugebunden. Waͤre es ein Geiſt gewe-
ſen, und GOTT haͤtte es zugelaſſen, ſo
haͤtte er gewiß dieſe weitlaͤufftige Cere-
monien nicht mit ihr vorgenommen.
§. 5. Inzwiſchen continuiret unſer
Autor an obangezogenem Orte, es haͤtte
ihm voriges Weib erzehlet, wie es ſich zu
Salfeld offt begeben, daß Nix-Frauen
aus den Teichen in die Stadt gekommen,
und in den Fleiſch-Baͤncken Fleiſch ge-
kaufft haͤtten, da man ſie denn nur allein
an den groſſen und greßlichen Augen, wie
auch an den trieffenden Schweiffen der
Roͤcke unten erkennen moͤgen. Solche
Weiber aber und Leute ſolten vertauſch-
te Kinder ſeyn, welche von unſerer Welt
den Woͤchnerinnen geraubet worden,
und davor die rechten Waſſer-Nixe an-
dere Kinder hingeleget haͤtten. Solches
haͤtte er offters zu Halle gehoͤret, als dar
vor einem Thor ein rund Waſſer iſt, der
Nix-Teich genannt, da ſollen auch die
Waſſer-Leute, und ſonderlich die Wei-
ber, vor dieſem herausgekommen ſeyn,
und in der Stadt zur Nothdurfft aller-
hand Waaren eingekaufft haben, die man
ebenmaͤßig an ihrem naſſen Kleider-
Saum erkennen moͤgen; Sie ſolten im
uͤbrigen eben die Kleider tragen, eben die
Sprache haben, auch ſolches Geld beſitzen
im Waſſer, als wir hier auf der Erden.
§. 6. Es
R r r 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |