Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Fisch-Buchs 51. Capitel/
[Spaltenumbruch] geschnittenen Stücken Waasen, und die-
se heissen bey den Nieder-Sachsen Soden-
Teiche, oder grüne Teiche; einige von al-
lerhand Thon-Erde und Geströde unter
einander gemengt, und diese nennet man
Streh- oder Stick-Teiche; andere setzen
nach der Wasser-Seite Pallisaden, oder
höltzerne Balcken und Pfosten; noch an-
dere verfertigen dieselben von Turf, oder
von Steinen, oder von allerhand Sor-
ten der Erde, und besetzen sie mit Pap-
peln, Erlen, und andern Bäumen, die
gerne an dem Wasser zu stehen pflegen.
Es ist nicht genung, solche Dämme anzu-
richten, sondern man muß auch vornem-
lich auf deren Conservation bedacht seyn.
Daher muß man sie nicht an den Extre-
mit
äten der Ufer, sondern gantz nahe an
dem Wasser selbst machen, und zu deren
jährlichen Reparatur gewisse Erde liegen
lassen. Damit einer der Ausgrabung
fremder Erde, der man zu Reparatur sei-
nes Teiches benöthiget ist, nicht mißbrau-
che, oder mit unnützlicher Durchgrabung
dem Nachbar an seinen Grundstücken
Schaden thue, so ist an einigen Orten ver-
sehen, daß solche Ausgrabung allezeit in
Gegenwart des Eigenthums-Herrn von
dem Grund und Boden geschehen müsse.
Es setzen auch die Teich-Ordnungen der
ungezähmten Boßheit einiger Leute Ziel
und Maasse, durch Anweisung des Or-
tes und Raumes.

§. 27.

Es ist nicht nur der Gebrauch
der fremden Damm-Erde eingeschränckt,
sondern es stehet auch nicht einmahl de-
nen, so die Dämme repariren sollen, frey,
daß sie ihres eigenen Grundes und Bo-
dens unmäßig gebrauchen dürffen. Da-
her ist in den Damm-Ordnungen verbo-
then, daß sich niemand unterstehen soll,
gantz nahe an Dämmen, oder bey dersel-
ben Fundament und Böschung, Erde aus-
zugraben, sondern allezeit ein Stück Erd-
reich nahe an den Dämmen unberührt
zu lassen. Die Bestimmung dieses Rau-
mes differiret nach dem Unterscheid der
Oerter, und der übrigen Umstände.

§. 28.

Bey der Anlegung der Däm-
me hat man zu consideriren: 1) Daß sie
an gehörigem Orte aufgerichtet werden;
Und gleichwie dem gemeinen Wesen hoch
daran gelegen, also werden auch die Teich-
Meister in Ansehung dieses Punctes mit
verpflichtet. Und wenn sie sich mit den
Einwohnern nicht vergleichen können, so
wird die Sache an den Landes-Fürsten
berichtet. 2) Daß sie einen dauerhaff-
[Spaltenumbruch] ten und tüchtigen Grund haben, daher
werden sie mit Buschwerck, Steinen,
Pfählen, Gesträuche, und Reißzeuge
ausgesetzt, damit sie sich nicht sencken, und
nachgeben. Jst der Grund sumpffigt, so
werden eichene oder erlene Pfähle ein-
gestossen. 3) Jst auch dahin zu sehen,
daß die Dämme an beyden Seiten nach
der Linie in guter proportionirlicher Flä-
che, nicht aber hohl, oder zu steil gemacht
werden. 4) Daß man sie, so viel nur
immer möglich, in gerader Linie, und
fein hoch führe, damit nicht die Wel-
len des Meeres, oder der Flüsse, wenn
sie in ihrer grösten Force sind, darüber
schlagen.

Das 51. Capitel/
Von den Nixen/ oder allerhand
Gespenstern/ die sich auf dem
Wasser sehen lassen.
§. 1.

Man höret an unterschiedenen Orten,
die nahe an den Ströhmen gelegen,
daß die gemeinen Leute gar viel von den
so genannten Nixen zu erzehlen wissen,
da sie dieselben bald in dieser, bald in ei-
ner andern Gestalt wollen gesehen haben;
Bald soll er sich wie ein kleines Kind prae-
sentir
en, bald wie eine Manns-Person,
und ein rothes Mützgen auf dem Haupt
haben, bald wie eine Weibes-Person, die
unten an dem Rocke einen nassen Saum
hat. Sonderlich will man ihn zu der
Zeit gesehen haben, wenn etwan eine ge-
wisse Person bald darauf ersoffen.

§. 2.

Zeilerus gedencket in Tom. 2.
Epist. 533. p. m.
795. Jn dem Eschweger-
oder Bielsteiner-Amt liegt an dem Meiß-
ner-Berge ein grosser Pfuhl, oder See,
welcher mehrentheils trübe ist, wird Frau-
en-Höllen-Bad genennet, weil, der Al-
ten Bericht nach, ein Gespenst, in Gestalt
eines Weibesbildes, in der Mittags-Stun-
de sich darinnen badend habe sehen lassen,
und hernach wieder verschwunden seyn
soll, auch ausser dem viel Gespenster an
diesem Berge, um die Moräste, deren es
daherum und auf dem Berge viel hat,
sich vernehmen lassen, auch zuwei-
len die Reisenden oder Jäger verführet,
oder beschädiget haben sollen.

§. 3.

Praetorius meldet in seiner Neu-
en Welt-Beschreibung p. 69. Es erzehl-
te mir vor wenig Jahren eine Salfeldi-
sche Frau, wie daß sie vor 40. Jahren bey

Salfeld

Des Fiſch-Buchs 51. Capitel/
[Spaltenumbruch] geſchnittenen Stuͤcken Waaſen, und die-
ſe heiſſen bey den Nieder-Sachſen Soden-
Teiche, oder gruͤne Teiche; einige von al-
lerhand Thon-Erde und Geſtroͤde unter
einander gemengt, und dieſe nennet man
Streh- oder Stick-Teiche; andere ſetzen
nach der Waſſer-Seite Palliſaden, oder
hoͤltzerne Balcken und Pfoſten; noch an-
dere verfertigen dieſelben von Turf, oder
von Steinen, oder von allerhand Sor-
ten der Erde, und beſetzen ſie mit Pap-
peln, Erlen, und andern Baͤumen, die
gerne an dem Waſſer zu ſtehen pflegen.
Es iſt nicht genung, ſolche Daͤmme anzu-
richten, ſondern man muß auch vornem-
lich auf deren Conſervation bedacht ſeyn.
Daher muß man ſie nicht an den Extre-
mit
aͤten der Ufer, ſondern gantz nahe an
dem Waſſer ſelbſt machen, und zu deren
jaͤhrlichen Reparatur gewiſſe Erde liegen
laſſen. Damit einer der Ausgrabung
fremder Erde, der man zu Reparatur ſei-
nes Teiches benoͤthiget iſt, nicht mißbrau-
che, oder mit unnuͤtzlicher Durchgrabung
dem Nachbar an ſeinen Grundſtuͤcken
Schaden thue, ſo iſt an einigen Orten ver-
ſehen, daß ſolche Ausgrabung allezeit in
Gegenwart des Eigenthums-Herrn von
dem Grund und Boden geſchehen muͤſſe.
Es ſetzen auch die Teich-Ordnungen der
ungezaͤhmten Boßheit einiger Leute Ziel
und Maaſſe, durch Anweiſung des Or-
tes und Raumes.

§. 27.

Es iſt nicht nur der Gebrauch
der fremden Damm-Erde eingeſchraͤnckt,
ſondern es ſtehet auch nicht einmahl de-
nen, ſo die Daͤmme repariren ſollen, frey,
daß ſie ihres eigenen Grundes und Bo-
dens unmaͤßig gebrauchen duͤrffen. Da-
her iſt in den Damm-Ordnungen verbo-
then, daß ſich niemand unterſtehen ſoll,
gantz nahe an Daͤmmen, oder bey derſel-
ben Fundament und Boͤſchung, Erde aus-
zugraben, ſondern allezeit ein Stuͤck Erd-
reich nahe an den Daͤmmen unberuͤhrt
zu laſſen. Die Beſtimmung dieſes Rau-
mes differiret nach dem Unterſcheid der
Oerter, und der uͤbrigen Umſtaͤnde.

§. 28.

Bey der Anlegung der Daͤm-
me hat man zu conſideriren: 1) Daß ſie
an gehoͤrigem Orte aufgerichtet werden;
Und gleichwie dem gemeinen Weſen hoch
daran gelegen, alſo werden auch die Teich-
Meiſter in Anſehung dieſes Punctes mit
verpflichtet. Und wenn ſie ſich mit den
Einwohnern nicht vergleichen koͤnnen, ſo
wird die Sache an den Landes-Fuͤrſten
berichtet. 2) Daß ſie einen dauerhaff-
[Spaltenumbruch] ten und tuͤchtigen Grund haben, daher
werden ſie mit Buſchwerck, Steinen,
Pfaͤhlen, Geſtraͤuche, und Reißzeuge
ausgeſetzt, damit ſie ſich nicht ſencken, und
nachgeben. Jſt der Grund ſumpffigt, ſo
werden eichene oder erlene Pfaͤhle ein-
geſtoſſen. 3) Jſt auch dahin zu ſehen,
daß die Daͤmme an beyden Seiten nach
der Linie in guter proportionirlicher Flaͤ-
che, nicht aber hohl, oder zu ſteil gemacht
werden. 4) Daß man ſie, ſo viel nur
immer moͤglich, in gerader Linie, und
fein hoch fuͤhre, damit nicht die Wel-
len des Meeres, oder der Fluͤſſe, wenn
ſie in ihrer groͤſten Force ſind, daruͤber
ſchlagen.

Das 51. Capitel/
Von den Nixen/ oder allerhand
Geſpenſtern/ die ſich auf dem
Waſſer ſehen laſſen.
§. 1.

Man hoͤret an unterſchiedenen Orten,
die nahe an den Stroͤhmen gelegen,
daß die gemeinen Leute gar viel von den
ſo genannten Nixen zu erzehlen wiſſen,
da ſie dieſelben bald in dieſer, bald in ei-
ner andern Geſtalt wollen geſehen haben;
Bald ſoll er ſich wie ein kleines Kind præ-
ſentir
en, bald wie eine Manns-Perſon,
und ein rothes Muͤtzgen auf dem Haupt
haben, bald wie eine Weibes-Perſon, die
unten an dem Rocke einen naſſen Saum
hat. Sonderlich will man ihn zu der
Zeit geſehen haben, wenn etwan eine ge-
wiſſe Perſon bald darauf erſoffen.

§. 2.

Zeilerus gedencket in Tom. 2.
Epiſt. 533. p. m.
795. Jn dem Eſchweger-
oder Bielſteiner-Amt liegt an dem Meiß-
ner-Berge ein groſſer Pfuhl, oder See,
welcher mehrentheils truͤbe iſt, wird Frau-
en-Hoͤllen-Bad genennet, weil, der Al-
ten Bericht nach, ein Geſpenſt, in Geſtalt
eines Weibesbildes, in der Mittags-Stun-
de ſich darinnen badend habe ſehen laſſen,
und hernach wieder verſchwunden ſeyn
ſoll, auch auſſer dem viel Geſpenſter an
dieſem Berge, um die Moraͤſte, deren es
daherum und auf dem Berge viel hat,
ſich vernehmen laſſen, auch zuwei-
len die Reiſenden oder Jaͤger verfuͤhret,
oder beſchaͤdiget haben ſollen.

§. 3.

Prætorius meldet in ſeiner Neu-
en Welt-Beſchreibung p. 69. Es erzehl-
te mir vor wenig Jahren eine Salfeldi-
ſche Frau, wie daß ſie vor 40. Jahren bey

Salfeld
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0664" n="496"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Fi&#x017F;ch-Buchs 51. Capitel/</hi></fw><lb/><cb/>
ge&#x017F;chnittenen Stu&#x0364;cken Waa&#x017F;en, und die-<lb/>
&#x017F;e hei&#x017F;&#x017F;en bey den Nieder-Sach&#x017F;en Soden-<lb/>
Teiche, oder gru&#x0364;ne Teiche; einige von al-<lb/>
lerhand Thon-Erde und Ge&#x017F;tro&#x0364;de unter<lb/>
einander gemengt, und die&#x017F;e nennet man<lb/>
Streh- oder Stick-Teiche; andere &#x017F;etzen<lb/>
nach der Wa&#x017F;&#x017F;er-Seite Palli&#x017F;aden, oder<lb/>
ho&#x0364;ltzerne Balcken und Pfo&#x017F;ten; noch an-<lb/>
dere verfertigen die&#x017F;elben von Turf, oder<lb/>
von Steinen, oder von allerhand Sor-<lb/>
ten der Erde, und be&#x017F;etzen &#x017F;ie mit Pap-<lb/>
peln, Erlen, und andern Ba&#x0364;umen, die<lb/>
gerne an dem Wa&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;tehen pflegen.<lb/>
Es i&#x017F;t nicht genung, &#x017F;olche Da&#x0364;mme anzu-<lb/>
richten, &#x017F;ondern man muß auch vornem-<lb/>
lich auf deren <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ervation</hi> bedacht &#x017F;eyn.<lb/>
Daher muß man &#x017F;ie nicht an den <hi rendition="#aq">Extre-<lb/>
mit</hi>a&#x0364;ten der Ufer, &#x017F;ondern gantz nahe an<lb/>
dem Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t machen, und zu deren<lb/>
ja&#x0364;hrlichen <hi rendition="#aq">Reparatur</hi> gewi&#x017F;&#x017F;e Erde liegen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Damit einer der Ausgrabung<lb/>
fremder Erde, der man zu <hi rendition="#aq">Reparatur</hi> &#x017F;ei-<lb/>
nes Teiches beno&#x0364;thiget i&#x017F;t, nicht mißbrau-<lb/>
che, oder mit unnu&#x0364;tzlicher Durchgrabung<lb/>
dem Nachbar an &#x017F;einen Grund&#x017F;tu&#x0364;cken<lb/>
Schaden thue, &#x017F;o i&#x017F;t an einigen Orten ver-<lb/>
&#x017F;ehen, daß &#x017F;olche Ausgrabung allezeit in<lb/>
Gegenwart des Eigenthums-Herrn von<lb/>
dem Grund und Boden ge&#x017F;chehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Es &#x017F;etzen auch die Teich-Ordnungen der<lb/>
ungeza&#x0364;hmten Boßheit einiger Leute Ziel<lb/>
und Maa&#x017F;&#x017F;e, durch Anwei&#x017F;ung des Or-<lb/>
tes und Raumes.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 27.</head>
              <p>Es i&#x017F;t nicht nur der Gebrauch<lb/>
der fremden Damm-Erde einge&#x017F;chra&#x0364;nckt,<lb/>
&#x017F;ondern es &#x017F;tehet auch nicht einmahl de-<lb/>
nen, &#x017F;o die Da&#x0364;mme <hi rendition="#aq">reparir</hi>en &#x017F;ollen, frey,<lb/>
daß &#x017F;ie ihres eigenen Grundes und Bo-<lb/>
dens unma&#x0364;ßig gebrauchen du&#x0364;rffen. Da-<lb/>
her i&#x017F;t in den Damm-Ordnungen verbo-<lb/>
then, daß &#x017F;ich niemand unter&#x017F;tehen &#x017F;oll,<lb/>
gantz nahe an Da&#x0364;mmen, oder bey der&#x017F;el-<lb/>
ben <hi rendition="#aq">Fundament</hi> und Bo&#x0364;&#x017F;chung, Erde aus-<lb/>
zugraben, &#x017F;ondern allezeit ein Stu&#x0364;ck Erd-<lb/>
reich nahe an den Da&#x0364;mmen unberu&#x0364;hrt<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en. Die Be&#x017F;timmung die&#x017F;es Rau-<lb/>
mes <hi rendition="#aq">differi</hi>ret nach dem Unter&#x017F;cheid der<lb/>
Oerter, und der u&#x0364;brigen Um&#x017F;ta&#x0364;nde.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 28.</head>
              <p>Bey der Anlegung der Da&#x0364;m-<lb/>
me hat man zu <hi rendition="#aq">con&#x017F;iderir</hi>en: 1) Daß &#x017F;ie<lb/>
an geho&#x0364;rigem Orte aufgerichtet werden;<lb/>
Und gleichwie dem gemeinen We&#x017F;en hoch<lb/>
daran gelegen, al&#x017F;o werden auch die Teich-<lb/>
Mei&#x017F;ter in An&#x017F;ehung die&#x017F;es Punctes mit<lb/>
verpflichtet. Und wenn &#x017F;ie &#x017F;ich mit den<lb/>
Einwohnern nicht vergleichen ko&#x0364;nnen, &#x017F;o<lb/>
wird die Sache an den Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
berichtet. 2) Daß &#x017F;ie einen dauerhaff-<lb/><cb/>
ten und tu&#x0364;chtigen Grund haben, daher<lb/>
werden &#x017F;ie mit Bu&#x017F;chwerck, Steinen,<lb/>
Pfa&#x0364;hlen, Ge&#x017F;tra&#x0364;uche, und Reißzeuge<lb/>
ausge&#x017F;etzt, damit &#x017F;ie &#x017F;ich nicht &#x017F;encken, und<lb/>
nachgeben. J&#x017F;t der Grund &#x017F;umpffigt, &#x017F;o<lb/>
werden eichene oder erlene Pfa&#x0364;hle ein-<lb/>
ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. 3) J&#x017F;t auch dahin zu &#x017F;ehen,<lb/>
daß die Da&#x0364;mme an beyden Seiten nach<lb/>
der Linie in guter <hi rendition="#aq">proportion</hi>irlicher Fla&#x0364;-<lb/>
che, nicht aber hohl, oder zu &#x017F;teil gemacht<lb/>
werden. 4) Daß man &#x017F;ie, &#x017F;o viel nur<lb/>
immer mo&#x0364;glich, in gerader Linie, und<lb/>
fein hoch fu&#x0364;hre, damit nicht die Wel-<lb/>
len des Meeres, oder der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wenn<lb/>
&#x017F;ie in ihrer gro&#x0364;&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Force</hi> &#x017F;ind, daru&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;chlagen.</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 51. Capitel/<lb/>
Von den Nixen/ oder allerhand<lb/>
Ge&#x017F;pen&#x017F;tern/ die &#x017F;ich auf dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">M</hi>an ho&#x0364;ret an unter&#x017F;chiedenen Orten,<lb/>
die nahe an den Stro&#x0364;hmen gelegen,<lb/>
daß die gemeinen Leute gar viel von den<lb/>
&#x017F;o genannten Nixen zu erzehlen wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
da &#x017F;ie die&#x017F;elben bald in die&#x017F;er, bald in ei-<lb/>
ner andern Ge&#x017F;talt wollen ge&#x017F;ehen haben;<lb/>
Bald &#x017F;oll er &#x017F;ich wie ein kleines Kind <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
&#x017F;entir</hi>en, bald wie eine Manns-Per&#x017F;on,<lb/>
und ein rothes Mu&#x0364;tzgen auf dem Haupt<lb/>
haben, bald wie eine Weibes-Per&#x017F;on, die<lb/>
unten an dem Rocke einen na&#x017F;&#x017F;en Saum<lb/>
hat. Sonderlich will man ihn zu der<lb/>
Zeit ge&#x017F;ehen haben, wenn etwan eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Per&#x017F;on bald darauf er&#x017F;offen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p><hi rendition="#aq">Zeilerus</hi> gedencket in <hi rendition="#aq">Tom. 2.<lb/>
Epi&#x017F;t. 533. p. m.</hi> 795. Jn dem E&#x017F;chweger-<lb/>
oder Biel&#x017F;teiner-Amt liegt an dem Meiß-<lb/>
ner-Berge ein gro&#x017F;&#x017F;er Pfuhl, oder See,<lb/>
welcher mehrentheils tru&#x0364;be i&#x017F;t, wird Frau-<lb/>
en-Ho&#x0364;llen-Bad genennet, weil, der Al-<lb/>
ten Bericht nach, ein Ge&#x017F;pen&#x017F;t, in Ge&#x017F;talt<lb/>
eines Weibesbildes, in der Mittags-Stun-<lb/>
de &#x017F;ich darinnen badend habe &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und hernach wieder ver&#x017F;chwunden &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;oll, auch au&#x017F;&#x017F;er dem viel Ge&#x017F;pen&#x017F;ter an<lb/>
die&#x017F;em Berge, um die Mora&#x0364;&#x017F;te, deren es<lb/>
daherum und auf dem Berge viel hat,<lb/>
&#x017F;ich vernehmen la&#x017F;&#x017F;en, auch zuwei-<lb/>
len die Rei&#x017F;enden oder Ja&#x0364;ger verfu&#x0364;hret,<lb/>
oder be&#x017F;cha&#x0364;diget haben &#x017F;ollen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p><hi rendition="#aq">Prætorius</hi> meldet in &#x017F;einer Neu-<lb/>
en Welt-Be&#x017F;chreibung <hi rendition="#aq">p.</hi> 69. Es erzehl-<lb/>
te mir vor wenig Jahren eine Salfeldi-<lb/>
&#x017F;che Frau, wie daß &#x017F;ie vor 40. Jahren bey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Salfeld</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[496/0664] Des Fiſch-Buchs 51. Capitel/ geſchnittenen Stuͤcken Waaſen, und die- ſe heiſſen bey den Nieder-Sachſen Soden- Teiche, oder gruͤne Teiche; einige von al- lerhand Thon-Erde und Geſtroͤde unter einander gemengt, und dieſe nennet man Streh- oder Stick-Teiche; andere ſetzen nach der Waſſer-Seite Palliſaden, oder hoͤltzerne Balcken und Pfoſten; noch an- dere verfertigen dieſelben von Turf, oder von Steinen, oder von allerhand Sor- ten der Erde, und beſetzen ſie mit Pap- peln, Erlen, und andern Baͤumen, die gerne an dem Waſſer zu ſtehen pflegen. Es iſt nicht genung, ſolche Daͤmme anzu- richten, ſondern man muß auch vornem- lich auf deren Conſervation bedacht ſeyn. Daher muß man ſie nicht an den Extre- mitaͤten der Ufer, ſondern gantz nahe an dem Waſſer ſelbſt machen, und zu deren jaͤhrlichen Reparatur gewiſſe Erde liegen laſſen. Damit einer der Ausgrabung fremder Erde, der man zu Reparatur ſei- nes Teiches benoͤthiget iſt, nicht mißbrau- che, oder mit unnuͤtzlicher Durchgrabung dem Nachbar an ſeinen Grundſtuͤcken Schaden thue, ſo iſt an einigen Orten ver- ſehen, daß ſolche Ausgrabung allezeit in Gegenwart des Eigenthums-Herrn von dem Grund und Boden geſchehen muͤſſe. Es ſetzen auch die Teich-Ordnungen der ungezaͤhmten Boßheit einiger Leute Ziel und Maaſſe, durch Anweiſung des Or- tes und Raumes. §. 27. Es iſt nicht nur der Gebrauch der fremden Damm-Erde eingeſchraͤnckt, ſondern es ſtehet auch nicht einmahl de- nen, ſo die Daͤmme repariren ſollen, frey, daß ſie ihres eigenen Grundes und Bo- dens unmaͤßig gebrauchen duͤrffen. Da- her iſt in den Damm-Ordnungen verbo- then, daß ſich niemand unterſtehen ſoll, gantz nahe an Daͤmmen, oder bey derſel- ben Fundament und Boͤſchung, Erde aus- zugraben, ſondern allezeit ein Stuͤck Erd- reich nahe an den Daͤmmen unberuͤhrt zu laſſen. Die Beſtimmung dieſes Rau- mes differiret nach dem Unterſcheid der Oerter, und der uͤbrigen Umſtaͤnde. §. 28. Bey der Anlegung der Daͤm- me hat man zu conſideriren: 1) Daß ſie an gehoͤrigem Orte aufgerichtet werden; Und gleichwie dem gemeinen Weſen hoch daran gelegen, alſo werden auch die Teich- Meiſter in Anſehung dieſes Punctes mit verpflichtet. Und wenn ſie ſich mit den Einwohnern nicht vergleichen koͤnnen, ſo wird die Sache an den Landes-Fuͤrſten berichtet. 2) Daß ſie einen dauerhaff- ten und tuͤchtigen Grund haben, daher werden ſie mit Buſchwerck, Steinen, Pfaͤhlen, Geſtraͤuche, und Reißzeuge ausgeſetzt, damit ſie ſich nicht ſencken, und nachgeben. Jſt der Grund ſumpffigt, ſo werden eichene oder erlene Pfaͤhle ein- geſtoſſen. 3) Jſt auch dahin zu ſehen, daß die Daͤmme an beyden Seiten nach der Linie in guter proportionirlicher Flaͤ- che, nicht aber hohl, oder zu ſteil gemacht werden. 4) Daß man ſie, ſo viel nur immer moͤglich, in gerader Linie, und fein hoch fuͤhre, damit nicht die Wel- len des Meeres, oder der Fluͤſſe, wenn ſie in ihrer groͤſten Force ſind, daruͤber ſchlagen. Das 51. Capitel/ Von den Nixen/ oder allerhand Geſpenſtern/ die ſich auf dem Waſſer ſehen laſſen. §. 1. Man hoͤret an unterſchiedenen Orten, die nahe an den Stroͤhmen gelegen, daß die gemeinen Leute gar viel von den ſo genannten Nixen zu erzehlen wiſſen, da ſie dieſelben bald in dieſer, bald in ei- ner andern Geſtalt wollen geſehen haben; Bald ſoll er ſich wie ein kleines Kind præ- ſentiren, bald wie eine Manns-Perſon, und ein rothes Muͤtzgen auf dem Haupt haben, bald wie eine Weibes-Perſon, die unten an dem Rocke einen naſſen Saum hat. Sonderlich will man ihn zu der Zeit geſehen haben, wenn etwan eine ge- wiſſe Perſon bald darauf erſoffen. §. 2. Zeilerus gedencket in Tom. 2. Epiſt. 533. p. m. 795. Jn dem Eſchweger- oder Bielſteiner-Amt liegt an dem Meiß- ner-Berge ein groſſer Pfuhl, oder See, welcher mehrentheils truͤbe iſt, wird Frau- en-Hoͤllen-Bad genennet, weil, der Al- ten Bericht nach, ein Geſpenſt, in Geſtalt eines Weibesbildes, in der Mittags-Stun- de ſich darinnen badend habe ſehen laſſen, und hernach wieder verſchwunden ſeyn ſoll, auch auſſer dem viel Geſpenſter an dieſem Berge, um die Moraͤſte, deren es daherum und auf dem Berge viel hat, ſich vernehmen laſſen, auch zuwei- len die Reiſenden oder Jaͤger verfuͤhret, oder beſchaͤdiget haben ſollen. §. 3. Prætorius meldet in ſeiner Neu- en Welt-Beſchreibung p. 69. Es erzehl- te mir vor wenig Jahren eine Salfeldi- ſche Frau, wie daß ſie vor 40. Jahren bey Salfeld

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/664
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/664>, abgerufen am 30.12.2024.