Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Nachricht von dem Segel-streichen und Losungs-Zeichen. [Spaltenumbruch]
allemahl auf einerley Art gehalten wer-de, sondern solches so wohl von dem gemei- nen Herkommen, als besonders von ei- nem Vergleich dependire. §. 4. Zu mehrer Erläuterung dieser §. 5. Jm Anfang des Monats Junii §. 6. Nach diesem, und wie sie nur che einem P p p 2
Nachricht von dem Segel-ſtreichen und Loſungs-Zeichen. [Spaltenumbruch]
allemahl auf einerley Art gehalten wer-de, ſondern ſolches ſo wohl von dem gemei- nen Herkommen, als beſonders von ei- nem Vergleich dependire. §. 4. Zu mehrer Erlaͤuterung dieſer §. 5. Jm Anfang des Monats Junii §. 6. Nach dieſem, und wie ſie nur che einem P p p 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0647" n="479"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachricht von dem Segel-ſtreichen und Loſungs-Zeichen.</hi></fw><lb/><cb/> allemahl auf einerley Art gehalten wer-<lb/> de, ſondern ſolches ſo wohl von dem gemei-<lb/> nen Herkommen, als beſonders von ei-<lb/> nem Vergleich <hi rendition="#aq">dependi</hi>re.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 4.</head> <p>Zu mehrer Erlaͤuterung dieſer<lb/> Materie wird nicht undienlich ſeyn, aus<lb/> dem <hi rendition="#aq">VII. Articul</hi> des zwiſchen <hi rendition="#aq">Ludovico<lb/> XIV.</hi> Koͤnig in Franckreich, und denen<lb/> Hanſee-Staͤdten, getroffenen Vergleichs<lb/> folgende Worte hieher zu ſetzen: Und<lb/> den Ungelegenheiten vorzukommen, wel-<lb/> che ſich begeben moͤchten, wenn derer<lb/> Hanſee-Staͤdte Schiffe Jhrer Majeſtaͤt<lb/> Orlogs-Schiffen begegnen moͤchten, und<lb/> alle <hi rendition="#aq">Prætexte</hi> der <hi rendition="#aq">Violenz,</hi> ſo ihnen zu ſtoſ-<lb/> ſen moͤchte, zu benehmen, ſollen dieſelben,<lb/> nachdem ſie werden geſtrichen haben, ſo<lb/> bald ſie Frantzoͤſiſche Flaggen vernom̃en,<lb/> und ihnen die Frantzoſen das Zeichen mit<lb/> einem Canonen-Schuß ohne Kugel ge-<lb/> geben, ſich aufhalten, an Bord kommen,<lb/> und die <hi rendition="#aq">Chalouppe,</hi> welche ihnen von Jh-<lb/> rer Majeſtaͤt zugeſchickt werden ſoll, er-<lb/> warten. Uber dieſem Segelſtreichen iſt<lb/> es manchmahl unter denen maͤchtigſten<lb/><hi rendition="#aq">Nation</hi>en und ihren Schiffen zu harten<lb/><hi rendition="#aq">Combatt</hi>en kommen. Alſo ſchoß der<lb/><hi rendition="#aq">Marchal d’ Aumont</hi> ohnweit <hi rendition="#aq">Calais</hi> ein<lb/> Engliſches Schiff in den Grund, und<lb/> nahm ein anders weg, weil ſie ihm zu-<lb/> gemuthet, die Segel fuͤr ihnen zu ſtrei-<lb/> chen. Der Koͤnig in Engelland aber hat<lb/> den beyden <hi rendition="#aq">Capitains</hi> nicht Recht gegeben,<lb/> daß ſie die Segel fuͤr dem Frantzoͤſiſchen<lb/><hi rendition="#aq">Admiral</hi> nicht ſtreichen wollen, indem er<lb/> ſolche Gerechtigkeit nur auf dem <hi rendition="#aq">Oceano,</hi><lb/> nicht aber auch auf den Frantzoͤſiſchen Kuͤ-<lb/> ſten <hi rendition="#aq">prætendi</hi>re. 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Durch dieſen Verluſt wurden die<lb/> Hollaͤnder ziemlich muͤrbe, und lieſſen ſich<lb/> deswegen <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1654. mit Cromweln in<lb/> einen Frieden ein, in welchem, und zwar<lb/> in dem 13. <hi rendition="#aq">Articul</hi> der Streit wegen des<lb/> Segelſtreichens folgender maaſſen abge-<lb/> than wurde: So ſollen alle Schiffe und<lb/> Flotten beſagter vereinigten Niederlande,<lb/> ſo wohl Krieges-als andere Schiffe, wel-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P p p 2</fw><fw place="bottom" type="catch">che einem</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [479/0647]
Nachricht von dem Segel-ſtreichen und Loſungs-Zeichen.
allemahl auf einerley Art gehalten wer-
de, ſondern ſolches ſo wohl von dem gemei-
nen Herkommen, als beſonders von ei-
nem Vergleich dependire.
§. 4. Zu mehrer Erlaͤuterung dieſer
Materie wird nicht undienlich ſeyn, aus
dem VII. Articul des zwiſchen Ludovico
XIV. Koͤnig in Franckreich, und denen
Hanſee-Staͤdten, getroffenen Vergleichs
folgende Worte hieher zu ſetzen: Und
den Ungelegenheiten vorzukommen, wel-
che ſich begeben moͤchten, wenn derer
Hanſee-Staͤdte Schiffe Jhrer Majeſtaͤt
Orlogs-Schiffen begegnen moͤchten, und
alle Prætexte der Violenz, ſo ihnen zu ſtoſ-
ſen moͤchte, zu benehmen, ſollen dieſelben,
nachdem ſie werden geſtrichen haben, ſo
bald ſie Frantzoͤſiſche Flaggen vernom̃en,
und ihnen die Frantzoſen das Zeichen mit
einem Canonen-Schuß ohne Kugel ge-
geben, ſich aufhalten, an Bord kommen,
und die Chalouppe, welche ihnen von Jh-
rer Majeſtaͤt zugeſchickt werden ſoll, er-
warten. Uber dieſem Segelſtreichen iſt
es manchmahl unter denen maͤchtigſten
Nationen und ihren Schiffen zu harten
Combatten kommen. Alſo ſchoß der
Marchal d’ Aumont ohnweit Calais ein
Engliſches Schiff in den Grund, und
nahm ein anders weg, weil ſie ihm zu-
gemuthet, die Segel fuͤr ihnen zu ſtrei-
chen. Der Koͤnig in Engelland aber hat
den beyden Capitains nicht Recht gegeben,
daß ſie die Segel fuͤr dem Frantzoͤſiſchen
Admiral nicht ſtreichen wollen, indem er
ſolche Gerechtigkeit nur auf dem Oceano,
nicht aber auch auf den Frantzoͤſiſchen Kuͤ-
ſten prætendire. Am allerſchaͤrffſten a-
ber ſind die Engel- und Hollaͤnder unter
der Regierung Cromvvells uͤber dieſer
Ceremonie an einander gerathen, denn
weil die Hollaͤnder nicht allein des ent-
haupteten Koͤnigs Parthey hielten, ſon-
dern auch unter waͤhrendem Interregno
des Parlaments Abgeſandten gar ſchlecht
tractirten, ſo nahm Cromvvell anfangs
den Herings-Fang, und hierauf das Se-
gel-ſtreichen zum Prætext, mit ſelbigen
anzubinden; Sonderlich gab das Segel-
ſtreichen Anno 1652. Gelegenheit, da die-
ſe beyden Nationen zur See durch ein
blutiges Gefechte zu dem nachfolgenden
fatalen Kriege den Anfang machten.
§. 5. Jm Anfang des Monats Junii
beſagten Jahres gerieth ein Hollaͤndiſches
Kauffarthey-Schiff im Canal an eine En-
gliſche Fregatte, welche von jenem præ-
tendirte, daß, es die Segel vor ihr ſtrei-
chen ſolte, allein der Hollaͤnder weigerte
ſich, ſolches zu thun, und daruͤber kam es
zu einem harten Gefechte; Nachdem a-
ber ſolches uͤber anderthalb Stunden ge-
waͤhret, ſo wurden beyde Schiffe durch
einen contrairen Wind aus einander ge-
trieben. Der Hollaͤnder retirirte ſich hier-
auf nach der vor den Kuͤſten von Calais
liegenden Hollaͤndiſchen Flotte, und refe-
rirte dem darauf commandirenden Ad-
miral Tromp, was ihm begegnet; auch,
daß noch verſchiedene andere Hollaͤndiſche
Schiffe unter Wegens waͤren, die noth-
wendig den Canal paſſiren muͤſten, und
folglich gleiches Gluͤck mit ihnen wuͤrden
zu gewarten haben. Auf dieſe Nachricht
begab ſich der Admiral Tromp alſofort
gegen die Engliſchen Kuͤſten, um die
Schiffe ſeiner Nation unter ſeine Prote-
ction zu nehmen, oder dieſelben, wo ſie
etwan moͤchten genommen worden ſeyn,
wo moͤglich, wieder zu befreyen. Jn-
dem er nun unter Wegens war, traf er
15. groſſe Engliſche Krieges-Schiffe an,
unter welchen ſich auch der Admiral be-
fand. Dieſen ſuchte er auf alle Weiſe
hoͤflich zu begegnen, und nahm alle ſeine
Segel, ausgenommen beyde Maſt-Se-
gel, die er nur halb fallen ließ, ein; Als
nun die Engellaͤnder die Hollaͤndiſchen
Schiffe erreichten, gaben ſie einen Schuß
uͤber das Hollaͤndiſche Admiral-Schiff,
wozu der Admiral ſtille ſchwieg. Hier-
auf thaten ſie noch einen Schuß, welchen
der Admiral auf gleiche Art beantwortete.
§. 6. Nach dieſem, und wie ſie nur
einen Muſqueten-Schuß von der Hollaͤn-
diſchen Flotte waren, præſentirten ſie ge-
gen ſolche die voͤllige Seite ihrer Schiffe,
und gaben aus allen Canonen Feuer auf
dieſelbe; Hieruͤber kam es endlich zu ei-
nem blutigen Gefechte, und nach und nach
zu einem verderblichen See-Kriege, in
welchem die Hollaͤnder binnen zwey Jah-
ren fuͤnff See-Schlachten, und in der
letzten nicht allein 30. Schiffe, ſondern
auch den beruͤhmten Admiral, Martin
Tromp, verlohren, und auſſer dem biß
1700. Kauffarthey-Schiffe im Stiche lieſ-
ſen. Durch dieſen Verluſt wurden die
Hollaͤnder ziemlich muͤrbe, und lieſſen ſich
deswegen Anno 1654. mit Cromweln in
einen Frieden ein, in welchem, und zwar
in dem 13. Articul der Streit wegen des
Segelſtreichens folgender maaſſen abge-
than wurde: So ſollen alle Schiffe und
Flotten beſagter vereinigten Niederlande,
ſo wohl Krieges-als andere Schiffe, wel-
che einem
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