Nachricht von dem Segel-streichen und Losungs-Zeichen.
[Spaltenumbruch]
allemahl auf einerley Art gehalten wer- de, sondern solches so wohl von dem gemei- nen Herkommen, als besonders von ei- nem Vergleich dependire.
§. 4.
Zu mehrer Erläuterung dieser Materie wird nicht undienlich seyn, aus dem VII. Articul des zwischen Ludovico XIV. König in Franckreich, und denen Hansee-Städten, getroffenen Vergleichs folgende Worte hieher zu setzen: Und den Ungelegenheiten vorzukommen, wel- che sich begeben möchten, wenn derer Hansee-Städte Schiffe Jhrer Majestät Orlogs-Schiffen begegnen möchten, und alle Praetexte der Violenz, so ihnen zu stos- sen möchte, zu benehmen, sollen dieselben, nachdem sie werden gestrichen haben, so bald sie Frantzösische Flaggen vernommen, und ihnen die Frantzosen das Zeichen mit einem Canonen-Schuß ohne Kugel ge- geben, sich aufhalten, an Bord kommen, und die Chalouppe, welche ihnen von Jh- rer Majestät zugeschickt werden soll, er- warten. Uber diesem Segelstreichen ist es manchmahl unter denen mächtigsten Nationen und ihren Schiffen zu harten Combatten kommen. Also schoß der Marchal d' Aumont ohnweit Calais ein Englisches Schiff in den Grund, und nahm ein anders weg, weil sie ihm zu- gemuthet, die Segel für ihnen zu strei- chen. Der König in Engelland aber hat den beyden Capitains nicht Recht gegeben, daß sie die Segel für dem Frantzösischen Admiral nicht streichen wollen, indem er solche Gerechtigkeit nur auf dem Oceano, nicht aber auch auf den Frantzösischen Kü- sten praetendire. Am allerschärffsten a- ber sind die Engel- und Holländer unter der Regierung Cromvvells über dieser Ceremonie an einander gerathen, denn weil die Holländer nicht allein des ent- haupteten Königs Parthey hielten, son- dern auch unter währendem Interregno des Parlaments Abgesandten gar schlecht tractirten, so nahm Cromvvell anfangs den Herings-Fang, und hierauf das Se- gel-streichen zum Praetext, mit selbigen anzubinden; Sonderlich gab das Segel- streichen Anno 1652. Gelegenheit, da die- se beyden Nationen zur See durch ein blutiges Gefechte zu dem nachfolgenden fatalen Kriege den Anfang machten.
§. 5.
Jm Anfang des Monats Junii besagten Jahres gerieth ein Holländisches Kauffarthey-Schiff im Canal an eine En- glische Fregatte, welche von jenem prae- tendirte, daß, es die Segel vor ihr strei- [Spaltenumbruch]
chen solte, allein der Holländer weigerte sich, solches zu thun, und darüber kam es zu einem harten Gefechte; Nachdem a- ber solches über anderthalb Stunden ge- währet, so wurden beyde Schiffe durch einen contrairen Wind aus einander ge- trieben. Der Holländer retirirte sich hier- auf nach der vor den Küsten von Calais liegenden Holländischen Flotte, und refe- rirte dem darauf commandirenden Ad- miral Tromp, was ihm begegnet; auch, daß noch verschiedene andere Holländische Schiffe unter Wegens wären, die noth- wendig den Canal passiren müsten, und folglich gleiches Glück mit ihnen würden zu gewarten haben. Auf diese Nachricht begab sich der Admiral Tromp alsofort gegen die Englischen Küsten, um die Schiffe seiner Nation unter seine Prote- ction zu nehmen, oder dieselben, wo sie etwan möchten genommen worden seyn, wo möglich, wieder zu befreyen. Jn- dem er nun unter Wegens war, traf er 15. grosse Englische Krieges-Schiffe an, unter welchen sich auch der Admiral be- fand. Diesen suchte er auf alle Weise höflich zu begegnen, und nahm alle seine Segel, ausgenommen beyde Mast-Se- gel, die er nur halb fallen ließ, ein; Als nun die Engelländer die Holländischen Schiffe erreichten, gaben sie einen Schuß über das Holländische Admiral-Schiff, wozu der Admiral stille schwieg. Hier- auf thaten sie noch einen Schuß, welchen der Admiral auf gleiche Art beantwortete.
§. 6.
Nach diesem, und wie sie nur einen Musqueten-Schuß von der Hollän- dischen Flotte waren, praesentirten sie ge- gen solche die völlige Seite ihrer Schiffe, und gaben aus allen Canonen Feuer auf dieselbe; Hierüber kam es endlich zu ei- nem blutigen Gefechte, und nach und nach zu einem verderblichen See-Kriege, in welchem die Holländer binnen zwey Jah- ren fünff See-Schlachten, und in der letzten nicht allein 30. Schiffe, sondern auch den berühmten Admiral, Martin Tromp, verlohren, und ausser dem biß 1700. Kauffarthey-Schiffe im Stiche lies- sen. Durch diesen Verlust wurden die Holländer ziemlich mürbe, und liessen sich deswegen Anno 1654. mit Cromweln in einen Frieden ein, in welchem, und zwar in dem 13. Articul der Streit wegen des Segelstreichens folgender maassen abge- than wurde: So sollen alle Schiffe und Flotten besagter vereinigten Niederlande, so wohl Krieges-als andere Schiffe, wel-
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Nachricht von dem Segel-ſtreichen und Loſungs-Zeichen.
[Spaltenumbruch]
allemahl auf einerley Art gehalten wer- de, ſondern ſolches ſo wohl von dem gemei- nen Herkommen, als beſonders von ei- nem Vergleich dependire.
§. 4.
Zu mehrer Erlaͤuterung dieſer Materie wird nicht undienlich ſeyn, aus dem VII. Articul des zwiſchen Ludovico XIV. Koͤnig in Franckreich, und denen Hanſee-Staͤdten, getroffenen Vergleichs folgende Worte hieher zu ſetzen: Und den Ungelegenheiten vorzukommen, wel- che ſich begeben moͤchten, wenn derer Hanſee-Staͤdte Schiffe Jhrer Majeſtaͤt Orlogs-Schiffen begegnen moͤchten, und alle Prætexte der Violenz, ſo ihnen zu ſtoſ- ſen moͤchte, zu benehmen, ſollen dieſelben, nachdem ſie werden geſtrichen haben, ſo bald ſie Frantzoͤſiſche Flaggen vernom̃en, und ihnen die Frantzoſen das Zeichen mit einem Canonen-Schuß ohne Kugel ge- geben, ſich aufhalten, an Bord kommen, und die Chalouppe, welche ihnen von Jh- rer Majeſtaͤt zugeſchickt werden ſoll, er- warten. Uber dieſem Segelſtreichen iſt es manchmahl unter denen maͤchtigſten Nationen und ihren Schiffen zu harten Combatten kommen. Alſo ſchoß der Marchal d’ Aumont ohnweit Calais ein Engliſches Schiff in den Grund, und nahm ein anders weg, weil ſie ihm zu- gemuthet, die Segel fuͤr ihnen zu ſtrei- chen. Der Koͤnig in Engelland aber hat den beyden Capitains nicht Recht gegeben, daß ſie die Segel fuͤr dem Frantzoͤſiſchen Admiral nicht ſtreichen wollen, indem er ſolche Gerechtigkeit nur auf dem Oceano, nicht aber auch auf den Frantzoͤſiſchen Kuͤ- ſten prætendire. Am allerſchaͤrffſten a- ber ſind die Engel- und Hollaͤnder unter der Regierung Cromvvells uͤber dieſer Ceremonie an einander gerathen, denn weil die Hollaͤnder nicht allein des ent- haupteten Koͤnigs Parthey hielten, ſon- dern auch unter waͤhrendem Interregno des Parlaments Abgeſandten gar ſchlecht tractirten, ſo nahm Cromvvell anfangs den Herings-Fang, und hierauf das Se- gel-ſtreichen zum Prætext, mit ſelbigen anzubinden; Sonderlich gab das Segel- ſtreichen Anno 1652. Gelegenheit, da die- ſe beyden Nationen zur See durch ein blutiges Gefechte zu dem nachfolgenden fatalen Kriege den Anfang machten.
§. 5.
Jm Anfang des Monats Junii beſagten Jahres gerieth ein Hollaͤndiſches Kauffarthey-Schiff im Canal an eine En- gliſche Fregatte, welche von jenem præ- tendirte, daß, es die Segel vor ihr ſtrei- [Spaltenumbruch]
chen ſolte, allein der Hollaͤnder weigerte ſich, ſolches zu thun, und daruͤber kam es zu einem harten Gefechte; Nachdem a- ber ſolches uͤber anderthalb Stunden ge- waͤhret, ſo wurden beyde Schiffe durch einen contrairen Wind aus einander ge- trieben. Der Hollaͤnder retirirte ſich hier- auf nach der vor den Kuͤſten von Calais liegenden Hollaͤndiſchen Flotte, und refe- rirte dem darauf commandirenden Ad- miral Tromp, was ihm begegnet; auch, daß noch verſchiedene andere Hollaͤndiſche Schiffe unter Wegens waͤren, die noth- wendig den Canal paſſiren muͤſten, und folglich gleiches Gluͤck mit ihnen wuͤrden zu gewarten haben. Auf dieſe Nachricht begab ſich der Admiral Tromp alſofort gegen die Engliſchen Kuͤſten, um die Schiffe ſeiner Nation unter ſeine Prote- ction zu nehmen, oder dieſelben, wo ſie etwan moͤchten genommen worden ſeyn, wo moͤglich, wieder zu befreyen. Jn- dem er nun unter Wegens war, traf er 15. groſſe Engliſche Krieges-Schiffe an, unter welchen ſich auch der Admiral be- fand. Dieſen ſuchte er auf alle Weiſe hoͤflich zu begegnen, und nahm alle ſeine Segel, ausgenommen beyde Maſt-Se- gel, die er nur halb fallen ließ, ein; Als nun die Engellaͤnder die Hollaͤndiſchen Schiffe erreichten, gaben ſie einen Schuß uͤber das Hollaͤndiſche Admiral-Schiff, wozu der Admiral ſtille ſchwieg. Hier- auf thaten ſie noch einen Schuß, welchen der Admiral auf gleiche Art beantwortete.
§. 6.
Nach dieſem, und wie ſie nur einen Muſqueten-Schuß von der Hollaͤn- diſchen Flotte waren, præſentirten ſie ge- gen ſolche die voͤllige Seite ihrer Schiffe, und gaben aus allen Canonen Feuer auf dieſelbe; Hieruͤber kam es endlich zu ei- nem blutigen Gefechte, und nach und nach zu einem verderblichen See-Kriege, in welchem die Hollaͤnder binnen zwey Jah- ren fuͤnff See-Schlachten, und in der letzten nicht allein 30. Schiffe, ſondern auch den beruͤhmten Admiral, Martin Tromp, verlohren, und auſſer dem biß 1700. Kauffarthey-Schiffe im Stiche lieſ- ſen. Durch dieſen Verluſt wurden die Hollaͤnder ziemlich muͤrbe, und lieſſen ſich deswegen Anno 1654. mit Cromweln in einen Frieden ein, in welchem, und zwar in dem 13. Articul der Streit wegen des Segelſtreichens folgender maaſſen abge- than wurde: So ſollen alle Schiffe und Flotten beſagter vereinigten Niederlande, ſo wohl Krieges-als andere Schiffe, wel-
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Nachricht von dem Segel-ſtreichen und Loſungs-Zeichen.
allemahl auf einerley Art gehalten wer-
de, ſondern ſolches ſo wohl von dem gemei-
nen Herkommen, als beſonders von ei-
nem Vergleich dependire.
§. 4. Zu mehrer Erlaͤuterung dieſer
Materie wird nicht undienlich ſeyn, aus
dem VII. Articul des zwiſchen Ludovico
XIV. Koͤnig in Franckreich, und denen
Hanſee-Staͤdten, getroffenen Vergleichs
folgende Worte hieher zu ſetzen: Und
den Ungelegenheiten vorzukommen, wel-
che ſich begeben moͤchten, wenn derer
Hanſee-Staͤdte Schiffe Jhrer Majeſtaͤt
Orlogs-Schiffen begegnen moͤchten, und
alle Prætexte der Violenz, ſo ihnen zu ſtoſ-
ſen moͤchte, zu benehmen, ſollen dieſelben,
nachdem ſie werden geſtrichen haben, ſo
bald ſie Frantzoͤſiſche Flaggen vernom̃en,
und ihnen die Frantzoſen das Zeichen mit
einem Canonen-Schuß ohne Kugel ge-
geben, ſich aufhalten, an Bord kommen,
und die Chalouppe, welche ihnen von Jh-
rer Majeſtaͤt zugeſchickt werden ſoll, er-
warten. Uber dieſem Segelſtreichen iſt
es manchmahl unter denen maͤchtigſten
Nationen und ihren Schiffen zu harten
Combatten kommen. Alſo ſchoß der
Marchal d’ Aumont ohnweit Calais ein
Engliſches Schiff in den Grund, und
nahm ein anders weg, weil ſie ihm zu-
gemuthet, die Segel fuͤr ihnen zu ſtrei-
chen. Der Koͤnig in Engelland aber hat
den beyden Capitains nicht Recht gegeben,
daß ſie die Segel fuͤr dem Frantzoͤſiſchen
Admiral nicht ſtreichen wollen, indem er
ſolche Gerechtigkeit nur auf dem Oceano,
nicht aber auch auf den Frantzoͤſiſchen Kuͤ-
ſten prætendire. Am allerſchaͤrffſten a-
ber ſind die Engel- und Hollaͤnder unter
der Regierung Cromvvells uͤber dieſer
Ceremonie an einander gerathen, denn
weil die Hollaͤnder nicht allein des ent-
haupteten Koͤnigs Parthey hielten, ſon-
dern auch unter waͤhrendem Interregno
des Parlaments Abgeſandten gar ſchlecht
tractirten, ſo nahm Cromvvell anfangs
den Herings-Fang, und hierauf das Se-
gel-ſtreichen zum Prætext, mit ſelbigen
anzubinden; Sonderlich gab das Segel-
ſtreichen Anno 1652. Gelegenheit, da die-
ſe beyden Nationen zur See durch ein
blutiges Gefechte zu dem nachfolgenden
fatalen Kriege den Anfang machten.
§. 5. Jm Anfang des Monats Junii
beſagten Jahres gerieth ein Hollaͤndiſches
Kauffarthey-Schiff im Canal an eine En-
gliſche Fregatte, welche von jenem præ-
tendirte, daß, es die Segel vor ihr ſtrei-
chen ſolte, allein der Hollaͤnder weigerte
ſich, ſolches zu thun, und daruͤber kam es
zu einem harten Gefechte; Nachdem a-
ber ſolches uͤber anderthalb Stunden ge-
waͤhret, ſo wurden beyde Schiffe durch
einen contrairen Wind aus einander ge-
trieben. Der Hollaͤnder retirirte ſich hier-
auf nach der vor den Kuͤſten von Calais
liegenden Hollaͤndiſchen Flotte, und refe-
rirte dem darauf commandirenden Ad-
miral Tromp, was ihm begegnet; auch,
daß noch verſchiedene andere Hollaͤndiſche
Schiffe unter Wegens waͤren, die noth-
wendig den Canal paſſiren muͤſten, und
folglich gleiches Gluͤck mit ihnen wuͤrden
zu gewarten haben. Auf dieſe Nachricht
begab ſich der Admiral Tromp alſofort
gegen die Engliſchen Kuͤſten, um die
Schiffe ſeiner Nation unter ſeine Prote-
ction zu nehmen, oder dieſelben, wo ſie
etwan moͤchten genommen worden ſeyn,
wo moͤglich, wieder zu befreyen. Jn-
dem er nun unter Wegens war, traf er
15. groſſe Engliſche Krieges-Schiffe an,
unter welchen ſich auch der Admiral be-
fand. Dieſen ſuchte er auf alle Weiſe
hoͤflich zu begegnen, und nahm alle ſeine
Segel, ausgenommen beyde Maſt-Se-
gel, die er nur halb fallen ließ, ein; Als
nun die Engellaͤnder die Hollaͤndiſchen
Schiffe erreichten, gaben ſie einen Schuß
uͤber das Hollaͤndiſche Admiral-Schiff,
wozu der Admiral ſtille ſchwieg. Hier-
auf thaten ſie noch einen Schuß, welchen
der Admiral auf gleiche Art beantwortete.
§. 6. Nach dieſem, und wie ſie nur
einen Muſqueten-Schuß von der Hollaͤn-
diſchen Flotte waren, præſentirten ſie ge-
gen ſolche die voͤllige Seite ihrer Schiffe,
und gaben aus allen Canonen Feuer auf
dieſelbe; Hieruͤber kam es endlich zu ei-
nem blutigen Gefechte, und nach und nach
zu einem verderblichen See-Kriege, in
welchem die Hollaͤnder binnen zwey Jah-
ren fuͤnff See-Schlachten, und in der
letzten nicht allein 30. Schiffe, ſondern
auch den beruͤhmten Admiral, Martin
Tromp, verlohren, und auſſer dem biß
1700. Kauffarthey-Schiffe im Stiche lieſ-
ſen. Durch dieſen Verluſt wurden die
Hollaͤnder ziemlich muͤrbe, und lieſſen ſich
deswegen Anno 1654. mit Cromweln in
einen Frieden ein, in welchem, und zwar
in dem 13. Articul der Streit wegen des
Segelſtreichens folgender maaſſen abge-
than wurde: So ſollen alle Schiffe und
Flotten beſagter vereinigten Niederlande,
ſo wohl Krieges-als andere Schiffe, wel-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/647>, abgerufen am 22.02.2025.
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