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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von allerhand Gewächsen und Kräutern im Wasser.
[Spaltenumbruch] und an sumpffigten Oertern, bald wie die
Schwerd-Lilien. Jn Apothecken hat
man die Wurtzeln, gar selten die Blät-
ter. Die weisse, bittere, scharffe Wurtzel
ist die beste. Die trockne wird nicht viel
gebraucht, sondern die frische. Er stär-
cket den Magen, wärmet und trocknet,
eröffnet, und gebraucht man ihn am mei-
sten in Verstopffungen des Miltzes und
der Leber, wie auch in dem Grimmen. Die
eingemachte Wurtzel bekommt dem kal-
ten, feuchten und schwachen Magen wohl,
denn sie erwärmet ihn, befördert die Däu-
ung, stillet das Aufstossen, und verzeh-
ret die Cruditäten. Das Calmus-Oel,
so in Apothecken angetroffen wird, stär-
cket das Gedächtniß, benimmt den Haupt-
Schmertzen und Flüsse, so von Kälte ent-
stehen, stärcket den schwachen Magen,
ist gut wider die Ohnmacht, stillet das
Erbrechen, eröffnet die Verstopffungen
der Nieren, und zerbricht den Stein.
Man hat auch eine besondere Magen-Lat-
werge, und einen ausgepreßten Safft, der
in Durchläuffen und Blut-Flüssen sehr
dienlich ist.

Wilder Meer-Rettich.
§. 21.

Dieser wächset an den Bächen.
Die Blätter dieses Krautes vergleichen sich
mit den Senff-Blättern, die Stengel sind
ästig, und auch rauchhärig, trägt weiß-
liche Blümlein, so mit blaulichen Streif-
fen bezeichnet sind, und längliche Scho-
ten eines Fingers lang, und wenn sie zei-
tig, wie ein Scorpionen-Schwantz for-
mir
t, samt den Saamen hinterlassen.
Die Wurtzel ist weiß, eintzeln und zerthei-
let; blühet im Junio und Julio. Sie
wärmet und trocknet, verzehret den tar-
tari
schen Schleim, resolviret, eröffnet die
Lebens-Glieder, treibet den Harn, Stein,
und dienet wider den Scharbock. Es hat
dieses Krautes Wurtzel einen scharffen
Geschmack, und durchdringenden Ge-
ruch. Wenn nun dieser ihr benommen
wird, so ist sie wie ein verfault Holtz.
Jhre Krafft bestehet in einem gar schar-
fen flüchtigen Saltze, daher sie resolviret
und durchdringet. Sie wird auch diß-
falls unter die hitzigsten Sachen gerech-
net. Vermöge dieser saltzigten Flüch-
tigkeit resolviret sie den sauren zähen
Schleim, so in der Brust, und in den Ge-
därmen hänget. Wenn man die Wur-
tzel in Wein infundiret, und davon trin-
cket, so treibet sie Sand und Urin. Wer
[Spaltenumbruch] mehr Nachricht von diesen und andern
dergleichen Sachen verlangt, muß die
Medicinischen und Botanischen Schriff-
ten, die ex professo davon handeln, nach-
schlagen.

Das 42. Capitel/
Von den Betrügereyen eini-
ger Leute/ die auf dem Wasser
zu thun haben.
§. 1.
Der Fischer.

Die Fischer und Fisch-Händler betrü-
gen 1) wenn sie des Nachts, oder
sonst heimlich, Reusen und Angel in dem
Wasser und Teichen, darüber sie keine
Macht haben, legen, und solche des Mor-
gens, ehe es noch licht worden, visitiren,
auch was sie gefangen, heimlich nach
Hause schaffen, und verkauffen. 2) Wenn
sie fremde Reusen heben, und was sie dar-
innen gefangen, mit sich fort nehmen.
3) Wenn sie in verbothne Flüsse und Tei-
che praeparirte Küglein werffen, davon
die Fische gantz taub, und wie todt wer-
den, daß sie solche leicht und wohl mit
Händen fangen können. 4) Wenn sie bey
dem Verkauffen grosser Fische des leichten
Gewichtes, und bey Verkauffung der
kleinen des kleinen und sonst unrichtigen
Gemässes sich bedienen. 5) Wenn sie un-
ter die Gründlinge oder Schmerlen an-
dere kleine Fische mengen, damit diese je-
nen gleich bezahlet werden mögen. 6)
Wenn sie in den Flüssen um die Helffte,
oder vor andere fischen, und die besten
Fische, welche sie sangen, in die unter den
Stauden verborgene Gefässe oder Be-
hältnisse verstecken, und vor sich behal-
ten, die übrigen aber nur zum Vorschein
kommen lassen. 7) Wenn sie bey Ver-
kauffung der lebendigen Fische, solche so
gleich in die über dem Wasser hangende
Waag-Schaale legen, damit das Was-
ser, welches die Fische in sich geschluckt,
auch mit gewogen werde. 8) Wenn sie
lang abgestandene Fische vor frisch abge-
schlagene verkauffen.

Von Müllern.
§. 2.

Die Müller betrügen 1) wenn
sie an verborgenen und bedeckten Orten
heimliche Neben-Beutel führen, wodurch
das Mehl auf die Seiten in ihre Diebes-

Löcher

Von allerhand Gewaͤchſen und Kraͤutern im Waſſer.
[Spaltenumbruch] und an ſumpffigten Oertern, bald wie die
Schwerd-Lilien. Jn Apothecken hat
man die Wurtzeln, gar ſelten die Blaͤt-
ter. Die weiſſe, bittere, ſcharffe Wurtzel
iſt die beſte. Die trockne wird nicht viel
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cket den Magen, waͤrmet und trocknet,
eroͤffnet, und gebraucht man ihn am mei-
ſten in Verſtopffungen des Miltzes und
der Leber, wie auch in dem Grim̃en. Die
eingemachte Wurtzel bekommt dem kal-
ten, feuchten und ſchwachen Magen wohl,
denn ſie erwaͤrmet ihn, befoͤrdert die Daͤu-
ung, ſtillet das Aufſtoſſen, und verzeh-
ret die Cruditaͤten. Das Calmus-Oel,
ſo in Apothecken angetroffen wird, ſtaͤr-
cket das Gedaͤchtniß, benim̃t den Haupt-
Schmertzen und Fluͤſſe, ſo von Kaͤlte ent-
ſtehen, ſtaͤrcket den ſchwachen Magen,
iſt gut wider die Ohnmacht, ſtillet das
Erbrechen, eroͤffnet die Verſtopffungen
der Nieren, und zerbricht den Stein.
Man hat auch eine beſondere Magen-Lat-
werge, und einen ausgepreßten Safft, der
in Durchlaͤuffen und Blut-Fluͤſſen ſehr
dienlich iſt.

Wilder Meer-Rettich.
§. 21.

Dieſer waͤchſet an den Baͤchen.
Die Blaͤtter dieſes Krautes vergleichen ſich
mit den Senff-Blaͤttern, die Stengel ſind
aͤſtig, und auch rauchhaͤrig, traͤgt weiß-
liche Bluͤmlein, ſo mit blaulichen Streif-
fen bezeichnet ſind, und laͤngliche Scho-
ten eines Fingers lang, und wenn ſie zei-
tig, wie ein Scorpionen-Schwantz for-
mir
t, ſamt den Saamen hinterlaſſen.
Die Wurtzel iſt weiß, eintzeln und zerthei-
let; bluͤhet im Junio und Julio. Sie
waͤrmet und trocknet, verzehret den tar-
tari
ſchen Schleim, reſolviret, eroͤffnet die
Lebens-Glieder, treibet den Harn, Stein,
und dienet wider den Scharbock. Es hat
dieſes Krautes Wurtzel einen ſcharffen
Geſchmack, und durchdringenden Ge-
ruch. Wenn nun dieſer ihr benommen
wird, ſo iſt ſie wie ein verfault Holtz.
Jhre Krafft beſtehet in einem gar ſchar-
fen fluͤchtigen Saltze, daher ſie reſolviret
und durchdringet. Sie wird auch diß-
falls unter die hitzigſten Sachen gerech-
net. Vermoͤge dieſer ſaltzigten Fluͤch-
tigkeit reſolviret ſie den ſauren zaͤhen
Schleim, ſo in der Bruſt, und in den Ge-
daͤrmen haͤnget. Wenn man die Wur-
tzel in Wein infundiret, und davon trin-
cket, ſo treibet ſie Sand und Urin. Wer
[Spaltenumbruch] mehr Nachricht von dieſen und andern
dergleichen Sachen verlangt, muß die
Mediciniſchen und Botaniſchen Schriff-
ten, die ex profeſſo davon handeln, nach-
ſchlagen.

Das 42. Capitel/
Von den Betruͤgereyen eini-
ger Leute/ die auf dem Waſſer
zu thun haben.
§. 1.
Der Fiſcher.

Die Fiſcher und Fiſch-Haͤndler betruͤ-
gen 1) wenn ſie des Nachts, oder
ſonſt heimlich, Reuſen und Angel in dem
Waſſer und Teichen, daruͤber ſie keine
Macht haben, legen, und ſolche des Mor-
gens, ehe es noch licht worden, viſitiren,
auch was ſie gefangen, heimlich nach
Hauſe ſchaffen, und verkauffen. 2) Weñ
ſie fremde Reuſen heben, und was ſie dar-
innen gefangen, mit ſich fort nehmen.
3) Wenn ſie in verbothne Fluͤſſe und Tei-
che præparirte Kuͤglein werffen, davon
die Fiſche gantz taub, und wie todt wer-
den, daß ſie ſolche leicht und wohl mit
Haͤnden fangen koͤnnen. 4) Wenn ſie bey
dem Verkauffen groſſer Fiſche des leichten
Gewichtes, und bey Verkauffung der
kleinen des kleinen und ſonſt unrichtigen
Gemaͤſſes ſich bedienen. 5) Wenn ſie un-
ter die Gruͤndlinge oder Schmerlen an-
dere kleine Fiſche mengen, damit dieſe je-
nen gleich bezahlet werden moͤgen. 6)
Wenn ſie in den Fluͤſſen um die Helffte,
oder vor andere fiſchen, und die beſten
Fiſche, welche ſie ſangen, in die unter den
Stauden verborgene Gefaͤſſe oder Be-
haͤltniſſe verſtecken, und vor ſich behal-
ten, die uͤbrigen aber nur zum Vorſchein
kommen laſſen. 7) Wenn ſie bey Ver-
kauffung der lebendigen Fiſche, ſolche ſo
gleich in die uͤber dem Waſſer hangende
Waag-Schaale legen, damit das Waſ-
ſer, welches die Fiſche in ſich geſchluckt,
auch mit gewogen werde. 8) Wenn ſie
lang abgeſtandene Fiſche vor friſch abge-
ſchlagene verkauffen.

Von Muͤllern.
§. 2.

Die Muͤller betruͤgen 1) wenn
ſie an verborgenen und bedeckten Orten
heimliche Neben-Beutel fuͤhren, wodurch
das Mehl auf die Seiten in ihre Diebes-

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[467/0635] Von allerhand Gewaͤchſen und Kraͤutern im Waſſer. und an ſumpffigten Oertern, bald wie die Schwerd-Lilien. Jn Apothecken hat man die Wurtzeln, gar ſelten die Blaͤt- ter. Die weiſſe, bittere, ſcharffe Wurtzel iſt die beſte. Die trockne wird nicht viel gebraucht, ſondern die friſche. Er ſtaͤr- cket den Magen, waͤrmet und trocknet, eroͤffnet, und gebraucht man ihn am mei- ſten in Verſtopffungen des Miltzes und der Leber, wie auch in dem Grim̃en. Die eingemachte Wurtzel bekommt dem kal- ten, feuchten und ſchwachen Magen wohl, denn ſie erwaͤrmet ihn, befoͤrdert die Daͤu- ung, ſtillet das Aufſtoſſen, und verzeh- ret die Cruditaͤten. Das Calmus-Oel, ſo in Apothecken angetroffen wird, ſtaͤr- cket das Gedaͤchtniß, benim̃t den Haupt- Schmertzen und Fluͤſſe, ſo von Kaͤlte ent- ſtehen, ſtaͤrcket den ſchwachen Magen, iſt gut wider die Ohnmacht, ſtillet das Erbrechen, eroͤffnet die Verſtopffungen der Nieren, und zerbricht den Stein. Man hat auch eine beſondere Magen-Lat- werge, und einen ausgepreßten Safft, der in Durchlaͤuffen und Blut-Fluͤſſen ſehr dienlich iſt. Wilder Meer-Rettich. §. 21. Dieſer waͤchſet an den Baͤchen. Die Blaͤtter dieſes Krautes vergleichen ſich mit den Senff-Blaͤttern, die Stengel ſind aͤſtig, und auch rauchhaͤrig, traͤgt weiß- liche Bluͤmlein, ſo mit blaulichen Streif- fen bezeichnet ſind, und laͤngliche Scho- ten eines Fingers lang, und wenn ſie zei- tig, wie ein Scorpionen-Schwantz for- mirt, ſamt den Saamen hinterlaſſen. Die Wurtzel iſt weiß, eintzeln und zerthei- let; bluͤhet im Junio und Julio. Sie waͤrmet und trocknet, verzehret den tar- tariſchen Schleim, reſolviret, eroͤffnet die Lebens-Glieder, treibet den Harn, Stein, und dienet wider den Scharbock. Es hat dieſes Krautes Wurtzel einen ſcharffen Geſchmack, und durchdringenden Ge- ruch. Wenn nun dieſer ihr benommen wird, ſo iſt ſie wie ein verfault Holtz. Jhre Krafft beſtehet in einem gar ſchar- fen fluͤchtigen Saltze, daher ſie reſolviret und durchdringet. Sie wird auch diß- falls unter die hitzigſten Sachen gerech- net. Vermoͤge dieſer ſaltzigten Fluͤch- tigkeit reſolviret ſie den ſauren zaͤhen Schleim, ſo in der Bruſt, und in den Ge- daͤrmen haͤnget. Wenn man die Wur- tzel in Wein infundiret, und davon trin- cket, ſo treibet ſie Sand und Urin. Wer mehr Nachricht von dieſen und andern dergleichen Sachen verlangt, muß die Mediciniſchen und Botaniſchen Schriff- ten, die ex profeſſo davon handeln, nach- ſchlagen. Das 42. Capitel/ Von den Betruͤgereyen eini- ger Leute/ die auf dem Waſſer zu thun haben. §. 1. Der Fiſcher. Die Fiſcher und Fiſch-Haͤndler betruͤ- gen 1) wenn ſie des Nachts, oder ſonſt heimlich, Reuſen und Angel in dem Waſſer und Teichen, daruͤber ſie keine Macht haben, legen, und ſolche des Mor- gens, ehe es noch licht worden, viſitiren, auch was ſie gefangen, heimlich nach Hauſe ſchaffen, und verkauffen. 2) Weñ ſie fremde Reuſen heben, und was ſie dar- innen gefangen, mit ſich fort nehmen. 3) Wenn ſie in verbothne Fluͤſſe und Tei- che præparirte Kuͤglein werffen, davon die Fiſche gantz taub, und wie todt wer- den, daß ſie ſolche leicht und wohl mit Haͤnden fangen koͤnnen. 4) Wenn ſie bey dem Verkauffen groſſer Fiſche des leichten Gewichtes, und bey Verkauffung der kleinen des kleinen und ſonſt unrichtigen Gemaͤſſes ſich bedienen. 5) Wenn ſie un- ter die Gruͤndlinge oder Schmerlen an- dere kleine Fiſche mengen, damit dieſe je- nen gleich bezahlet werden moͤgen. 6) Wenn ſie in den Fluͤſſen um die Helffte, oder vor andere fiſchen, und die beſten Fiſche, welche ſie ſangen, in die unter den Stauden verborgene Gefaͤſſe oder Be- haͤltniſſe verſtecken, und vor ſich behal- ten, die uͤbrigen aber nur zum Vorſchein kommen laſſen. 7) Wenn ſie bey Ver- kauffung der lebendigen Fiſche, ſolche ſo gleich in die uͤber dem Waſſer hangende Waag-Schaale legen, damit das Waſ- ſer, welches die Fiſche in ſich geſchluckt, auch mit gewogen werde. 8) Wenn ſie lang abgeſtandene Fiſche vor friſch abge- ſchlagene verkauffen. Von Muͤllern. §. 2. Die Muͤller betruͤgen 1) wenn ſie an verborgenen und bedeckten Orten heimliche Neben-Beutel fuͤhren, wodurch das Mehl auf die Seiten in ihre Diebes- Loͤcher

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/635>, abgerufen am 21.11.2024.