Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von einigen Thieren/ so im Wasser leben. [Spaltenumbruch]
die Schild-Kröten in den Küchen, undwirfft sie in die Spühlicht-Fässer, da man allen Unrath hinein geust, und glaubt nachgehends, daß solches den Schweinen sehr wohl gedeyen soll. Aus ihrem Fleisch macht man ein Essen wie von Capaunen, das soll denen, die neulich aus einer lang- wierigen Kranckheit aufgestanden, wie auch sonst den Schwindsüchtigen, gute Nahrung geben. D. Johann Joachim Becher schreibet in seiner Zoologie fol. 16: Man nimmt eine Schild-Kröte, ein Männ- lein, wenn der Mond am kleinesten ist, und bey nahe gantz abgenommen hat, denn schneidet man solcher lebendig die Schenckel ab, nehet diese absonderlich in kleine Säcklein von Bocks-Fell, und wo iemand am Podagra kranck ist, bindet man die zwey fordersten Füsse der Schild- Kröten bloß auf die Haut an die Füsse, die zwey hintersten Füsse aber bindet man also auf des Krancken Arme, daß der rechte Fuß der Schild-Kröte auf die rechte Seite, der lincke aber auf die lincke Seite komme. Dieses soll ein gewisses Mittel seyn, die Podagrischen Schmertzen zu vertreiben. §. 21. Man muß sie auf dem Orte Von den Fröschen. §. 22. Diese Creaturen sind allent- §. 23. Die Frösche, so in manchen §. 24. Der Frosch erwecket auch ei- §. 25. Das destillirte Frosch-Leich- heissen M m m 3
Von einigen Thieren/ ſo im Waſſer leben. [Spaltenumbruch]
die Schild-Kroͤten in den Kuͤchen, undwirfft ſie in die Spuͤhlicht-Faͤſſer, da man allen Unrath hinein geuſt, und glaubt nachgehends, daß ſolches den Schweinen ſehr wohl gedeyen ſoll. Aus ihrem Fleiſch macht man ein Eſſen wie von Capaunen, das ſoll denen, die neulich aus einer lang- wierigen Kranckheit aufgeſtanden, wie auch ſonſt den Schwindſuͤchtigen, gute Nahrung geben. D. Johann Joachim Becher ſchreibet in ſeiner Zoologie fol. 16: Man nim̃t eine Schild-Kroͤte, ein Maͤnn- lein, wenn der Mond am kleineſten iſt, und bey nahe gantz abgenommen hat, denn ſchneidet man ſolcher lebendig die Schenckel ab, nehet dieſe abſonderlich in kleine Saͤcklein von Bocks-Fell, und wo iemand am Podagra kranck iſt, bindet man die zwey forderſten Fuͤſſe der Schild- Kroͤten bloß auf die Haut an die Fuͤſſe, die zwey hinterſten Fuͤſſe aber bindet man alſo auf des Krancken Arme, daß der rechte Fuß der Schild-Kroͤte auf die rechte Seite, der lincke aber auf die lincke Seite komme. Dieſes ſoll ein gewiſſes Mittel ſeyn, die Podagriſchen Schmertzen zu vertreiben. §. 21. Man muß ſie auf dem Orte Von den Froͤſchen. §. 22. Dieſe Creaturen ſind allent- §. 23. Die Froͤſche, ſo in manchen §. 24. Der Froſch erwecket auch ei- §. 25. Das deſtillirte Froſch-Leich- heiſſen M m m 3
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Von einigen Thieren/ ſo im Waſſer leben.
die Schild-Kroͤten in den Kuͤchen, und
wirfft ſie in die Spuͤhlicht-Faͤſſer, da man
allen Unrath hinein geuſt, und glaubt
nachgehends, daß ſolches den Schweinen
ſehr wohl gedeyen ſoll. Aus ihrem Fleiſch
macht man ein Eſſen wie von Capaunen,
das ſoll denen, die neulich aus einer lang-
wierigen Kranckheit aufgeſtanden, wie
auch ſonſt den Schwindſuͤchtigen, gute
Nahrung geben. D. Johann Joachim
Becher ſchreibet in ſeiner Zoologie fol. 16:
Man nim̃t eine Schild-Kroͤte, ein Maͤnn-
lein, wenn der Mond am kleineſten iſt,
und bey nahe gantz abgenommen hat,
denn ſchneidet man ſolcher lebendig die
Schenckel ab, nehet dieſe abſonderlich in
kleine Saͤcklein von Bocks-Fell, und wo
iemand am Podagra kranck iſt, bindet
man die zwey forderſten Fuͤſſe der Schild-
Kroͤten bloß auf die Haut an die Fuͤſſe,
die zwey hinterſten Fuͤſſe aber bindet
man alſo auf des Krancken Arme, daß
der rechte Fuß der Schild-Kroͤte auf die
rechte Seite, der lincke aber auf die lincke
Seite komme. Dieſes ſoll ein gewiſſes
Mittel ſeyn, die Podagriſchen Schmertzen
zu vertreiben.
§. 21. Man muß ſie auf dem Orte
ſo lange liegen laſſen, biß ſie faulen, da
man ſie denn weiter begraben ſoll, an ſol-
chen Ort, wo ſie gar leicht verfaulen koͤn-
nen, und dieſes iſt eine Art auf magne-
tiſche Weiſe zu curiren. Das Gebluͤth
von einer Waſſer- oder Erden-Schild-
Kroͤte ſoll ein rechtes Antidotum ſeyn.
Das Gebluͤth von einer Erden-Schild-
Kroͤte tauget in der Schwindſucht friſch
und roh. Die Galle iſt gut vor die Au-
gen. Aus den Schild-Kroͤten bereitet
man auch ein Mittel vor den Krebs.
Von den Froͤſchen.
§. 22. Dieſe Creaturen ſind allent-
halben bekandt, ſie ſind von unterſchie-
dener Art, davon die eine immer heßli-
cher als die andere; Sie leben ſo wohl
im Waſſer als auf der Erden; Mit ih-
rer Ankunfft melden ſie den Fruͤhling an,
und mit ihrem Abzuge den Winter. Die
kleinen gruͤnen Froͤſche, die man die
Laub-Froͤſche ſonſt zu nennen pflegt, ſind
unter allen die niedlichſten. Die Fran-
tzoſen pflegen dieſelben auch gar zu ſpei-
ſen, und ſie vor eine Delicateſſe zu hal-
ten. Sie ſchneiden ihnen, nachdem ih-
nen die Haut abgezogen, die hinter Vier-
tel ab, kochen ſolche, und richten ſie wie
jung Huͤhner-Fleiſch zu. Unſere Teut-
ſchen hingegen machen ſich aus dieſen Le-
cker-Bißlein nicht gar viel, und verzehren
davor lieber Capaunen.
§. 23. Die Froͤſche, ſo in manchen
moraſtigen Oertern ſich aufhalten, wer-
den vor gifftig gehalten; und iſt wohl ge-
wiß genung, daß ſich einige Froͤſche mit
den Kroͤten zu belauffen pflegen. Einige
glauben, daß ie mehr die Froͤſche gefleckt
ſind, ie gifftiger ſollen ſie ſeyn; Dieje-
nigen, die ſich in hellen und reinen Waſ-
ſern befinden, ſind beſſer. Die Eyer von
Froͤſchen ſind in einem waͤſſerigten
Schleim eingeſchloſſen, damit ſie nicht ſo
leicht verderben. Aus dieſen genann-
ten Augen werden bey ſanffter Waͤrme
die kleinen Froͤſche generirt. Zum Artz-
ney-Gebrauch ſammlet man nur den
ſchleimichten Liquorem, und die Eyer
wirfft man weg. Dafern man ein we-
nig Saltz in demſelben aufloͤſet, kan es
ſich lange halten. Er kuͤhlet, ſtopffet,
macht dick, lindert die Schmertzen, hei-
let die Raude der Haͤnde, wenn man
ſich im Mertz damit waͤſchet, dienet der
Roͤthe des Angeſichts. Man macht dar-
innen etliche mahl ein Tuch naß, laͤßt es
trocknen, und behaͤlt es zum Gebrauch.
Andere nehmen dieſen Froſch-Leich, thun
ihn in ein irrden Geſchirr, vergraben
ſelben in die Erde, an einen ſonnichten
Ort, ſo verkehrt er ſich mit der Zeit in
Waſſer.
§. 24. Der Froſch erwecket auch ei-
nen Wein-Eckel, wenn man einem Wein,
in dem ein Froſch geſtorben, zu trincken
giebt. Legt man ihn lebendig auf eine
Peſt-Beule, biß er ſtirbt, ſo ziehet er das
Gifft heraus; man bindet ihn auch le-
bendig uͤber in hitzigen Fiebern; er mil-
dert die Schmertzen der Gelencke, und
ſtillet das Zahn-Weh. Das Hertz von
Froͤſchen tauget vor die ſchwere Noth;
wenn mans den Febricitanten auf den
Ruͤck-Grad bindet, ſo verhuͤtet es die fe-
briſche Kaͤlte; etliche legen es aufs Hertz,
und mildern alſo die Hitze in hitzigen
Kranckheiten.
§. 25. Das deſtillirte Froſch-Leich-
Waſſer wird aus dem im Mertzen ge-
ſammleten Froſch-Leich durch einen A-
lembicum deſtilliret. Man pflegt auch
Saltz darunter zu thun. Es tauget in
der wegen der Feuchtigkeiten Schaͤrffe
verletzten Blaſen, ſtillet den Blut-Fluß,
und vertreibet das rothe Geſichte, heilet
die Geflechten, den Roth-Lauff, und den
heiſſen
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