Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Fisch-Buchs 39. Capitel/ [Spaltenumbruch]
ser-Schnecken, und die Erd-Schnecken;Diese findet man insgemein wilde, in den Weinbergen und Gärten. Sie behal- ten zu der Zeit den Preiß, wenn sie im Winter geschlossen sind, sintemahl zur übrigen Zeit des Jahres, wenn sie offen, sie bey uns zur Speise nicht dienen, sondern alsdenn jungen sie und mästen sich biß gegen den Winter, da sie sich gantz in ihr Häut- lein einziehen, und mit einer Haut zu- schliessen. §. 14. Jhre Anatomie bestehet für- §. 15. Die Schnecken werden von §. 16. An einigen Orten werden ei- §. 17. Die Schnecken kühlen, ma- Von den Schild-Kröten. §. 18. Die Schild-Kröten sind sol- §. 19. Wenn man sie essen will, §. 20. An etlichen Orten hält man die
Des Fiſch-Buchs 39. Capitel/ [Spaltenumbruch]
ſer-Schnecken, und die Erd-Schnecken;Dieſe findet man insgemein wilde, in den Weinbergen und Gaͤrten. Sie behal- ten zu der Zeit den Preiß, wenn ſie im Winter geſchloſſen ſind, ſintemahl zur uͤbrigen Zeit des Jahres, wenn ſie offen, ſie bey uns zur Speiſe nicht dienen, ſondern alsdeñ jungen ſie und maͤſten ſich biß gegen den Winter, da ſie ſich gantz in ihr Haͤut- lein einziehen, und mit einer Haut zu- ſchlieſſen. §. 14. Jhre Anatomie beſtehet fuͤr- §. 15. Die Schnecken werden von §. 16. An einigen Orten werden ei- §. 17. Die Schnecken kuͤhlen, ma- Von den Schild-Kroͤten. §. 18. Die Schild-Kroͤten ſind ſol- §. 19. Wenn man ſie eſſen will, §. 20. An etlichen Orten haͤlt man die
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Es entſte-<lb/> hen die Schnecken aus dem Erden-<lb/><cb/> Schlamm, leben vom Thaue und unter-<lb/> ſchiedenen Kraͤutern, ſtehen in Feindſchafft<lb/> mit dem Reiger und der Wachtel, weil<lb/> ſelbige ſie freſſen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 17.</head> <p>Die Schnecken kuͤhlen, ma-<lb/> chen dicke, heilen, lindern, taugen den<lb/> Nerven und der Lungen. Sie werden<lb/> meiſtentheils innerlich gebraucht in Hu-<lb/> ſten, und der Lungenſucht, im Blut-aus-<lb/> werffen, und andern Lungen-Beſchwe-<lb/> rungen. Die zerſtoſſenen Haͤuslein gie-<lb/> bet man vor den Stein, ſie trocknen die<lb/> Schrunden der Haͤnde und heilen ſie.<lb/> Die Schaalen ſind den Krebs-Schaalen<lb/> gleich, und dienen den Urin zu treiben,<lb/> daher ſie ſo beruͤhmt ſind in der Waſſer-<lb/> ſucht, den Harn zu befoͤrdern, und durch<lb/> denſelben die Waſſerſucht zu heilen. Man<lb/> laͤßt ſie nur trocken werden und <hi rendition="#aq">pulveri-<lb/> ſir</hi>en. 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Des Fiſch-Buchs 39. Capitel/
ſer-Schnecken, und die Erd-Schnecken;
Dieſe findet man insgemein wilde, in den
Weinbergen und Gaͤrten. Sie behal-
ten zu der Zeit den Preiß, wenn ſie im
Winter geſchloſſen ſind, ſintemahl zur
uͤbrigen Zeit des Jahres, wenn ſie offen, ſie
bey uns zur Speiſe nicht dienen, ſondern
alsdeñ jungen ſie und maͤſten ſich biß gegen
den Winter, da ſie ſich gantz in ihr Haͤut-
lein einziehen, und mit einer Haut zu-
ſchlieſſen.
§. 14. Jhre Anatomie beſtehet fuͤr-
nehmlich in nachfolgenden Stuͤcken: 1)
iſt die auswendige grauliche, zwar duͤnne,
aber dabey ſtein-harte, und in einander
gewundene Schaale ihnen an ſtatt einer
Wohnung oder Haͤuslein, welches ſie
ſtets mit ſich tragen, und niemahls ver-
laſſen, noch abwerffen. 2) Der inwendig
ſeltzam-formirte Leib, mit ſeinem Magen
und Eingeweyde. 3) Der Mund und
die Zaͤhne, mit welchen ſie das zarte Laub
an den Weinſtoͤcken und Baͤumen bena-
gen. 4) Die zwey langen und kurtzen
Hoͤrner, welche ſie ausrecken und ein-
ziehen. 5) Der Safft, welcher aus ihnen
flieſſet. Jm Coitu findet man ſie an ein-
ander gehenckt, alſo, daß die beyden Cir-
cul ihrer Schaalen feſt an einander ſchluͤſ-
ſen, und wenn man ſie von einander zie-
het, ſo erſcheinet an dem Maͤnnlein ein
Penicillus, am Weiblein aber kan man
wegen der Schleimigkeit nichts ſpuͤhren.
§. 15. Die Schnecken werden von
den vornehmen Herren vor eine gu-
te Speiſe mit gehalten. Es werden
dieſelben erſtlich gekocht, hernach ſauber
und reinlich abgeputzt, daß nur dasjeni-
ge daran bleibet, was daran bleiben ſoll,
nach dieſen mit einer gutẽ Bruͤhe mit But-
ter, Gewuͤrtz, Eyer, geſtoſſenem Majoran,
und geriebener Semmel zugerichtet. Sie
werden auf allerhand Art genutzt, theils
gekocht, theils Kloͤſer daraus zubereitet,
oder an das Kalb-Fleiſch, an die Potagen
und andern Speiſen gethan.
§. 16. An einigen Orten werden ei-
gene Schnecken-Behaͤltniſſe angeleget, in
einem Gaꝛten etwan, der mit Raaſen wohl
verſehn, und mit Obſt-Baͤumen beſetzt
iſt; es werden dieſelben entweder um und
um mit einem Graben voll Waſſer ein-
gefaßt, daß ſie aus demſelben nicht heraus
kriechen koͤnnen, oder mit eiſernen ſpitzi-
gen Drath, da die Spitzen in die Hoͤhe
gerichtet ſind, umgeben, daß ſie in ſolchen
Behaͤltniſſen bleiben muͤſſen. Es entſte-
hen die Schnecken aus dem Erden-
Schlamm, leben vom Thaue und unter-
ſchiedenen Kraͤutern, ſtehen in Feindſchafft
mit dem Reiger und der Wachtel, weil
ſelbige ſie freſſen.
§. 17. Die Schnecken kuͤhlen, ma-
chen dicke, heilen, lindern, taugen den
Nerven und der Lungen. Sie werden
meiſtentheils innerlich gebraucht in Hu-
ſten, und der Lungenſucht, im Blut-aus-
werffen, und andern Lungen-Beſchwe-
rungen. Die zerſtoſſenen Haͤuslein gie-
bet man vor den Stein, ſie trocknen die
Schrunden der Haͤnde und heilen ſie.
Die Schaalen ſind den Krebs-Schaalen
gleich, und dienen den Urin zu treiben,
daher ſie ſo beruͤhmt ſind in der Waſſer-
ſucht, den Harn zu befoͤrdern, und durch
denſelben die Waſſerſucht zu heilen. Man
laͤßt ſie nur trocken werden und pulveri-
ſiren. Es geben auch die geſtoſſenen
Schnecken einen waͤſſerigten Safft von
ſich, der etwas ſchleimicht, welcher dem
Froſch-Leich gleicht, und ein temperirtes
Saltz in receſſu hat, daher es in der Ro-
ſen-Kranckheit trefflich wohl thut. Sie
werden auch als ein Schminck-Mittel ge-
braucht, ſo man einen liquoren aus den
geſtoſſenen Schnecken mit dem Sale Tar-
tari verfertiget.
Von den Schild-Kroͤten.
§. 18. Die Schild-Kroͤten ſind ſol-
che Thiere, die beydes im Waſſer als auf
dem Lande leben. Sie halten ſich gerne
in moraſtigen, ſchilffigten und mooſigten
Orten auf, ihre Speiſen ſind allerley
Waſſer-Thiere, ſonderlich die Schnecken,
ſie werden auch in den Gaͤrten, in kleinen
Teichen aufgezogen, die, wenn ſie um
und um mit Bach-Sand beſchuͤttet, und
von dem Uberlaſt anderer Thiere befrey-
et ſind, ihnen eine Gelegenheit geben
ihre Eyer dahin zu legen, und auszu-
bruͤten.
§. 19. Wenn man ſie eſſen will,
werden ſie erſtlich in ein ſiedend-heiß Waſ-
ſer geworffen, oder man haͤlt ihnen eine
gluͤende Kohle auf dem Ruͤcken, ſo wer-
den ſie bald vom Schmertz des Brandes
gezwungen, Kopff, Schweiff und Fuͤſſe
von ſich zu ſtrecken, die muß man gleich
abhauen, ſie in heiß Waſſer werffen, da-
mit die Schaale von dem Fleiſch gehe.
Wenn man ſie alſobald kocht, ſind ſie et-
was zaͤhe, ſo man ſie aber todt etwas
aufhaͤlt, werden ſie muͤrbe.
§. 20. An etlichen Orten haͤlt man
die
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