[Spaltenumbruch]
reinen Gefäß etwas kochen, und wenn es kochet, so mische daran anderthalb Untzen Phlegmatis Vitrioli, das ist, die wässerig- te Materie, so in Rectificatione Spiritus Vitrioli abgezogen wird, koche es alsdenn so lange, biß es keinen Schaum mehr von sich giebt, und es etwas dünne ist, als Honig zu seyn pflegt, so ist diese Brand- Löschung fertig.
§. 10.
Noch eine andere kräfftige hei- lende Brand-Salbe mache also: Nimm drey oder vier Krebse, brate sie in Butter fein hart, stoß sie hernach in einem Mör- ser, drücke es durch ein Tuch in ein Ge- fässe, und schmiere den Brand damit, sol- cher heilet gewiß. Wer ein Gewächse, welches von den Medicis Hordeolum, von etlichen Werren genannt, in den Augen hat, der salbe solches täglich im abnehmen- den Monden mit dem schwartzen Aeder- lein, so in des Krebsens Hälslein stecket, so wird es abnehmen, und endlich gar ver- gehen. Die Krebse lebendig in einen Ha- fen gethan, der glasiret, und hernach ver- lutiret ist, und in einem Ofen, nachdem das Brod herausgenommen worden, ge- dörret und gepülvert, und täglich einige Messerspitzen voll eingegeben, soll ma- chen, daß eine schwangere Frau die Frucht zur Geburth bringe. Es soll an vie- len probiret, und bewährt gefunden wor- den seyn.
Das 39. Capitel/ Von einigen andern Thieren/ so im Wasser zu leben gewohnt/ und mit zur Speise dienen.
§. 1. Von den Austern.
Der Austern giebt es mancherley Gat- tungen. Jn Holland rühmet man die Seeländischen, welche bey Fleißingen und Mittelburg gefischt werden, aber noch mehr die Englischen von Glocester, welche klein und delicat. Sie werden bey nahe das gantze Jahr gefangen, aber im Herbst, Winter, und Frühling sind sie am fettesten. Je grösser die Kälte, ie besser sind die Austern.
§. 2.
Man bringet sie zu uns 1) frisch in Schaalen, und so sind sie am besten, aber wegen der Fracht am theuresten; Selbige etliche Tage länger zu bewahren, und ihnen das Selbst-öffnen zu verhin- [Spaltenumbruch]
dern, muß man ihnen etwas schweres drauf legen. 2) Frisch ausgeschnitten in Fäßlein, mit ihrer eigenen Sauce, welche Art auch noch gut und wohlfeiler ist. 3) Eingemacht in Fäßlein, mit Saltz, Pfef- fer, Lorbeer-Blättern, oder dergleichen, welche Art die schlechteste, iedoch im Fall der Noth können sie entweder für sich, oder auch an andere Speisen gebrauchet werden.
§. 3.
Sie werden entweder so frisch gespeiset, welches fast am meisten Mode, mit etwas Saltz, Jngwer, Pfeffer, und Citronen-Safft, oder geröstet, mit et- was zerlassener Butter, und geriebener Semmel bestreuet, oder sie werden auch an allerhand Speisen gethan, als in Pa- stetgen, an Kapp-Hähne, an Fische, und andere dergleichen Speisen mehr, wie den Köchen bekandt ist, da sie denn den Spei- sen einen gar angenehmen Geschmack zu wege bringen können. Die Lecker-Mäu- ler wenden viel Geld an sie, wie be- kandt ist.
§. 4.
Will man Austern einsaltzen, so nimmt man sie aus den Schaalen, thut sie in irrdene Töpffe, und, nachdem man den Boden mit etwas Saltz überstreuet hat, und etwas Jngwer und Pfeffer, wie auch Lorbeer-Blätter, gantzen Caneel, und grünen Pfeffer dazu geschüttet, so macht man eine Lage Austern, und nach- gehends eine Lage Gewürtze, und also Stratum super stratum, biß der gantze Topff damit angefüllet ist.
§. 5.
Die Auster-Schaalen vertrei- ben die Pest-Beulen, und ziehen alles Gifft an sich; Man muß sie aber an den Arm binden, allwo die Achsel-Ader durch- läufft, wenn die Beule nemlich an der Ach- sel ist. Die Rasura von diesen Schaalen ist ein singularissimum praecipitans Dia- phoreticum, man mag sie entweder crude, oder calcinirt gebrauchen, so verrichten sie ein vieles. Es ist hierbey zu verwun- dern, wenn man pulverisirte Auster- Schaalen in Frantz- oder Rhein-Wein wirfft, daß sie in demselbigen das Acidum absorbiren, solchen in einen Saporem sub- salsum verwandeln, und eine diuretische Krafft zu wege bringen können. Eini- ge schreiben den Auster-Schaalen fast ei- ne gleichmäßige Würckung zu, als der Perlen-Mutter.
Von den Muscheln.
§. 6.
Die Muscheln werden meisten- theils von Hamburg zu uns gebracht.
Sie
Des Fiſch-Buchs 39. Capitel/
[Spaltenumbruch]
reinen Gefaͤß etwas kochen, und wenn es kochet, ſo miſche daran anderthalb Untzen Phlegmatis Vitrioli, das iſt, die waͤſſerig- te Materie, ſo in Rectificatione Spiritus Vitrioli abgezogen wird, koche es alsdenn ſo lange, biß es keinen Schaum mehr von ſich giebt, und es etwas duͤnne iſt, als Honig zu ſeyn pflegt, ſo iſt dieſe Brand- Loͤſchung fertig.
§. 10.
Noch eine andere kraͤfftige hei- lende Brand-Salbe mache alſo: Nim̃ drey oder vier Krebſe, brate ſie in Butter fein hart, ſtoß ſie hernach in einem Moͤr- ſer, druͤcke es durch ein Tuch in ein Ge- faͤſſe, und ſchmiere den Brand damit, ſol- cher heilet gewiß. Wer ein Gewaͤchſe, welches von den Medicis Hordeolum, von etlichen Werren genannt, in den Augen hat, der ſalbe ſolches taͤglich im abnehmen- den Monden mit dem ſchwartzen Aeder- lein, ſo in des Krebſens Haͤlslein ſtecket, ſo wird es abnehmen, und endlich gar ver- gehen. Die Krebſe lebendig in einen Ha- fen gethan, der glaſiret, und hernach ver- lutiret iſt, und in einem Ofen, nachdem das Brod herausgenommen worden, ge- doͤrret und gepuͤlvert, und taͤglich einige Meſſerſpitzen voll eingegeben, ſoll ma- chen, daß eine ſchwangere Frau die Frucht zur Geburth bringe. Es ſoll an vie- len probiret, und bewaͤhrt gefunden wor- den ſeyn.
Das 39. Capitel/ Von einigen andern Thieren/ ſo im Waſſer zu leben gewohnt/ und mit zur Speiſe dienen.
§. 1. Von den Auſtern.
Der Auſtern giebt es mancherley Gat- tungen. Jn Holland ruͤhmet man die Seelaͤndiſchen, welche bey Fleißingen und Mittelburg gefiſcht werden, aber noch mehr die Engliſchen von Gloceſter, welche klein und delicat. Sie werden bey nahe das gantze Jahr gefangen, aber im Herbſt, Winter, und Fruͤhling ſind ſie am fetteſten. Je groͤſſer die Kaͤlte, ie beſſer ſind die Auſtern.
§. 2.
Man bringet ſie zu uns 1) friſch in Schaalen, und ſo ſind ſie am beſten, aber wegen der Fracht am theureſten; Selbige etliche Tage laͤnger zu bewahren, und ihnen das Selbſt-oͤffnen zu verhin- [Spaltenumbruch]
dern, muß man ihnen etwas ſchweres drauf legen. 2) Friſch ausgeſchnitten in Faͤßlein, mit ihrer eigenen Sauce, welche Art auch noch gut und wohlfeiler iſt. 3) Eingemacht in Faͤßlein, mit Saltz, Pfef- fer, Lorbeer-Blaͤttern, oder dergleichen, welche Art die ſchlechteſte, iedoch im Fall der Noth koͤnnen ſie entweder fuͤr ſich, oder auch an andere Speiſen gebrauchet werden.
§. 3.
Sie werden entweder ſo friſch geſpeiſet, welches faſt am meiſten Mode, mit etwas Saltz, Jngwer, Pfeffer, und Citronen-Safft, oder geroͤſtet, mit et- was zerlaſſener Butter, und geriebener Semmel beſtreuet, oder ſie werden auch an allerhand Speiſen gethan, als in Pa- ſtetgen, an Kapp-Haͤhne, an Fiſche, und andere dergleichen Speiſen mehr, wie den Koͤchen bekandt iſt, da ſie denn den Spei- ſen einen gar angenehmen Geſchmack zu wege bringen koͤnnen. Die Lecker-Maͤu- ler wenden viel Geld an ſie, wie be- kandt iſt.
§. 4.
Will man Auſtern einſaltzen, ſo nimmt man ſie aus den Schaalen, thut ſie in irrdene Toͤpffe, und, nachdem man den Boden mit etwas Saltz uͤberſtreuet hat, und etwas Jngwer und Pfeffer, wie auch Lorbeer-Blaͤtter, gantzen Caneel, und gruͤnen Pfeffer dazu geſchuͤttet, ſo macht man eine Lage Auſtern, und nach- gehends eine Lage Gewuͤrtze, und alſo Stratum ſuper ſtratum, biß der gantze Topff damit angefuͤllet iſt.
§. 5.
Die Auſter-Schaalen vertrei- ben die Peſt-Beulen, und ziehen alles Gifft an ſich; Man muß ſie aber an den Arm binden, allwo die Achſel-Ader durch- laͤufft, wenn die Beule nemlich an der Ach- ſel iſt. Die Raſura von dieſen Schaalen iſt ein ſingulariſſimum præcipitans Dia- phoreticum, man mag ſie entweder crude, oder calcinirt gebrauchen, ſo verrichten ſie ein vieles. Es iſt hierbey zu verwun- dern, wenn man pulveriſirte Auſter- Schaalen in Frantz- oder Rhein-Wein wirfft, daß ſie in demſelbigen das Acidum abſorbiren, ſolchen in einen Saporem ſub- ſalſum verwandeln, und eine diuretiſche Krafft zu wege bringen koͤnnen. Eini- ge ſchreiben den Auſter-Schaalen faſt ei- ne gleichmaͤßige Wuͤrckung zu, als der Perlen-Mutter.
Von den Muſcheln.
§. 6.
Die Muſcheln werden meiſten- theils von Hamburg zu uns gebracht.
Sie
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[454/0622]
Des Fiſch-Buchs 39. Capitel/
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Phlegmatis Vitrioli, das iſt, die waͤſſerig-
te Materie, ſo in Rectificatione Spiritus
Vitrioli abgezogen wird, koche es alsdenn
ſo lange, biß es keinen Schaum mehr von
ſich giebt, und es etwas duͤnne iſt, als
Honig zu ſeyn pflegt, ſo iſt dieſe Brand-
Loͤſchung fertig.
§. 10. Noch eine andere kraͤfftige hei-
lende Brand-Salbe mache alſo: Nim̃
drey oder vier Krebſe, brate ſie in Butter
fein hart, ſtoß ſie hernach in einem Moͤr-
ſer, druͤcke es durch ein Tuch in ein Ge-
faͤſſe, und ſchmiere den Brand damit, ſol-
cher heilet gewiß. Wer ein Gewaͤchſe,
welches von den Medicis Hordeolum, von
etlichen Werren genannt, in den Augen
hat, der ſalbe ſolches taͤglich im abnehmen-
den Monden mit dem ſchwartzen Aeder-
lein, ſo in des Krebſens Haͤlslein ſtecket,
ſo wird es abnehmen, und endlich gar ver-
gehen. Die Krebſe lebendig in einen Ha-
fen gethan, der glaſiret, und hernach ver-
lutiret iſt, und in einem Ofen, nachdem
das Brod herausgenommen worden, ge-
doͤrret und gepuͤlvert, und taͤglich einige
Meſſerſpitzen voll eingegeben, ſoll ma-
chen, daß eine ſchwangere Frau die Frucht
zur Geburth bringe. Es ſoll an vie-
len probiret, und bewaͤhrt gefunden wor-
den ſeyn.
Das 39. Capitel/
Von einigen andern Thieren/
ſo im Waſſer zu leben gewohnt/
und mit zur Speiſe dienen.
§. 1.
Von den Auſtern.
Der Auſtern giebt es mancherley Gat-
tungen. Jn Holland ruͤhmet man
die Seelaͤndiſchen, welche bey Fleißingen
und Mittelburg gefiſcht werden, aber
noch mehr die Engliſchen von Gloceſter,
welche klein und delicat. Sie werden
bey nahe das gantze Jahr gefangen, aber
im Herbſt, Winter, und Fruͤhling ſind
ſie am fetteſten. Je groͤſſer die Kaͤlte, ie
beſſer ſind die Auſtern.
§. 2. Man bringet ſie zu uns 1) friſch
in Schaalen, und ſo ſind ſie am beſten,
aber wegen der Fracht am theureſten;
Selbige etliche Tage laͤnger zu bewahren,
und ihnen das Selbſt-oͤffnen zu verhin-
dern, muß man ihnen etwas ſchweres
drauf legen. 2) Friſch ausgeſchnitten in
Faͤßlein, mit ihrer eigenen Sauce, welche
Art auch noch gut und wohlfeiler iſt. 3)
Eingemacht in Faͤßlein, mit Saltz, Pfef-
fer, Lorbeer-Blaͤttern, oder dergleichen,
welche Art die ſchlechteſte, iedoch im Fall
der Noth koͤnnen ſie entweder fuͤr ſich,
oder auch an andere Speiſen gebrauchet
werden.
§. 3. Sie werden entweder ſo friſch
geſpeiſet, welches faſt am meiſten Mode,
mit etwas Saltz, Jngwer, Pfeffer, und
Citronen-Safft, oder geroͤſtet, mit et-
was zerlaſſener Butter, und geriebener
Semmel beſtreuet, oder ſie werden auch
an allerhand Speiſen gethan, als in Pa-
ſtetgen, an Kapp-Haͤhne, an Fiſche, und
andere dergleichen Speiſen mehr, wie den
Koͤchen bekandt iſt, da ſie denn den Spei-
ſen einen gar angenehmen Geſchmack zu
wege bringen koͤnnen. Die Lecker-Maͤu-
ler wenden viel Geld an ſie, wie be-
kandt iſt.
§. 4. Will man Auſtern einſaltzen,
ſo nimmt man ſie aus den Schaalen, thut
ſie in irrdene Toͤpffe, und, nachdem man
den Boden mit etwas Saltz uͤberſtreuet
hat, und etwas Jngwer und Pfeffer, wie
auch Lorbeer-Blaͤtter, gantzen Caneel,
und gruͤnen Pfeffer dazu geſchuͤttet, ſo
macht man eine Lage Auſtern, und nach-
gehends eine Lage Gewuͤrtze, und alſo
Stratum ſuper ſtratum, biß der gantze Topff
damit angefuͤllet iſt.
§. 5. Die Auſter-Schaalen vertrei-
ben die Peſt-Beulen, und ziehen alles
Gifft an ſich; Man muß ſie aber an den
Arm binden, allwo die Achſel-Ader durch-
laͤufft, wenn die Beule nemlich an der Ach-
ſel iſt. Die Raſura von dieſen Schaalen
iſt ein ſingulariſſimum præcipitans Dia-
phoreticum, man mag ſie entweder crude,
oder calcinirt gebrauchen, ſo verrichten
ſie ein vieles. Es iſt hierbey zu verwun-
dern, wenn man pulveriſirte Auſter-
Schaalen in Frantz- oder Rhein-Wein
wirfft, daß ſie in demſelbigen das Acidum
abſorbiren, ſolchen in einen Saporem ſub-
ſalſum verwandeln, und eine diuretiſche
Krafft zu wege bringen koͤnnen. Eini-
ge ſchreiben den Auſter-Schaalen faſt ei-
ne gleichmaͤßige Wuͤrckung zu, als der
Perlen-Mutter.
Von den Muſcheln.
§. 6. Die Muſcheln werden meiſten-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/622>, abgerufen am 22.02.2025.
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