Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von allerhand ausländischen und See-Fischen. [Spaltenumbruch]
Saltz recht durchgearbeitet, gegessen wer-den, dem Magen beschwerlich seyn, und Fieber erregen sollen, zu dem Ende denn auch in Hamburg vor Johannis kein He- ring angenommen wird, nach dem Zeug- niß Steph. a Schonevelde. §. 13. Es erweiset Balduinus, und ei- §. 14. Man hat sonderlich drey §. 15. Man hat sonst zweyerley Sor- §. 16. Die frischen Heringe sind dem Von Sardellen. §. 17. Die Sardellen sollen ihren Nah- mahl L l l 3
Von allerhand auslaͤndiſchen und See-Fiſchen. [Spaltenumbruch]
Saltz recht durchgearbeitet, gegeſſen wer-den, dem Magen beſchwerlich ſeyn, und Fieber erregen ſollen, zu dem Ende denn auch in Hamburg vor Johannis kein He- ring angenommen wird, nach dem Zeug- niß Steph. a Schonevelde. §. 13. Es erweiſet Balduinus, und ei- §. 14. Man hat ſonderlich drey §. 15. Man hat ſonſt zweyerley Sor- §. 16. Die friſchen Heringe ſind dem Von Sardellen. §. 17. Die Sardellen ſollen ihren Nah- mahl L l l 3
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Tagen in Rauch zu haͤngen, her-<lb/> nach unter dem Nahmen der Picklinge<lb/> zu verkauffen, zuweilen werden ſie auch<lb/> nur an der Lufft gedoͤrret, oder uͤber Koh-<lb/> len auf dem Roſt gebraten. Wie denn<lb/> auch die Hollaͤnder den Hering, den ſie<lb/> nach <hi rendition="#aq">Bartholomæi</hi> auf den Engliſchen Kuͤ-<lb/> ſten bey <hi rendition="#aq">Yarmouth</hi> fangen, und der zum<lb/> Einſaltzen nicht mehr tuͤchtig geachtet<lb/> wird, mit ſich nach Holland nehmen, und<lb/><cb/> raͤuchern, oder den <hi rendition="#aq">Yarmouth</hi>ern verkauf-<lb/> fen, die ſolchen hernach auch raͤuchern, und<lb/> den ſo genannten Engliſchen Pickling<lb/> daraus machen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 15.</head> <p>Man hat ſonſt zweyerley Sor-<lb/> ten von Picklingen: Als 1) Stroh-Pick-<lb/> linge, die in Stroh-Koͤrben aus Holland<lb/> im Fruͤhling anhero geſandt werden. 2)<lb/> Speck-Heringe, die viel fetter. Unter den-<lb/> ſelben ſind die Engliſchen am fetteſten,<lb/> weil ſie von guten Heringen gemacht wer-<lb/> den. Naͤchſt denen ſind die von Kiel, von<lb/> Stralſund, und andern an der Oſt-See<lb/> gelegenen Staͤdten, welche von dar in Ki-<lb/> ſten zu uns verfuͤhret werden. Die Pick-<lb/> linge ſind ungeſuͤnder, als die Peckel-He-<lb/> ringe, ſintemahl ſie ſchwerer zu verdauen.<lb/> Wenn ſie offters genoſſen werden, ver-<lb/> urſachen ſie gelbſuͤchtige und verbrandte<lb/> Feuchtigkeit im Leibe, und verderben das<lb/> Gebluͤt. Einige eſſen die Picklinge roh,<lb/> doch ſind ſelbige geſuͤnder, wenn man ſie<lb/> auf dem Roſt erwaͤrmen laͤßt, und mit<lb/> Butter beſtreichet. Jm Sommer ißt<lb/> man ſie zum Salat.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 16.</head> <p>Die friſchen Heringe ſind dem<lb/> Geſchmack nach gar angenehm, ſonderlich<lb/> gebraten, alsdenn auch, wenn ſie maͤßig<lb/> genoſſen, nicht gar ungeſund. Was aber<lb/> die eingeſaltzenen oder Peckel-Heringe be-<lb/> trifft, ſo koͤnnen ſie nach der Waͤſſerung<lb/> eben wie die friſchen gebraten und geſot-<lb/> ten werden, aber den <hi rendition="#aq">delicat</hi>en Geſchmack<lb/> der friſchen erlangen ſie doch nicht. Die<lb/> meiſten Peckel-Heringe werden vom Poͤ-<lb/> bel alſo roh gegeſſen, aber wenn man das<lb/> Fleiſch von den Graͤten abmacht, zerſchnei-<lb/> det, und mit Eßig, Oel, Pfeffer, Aepffeln<lb/> und Zwiebeln zubereitet, ſo wird eine<lb/> ſchmackhaffte Speiſe draus.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von Sardellen.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head>§. 17.</head> <p>Die Sardellen ſollen ihren Nah-<lb/> men haben von der Jnſul <hi rendition="#aq">Sardinia,</hi> weil<lb/> ſie aus derſelben zu erſt in andere Provin-<lb/> tzien verfuͤhret worden. <hi rendition="#aq">Aldrovandus</hi><lb/> erzehlet <hi rendition="#aq">l. 2. d. 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Von allerhand auslaͤndiſchen und See-Fiſchen.
Saltz recht durchgearbeitet, gegeſſen wer-
den, dem Magen beſchwerlich ſeyn, und
Fieber erregen ſollen, zu dem Ende denn
auch in Hamburg vor Johannis kein He-
ring angenommen wird, nach dem Zeug-
niß Steph. a Schonevelde.
§. 13. Es erweiſet Balduinus, und ei-
nige andere, gar deutlich, daß der Hering
eben keine ungeſunde Speiſe ſey, und Nic.
Fulpius Obſ. 24. p. 133. Obſervat. Medic.
behauptet, daß ein guter Hering zu rech-
ter Zeit genommen, die Dauung befoͤr-
dere, den Schleim abſtergire, den Leib
fluͤßig mache, und den verlohrnen Appe-
tit wieder herſtelle, und halte man in Hol-
land dafuͤr, daß von den Heringen die
Kranckheiten, ſo wie von der Sonne die
Nebel, zertrieben wuͤrden, welches nicht
den Heringen allein, ſondern der Saiſon
von ſelbiger Zeit uͤberhaupt beyzumeſ-
ſen iſt.
§. 14. Man hat ſonderlich drey
Haupt-Gattungen von Heringen: Als
1) den Maickens-Hering, der am erſten
gefangen wird, und das zaͤrteſte und fette-
ſte Fleiſch hat, ohne Kuͤte oder Einge-
weyde; Hiervon werden zuweilen die er-
ſten Tonnen zu 50. 60. Thaler, ja Anno
1678. ward eine halbe Tonne vor 36. Thl.
verkaufft, und hat man doch 48. Thaler
daraus geloͤſet. 2) Den vollen Hering,
ſo um Bartholomæi gefangen wird, und
den Bauch voll Rogen oder Milch hat.
3) Den Brand-Hering, der dem vollen
gleich, auſſer, daß er ſpaͤter ankommt, und
feſt gepackt iſt, daß er nicht umgepacket,
ſondern nur mit neuem Poͤckel verſehen
werden darff. Der Hohl-Hering, ſo
lang, ſchmahl, und mager iſt, und unter
den aͤchten Heringen gefangen, wird vor
einen untuͤchtigen Fiſch gehalten, und gar
nicht begehret. Jm Schleßwigiſchen,
Hollſteiniſchen, Mecklenburgiſchen, und
da herum, ſonderlich zu Kiel, Stralſund,
Eckelfoͤrde, und Flensburg, weil daſelbſt
die Diſtraction von Heringen in auswaͤr-
tige Gegenden in weniger Ubung, pflegt
man ſie mit etwas Saltz anzuſtreuen, und
nach 2. Tagen in Rauch zu haͤngen, her-
nach unter dem Nahmen der Picklinge
zu verkauffen, zuweilen werden ſie auch
nur an der Lufft gedoͤrret, oder uͤber Koh-
len auf dem Roſt gebraten. Wie denn
auch die Hollaͤnder den Hering, den ſie
nach Bartholomæi auf den Engliſchen Kuͤ-
ſten bey Yarmouth fangen, und der zum
Einſaltzen nicht mehr tuͤchtig geachtet
wird, mit ſich nach Holland nehmen, und
raͤuchern, oder den Yarmouthern verkauf-
fen, die ſolchen hernach auch raͤuchern, und
den ſo genannten Engliſchen Pickling
daraus machen.
§. 15. Man hat ſonſt zweyerley Sor-
ten von Picklingen: Als 1) Stroh-Pick-
linge, die in Stroh-Koͤrben aus Holland
im Fruͤhling anhero geſandt werden. 2)
Speck-Heringe, die viel fetter. Unter den-
ſelben ſind die Engliſchen am fetteſten,
weil ſie von guten Heringen gemacht wer-
den. Naͤchſt denen ſind die von Kiel, von
Stralſund, und andern an der Oſt-See
gelegenen Staͤdten, welche von dar in Ki-
ſten zu uns verfuͤhret werden. Die Pick-
linge ſind ungeſuͤnder, als die Peckel-He-
ringe, ſintemahl ſie ſchwerer zu verdauen.
Wenn ſie offters genoſſen werden, ver-
urſachen ſie gelbſuͤchtige und verbrandte
Feuchtigkeit im Leibe, und verderben das
Gebluͤt. Einige eſſen die Picklinge roh,
doch ſind ſelbige geſuͤnder, wenn man ſie
auf dem Roſt erwaͤrmen laͤßt, und mit
Butter beſtreichet. Jm Sommer ißt
man ſie zum Salat.
§. 16. Die friſchen Heringe ſind dem
Geſchmack nach gar angenehm, ſonderlich
gebraten, alsdenn auch, wenn ſie maͤßig
genoſſen, nicht gar ungeſund. Was aber
die eingeſaltzenen oder Peckel-Heringe be-
trifft, ſo koͤnnen ſie nach der Waͤſſerung
eben wie die friſchen gebraten und geſot-
ten werden, aber den delicaten Geſchmack
der friſchen erlangen ſie doch nicht. Die
meiſten Peckel-Heringe werden vom Poͤ-
bel alſo roh gegeſſen, aber wenn man das
Fleiſch von den Graͤten abmacht, zerſchnei-
det, und mit Eßig, Oel, Pfeffer, Aepffeln
und Zwiebeln zubereitet, ſo wird eine
ſchmackhaffte Speiſe draus.
Von Sardellen.
§. 17. Die Sardellen ſollen ihren Nah-
men haben von der Jnſul Sardinia, weil
ſie aus derſelben zu erſt in andere Provin-
tzien verfuͤhret worden. Aldrovandus
erzehlet l. 2. d. Piſcib. c. 38. fuͤnff Arten der-
ſelben, davon bey uns nur zwo der klein-
ſten bekandt ſind. Die erſte wird genennt
Anchoge oder Sardellen von Livorno,
iſt ungefehr fuͤnff Zoll lang, und einen
breit, in Geſtalt eines kleinen Herings
mit Silber-farbigten Schuppen. Die
andere Gattung heiſſet Anchoge oder
Sardellen von Liſſabon, welche viel klei-
ner, ja kaum halb ſo groß, als die Livorni-
ſchen ſind. Die Sardellen ſind noch ein-
mahl
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