Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Fisch-Buchs 37. C. von allerhand ausländischen u. See-Fischen. [Spaltenumbruch]
Es treten diese Fische gerne in die Meer-Busen der Ost- und Niederländischen See. §. 2. Die frischen Schollen werden Von den Stöhren. §. 3. Die Stöhre sind zwar eigent- §. 4. Es soll der Stöhr die Hausen §. 5. Die Stöhre sind längst auf dem §. 6. Wiewohl nun dieser Fisch so §. 7. Die Saison der Stöhre ist der Vom Stockfisch. §. 8. Der gemeine Cabliau wird biß- dan L l l 2
Des Fiſch-Buchs 37. C. von allerhand auslaͤndiſchen u. See-Fiſchen. [Spaltenumbruch]
Es treten dieſe Fiſche gerne in die Meer-Buſen der Oſt- und Niederlaͤndiſchen See. §. 2. Die friſchen Schollen werden Von den Stoͤhren. §. 3. Die Stoͤhre ſind zwar eigent- §. 4. Es ſoll der Stoͤhr die Hauſen §. 5. Die Stoͤhre ſind laͤngſt auf dem §. 6. Wiewohl nun dieſer Fiſch ſo §. 7. Die Saiſon der Stoͤhre iſt der Vom Stockfiſch. §. 8. Der gemeine Cabliau wird biß- dan L l l 2
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Des Fiſch-Buchs 37. C. von allerhand auslaͤndiſchen u. See-Fiſchen.
Es treten dieſe Fiſche gerne in die Meer-
Buſen der Oſt- und Niederlaͤndiſchen
See.
§. 2. Die friſchen Schollen werden
bey uns nicht zu Marckte gebracht, ſon-
dern muͤſſen aus den See-Staͤdten ver-
ſchrieben werden. Die in der Lufft ge-
doͤrreten kleinen ſind ſehr gemein, die groſ-
ſen und fleiſchigten aber etwas rarer.
Die trucknen muͤſſen vor ihrer Zurich-
tung eine lange Zeit in friſchem Waſſer
eingeweichet werden, daß ſie muͤrbe wer-
den, hernach richtet man ſie mit Scho-
ten, oder wie man ſonſt will, zu.
Von den Stoͤhren.
§. 3. Die Stoͤhre ſind zwar eigent-
lich See-Fiſche, iedoch gehen ſie auch nach
dem ſuͤſſen Waſſer gar ſehr, inſonderheit
im Fruͤh-Jahr, ſo, daß ſie auch bißweilen
in der Elbe, Oder, und andern Stroͤh-
men gefangen werden. Sie kommen off-
termahls ziemlich hoch auch zahlreich her-
auf, zumahl, wenn in den warmen Mo-
naten Majo oder Junio groß Waſſer koͤm̃t,
daß ſie die hohen Wehre uͤbergehen koͤn-
nen, wie denn deren bloß Anno 1713. im
May auf dieſe Weiſe 128. Stuͤck vor Breß-
lau gefangen worden, da der groͤſte ſechs
voͤllige Ellen, und der kleineſte nicht uͤber
eine halbe Elle groß geweſen. Man macht
hier zu Lande eben keine ſonderliche Deli-
cateſſe draus. Jn Jtalien wird aus dem
Rogen der Stoͤhre, da ſie ſolchen mit Eßig
und Baum-Oel, oder an deſſen ſtatt mit
Citronen-Safft zurichten, ein Lecker-
Bißlein zubereitet. Jn der Oſt- und
Nord-See, abſonderlich gegen Norden,
iſt er nicht ſo ſeltzam, da die Moſcowiter
bloß mit dem eingepoͤckelten Rogen einen
eigenen Handel treiben. Es meldet auch
Olearius in ſeiner Perſianiſchen Reiſe-
Beſchreibung p. 204. daß bey Aſtracan in
der Wolgau ſehr viel Stoͤhre gefangen
wuͤrden, ſo, daß nur etliche hundert Ton-
nen Rogen, wenn ſie ſolchen von der aͤuſ-
ſerlichen Haut abgeſondert, eingeſaltzen,
mit Pfeffer und zerſchnittenen Zwie-
beln angemacht, und jaͤhrlich verſchicket
wuͤrden.
§. 4. Es ſoll der Stoͤhr die Hauſen
allenthalben auftreiben, ſo, daß ein
Sprichwort daher entſtanden, wenn ein
Kleiner einen Groſſen bemeiſtert, man zu
ſagen pflegt: Das Stoͤhrlein treibt den
Hauſen. Sie ſind am Ruͤcken, Bauch,
und an den Seiten, mit harten ſcharffen
Beinen, als wie mit einem Harniſch, ver-
ſehen, haben einen ſpitzigen ſtarcken Schna-
bel, und ein ſo kleines Maul, daß ſie allein
ſaugen muͤſſen, wenn ſie Nahrung ſu-
chen wollen. Einige ſagen, daß ſie nur
vom Schlamm lebten, indem man in
dem Magen einiger Stoͤhre nichts, als
Sand gefunden; Andere Fiſcher aber be-
richten, daß man bey ihnen Hechte, und
allerhand andere Fiſche angetroffen.
§. 5. Die Stoͤhre ſind laͤngſt auf dem
Ruͤcken und auf beyden Seiten des Bau-
ches mit ſtarcken knorrigten Schilden in
5. Reyhen dermaaſſen verwahret, daß
man ſie daſelbſt nicht leichtlich mit einem
Schwerd verwunden kan, derowegen die
Fiſcher groſſe ſtarcke Netze, als man zu
den wilden Schweinen und Hirſchen ge-
brauchet, dazu haben muͤſſen. Er ſoll ei-
nen gar harten Schlaf haben, und im
Schlaf oben ſchwimmen, wie ein Stuͤck
Holtz, daß man ihn alsdenn leicht bezwin-
gen, und etwan mit einem Strick binden,
auch alsdenn nach Gefallen uͤbermei-
ſtern kan.
§. 6. Wiewohl nun dieſer Fiſch ſo
hoch geprieſen, auch ſein Fleiſch weiß, ge-
linde, nahrhafftig, dem Munde lieblich,
und dem Magen angenehm, ſo dienet es
doch nicht fuͤr ſchwache, vielweniger fuͤr
krancke Leute, ſintemahl dabey einige
Dickſafftigkeit, die dem Magen beſchwer-
lich. Jedoch iſt ein groſſer Unterſcheid
nach ihrem Geſchlecht, Ort, Zeit, Alter,
und Zubereitung. Einige halten die gar
kleinen Stoͤhrlein vor die beſten, andere
die erwachſenen Weiblein, wenn ſie voll
Eyer, andere die Maͤnnlein.
§. 7. Die Saiſon der Stoͤhre iſt der
Sommer, wenn die Sonne am heiſſeſten
ſcheinet. Sie werden entweder friſch ge-
ſpeiſet, und mit Senf- oder Butter-Bruͤ-
hen genoſſen, oder eingeſaltzen, und einge-
poͤckelt. Mit den eingepoͤckelten wird ein
ſtarck Negotium getrieben.
Vom Stockfiſch.
§. 8. Der gemeine Cabliau wird biß-
weilen zwey oder drey Ellen lang, iſt auf
dem Ruͤcken ſchwaͤrtzlicht, oder ſchwartz-
grau, an den Seiten aber und am Bauch
Silber-farbe. Wenn er qver durchge-
ſchnitten wird, ſo glaͤntzet ſein Fleiſch ne-
ben dem Ruͤckgrad im Finſtern. Jhr
rechter Fang iſt bey Schottland und Nor-
wegen, daſelbſt ſie geriſſen, eingepoͤckelt,
und alſo zu uns unter dem Titul Laber-
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