Des Fisch-Buchs 37. C. von allerhand ausländischen u. See-Fischen.
[Spaltenumbruch]
Es treten diese Fische gerne in die Meer- Busen der Ost- und Niederländischen See.
§. 2.
Die frischen Schollen werden bey uns nicht zu Marckte gebracht, son- dern müssen aus den See-Städten ver- schrieben werden. Die in der Lufft ge- dörreten kleinen sind sehr gemein, die gros- sen und fleischigten aber etwas rarer. Die trucknen müssen vor ihrer Zurich- tung eine lange Zeit in frischem Wasser eingeweichet werden, daß sie mürbe wer- den, hernach richtet man sie mit Scho- ten, oder wie man sonst will, zu.
Von den Stöhren.
§. 3.
Die Stöhre sind zwar eigent- lich See-Fische, iedoch gehen sie auch nach dem süssen Wasser gar sehr, insonderheit im Früh-Jahr, so, daß sie auch bißweilen in der Elbe, Oder, und andern Ströh- men gefangen werden. Sie kommen off- termahls ziemlich hoch auch zahlreich her- auf, zumahl, wenn in den warmen Mo- naten Majo oder Junio groß Wasser kömmt, daß sie die hohen Wehre übergehen kön- nen, wie denn deren bloß Anno 1713. im May auf diese Weise 128. Stück vor Breß- lau gefangen worden, da der gröste sechs völlige Ellen, und der kleineste nicht über eine halbe Elle groß gewesen. Man macht hier zu Lande eben keine sonderliche Deli- catesse draus. Jn Jtalien wird aus dem Rogen der Stöhre, da sie solchen mit Eßig und Baum-Oel, oder an dessen statt mit Citronen-Safft zurichten, ein Lecker- Bißlein zubereitet. Jn der Ost- und Nord-See, absonderlich gegen Norden, ist er nicht so seltzam, da die Moscowiter bloß mit dem eingepöckelten Rogen einen eigenen Handel treiben. Es meldet auch Olearius in seiner Persianischen Reise- Beschreibung p. 204. daß bey Astracan in der Wolgau sehr viel Stöhre gefangen würden, so, daß nur etliche hundert Ton- nen Rogen, wenn sie solchen von der äus- serlichen Haut abgesondert, eingesaltzen, mit Pfeffer und zerschnittenen Zwie- beln angemacht, und jährlich verschicket würden.
§. 4.
Es soll der Stöhr die Hausen allenthalben auftreiben, so, daß ein Sprichwort daher entstanden, wenn ein Kleiner einen Grossen bemeistert, man zu sagen pflegt: Das Stöhrlein treibt den Hausen. Sie sind am Rücken, Bauch, und an den Seiten, mit harten scharffen [Spaltenumbruch]
Beinen, als wie mit einem Harnisch, ver- sehen, haben einen spitzigen starcken Schna- bel, und ein so kleines Maul, daß sie allein saugen müssen, wenn sie Nahrung su- chen wollen. Einige sagen, daß sie nur vom Schlamm lebten, indem man in dem Magen einiger Stöhre nichts, als Sand gefunden; Andere Fischer aber be- richten, daß man bey ihnen Hechte, und allerhand andere Fische angetroffen.
§. 5.
Die Stöhre sind längst auf dem Rücken und auf beyden Seiten des Bau- ches mit starcken knorrigten Schilden in 5. Reyhen dermaassen verwahret, daß man sie daselbst nicht leichtlich mit einem Schwerd verwunden kan, derowegen die Fischer grosse starcke Netze, als man zu den wilden Schweinen und Hirschen ge- brauchet, dazu haben müssen. Er soll ei- nen gar harten Schlaf haben, und im Schlaf oben schwimmen, wie ein Stück Holtz, daß man ihn alsdenn leicht bezwin- gen, und etwan mit einem Strick binden, auch alsdenn nach Gefallen übermei- stern kan.
§. 6.
Wiewohl nun dieser Fisch so hoch gepriesen, auch sein Fleisch weiß, ge- linde, nahrhafftig, dem Munde lieblich, und dem Magen angenehm, so dienet es doch nicht für schwache, vielweniger für krancke Leute, sintemahl dabey einige Dicksafftigkeit, die dem Magen beschwer- lich. Jedoch ist ein grosser Unterscheid nach ihrem Geschlecht, Ort, Zeit, Alter, und Zubereitung. Einige halten die gar kleinen Stöhrlein vor die besten, andere die erwachsenen Weiblein, wenn sie voll Eyer, andere die Männlein.
§. 7.
Die Saison der Stöhre ist der Sommer, wenn die Sonne am heissesten scheinet. Sie werden entweder frisch ge- speiset, und mit Senf- oder Butter-Brü- hen genossen, oder eingesaltzen, und einge- pöckelt. Mit den eingepöckelten wird ein starck Negotium getrieben.
Vom Stockfisch.
§. 8.
Der gemeine Cabliau wird biß- weilen zwey oder drey Ellen lang, ist auf dem Rücken schwärtzlicht, oder schwartz- grau, an den Seiten aber und am Bauch Silber-farbe. Wenn er qver durchge- schnitten wird, so gläntzet sein Fleisch ne- ben dem Rückgrad im Finstern. Jhr rechter Fang ist bey Schottland und Nor- wegen, daselbst sie gerissen, eingepöckelt, und also zu uns unter dem Titul Laber-
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Des Fiſch-Buchs 37. C. von allerhand auslaͤndiſchen u. See-Fiſchen.
[Spaltenumbruch]
Es treten dieſe Fiſche gerne in die Meer- Buſen der Oſt- und Niederlaͤndiſchen See.
§. 2.
Die friſchen Schollen werden bey uns nicht zu Marckte gebracht, ſon- dern muͤſſen aus den See-Staͤdten ver- ſchrieben werden. Die in der Lufft ge- doͤrreten kleinen ſind ſehr gemein, die groſ- ſen und fleiſchigten aber etwas rarer. Die trucknen muͤſſen vor ihrer Zurich- tung eine lange Zeit in friſchem Waſſer eingeweichet werden, daß ſie muͤrbe wer- den, hernach richtet man ſie mit Scho- ten, oder wie man ſonſt will, zu.
Von den Stoͤhren.
§. 3.
Die Stoͤhre ſind zwar eigent- lich See-Fiſche, iedoch gehen ſie auch nach dem ſuͤſſen Waſſer gar ſehr, inſonderheit im Fruͤh-Jahr, ſo, daß ſie auch bißweilen in der Elbe, Oder, und andern Stroͤh- men gefangen werden. Sie kommen off- termahls ziemlich hoch auch zahlreich her- auf, zumahl, wenn in den warmen Mo- naten Majo oder Junio groß Waſſer koͤm̃t, daß ſie die hohen Wehre uͤbergehen koͤn- nen, wie denn deren bloß Anno 1713. im May auf dieſe Weiſe 128. Stuͤck vor Breß- lau gefangen worden, da der groͤſte ſechs voͤllige Ellen, und der kleineſte nicht uͤber eine halbe Elle groß geweſen. Man macht hier zu Lande eben keine ſonderliche Deli- cateſſe draus. Jn Jtalien wird aus dem Rogen der Stoͤhre, da ſie ſolchen mit Eßig und Baum-Oel, oder an deſſen ſtatt mit Citronen-Safft zurichten, ein Lecker- Bißlein zubereitet. Jn der Oſt- und Nord-See, abſonderlich gegen Norden, iſt er nicht ſo ſeltzam, da die Moſcowiter bloß mit dem eingepoͤckelten Rogen einen eigenen Handel treiben. Es meldet auch Olearius in ſeiner Perſianiſchen Reiſe- Beſchreibung p. 204. daß bey Aſtracan in der Wolgau ſehr viel Stoͤhre gefangen wuͤrden, ſo, daß nur etliche hundert Ton- nen Rogen, wenn ſie ſolchen von der aͤuſ- ſerlichen Haut abgeſondert, eingeſaltzen, mit Pfeffer und zerſchnittenen Zwie- beln angemacht, und jaͤhrlich verſchicket wuͤrden.
§. 4.
Es ſoll der Stoͤhr die Hauſen allenthalben auftreiben, ſo, daß ein Sprichwort daher entſtanden, wenn ein Kleiner einen Groſſen bemeiſtert, man zu ſagen pflegt: Das Stoͤhrlein treibt den Hauſen. Sie ſind am Ruͤcken, Bauch, und an den Seiten, mit harten ſcharffen [Spaltenumbruch]
Beinen, als wie mit einem Harniſch, ver- ſehen, haben einen ſpitzigen ſtarcken Schna- bel, und ein ſo kleines Maul, daß ſie allein ſaugen muͤſſen, wenn ſie Nahrung ſu- chen wollen. Einige ſagen, daß ſie nur vom Schlamm lebten, indem man in dem Magen einiger Stoͤhre nichts, als Sand gefunden; Andere Fiſcher aber be- richten, daß man bey ihnen Hechte, und allerhand andere Fiſche angetroffen.
§. 5.
Die Stoͤhre ſind laͤngſt auf dem Ruͤcken und auf beyden Seiten des Bau- ches mit ſtarcken knorrigten Schilden in 5. Reyhen dermaaſſen verwahret, daß man ſie daſelbſt nicht leichtlich mit einem Schwerd verwunden kan, derowegen die Fiſcher groſſe ſtarcke Netze, als man zu den wilden Schweinen und Hirſchen ge- brauchet, dazu haben muͤſſen. Er ſoll ei- nen gar harten Schlaf haben, und im Schlaf oben ſchwimmen, wie ein Stuͤck Holtz, daß man ihn alsdenn leicht bezwin- gen, und etwan mit einem Strick binden, auch alsdenn nach Gefallen uͤbermei- ſtern kan.
§. 6.
Wiewohl nun dieſer Fiſch ſo hoch geprieſen, auch ſein Fleiſch weiß, ge- linde, nahrhafftig, dem Munde lieblich, und dem Magen angenehm, ſo dienet es doch nicht fuͤr ſchwache, vielweniger fuͤr krancke Leute, ſintemahl dabey einige Dickſafftigkeit, die dem Magen beſchwer- lich. Jedoch iſt ein groſſer Unterſcheid nach ihrem Geſchlecht, Ort, Zeit, Alter, und Zubereitung. Einige halten die gar kleinen Stoͤhrlein vor die beſten, andere die erwachſenen Weiblein, wenn ſie voll Eyer, andere die Maͤnnlein.
§. 7.
Die Saiſon der Stoͤhre iſt der Sommer, wenn die Sonne am heiſſeſten ſcheinet. Sie werden entweder friſch ge- ſpeiſet, und mit Senf- oder Butter-Bruͤ- hen genoſſen, oder eingeſaltzen, und einge- poͤckelt. Mit den eingepoͤckelten wird ein ſtarck Negotium getrieben.
Vom Stockfiſch.
§. 8.
Der gemeine Cabliau wird biß- weilen zwey oder drey Ellen lang, iſt auf dem Ruͤcken ſchwaͤrtzlicht, oder ſchwartz- grau, an den Seiten aber und am Bauch Silber-farbe. Wenn er qver durchge- ſchnitten wird, ſo glaͤntzet ſein Fleiſch ne- ben dem Ruͤckgrad im Finſtern. Jhr rechter Fang iſt bey Schottland und Nor- wegen, daſelbſt ſie geriſſen, eingepoͤckelt, und alſo zu uns unter dem Titul Laber-
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Des Fiſch-Buchs 37. C. von allerhand auslaͤndiſchen u. See-Fiſchen.
Es treten dieſe Fiſche gerne in die Meer-
Buſen der Oſt- und Niederlaͤndiſchen
See.
§. 2. Die friſchen Schollen werden
bey uns nicht zu Marckte gebracht, ſon-
dern muͤſſen aus den See-Staͤdten ver-
ſchrieben werden. Die in der Lufft ge-
doͤrreten kleinen ſind ſehr gemein, die groſ-
ſen und fleiſchigten aber etwas rarer.
Die trucknen muͤſſen vor ihrer Zurich-
tung eine lange Zeit in friſchem Waſſer
eingeweichet werden, daß ſie muͤrbe wer-
den, hernach richtet man ſie mit Scho-
ten, oder wie man ſonſt will, zu.
Von den Stoͤhren.
§. 3. Die Stoͤhre ſind zwar eigent-
lich See-Fiſche, iedoch gehen ſie auch nach
dem ſuͤſſen Waſſer gar ſehr, inſonderheit
im Fruͤh-Jahr, ſo, daß ſie auch bißweilen
in der Elbe, Oder, und andern Stroͤh-
men gefangen werden. Sie kommen off-
termahls ziemlich hoch auch zahlreich her-
auf, zumahl, wenn in den warmen Mo-
naten Majo oder Junio groß Waſſer koͤm̃t,
daß ſie die hohen Wehre uͤbergehen koͤn-
nen, wie denn deren bloß Anno 1713. im
May auf dieſe Weiſe 128. Stuͤck vor Breß-
lau gefangen worden, da der groͤſte ſechs
voͤllige Ellen, und der kleineſte nicht uͤber
eine halbe Elle groß geweſen. Man macht
hier zu Lande eben keine ſonderliche Deli-
cateſſe draus. Jn Jtalien wird aus dem
Rogen der Stoͤhre, da ſie ſolchen mit Eßig
und Baum-Oel, oder an deſſen ſtatt mit
Citronen-Safft zurichten, ein Lecker-
Bißlein zubereitet. Jn der Oſt- und
Nord-See, abſonderlich gegen Norden,
iſt er nicht ſo ſeltzam, da die Moſcowiter
bloß mit dem eingepoͤckelten Rogen einen
eigenen Handel treiben. Es meldet auch
Olearius in ſeiner Perſianiſchen Reiſe-
Beſchreibung p. 204. daß bey Aſtracan in
der Wolgau ſehr viel Stoͤhre gefangen
wuͤrden, ſo, daß nur etliche hundert Ton-
nen Rogen, wenn ſie ſolchen von der aͤuſ-
ſerlichen Haut abgeſondert, eingeſaltzen,
mit Pfeffer und zerſchnittenen Zwie-
beln angemacht, und jaͤhrlich verſchicket
wuͤrden.
§. 4. Es ſoll der Stoͤhr die Hauſen
allenthalben auftreiben, ſo, daß ein
Sprichwort daher entſtanden, wenn ein
Kleiner einen Groſſen bemeiſtert, man zu
ſagen pflegt: Das Stoͤhrlein treibt den
Hauſen. Sie ſind am Ruͤcken, Bauch,
und an den Seiten, mit harten ſcharffen
Beinen, als wie mit einem Harniſch, ver-
ſehen, haben einen ſpitzigen ſtarcken Schna-
bel, und ein ſo kleines Maul, daß ſie allein
ſaugen muͤſſen, wenn ſie Nahrung ſu-
chen wollen. Einige ſagen, daß ſie nur
vom Schlamm lebten, indem man in
dem Magen einiger Stoͤhre nichts, als
Sand gefunden; Andere Fiſcher aber be-
richten, daß man bey ihnen Hechte, und
allerhand andere Fiſche angetroffen.
§. 5. Die Stoͤhre ſind laͤngſt auf dem
Ruͤcken und auf beyden Seiten des Bau-
ches mit ſtarcken knorrigten Schilden in
5. Reyhen dermaaſſen verwahret, daß
man ſie daſelbſt nicht leichtlich mit einem
Schwerd verwunden kan, derowegen die
Fiſcher groſſe ſtarcke Netze, als man zu
den wilden Schweinen und Hirſchen ge-
brauchet, dazu haben muͤſſen. Er ſoll ei-
nen gar harten Schlaf haben, und im
Schlaf oben ſchwimmen, wie ein Stuͤck
Holtz, daß man ihn alsdenn leicht bezwin-
gen, und etwan mit einem Strick binden,
auch alsdenn nach Gefallen uͤbermei-
ſtern kan.
§. 6. Wiewohl nun dieſer Fiſch ſo
hoch geprieſen, auch ſein Fleiſch weiß, ge-
linde, nahrhafftig, dem Munde lieblich,
und dem Magen angenehm, ſo dienet es
doch nicht fuͤr ſchwache, vielweniger fuͤr
krancke Leute, ſintemahl dabey einige
Dickſafftigkeit, die dem Magen beſchwer-
lich. Jedoch iſt ein groſſer Unterſcheid
nach ihrem Geſchlecht, Ort, Zeit, Alter,
und Zubereitung. Einige halten die gar
kleinen Stoͤhrlein vor die beſten, andere
die erwachſenen Weiblein, wenn ſie voll
Eyer, andere die Maͤnnlein.
§. 7. Die Saiſon der Stoͤhre iſt der
Sommer, wenn die Sonne am heiſſeſten
ſcheinet. Sie werden entweder friſch ge-
ſpeiſet, und mit Senf- oder Butter-Bruͤ-
hen genoſſen, oder eingeſaltzen, und einge-
poͤckelt. Mit den eingepoͤckelten wird ein
ſtarck Negotium getrieben.
Vom Stockfiſch.
§. 8. Der gemeine Cabliau wird biß-
weilen zwey oder drey Ellen lang, iſt auf
dem Ruͤcken ſchwaͤrtzlicht, oder ſchwartz-
grau, an den Seiten aber und am Bauch
Silber-farbe. Wenn er qver durchge-
ſchnitten wird, ſo glaͤntzet ſein Fleiſch ne-
ben dem Ruͤckgrad im Finſtern. Jhr
rechter Fang iſt bey Schottland und Nor-
wegen, daſelbſt ſie geriſſen, eingepoͤckelt,
und alſo zu uns unter dem Titul Laber-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/615>, abgerufen am 22.02.2025.
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