Des Fisch-B. 33. C. von Lachs-Fohren/ Neunaugen u. Nörflingen.
[Spaltenumbruch]
sen ankommen, daß sie bey nahe die Elbe nicht beherbergen, und ein Fisch dem an- dern nicht ausweichen können, daher die Leute Hauffen-weise mit Aexten herzu- gelauffen, und die Fische erschlagen.
§. 7.
Den Vortheil des Lachs-Fan- ges genüsset auch Schlesien von der Oder, und es sind von langen Jahren her an- sehnliche Fängereyen längst der Oder, z. E. bey Beuthen, Glogau, Steinau, u. s. w. gehalten worden. Man hat biß- weilen auch noch in den ersten Jahren dieses Seculi 3. 4. biß 500. Lachse gefan- gen. Deswegen sind auch von dem Stadt- Magistrat zu Breßlau besondere Verord- nungen gemacht worden, insonderheit, daß alle Fischer und Müller, so unter die Stadt-Jurisdiction gehörig, bey Vermei- dung grosser Strafe alle Lachse an den Herrn Raths-Praesidem liefern müssen, vor deren ieden, er sey groß oder klein, sie 6. 8. gl. empfangen. Selbige müssen alsbald an den hierzu absonderlich bestell- ten Lachs-Vogt geliefert werden, der sie abthut, und iede Helffte in 4. Stücke thei- let; in welcher Beschaffenheit sie dem Herrn Praesidi überbracht werden, der die eine Helffte vor seine eigene Disposi- tion behält, die andere Helffte aber durch den Lachs-Vogt nach einer besondern Consignation an vornehme und Bürger- Personen vertheilen läßt, gleichwie halbe und gantze Fische an Standes- und regie- rende Personen, die erstern aber an Käy- serliche Majestät versendet werden.
Das 33. Capitel/ Von den Lachs-Fohren/ Neun- augen/ und Nörflingen.
§. 1.
Die Lachs-Fohren sind viel grösser, als die Forellen, sintemahl sie bißweilen die Länge einer Ellen erreichen, sie sind ebenfalls geflecket, und ihr Fleisch ist schön roth, wie des Lachsens. Sie halten sich mehr auf in Land-Seen, als in Flüssen. Uberdem sind sie viel fetter, als die Fo- rellen, kurtz, sie sind wie kleine Lachse, und gleichsam zwischen Forellen und Lach- sen in der Mitten. Es sind diese Fische, weil sie wegen ihres vielen Fettes gar leicht einen Eckel erregen können, insgemein denen Febricitanten von den Medicis ver- bothen. Es werden die Lachs-Fohren mehrentheils wie die Lachse zubereitet, [Spaltenumbruch]
aus dem Saltze gesotten, und hernach- mahls mit Eßig verspeiset.
§. 2.
Sie haben ihren Strich im November, und werden von Michaelis biß Weynachten gefangen. Der Herr von Hohberg gedencket in dem andern Theil seiner Georgicorum p. 598. einer andern Art Fische, die mit den Lachs-Foh- ren einige Gleichheit und Aehnlichkeit ha- ben sollen, die er Sämlinge nennet. Es sollen dieselben nicht so scheckigt seyn, wie die Lachs-Fohren, der Rücken braun, die obern Flossen mit dem Schweiff blau- licht, und der Bauch mit den untern Flos- sen weiß und gelblicht. Sie würden an etlichen Orten in frischen, kalten und stei- nigten Teichen erhalten, und selten über zwey Pfund groß.
§. 3.
Die Neunaugen sind gar be- kandte Fische, sie werden in der Oder ge- fangen, insgemein sind sie einen Fuß lang, und einen Daum dicke; die Elbe aber, sonderlich bey Hamburg, giebt viel grös- sere, welche daselbst eingebraten, in Eßig gelegt, und zu uns unter dem Titul ein- gelegter Bricken in Fäßlein übersendet werden. Man kan sie auch räuchern, und also verschicken. Die frischen siedet man entweder aus dem Saltze, oder in einer schwartzen Brühe; oder man brätet sie auf dem Rost, welche Zubereitung dann die beste und gesündeste, wiewohl man die- se Fische unter die gesunden gar nicht zeh- len kan. Daher kommt es, daß diejeni- gen, so einen kalten Magen haben, den Geschmack der in Eßig eingelegten Neun- augen biß auf den andern oder dritten Tag im Aufstossen verspühren; Hieraus ist nun gar leicht zu schlüssen, daß die Neunaugen unverdaulich seyn müssen.
§. 4.
Den Nahmen haben diese Fi- sche von den neun schwartzen Tippeln, die sie zu beyden Seiten haben, und fast den neun Augen ähnlich sind; Man fängt sie gemeiniglich an Ufern mit Reusen zwi- schen zwey Zäunen des Nachts, denn sie wollen immer zu dem Ufer, da macht man ihnen Zäune vor, die forne gegen dem Strohm weit, und hinten gegen dem Ufer an die Reusen liegen, und spitzig sind, daß sie also zwischen den Zäunen in die Reu- sen lauffen. Es giebt auch noch eine klei- nere Art Neunaugen, die man etwan in Oesterreich und an andern Orten fänget. Sie werden nicht viel länger, als Span- nen-lang, und halb so dick, als ein klei- ner Finger, sie haben an statt des Rückgra- des eine hohle Nerve, die gantz gerade
ohne
Des Fiſch-B. 33. C. von Lachs-Fohren/ Neunaugen u. Noͤrflingen.
[Spaltenumbruch]
ſen ankommen, daß ſie bey nahe die Elbe nicht beherbergen, und ein Fiſch dem an- dern nicht ausweichen koͤnnen, daher die Leute Hauffen-weiſe mit Aexten herzu- gelauffen, und die Fiſche erſchlagen.
§. 7.
Den Vortheil des Lachs-Fan- ges genuͤſſet auch Schleſien von der Oder, und es ſind von langen Jahren her an- ſehnliche Faͤngereyen laͤngſt der Oder, z. E. bey Beuthen, Glogau, Steinau, u. ſ. w. gehalten worden. Man hat biß- weilen auch noch in den erſten Jahren dieſes Seculi 3. 4. biß 500. Lachſe gefan- gen. Deswegen ſind auch von dem Stadt- Magiſtrat zu Breßlau beſondere Verord- nungen gemacht worden, inſonderheit, daß alle Fiſcher und Muͤller, ſo unter die Stadt-Jurisdiction gehoͤrig, bey Vermei- dung groſſer Strafe alle Lachſe an den Herrn Raths-Præſidem liefern muͤſſen, vor deren ieden, er ſey groß oder klein, ſie 6. 8. gl. empfangen. Selbige muͤſſen alsbald an den hierzu abſonderlich beſtell- ten Lachs-Vogt geliefert werden, der ſie abthut, und iede Helffte in 4. Stuͤcke thei- let; in welcher Beſchaffenheit ſie dem Herrn Præſidi uͤberbracht werden, der die eine Helffte vor ſeine eigene Diſpoſi- tion behaͤlt, die andere Helffte aber durch den Lachs-Vogt nach einer beſondern Conſignation an vornehme und Buͤrger- Perſonen vertheilen laͤßt, gleichwie halbe und gantze Fiſche an Standes- und regie- rende Perſonen, die erſtern aber an Kaͤy- ſerliche Majeſtaͤt verſendet werden.
Das 33. Capitel/ Von den Lachs-Fohren/ Neun- augen/ und Noͤrflingen.
§. 1.
Die Lachs-Fohren ſind viel groͤſſer, als die Forellen, ſintemahl ſie bißweilen die Laͤnge einer Ellen erreichen, ſie ſind ebenfalls geflecket, und ihr Fleiſch iſt ſchoͤn roth, wie des Lachſens. Sie halten ſich mehr auf in Land-Seen, als in Fluͤſſen. Uberdem ſind ſie viel fetter, als die Fo- rellen, kurtz, ſie ſind wie kleine Lachſe, und gleichſam zwiſchen Forellen und Lach- ſen in der Mitten. Es ſind dieſe Fiſche, weil ſie wegen ihres vielen Fettes gar leicht einen Eckel erregen koͤnnen, insgemein denen Febricitanten von den Medicis ver- bothen. Es werden die Lachs-Fohren mehrentheils wie die Lachſe zubereitet, [Spaltenumbruch]
aus dem Saltze geſotten, und hernach- mahls mit Eßig verſpeiſet.
§. 2.
Sie haben ihren Strich im November, und werden von Michaelis biß Weynachten gefangen. Der Herr von Hohberg gedencket in dem andern Theil ſeiner Georgicorum p. 598. einer andern Art Fiſche, die mit den Lachs-Foh- ren einige Gleichheit und Aehnlichkeit ha- ben ſollen, die er Saͤmlinge nennet. Es ſollen dieſelben nicht ſo ſcheckigt ſeyn, wie die Lachs-Fohren, der Ruͤcken braun, die obern Floſſen mit dem Schweiff blau- licht, und der Bauch mit den untern Floſ- ſen weiß und gelblicht. Sie wuͤrden an etlichen Orten in friſchen, kalten und ſtei- nigten Teichen erhalten, und ſelten uͤber zwey Pfund groß.
§. 3.
Die Neunaugen ſind gar be- kandte Fiſche, ſie werden in der Oder ge- fangen, insgemein ſind ſie einen Fuß lang, und einen Daum dicke; die Elbe aber, ſonderlich bey Hamburg, giebt viel groͤſ- ſere, welche daſelbſt eingebraten, in Eßig gelegt, und zu uns unter dem Titul ein- gelegter Bricken in Faͤßlein uͤberſendet werden. Man kan ſie auch raͤuchern, und alſo verſchicken. Die friſchen ſiedet man entweder aus dem Saltze, oder in einer ſchwartzen Bruͤhe; oder man braͤtet ſie auf dem Roſt, welche Zubereitung dann die beſte und geſuͤndeſte, wiewohl man die- ſe Fiſche unter die geſunden gar nicht zeh- len kan. Daher kommt es, daß diejeni- gen, ſo einen kalten Magen haben, den Geſchmack der in Eßig eingelegten Neun- augen biß auf den andern oder dritten Tag im Aufſtoſſen verſpuͤhren; Hieraus iſt nun gar leicht zu ſchluͤſſen, daß die Neunaugen unverdaulich ſeyn muͤſſen.
§. 4.
Den Nahmen haben dieſe Fi- ſche von den neun ſchwartzen Tippeln, die ſie zu beyden Seiten haben, und faſt den neun Augen aͤhnlich ſind; Man faͤngt ſie gemeiniglich an Ufern mit Reuſen zwi- ſchen zwey Zaͤunen des Nachts, denn ſie wollen immer zu dem Ufer, da macht man ihnen Zaͤune vor, die forne gegen dem Strohm weit, und hinten gegen dem Ufer an die Reuſen liegen, und ſpitzig ſind, daß ſie alſo zwiſchen den Zaͤunen in die Reu- ſen lauffen. Es giebt auch noch eine klei- nere Art Neunaugen, die man etwan in Oeſterreich und an andern Orten faͤnget. Sie werden nicht viel laͤnger, als Span- nen-lang, und halb ſo dick, als ein klei- ner Finger, ſie haben an ſtatt des Ruͤckgra- des eine hohle Nerve, die gantz gerade
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Des Fiſch-B. 33. C. von Lachs-Fohren/ Neunaugen u. Noͤrflingen.
ſen ankommen, daß ſie bey nahe die Elbe
nicht beherbergen, und ein Fiſch dem an-
dern nicht ausweichen koͤnnen, daher die
Leute Hauffen-weiſe mit Aexten herzu-
gelauffen, und die Fiſche erſchlagen.
§. 7. Den Vortheil des Lachs-Fan-
ges genuͤſſet auch Schleſien von der Oder,
und es ſind von langen Jahren her an-
ſehnliche Faͤngereyen laͤngſt der Oder,
z. E. bey Beuthen, Glogau, Steinau,
u. ſ. w. gehalten worden. Man hat biß-
weilen auch noch in den erſten Jahren
dieſes Seculi 3. 4. biß 500. Lachſe gefan-
gen. Deswegen ſind auch von dem Stadt-
Magiſtrat zu Breßlau beſondere Verord-
nungen gemacht worden, inſonderheit,
daß alle Fiſcher und Muͤller, ſo unter die
Stadt-Jurisdiction gehoͤrig, bey Vermei-
dung groſſer Strafe alle Lachſe an den
Herrn Raths-Præſidem liefern muͤſſen,
vor deren ieden, er ſey groß oder klein,
ſie 6. 8. gl. empfangen. Selbige muͤſſen
alsbald an den hierzu abſonderlich beſtell-
ten Lachs-Vogt geliefert werden, der ſie
abthut, und iede Helffte in 4. Stuͤcke thei-
let; in welcher Beſchaffenheit ſie dem
Herrn Præſidi uͤberbracht werden, der
die eine Helffte vor ſeine eigene Diſpoſi-
tion behaͤlt, die andere Helffte aber durch
den Lachs-Vogt nach einer beſondern
Conſignation an vornehme und Buͤrger-
Perſonen vertheilen laͤßt, gleichwie halbe
und gantze Fiſche an Standes- und regie-
rende Perſonen, die erſtern aber an Kaͤy-
ſerliche Majeſtaͤt verſendet werden.
Das 33. Capitel/
Von den Lachs-Fohren/ Neun-
augen/ und Noͤrflingen.
§. 1.
Die Lachs-Fohren ſind viel groͤſſer, als
die Forellen, ſintemahl ſie bißweilen
die Laͤnge einer Ellen erreichen, ſie ſind
ebenfalls geflecket, und ihr Fleiſch iſt ſchoͤn
roth, wie des Lachſens. Sie halten ſich
mehr auf in Land-Seen, als in Fluͤſſen.
Uberdem ſind ſie viel fetter, als die Fo-
rellen, kurtz, ſie ſind wie kleine Lachſe,
und gleichſam zwiſchen Forellen und Lach-
ſen in der Mitten. Es ſind dieſe Fiſche,
weil ſie wegen ihres vielen Fettes gar leicht
einen Eckel erregen koͤnnen, insgemein
denen Febricitanten von den Medicis ver-
bothen. Es werden die Lachs-Fohren
mehrentheils wie die Lachſe zubereitet,
aus dem Saltze geſotten, und hernach-
mahls mit Eßig verſpeiſet.
§. 2. Sie haben ihren Strich im
November, und werden von Michaelis
biß Weynachten gefangen. Der Herr
von Hohberg gedencket in dem andern
Theil ſeiner Georgicorum p. 598. einer
andern Art Fiſche, die mit den Lachs-Foh-
ren einige Gleichheit und Aehnlichkeit ha-
ben ſollen, die er Saͤmlinge nennet. Es
ſollen dieſelben nicht ſo ſcheckigt ſeyn, wie
die Lachs-Fohren, der Ruͤcken braun,
die obern Floſſen mit dem Schweiff blau-
licht, und der Bauch mit den untern Floſ-
ſen weiß und gelblicht. Sie wuͤrden an
etlichen Orten in friſchen, kalten und ſtei-
nigten Teichen erhalten, und ſelten uͤber
zwey Pfund groß.
§. 3. Die Neunaugen ſind gar be-
kandte Fiſche, ſie werden in der Oder ge-
fangen, insgemein ſind ſie einen Fuß lang,
und einen Daum dicke; die Elbe aber,
ſonderlich bey Hamburg, giebt viel groͤſ-
ſere, welche daſelbſt eingebraten, in Eßig
gelegt, und zu uns unter dem Titul ein-
gelegter Bricken in Faͤßlein uͤberſendet
werden. Man kan ſie auch raͤuchern, und
alſo verſchicken. Die friſchen ſiedet man
entweder aus dem Saltze, oder in einer
ſchwartzen Bruͤhe; oder man braͤtet ſie
auf dem Roſt, welche Zubereitung dann
die beſte und geſuͤndeſte, wiewohl man die-
ſe Fiſche unter die geſunden gar nicht zeh-
len kan. Daher kommt es, daß diejeni-
gen, ſo einen kalten Magen haben, den
Geſchmack der in Eßig eingelegten Neun-
augen biß auf den andern oder dritten
Tag im Aufſtoſſen verſpuͤhren; Hieraus
iſt nun gar leicht zu ſchluͤſſen, daß die
Neunaugen unverdaulich ſeyn muͤſſen.
§. 4. Den Nahmen haben dieſe Fi-
ſche von den neun ſchwartzen Tippeln, die
ſie zu beyden Seiten haben, und faſt den
neun Augen aͤhnlich ſind; Man faͤngt
ſie gemeiniglich an Ufern mit Reuſen zwi-
ſchen zwey Zaͤunen des Nachts, denn ſie
wollen immer zu dem Ufer, da macht man
ihnen Zaͤune vor, die forne gegen dem
Strohm weit, und hinten gegen dem Ufer
an die Reuſen liegen, und ſpitzig ſind, daß
ſie alſo zwiſchen den Zaͤunen in die Reu-
ſen lauffen. Es giebt auch noch eine klei-
nere Art Neunaugen, die man etwan in
Oeſterreich und an andern Orten faͤnget.
Sie werden nicht viel laͤnger, als Span-
nen-lang, und halb ſo dick, als ein klei-
ner Finger, ſie haben an ſtatt des Ruͤckgra-
des eine hohle Nerve, die gantz gerade
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/610>, abgerufen am 22.02.2025.
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