Des Fisch-Buchs 29. Cap. von Gründlingen/ Giebeln und Gösen.
[Spaltenumbruch]
nicht giebt, weil die grossen Wasser diesel- ben mit ihrem Anlauffen hinwegführen, so muß man alsdenn in dergleichen Bä- che tieffe Gruben machen, und solche mit grossen Steinen bedecken, daß sie sich da- hinter verbergen können, auch hinter die Steine einen starcken Zaun stecken, da- mit sie nicht durchfahren. Wenn das Gewässer vergangen, so thun sie sich un- ter den Steinen herfür in den Bach, und gewöhnen darinnen, wie die Gründ- linge.
§. 4.
Jn den Schlesischen Natur- und Kunst-Geschichten wird bey dem 1718ten Jahre in dem Monat Februario pag. 689. einer curieusen Forelle Erweh- nung gethan, die in der Mulda gefangen worden, und aus Curiosität an Jhro Käyserliche Majestät nacher Wien ver- sendet worden. Auf dem Kopff hat sie einen halben Mond, Bogen und Pfeile gehabt, nächst am Ende des Schweiffes einen rechten Zeddul, wo bey dem Leben folgende Buchstaben darauf gestanden: I. V. I. I. V. I. L. I. I. K. deren Ausle- gung ist: Justus vivit Israelita, injustos vincit inimicos lunatos Imperii Jesu Ka- rolus. d. i. Der gerechte Jsraeliter Karo- lus lebet, er überwindet die ungerechten Mondischen Feinde des Reiches JESU. Wie der Fisch todt gewesen, haben sich diese Buchstaben ein wenig verändert. Es war sonst dieser Fisch in allen wie ei- ne Forelle gestaltet, mit gewöhnlichen schönen rothen Puncten und weissen Streifen versehen.
Das 29. Capitel/ Von den Bründlingen/ Bie- beln und Bösen.
§. 1.
Die Gründlinge haben ihren Nahmen daher, daß sie sich gerne im Grund der Ströhme und Bäche aufhalten; Jn Ober-Teutschland werden sie auch Kres- sen genennet. Sie sind aus der Zahl der- jenigen Fische, so allezeit klein bleiben, sin- temahl sie insgemein vier oder fünff Zoll in der Länge haben. Der Mund ist ge- bartet, die Schuppen an der Seiten sind silber-farbigt, mit etwas blau versetzt, der Rücken dunckel mit schwartzen Pun- cten, der Bauch ist weiß, die Floßfedern an den Kiefen sind röthlich, am Bauche haben sie noch ein paar, am Ende des [Spaltenumbruch]
Bauches und auf dem Rücken stehet nur eine eintzele. Der Schwantz endiget sich in zwo Spitzen.
§. 2.
Man hält die Gründlinge ins- gemein vor solche Fische, die eine gute Nahrung geben, und die gar wohl zu verdauen sind, daher die Medici solche auch den Patienten erlauben; Jm übri- gen bleibet die Regel beständig, so wohl bey den Gründlingen, als bey den an- dern Fischen, daß diejenigen, die sich in moderigten Wassern aufhalten, nicht so gesund sind, als die in hellen und klaren Wassern sind. Jn der Küche werden die Gründlinge meistentheils trocken ge- sotten, oder im Mehl und Teig herum- geweltzet, und hernach so gebacken.
§. 3.
Sie halten sich gerne zusam- men, und gehen nicht eintzeln, sondern Hauffen-weise. Sie leichen im Mertz, und ausser dieser Zeit sind sie fast das gan- tze Jahr gut, leben von sandigem Grun- de, von Egeln, Würmlein, Mooß, und anderm Wasser-Grase. Es werden de- ren viel in kleinen Körblein über Nacht, item mit den Fisch-Hahmen gefangen. Wenn man im Mertzen mit den Hahmen am Ufer stehen will, so muß es früh ge- schehen. Denn so bald die Sonne im Winter heraufkömmt, und die Wasser erwärmet, so bald lauffen sie von dem Ufer mitten ins Wasser, da sind sie als- denn in den Fluß-Wassern nicht gar wohl zu bekommen. Weil sie gerne in kleinen Bächen sind, darinnen viel breite Steine liegen, und darein das Qvell- Wasser fällt, so ergreiffen sie die Kinder mit den Händen. Einige werffen Reiß- Gebünder ins Wasser, darnach die Gründlinge gerne kriechen, ziehen sie ei- lend heraus, und schmeissen sie auf den Rand, oder man hält bald einen Hah- men unter die Bünder, so fallen sie drein.
§. 4.
Wilst du einen Teich zu Gründ- lingen anlegen, so nimm Leim vom Back- Ofen, zerstoß ihn, siebe ihn durch ein Sieb, nimm eben so viel Schaf-Mist, und menge ihn mit Rinds-Blut in ei- ner Gruben, und feuchte ihn an, daß er wohl durch einander gearbeitet werde, laß ihn in der Grube acht oder zehen Tage mit trockenem Leim überschüttet also lie- gen; Darnach nimm Reißig von Hopf- fen-Reben, oder, kanst du dieses nicht ha- ben, von Bircken-Aestlein, schlage obge- mischte Speise in diese Büschlein, und le- ge es zwischen zwey Hürten in den Bach oder Teich, wo das Wasser am allerstil-
lesten
Des Fiſch-Buchs 29. Cap. von Gruͤndlingen/ Giebeln und Goͤſen.
[Spaltenumbruch]
nicht giebt, weil die groſſen Waſſer dieſel- ben mit ihrem Anlauffen hinwegfuͤhren, ſo muß man alsdenn in dergleichen Baͤ- che tieffe Gruben machen, und ſolche mit groſſen Steinen bedecken, daß ſie ſich da- hinter verbergen koͤnnen, auch hinter die Steine einen ſtarcken Zaun ſtecken, da- mit ſie nicht durchfahren. Wenn das Gewaͤſſer vergangen, ſo thun ſie ſich un- ter den Steinen herfuͤr in den Bach, und gewoͤhnen darinnen, wie die Gruͤnd- linge.
§. 4.
Jn den Schleſiſchen Natur- und Kunſt-Geſchichten wird bey dem 1718ten Jahre in dem Monat Februario pag. 689. einer curieuſen Forelle Erweh- nung gethan, die in der Mulda gefangen worden, und aus Curioſitaͤt an Jhro Kaͤyſerliche Majeſtaͤt nacher Wien ver- ſendet worden. Auf dem Kopff hat ſie einen halben Mond, Bogen und Pfeile gehabt, naͤchſt am Ende des Schweiffes einen rechten Zeddul, wo bey dem Leben folgende Buchſtaben darauf geſtanden: I. V. I. I. V. I. L. I. I. K. deren Ausle- gung iſt: Juſtus vivit Iſraelita, injuſtos vincit inimicos lunatos Imperii Jeſu Ka- rolus. d. i. Der gerechte Jſraeliter Karo- lus lebet, er uͤberwindet die ungerechten Mondiſchen Feinde des Reiches JESU. Wie der Fiſch todt geweſen, haben ſich dieſe Buchſtaben ein wenig veraͤndert. Es war ſonſt dieſer Fiſch in allen wie ei- ne Forelle geſtaltet, mit gewoͤhnlichen ſchoͤnen rothen Puncten und weiſſen Streifen verſehen.
Das 29. Capitel/ Von den Bruͤndlingen/ Bie- beln und Boͤſen.
§. 1.
Die Gruͤndlinge haben ihren Nahmen daher, daß ſie ſich gerne im Grund der Stroͤhme und Baͤche aufhalten; Jn Ober-Teutſchland werden ſie auch Kreſ- ſen genennet. Sie ſind aus der Zahl der- jenigen Fiſche, ſo allezeit klein bleiben, ſin- temahl ſie insgemein vier oder fuͤnff Zoll in der Laͤnge haben. Der Mund iſt ge- bartet, die Schuppen an der Seiten ſind ſilber-farbigt, mit etwas blau verſetzt, der Ruͤcken dunckel mit ſchwartzen Pun- cten, der Bauch iſt weiß, die Floßfedern an den Kiefen ſind roͤthlich, am Bauche haben ſie noch ein paar, am Ende des [Spaltenumbruch]
Bauches und auf dem Ruͤcken ſtehet nur eine eintzele. Der Schwantz endiget ſich in zwo Spitzen.
§. 2.
Man haͤlt die Gruͤndlinge ins- gemein vor ſolche Fiſche, die eine gute Nahrung geben, und die gar wohl zu verdauen ſind, daher die Medici ſolche auch den Patienten erlauben; Jm uͤbri- gen bleibet die Regel beſtaͤndig, ſo wohl bey den Gruͤndlingen, als bey den an- dern Fiſchen, daß diejenigen, die ſich in moderigten Waſſern aufhalten, nicht ſo geſund ſind, als die in hellen und klaren Waſſern ſind. Jn der Kuͤche werden die Gruͤndlinge meiſtentheils trocken ge- ſotten, oder im Mehl und Teig herum- geweltzet, und hernach ſo gebacken.
§. 3.
Sie halten ſich gerne zuſam- men, und gehen nicht eintzeln, ſondern Hauffen-weiſe. Sie leichen im Mertz, und auſſer dieſer Zeit ſind ſie faſt das gan- tze Jahr gut, leben von ſandigem Grun- de, von Egeln, Wuͤrmlein, Mooß, und anderm Waſſer-Graſe. Es werden de- ren viel in kleinen Koͤrblein uͤber Nacht, item mit den Fiſch-Hahmen gefangen. Wenn man im Mertzen mit den Hahmen am Ufer ſtehen will, ſo muß es fruͤh ge- ſchehen. Denn ſo bald die Sonne im Winter heraufkoͤmmt, und die Waſſer erwaͤrmet, ſo bald lauffen ſie von dem Ufer mitten ins Waſſer, da ſind ſie als- denn in den Fluß-Waſſern nicht gar wohl zu bekommen. Weil ſie gerne in kleinen Baͤchen ſind, darinnen viel breite Steine liegen, und darein das Qvell- Waſſer faͤllt, ſo ergreiffen ſie die Kinder mit den Haͤnden. Einige werffen Reiß- Gebuͤnder ins Waſſer, darnach die Gruͤndlinge gerne kriechen, ziehen ſie ei- lend heraus, und ſchmeiſſen ſie auf den Rand, oder man haͤlt bald einen Hah- men unter die Buͤnder, ſo fallen ſie drein.
§. 4.
Wilſt du einen Teich zu Gruͤnd- lingen anlegen, ſo nim̃ Leim vom Back- Ofen, zerſtoß ihn, ſiebe ihn durch ein Sieb, nimm eben ſo viel Schaf-Miſt, und menge ihn mit Rinds-Blut in ei- ner Gruben, und feuchte ihn an, daß er wohl durch einander gearbeitet werde, laß ihn in der Grube acht oder zehen Tage mit trockenem Leim uͤberſchuͤttet alſo lie- gen; Darnach nimm Reißig von Hopf- fen-Reben, oder, kanſt du dieſes nicht ha- ben, von Bircken-Aeſtlein, ſchlage obge- miſchte Speiſe in dieſe Buͤſchlein, und le- ge es zwiſchen zwey Huͤrten in den Bach oder Teich, wo das Waſſer am allerſtil-
leſten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0604"n="436"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Fiſch-Buchs 29. Cap. von Gruͤndlingen/ Giebeln und Goͤſen.</hi></fw><lb/><cb/>
nicht giebt, weil die groſſen Waſſer dieſel-<lb/>
ben mit ihrem Anlauffen hinwegfuͤhren,<lb/>ſo muß man alsdenn in dergleichen Baͤ-<lb/>
che tieffe Gruben machen, und ſolche mit<lb/>
groſſen Steinen bedecken, daß ſie ſich da-<lb/>
hinter verbergen koͤnnen, auch hinter die<lb/>
Steine einen ſtarcken Zaun ſtecken, da-<lb/>
mit ſie nicht durchfahren. Wenn das<lb/>
Gewaͤſſer vergangen, ſo thun ſie ſich un-<lb/>
ter den Steinen herfuͤr in den Bach, und<lb/>
gewoͤhnen darinnen, wie die Gruͤnd-<lb/>
linge.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><p>Jn den Schleſiſchen Natur-<lb/>
und Kunſt-Geſchichten wird bey dem<lb/>
1718ten Jahre in dem Monat <hirendition="#aq">Februario<lb/>
pag.</hi> 689. einer <hirendition="#aq">curieuſ</hi>en Forelle Erweh-<lb/>
nung gethan, die in der Mulda gefangen<lb/>
worden, und aus <hirendition="#aq">Curioſit</hi>aͤt an Jhro<lb/>
Kaͤyſerliche Majeſtaͤt nacher Wien ver-<lb/>ſendet worden. Auf dem Kopff hat ſie<lb/>
einen halben Mond, Bogen und Pfeile<lb/>
gehabt, naͤchſt am Ende des Schweiffes<lb/>
einen rechten Zeddul, wo bey dem Leben<lb/>
folgende Buchſtaben darauf geſtanden:<lb/><hirendition="#aq">I. V. I. I. V. I. L. I. I. K.</hi> deren Ausle-<lb/>
gung iſt: <hirendition="#aq">Juſtus vivit Iſraelita, injuſtos<lb/>
vincit inimicos lunatos Imperii Jeſu Ka-<lb/>
rolus.</hi> d. i. Der gerechte Jſraeliter <hirendition="#aq">Karo-<lb/>
lus</hi> lebet, er uͤberwindet die ungerechten<lb/>
Mondiſchen Feinde des Reiches JESU.<lb/>
Wie der Fiſch todt geweſen, haben ſich<lb/>
dieſe Buchſtaben ein wenig veraͤndert.<lb/>
Es war ſonſt dieſer Fiſch in allen wie ei-<lb/>
ne Forelle geſtaltet, mit gewoͤhnlichen<lb/>ſchoͤnen rothen Puncten und weiſſen<lb/>
Streifen verſehen.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 29. Capitel/<lb/>
Von den Bruͤndlingen/ Bie-<lb/>
beln und Boͤſen.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Gruͤndlinge haben ihren Nahmen<lb/>
daher, daß ſie ſich gerne im Grund<lb/>
der Stroͤhme und Baͤche aufhalten; Jn<lb/>
Ober-Teutſchland werden ſie auch Kreſ-<lb/>ſen genennet. Sie ſind aus der Zahl der-<lb/>
jenigen Fiſche, ſo allezeit klein bleiben, ſin-<lb/>
temahl ſie insgemein vier oder fuͤnff Zoll<lb/>
in der Laͤnge haben. Der Mund iſt ge-<lb/>
bartet, die Schuppen an der Seiten ſind<lb/>ſilber-farbigt, mit etwas blau verſetzt,<lb/>
der Ruͤcken dunckel mit ſchwartzen Pun-<lb/>
cten, der Bauch iſt weiß, die Floßfedern<lb/>
an den Kiefen ſind roͤthlich, am Bauche<lb/>
haben ſie noch ein paar, am Ende des<lb/><cb/>
Bauches und auf dem Ruͤcken ſtehet nur<lb/>
eine eintzele. Der Schwantz endiget ſich<lb/>
in zwo Spitzen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2.</head><p>Man haͤlt die Gruͤndlinge ins-<lb/>
gemein vor ſolche Fiſche, die eine gute<lb/>
Nahrung geben, und die gar wohl zu<lb/>
verdauen ſind, daher die <hirendition="#aq">Medici</hi>ſolche<lb/>
auch den Patienten erlauben; Jm uͤbri-<lb/>
gen bleibet die Regel beſtaͤndig, ſo wohl<lb/>
bey den Gruͤndlingen, als bey den an-<lb/>
dern Fiſchen, daß diejenigen, die ſich in<lb/>
moderigten Waſſern aufhalten, nicht ſo<lb/>
geſund ſind, als die in hellen und klaren<lb/>
Waſſern ſind. Jn der Kuͤche werden<lb/>
die Gruͤndlinge meiſtentheils trocken ge-<lb/>ſotten, oder im Mehl und Teig herum-<lb/>
geweltzet, und hernach ſo gebacken.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><p>Sie halten ſich gerne zuſam-<lb/>
men, und gehen nicht eintzeln, ſondern<lb/>
Hauffen-weiſe. Sie leichen im Mertz,<lb/>
und auſſer dieſer Zeit ſind ſie faſt das gan-<lb/>
tze Jahr gut, leben von ſandigem Grun-<lb/>
de, von Egeln, Wuͤrmlein, Mooß, und<lb/>
anderm Waſſer-Graſe. Es werden de-<lb/>
ren viel in kleinen Koͤrblein uͤber Nacht,<lb/><hirendition="#aq">item</hi> mit den Fiſch-Hahmen gefangen.<lb/>
Wenn man im Mertzen mit den Hahmen<lb/>
am Ufer ſtehen will, ſo muß es fruͤh ge-<lb/>ſchehen. Denn ſo bald die Sonne im<lb/>
Winter heraufkoͤmmt, und die Waſſer<lb/>
erwaͤrmet, ſo bald lauffen ſie von dem<lb/>
Ufer mitten ins Waſſer, da ſind ſie als-<lb/>
denn in den Fluß-Waſſern nicht gar<lb/>
wohl zu bekommen. Weil ſie gerne in<lb/>
kleinen Baͤchen ſind, darinnen viel breite<lb/>
Steine liegen, und darein das Qvell-<lb/>
Waſſer faͤllt, ſo ergreiffen ſie die Kinder<lb/>
mit den Haͤnden. Einige werffen Reiß-<lb/>
Gebuͤnder ins Waſſer, darnach die<lb/>
Gruͤndlinge gerne kriechen, ziehen ſie ei-<lb/>
lend heraus, und ſchmeiſſen ſie auf den<lb/>
Rand, oder man haͤlt bald einen Hah-<lb/>
men unter die Buͤnder, ſo fallen ſie drein.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><p>Wilſt du einen Teich zu Gruͤnd-<lb/>
lingen anlegen, ſo nim̃ Leim vom Back-<lb/>
Ofen, zerſtoß ihn, ſiebe ihn durch ein<lb/>
Sieb, nimm eben ſo viel Schaf-Miſt,<lb/>
und menge ihn mit Rinds-Blut in ei-<lb/>
ner Gruben, und feuchte ihn an, daß er<lb/>
wohl durch einander gearbeitet werde,<lb/>
laß ihn in der Grube acht oder zehen Tage<lb/>
mit trockenem Leim uͤberſchuͤttet alſo lie-<lb/>
gen; Darnach nimm Reißig von Hopf-<lb/>
fen-Reben, oder, kanſt du dieſes nicht ha-<lb/>
ben, von Bircken-Aeſtlein, ſchlage obge-<lb/>
miſchte Speiſe in dieſe Buͤſchlein, und le-<lb/>
ge es zwiſchen zwey Huͤrten in den Bach<lb/>
oder Teich, wo das Waſſer am allerſtil-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">leſten</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[436/0604]
Des Fiſch-Buchs 29. Cap. von Gruͤndlingen/ Giebeln und Goͤſen.
nicht giebt, weil die groſſen Waſſer dieſel-
ben mit ihrem Anlauffen hinwegfuͤhren,
ſo muß man alsdenn in dergleichen Baͤ-
che tieffe Gruben machen, und ſolche mit
groſſen Steinen bedecken, daß ſie ſich da-
hinter verbergen koͤnnen, auch hinter die
Steine einen ſtarcken Zaun ſtecken, da-
mit ſie nicht durchfahren. Wenn das
Gewaͤſſer vergangen, ſo thun ſie ſich un-
ter den Steinen herfuͤr in den Bach, und
gewoͤhnen darinnen, wie die Gruͤnd-
linge.
§. 4. Jn den Schleſiſchen Natur-
und Kunſt-Geſchichten wird bey dem
1718ten Jahre in dem Monat Februario
pag. 689. einer curieuſen Forelle Erweh-
nung gethan, die in der Mulda gefangen
worden, und aus Curioſitaͤt an Jhro
Kaͤyſerliche Majeſtaͤt nacher Wien ver-
ſendet worden. Auf dem Kopff hat ſie
einen halben Mond, Bogen und Pfeile
gehabt, naͤchſt am Ende des Schweiffes
einen rechten Zeddul, wo bey dem Leben
folgende Buchſtaben darauf geſtanden:
I. V. I. I. V. I. L. I. I. K. deren Ausle-
gung iſt: Juſtus vivit Iſraelita, injuſtos
vincit inimicos lunatos Imperii Jeſu Ka-
rolus. d. i. Der gerechte Jſraeliter Karo-
lus lebet, er uͤberwindet die ungerechten
Mondiſchen Feinde des Reiches JESU.
Wie der Fiſch todt geweſen, haben ſich
dieſe Buchſtaben ein wenig veraͤndert.
Es war ſonſt dieſer Fiſch in allen wie ei-
ne Forelle geſtaltet, mit gewoͤhnlichen
ſchoͤnen rothen Puncten und weiſſen
Streifen verſehen.
Das 29. Capitel/
Von den Bruͤndlingen/ Bie-
beln und Boͤſen.
§. 1.
Die Gruͤndlinge haben ihren Nahmen
daher, daß ſie ſich gerne im Grund
der Stroͤhme und Baͤche aufhalten; Jn
Ober-Teutſchland werden ſie auch Kreſ-
ſen genennet. Sie ſind aus der Zahl der-
jenigen Fiſche, ſo allezeit klein bleiben, ſin-
temahl ſie insgemein vier oder fuͤnff Zoll
in der Laͤnge haben. Der Mund iſt ge-
bartet, die Schuppen an der Seiten ſind
ſilber-farbigt, mit etwas blau verſetzt,
der Ruͤcken dunckel mit ſchwartzen Pun-
cten, der Bauch iſt weiß, die Floßfedern
an den Kiefen ſind roͤthlich, am Bauche
haben ſie noch ein paar, am Ende des
Bauches und auf dem Ruͤcken ſtehet nur
eine eintzele. Der Schwantz endiget ſich
in zwo Spitzen.
§. 2. Man haͤlt die Gruͤndlinge ins-
gemein vor ſolche Fiſche, die eine gute
Nahrung geben, und die gar wohl zu
verdauen ſind, daher die Medici ſolche
auch den Patienten erlauben; Jm uͤbri-
gen bleibet die Regel beſtaͤndig, ſo wohl
bey den Gruͤndlingen, als bey den an-
dern Fiſchen, daß diejenigen, die ſich in
moderigten Waſſern aufhalten, nicht ſo
geſund ſind, als die in hellen und klaren
Waſſern ſind. Jn der Kuͤche werden
die Gruͤndlinge meiſtentheils trocken ge-
ſotten, oder im Mehl und Teig herum-
geweltzet, und hernach ſo gebacken.
§. 3. Sie halten ſich gerne zuſam-
men, und gehen nicht eintzeln, ſondern
Hauffen-weiſe. Sie leichen im Mertz,
und auſſer dieſer Zeit ſind ſie faſt das gan-
tze Jahr gut, leben von ſandigem Grun-
de, von Egeln, Wuͤrmlein, Mooß, und
anderm Waſſer-Graſe. Es werden de-
ren viel in kleinen Koͤrblein uͤber Nacht,
item mit den Fiſch-Hahmen gefangen.
Wenn man im Mertzen mit den Hahmen
am Ufer ſtehen will, ſo muß es fruͤh ge-
ſchehen. Denn ſo bald die Sonne im
Winter heraufkoͤmmt, und die Waſſer
erwaͤrmet, ſo bald lauffen ſie von dem
Ufer mitten ins Waſſer, da ſind ſie als-
denn in den Fluß-Waſſern nicht gar
wohl zu bekommen. Weil ſie gerne in
kleinen Baͤchen ſind, darinnen viel breite
Steine liegen, und darein das Qvell-
Waſſer faͤllt, ſo ergreiffen ſie die Kinder
mit den Haͤnden. Einige werffen Reiß-
Gebuͤnder ins Waſſer, darnach die
Gruͤndlinge gerne kriechen, ziehen ſie ei-
lend heraus, und ſchmeiſſen ſie auf den
Rand, oder man haͤlt bald einen Hah-
men unter die Buͤnder, ſo fallen ſie drein.
§. 4. Wilſt du einen Teich zu Gruͤnd-
lingen anlegen, ſo nim̃ Leim vom Back-
Ofen, zerſtoß ihn, ſiebe ihn durch ein
Sieb, nimm eben ſo viel Schaf-Miſt,
und menge ihn mit Rinds-Blut in ei-
ner Gruben, und feuchte ihn an, daß er
wohl durch einander gearbeitet werde,
laß ihn in der Grube acht oder zehen Tage
mit trockenem Leim uͤberſchuͤttet alſo lie-
gen; Darnach nimm Reißig von Hopf-
fen-Reben, oder, kanſt du dieſes nicht ha-
ben, von Bircken-Aeſtlein, ſchlage obge-
miſchte Speiſe in dieſe Buͤſchlein, und le-
ge es zwiſchen zwey Huͤrten in den Bach
oder Teich, wo das Waſſer am allerſtil-
leſten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/604>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.