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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Th. 11. Cap. vom Bergbohrer. 12. Cap. von der Probirk. etc.
[Spaltenumbruch] gen gar keine Proportion anzutreffen.
Siehe des Herrn von Rohr Compendieuse
Haußhaltungs-Bibliothec a pag. 400.
biß 405.

Das 11. Capitel/
Von einem Berg-Bohrer.
§. 1.

Da man dem Anzeigen der Wünschel-
Ruthe nicht allezeit Glauben zustel-
len darff, und es bißweilen eine gar miß-
liche Sache damit ist, wenn man soll, so zu
sagen, auf ihren Winck einen Schacht in
hohen Gebürgen, oder einen Stollen
Sohlenwerts unter dem Gebürge ein-
treiben, so hat der fleißige und Weltbe-
rühmte Herr D. Johann Christian Leh-
mann, Hoch-meritirter Professor Physic.
der Universität zu Leipzig, an statt dessen
eine andere Erfindung, nemlich einen ge-
wissen Bergbohrer, glücklich zur Welt
gebracht. Es bestehet dieser Bergbohrer
aus einem anderthalb-Schuhigen Eisen,
so auf eine gewisse Art eingeschraubet ist.
Durch desse Hülffe kan man in alle Schich-
te, sowohl perpendiculariter, Schacht-
weise unterwerts ins Gebürge, als Stol-
lenweise nach der Söhle und Fuß des
Gebürges einwerts kommen, und erfor-
schen, was und wieviel eigentlich in dem
Gebürge vorhanden, ob es der Mühe
werth sey, Schacht und Stollen hinein
zu bauen, und ob reichhaltige Ertze und
gute Ausbeute zu hoffen, ob auch An-
brüche vom Metallischen Ertze allda zu
finden, oder aber nur Sandberge und
schlechte Hoffnung etwas zu entdecken
vorhanden seyn mögte. Es fasset dieser
Bohrer 16. unterschiedliche Instrumenta
und schneidend Gezeug, und ist forne mit
Stahl belegt, in der mitten aber, nachdem
der Berg tieff, oder lang ausgebohret
und erforschet werden soll, werden ande-
re Eisenstücken eingeschraubet, damit es
die Länge austragen möge. Durch die-
sen Bohrer kan man erfahren, was in
dem Gebürge oder Erdreich vor Sand,
Thon, Lehm, Kieß, Wasser, Felsen, Ertz,
und dergleichen vorhanden. Ein solcher
Bergbohrer kommt mit allen Unkosten
etwan ein hundert Thaler zu stehen, und
kan man mit solchem ohne weitere Un-
kosten wohl ein hundert Berge visitiren,
ob sie ergiebig seyn mögten, oder nicht.
Es ist ja viel besser, daß man dieses Geld
dran wendet, als daß man mit grossen
Unkosten auf ein bloß Gerathe wohl, und
[Spaltenumbruch] auf einige wahrscheinliche Hoffnung ein-
schläget, schärffet, Schächte bauet, und
Stollen eintreibt.

Das 12. Capitel/
Von der Probir-Kunst.
§. 1.

Das metallische Probiren ist eine sehr
alte und nützliche Erfindung, durch
dessen Hülffe man der Metalle und Ertze
Eigenschafften und Gehalt, was und wie-
viel sie an Metall betragen, glücklich ent-
decken kan. Man erfährt hiedurch, ob
ein Metall rein, oder mit einigem Zu-
satz vermischt, wie viel damit vereiniget,
und von was Natur und Beschaffenheit
es sey, und sie lehret auch zugleich, auf
was Art es von einander zu sondern,
und gäntzlich zu reinigen sey. Zur For-
mi
rung der Probir-Capelle nimmt man
reine Asche, worinnen keine Fettigkeit,
noch Kohlen zu finden, wäschet solche offt-
mahls reinlich ab, und läßt sie an der
Lufft und Sonne wohl trocknen, iedoch,
daß kein Staub, Sand, Brodkrumen,
noch andere Unreinigkeiten darunter
kommen; Dann nimmt man Knochen,
wäschet sie reinlich, brennet sie im Feuer
ab, und stösset sie klar zu Pulver; man
nimmt auch einen Theil vorermeldter A-
sche, und die Helffte dieser Bein-Asche,
menget solche zusammen, und befeuch-
tet sie mit Wasser, daß es sich wie ein Teig
ballen läßt. Daraus formiret man ein
Schüßlein in der Grösse eines Tauben-
Eyes, und die Höhle muß in der Propor-
tion
seyn, daß man eine kleine Castanie
hinein legen könte, und lässet solches wohl
trocken werden. Nachgehends nimmt
man einen Theil Schlich, so viel gekörnt
Bley, so viel Silberglette, und den fünff-
ten Theil Borrax unter einander, dieses
alles schüttet man zusammen in einen
dreyeckichten Schmeltz-Tiegel, welcher
wohl verdeckt seyn muß; man setzt es ei-
ne gute Stunde zum Feuer, holt es da-
von weg, schlägt den Tiegel aus, und
nimmt den so genannten König heraus,
setzt dieses auf vorermeldte gemachte Ca-
pelle, auf ein eisern Blech im Schmeltz-
Ofen zum Feuer, so ziehet sich alle diese
gemeldte Materie in die Capelle, und das
Silberkorn blickt einig und allein oben
auf. Soll aber das Gold davon abge-
schieden werden/ nimmt man Scheide-
wasser in eine gläserne Retorte, und hält
es über ein Kohl-Feuer, biß es siedet, so

wird

Des Erſten Th. 11. Cap. vom Bergbohrer. 12. Cap. von der Probirk. ꝛc.
[Spaltenumbruch] gen gar keine Proportion anzutreffen.
Siehe des Herꝛn von Rohr Compendieuſe
Haußhaltungs-Bibliothec a pag. 400.
biß 405.

Das 11. Capitel/
Von einem Berg-Bohrer.
§. 1.

Da man dem Anzeigen der Wuͤnſchel-
Ruthe nicht allezeit Glauben zuſtel-
len darff, und es bißweilen eine gar miß-
liche Sache damit iſt, wenn man ſoll, ſo zu
ſagen, auf ihren Winck einen Schacht in
hohen Gebuͤrgen, oder einen Stollen
Sohlenwerts unter dem Gebuͤrge ein-
treiben, ſo hat der fleißige und Weltbe-
ruͤhmte Herr D. Johann Chriſtian Leh-
mann, Hoch-meritirter Profeſſor Phyſic.
der Univerſitaͤt zu Leipzig, an ſtatt deſſen
eine andere Erfindung, nemlich einen ge-
wiſſen Bergbohrer, gluͤcklich zur Welt
gebracht. Es beſtehet dieſer Bergbohrer
aus einem anderthalb-Schuhigen Eiſen,
ſo auf eine gewiſſe Art eingeſchraubet iſt.
Durch deſſe Huͤlffe kan man in alle Schich-
te, ſowohl perpendiculariter, Schacht-
weiſe unterwerts ins Gebuͤrge, als Stol-
lenweiſe nach der Soͤhle und Fuß des
Gebuͤrges einwerts kommen, und erfor-
ſchen, was und wieviel eigentlich in dem
Gebuͤrge vorhanden, ob es der Muͤhe
werth ſey, Schacht und Stollen hinein
zu bauen, und ob reichhaltige Ertze und
gute Ausbeute zu hoffen, ob auch An-
bruͤche vom Metalliſchen Ertze allda zu
finden, oder aber nur Sandberge und
ſchlechte Hoffnung etwas zu entdecken
vorhanden ſeyn moͤgte. Es faſſet dieſer
Bohrer 16. unterſchiedliche Inſtrumenta
und ſchneidend Gezeug, und iſt forne mit
Stahl belegt, in der mitten aber, nachdem
der Berg tieff, oder lang ausgebohret
und erforſchet werden ſoll, werden ande-
re Eiſenſtuͤcken eingeſchraubet, damit es
die Laͤnge austragen moͤge. Durch die-
ſen Bohrer kan man erfahren, was in
dem Gebuͤrge oder Erdreich vor Sand,
Thon, Lehm, Kieß, Waſſer, Felſen, Ertz,
und dergleichen vorhanden. Ein ſolcher
Bergbohrer kommt mit allen Unkoſten
etwan ein hundert Thaler zu ſtehen, und
kan man mit ſolchem ohne weitere Un-
koſten wohl ein hundert Berge viſitiren,
ob ſie ergiebig ſeyn moͤgten, oder nicht.
Es iſt ja viel beſſer, daß man dieſes Geld
dran wendet, als daß man mit groſſen
Unkoſten auf ein bloß Gerathe wohl, und
[Spaltenumbruch] auf einige wahrſcheinliche Hoffnung ein-
ſchlaͤget, ſchaͤrffet, Schaͤchte bauet, und
Stollen eintreibt.

Das 12. Capitel/
Von der Probir-Kunſt.
§. 1.

Das metalliſche Probiren iſt eine ſehr
alte und nuͤtzliche Erfindung, durch
deſſen Huͤlffe man der Metalle und Ertze
Eigenſchafften und Gehalt, was und wie-
viel ſie an Metall betragen, gluͤcklich ent-
decken kan. Man erfaͤhrt hiedurch, ob
ein Metall rein, oder mit einigem Zu-
ſatz vermiſcht, wie viel damit vereiniget,
und von was Natur und Beſchaffenheit
es ſey, und ſie lehret auch zugleich, auf
was Art es von einander zu ſondern,
und gaͤntzlich zu reinigen ſey. Zur For-
mi
rung der Probir-Capelle nimmt man
reine Aſche, worinnen keine Fettigkeit,
noch Kohlen zu finden, waͤſchet ſolche offt-
mahls reinlich ab, und laͤßt ſie an der
Lufft und Sonne wohl trocknen, iedoch,
daß kein Staub, Sand, Brodkrumen,
noch andere Unreinigkeiten darunter
kommen; Dann nimmt man Knochen,
waͤſchet ſie reinlich, brennet ſie im Feuer
ab, und ſtoͤſſet ſie klar zu Pulver; man
nimmt auch einen Theil vorermeldter A-
ſche, und die Helffte dieſer Bein-Aſche,
menget ſolche zuſammen, und befeuch-
tet ſie mit Waſſer, daß es ſich wie ein Teig
ballen laͤßt. Daraus formiret man ein
Schuͤßlein in der Groͤſſe eines Tauben-
Eyes, und die Hoͤhle muß in der Propor-
tion
ſeyn, daß man eine kleine Caſtanie
hinein legen koͤnte, und laͤſſet ſolches wohl
trocken werden. Nachgehends nimmt
man einen Theil Schlich, ſo viel gekoͤrnt
Bley, ſo viel Silberglette, und den fuͤnff-
ten Theil Borrax unter einander, dieſes
alles ſchuͤttet man zuſammen in einen
dreyeckichten Schmeltz-Tiegel, welcher
wohl verdeckt ſeyn muß; man ſetzt es ei-
ne gute Stunde zum Feuer, holt es da-
von weg, ſchlaͤgt den Tiegel aus, und
nimmt den ſo genannten Koͤnig heraus,
ſetzt dieſes auf vorermeldte gemachte Ca-
pelle, auf ein eiſern Blech im Schmeltz-
Ofen zum Feuer, ſo ziehet ſich alle dieſe
gemeldte Materie in die Capelle, und das
Silberkorn blickt einig und allein oben
auf. Soll aber das Gold davon abge-
ſchieden werden/ nimmt man Scheide-
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es uͤber ein Kohl-Feuer, biß es ſiedet, ſo

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[16/0060] Des Erſten Th. 11. Cap. vom Bergbohrer. 12. Cap. von der Probirk. ꝛc. gen gar keine Proportion anzutreffen. Siehe des Herꝛn von Rohr Compendieuſe Haußhaltungs-Bibliothec a pag. 400. biß 405. Das 11. Capitel/ Von einem Berg-Bohrer. §. 1. Da man dem Anzeigen der Wuͤnſchel- Ruthe nicht allezeit Glauben zuſtel- len darff, und es bißweilen eine gar miß- liche Sache damit iſt, wenn man ſoll, ſo zu ſagen, auf ihren Winck einen Schacht in hohen Gebuͤrgen, oder einen Stollen Sohlenwerts unter dem Gebuͤrge ein- treiben, ſo hat der fleißige und Weltbe- ruͤhmte Herr D. Johann Chriſtian Leh- mann, Hoch-meritirter Profeſſor Phyſic. der Univerſitaͤt zu Leipzig, an ſtatt deſſen eine andere Erfindung, nemlich einen ge- wiſſen Bergbohrer, gluͤcklich zur Welt gebracht. Es beſtehet dieſer Bergbohrer aus einem anderthalb-Schuhigen Eiſen, ſo auf eine gewiſſe Art eingeſchraubet iſt. Durch deſſe Huͤlffe kan man in alle Schich- te, ſowohl perpendiculariter, Schacht- weiſe unterwerts ins Gebuͤrge, als Stol- lenweiſe nach der Soͤhle und Fuß des Gebuͤrges einwerts kommen, und erfor- ſchen, was und wieviel eigentlich in dem Gebuͤrge vorhanden, ob es der Muͤhe werth ſey, Schacht und Stollen hinein zu bauen, und ob reichhaltige Ertze und gute Ausbeute zu hoffen, ob auch An- bruͤche vom Metalliſchen Ertze allda zu finden, oder aber nur Sandberge und ſchlechte Hoffnung etwas zu entdecken vorhanden ſeyn moͤgte. Es faſſet dieſer Bohrer 16. unterſchiedliche Inſtrumenta und ſchneidend Gezeug, und iſt forne mit Stahl belegt, in der mitten aber, nachdem der Berg tieff, oder lang ausgebohret und erforſchet werden ſoll, werden ande- re Eiſenſtuͤcken eingeſchraubet, damit es die Laͤnge austragen moͤge. Durch die- ſen Bohrer kan man erfahren, was in dem Gebuͤrge oder Erdreich vor Sand, Thon, Lehm, Kieß, Waſſer, Felſen, Ertz, und dergleichen vorhanden. Ein ſolcher Bergbohrer kommt mit allen Unkoſten etwan ein hundert Thaler zu ſtehen, und kan man mit ſolchem ohne weitere Un- koſten wohl ein hundert Berge viſitiren, ob ſie ergiebig ſeyn moͤgten, oder nicht. Es iſt ja viel beſſer, daß man dieſes Geld dran wendet, als daß man mit groſſen Unkoſten auf ein bloß Gerathe wohl, und auf einige wahrſcheinliche Hoffnung ein- ſchlaͤget, ſchaͤrffet, Schaͤchte bauet, und Stollen eintreibt. Das 12. Capitel/ Von der Probir-Kunſt. §. 1. Das metalliſche Probiren iſt eine ſehr alte und nuͤtzliche Erfindung, durch deſſen Huͤlffe man der Metalle und Ertze Eigenſchafften und Gehalt, was und wie- viel ſie an Metall betragen, gluͤcklich ent- decken kan. Man erfaͤhrt hiedurch, ob ein Metall rein, oder mit einigem Zu- ſatz vermiſcht, wie viel damit vereiniget, und von was Natur und Beſchaffenheit es ſey, und ſie lehret auch zugleich, auf was Art es von einander zu ſondern, und gaͤntzlich zu reinigen ſey. Zur For- mirung der Probir-Capelle nimmt man reine Aſche, worinnen keine Fettigkeit, noch Kohlen zu finden, waͤſchet ſolche offt- mahls reinlich ab, und laͤßt ſie an der Lufft und Sonne wohl trocknen, iedoch, daß kein Staub, Sand, Brodkrumen, noch andere Unreinigkeiten darunter kommen; Dann nimmt man Knochen, waͤſchet ſie reinlich, brennet ſie im Feuer ab, und ſtoͤſſet ſie klar zu Pulver; man nimmt auch einen Theil vorermeldter A- ſche, und die Helffte dieſer Bein-Aſche, menget ſolche zuſammen, und befeuch- tet ſie mit Waſſer, daß es ſich wie ein Teig ballen laͤßt. Daraus formiret man ein Schuͤßlein in der Groͤſſe eines Tauben- Eyes, und die Hoͤhle muß in der Propor- tion ſeyn, daß man eine kleine Caſtanie hinein legen koͤnte, und laͤſſet ſolches wohl trocken werden. Nachgehends nimmt man einen Theil Schlich, ſo viel gekoͤrnt Bley, ſo viel Silberglette, und den fuͤnff- ten Theil Borrax unter einander, dieſes alles ſchuͤttet man zuſammen in einen dreyeckichten Schmeltz-Tiegel, welcher wohl verdeckt ſeyn muß; man ſetzt es ei- ne gute Stunde zum Feuer, holt es da- von weg, ſchlaͤgt den Tiegel aus, und nimmt den ſo genannten Koͤnig heraus, ſetzt dieſes auf vorermeldte gemachte Ca- pelle, auf ein eiſern Blech im Schmeltz- Ofen zum Feuer, ſo ziehet ſich alle dieſe gemeldte Materie in die Capelle, und das Silberkorn blickt einig und allein oben auf. Soll aber das Gold davon abge- ſchieden werden/ nimmt man Scheide- waſſer in eine glaͤſerne Retorte, und haͤlt es uͤber ein Kohl-Feuer, biß es ſiedet, ſo wird

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/60>, abgerufen am 21.11.2024.