Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Fisch-Buchs 23. Capitel/ von den Aalen. [Spaltenumbruch]
machen, und solche mit neuen Erfindun-gen zu bereichern, noch gar sehr vieles übrig gelassen. Vieles, ja möcht ich wohl sagen, das meiste, was man hiervon weiß, rühret nicht von den Gelehrten her, son- dern von dem gemeinen Mann, und dem ungefehren Zufall, der in seiner grösten Noth dieses oder jenes, was er hat erlan- gen mögen, experimentiret, und, nachdem er einen guten Effect hiervon wahrge- nommen, diese Würckung andern ge- sagt, welche dadurch bekandt geworden. §. 15. Hierbey wäre auch zu unter- §. 16. Jch hätte hier noch vieles kön- Das 23. Capitel/ Von den Aalen. §. 1. Die Aale sind sehr schlanck, glatt, und §. 2. Die Aale gebähren nicht zu ge- gen. J i i 2
Des Fiſch-Buchs 23. Capitel/ von den Aalen. [Spaltenumbruch]
machen, und ſolche mit neuen Erfindun-gen zu bereichern, noch gar ſehr vieles uͤbrig gelaſſen. Vieles, ja moͤcht ich wohl ſagen, das meiſte, was man hiervon weiß, ruͤhret nicht von den Gelehrten her, ſon- dern von dem gemeinen Mann, und dem ungefehren Zufall, der in ſeiner groͤſten Noth dieſes oder jenes, was er hat erlan- gen moͤgen, experimentiret, und, nachdem er einen guten Effect hiervon wahrge- nommen, dieſe Wuͤrckung andern ge- ſagt, welche dadurch bekandt geworden. §. 15. Hierbey waͤre auch zu unter- §. 16. Jch haͤtte hier noch vieles koͤn- Das 23. Capitel/ Von den Aalen. §. 1. Die Aale ſind ſehr ſchlanck, glatt, und §. 2. Die Aale gebaͤhren nicht zu ge- gen. J i i 2
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Des Fiſch-Buchs 23. Capitel/ von den Aalen.
machen, und ſolche mit neuen Erfindun-
gen zu bereichern, noch gar ſehr vieles
uͤbrig gelaſſen. Vieles, ja moͤcht ich wohl
ſagen, das meiſte, was man hiervon weiß,
ruͤhret nicht von den Gelehrten her, ſon-
dern von dem gemeinen Mann, und dem
ungefehren Zufall, der in ſeiner groͤſten
Noth dieſes oder jenes, was er hat erlan-
gen moͤgen, experimentiret, und, nachdem
er einen guten Effect hiervon wahrge-
nommen, dieſe Wuͤrckung andern ge-
ſagt, welche dadurch bekandt geworden.
§. 15. Hierbey waͤre auch zu unter-
ſuchen, ob die Fiſche, wie einige vorgeben,
nach dem Unterſchied der Jahres-Zeiten,
oder auch nach dem Unterſchied der Pro-
vintzien, einen diverſen Effect in der Me-
dicin haͤtten. Wenn die Fiſche in der Ar-
tzeney ſollen gebrauchet werden, ſo muͤſ-
ſen ſie nicht abgeſtanden ſeyn, weil als-
denn die Krafft, die in ihnen befindlich,
nicht ſo beſchaffen, daß ſie den Menſchen
nuͤtzlich ſeyn koͤnte, ſie muͤſſen auch mit
keiner Seuche beladen, ſondern friſch und
geſund ſeyn.
§. 16. Jch haͤtte hier noch vieles koͤn-
nen anbringen von alleꝛley Medicamenten,
die von den fremden See-Fiſchen, inglei-
chen von allerhand Arten der Muſcheln,
Auſtern, u. ſ. w. zubereitet werden. Nach-
dem aber ſolche Abhandlung allzu weit-
laͤufftig, und in den Mediciniſchen und
Apothecker-Schrifften dergleichen zur
Gnuͤge ausgefuͤhret iſt, ſo will ich es hier-
bey bewenden laſſen, und lieber von den
Oeconomiſchen Materien, die bey den
Fiſchen und Fiſchereyen vorkommen, ei-
nes und das andere, was ich vor noͤthig
achte, erinnern, den Leſer aber, der von
dergleichen ein Liebhaber, auf die Medi-
ciniſchen Schrifften verweiſen.
Das 23. Capitel/
Von den Aalen.
§. 1.
Die Aale ſind ſehr ſchlanck, glatt, und
ohne Schuppen, ſie lieben entweder
die ſtill-flieſſenden, ſchlammigten und mo-
derigten, oder die ſtarck-rauſchenden
Waſſer. Sie halten ſich gerne auf, wo
unten eine Muͤhle, da das Waſſer auf
die Raͤder mit groſſem Geraͤuſch faͤllt.
Wenn ſie nun das Geraͤuſche des Waſ-
ſers und der Muͤhle hoͤren, legen ſie ſich
oben auf das Waſſer, und ſchwimmen
dem Strohm nach hinunter zu der Muͤh-
le, da leget man ihnen groſſe Reuſen und
Fiſch-Koͤrbe hart an einander, etwan ei-
nes guten Schrittes lang uͤber die Fluth-
Rinnen, durch welche das Waſſer unten
auf die Raͤder laͤufft; wenn ſie nun zu
denſelbigen Rinnen kom̃en, und mercken,
daß ſie die Fluth ergreiffen, und mit her-
unter auf die Raͤder werffen will, ſo krie-
chen ſie unter das Waſſer, drehen ſich um,
und wollen unten auf der Erde wieder
zuruͤck im Waſſer gegen den Strohm
hinaufſchieſſen, und kommen alſo in die
Reuſen, und werden gefangen. Ergreiffe
ſie aber die Fluth des Waſſers, und reißt
ſie mit herunter auf die Raͤder, ſo hat
man unten an den Rinnen Saͤcke vorge-
ſtellt, darein kommen ſie, und werden
gleichwohl gefangen, wenn man des Mor-
gens die Reuſen und Saͤcke hebt.
§. 2. Die Aale gebaͤhren nicht zu ge-
wiß beſtimmten, wie andere Fiſche, ſon-
dern zu allerhand Zeiten. Am beſten
ſollen ſie ſeyn im Majo, und mitten im
Auguſt-Monat. Das Blut davon iſt
ſo ſchaͤdlich, daß, wenn es einem Men-
ſchen in die Augen koͤmmt, er leicht um
das Geſicht kommen, und ſolches in 10.
oder 12. Wochen nicht wieder zu recht brin-
gen kan, wie Colerus ſchreibet. Es
wird von unterſchiedenen der Kopff,
Schweiff, und das weiſſe Aederlein, das
ihnen durch den Ruͤckgrad gehet, vor giff-
tig gehalten, und weggeſchmiſſen, ich hal-
te aber, ohne ſattſamen Grund. Der
Herr Boecler beſchreibet in ſeiner Haus-
und Feld-Schule p. 1279. eine ſeltzame Art
Aale zu zeugen, folgender Geſtalt: Man
ſammlet im Majo und Zunehmen des
Mondens den Thau mit Tuͤchern, aufs
wenigſte eine halbe Ohme, hernach faͤngt
man zehn oder zwoͤlff alte Aaale, ſchnei-
det ihnen die Koͤpffe ab, und ziehet auch die
Haut ab, nimmt hernach das Eingewey-
de aus dem Bauch ſamt dem Fett, zer-
hackt alles aufs kleineſte, und zerſtoͤſt es
in einem ſteinernen Moͤrſel, thut es in ein
Waſſer-Roͤhrig, und ſetzt es alle Tage an
die Sonne; ferner nimmt man auch das
Fleiſch, und zerhackt ſolches auf das klei-
neſte, ſtoͤſt es auch wie das vorige, und
ſetzt es in einem irdenen Geſchirr etliche
Naͤchte an den Mondenſchein, ſo werden
ſich kleine Wuͤrmlein erzeigen, darnach
thut man alles zuſammen, in das obige
Thau-Waſſer, und ſetzt es in einem gar
niedrigen Geſchirr alle Tage an die Son-
ne, ſo werden ſich in etlichen Tagen gar
viel einer Nadel lang lebendige Aale zei-
gen.
J i i 2
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