Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Fisch-Buchs 19. Capitel/ [Spaltenumbruch]
man hätte es mögen anfangen, wie mangewolt, solche nicht hätte können heraus- bringen. Daß die Aale auch gemißbrau- chet, und unter die Liebes-Träncke mit genommen werden, zeiget der fleißige Paullini in seinem Tractat de Angvilla pag. 198. Von den Stöhren. §. 13. Die Stöhre sind sehr starcke Von den Heringen. §. 14. Der Hering soll seinen Nah- Von den Fischen überhaupt. §. 15. Daß die Fischerey eine Profes- §. 16. Dubravius gedencket, daß Mat- er wu-
Des Fiſch-Buchs 19. Capitel/ [Spaltenumbruch]
man haͤtte es moͤgen anfangen, wie mangewolt, ſolche nicht haͤtte koͤnnen heraus- bringen. Daß die Aale auch gemißbrau- chet, und unter die Liebes-Traͤncke mit genommen werden, zeiget der fleißige Paullini in ſeinem Tractat de Angvilla pag. 198. Von den Stoͤhren. §. 13. Die Stoͤhre ſind ſehr ſtarcke Von den Heringen. §. 14. Der Hering ſoll ſeinen Nah- Von den Fiſchen uͤberhaupt. §. 15. Daß die Fiſcherey eine Profes- §. 16. Dubravius gedencket, daß Mat- er wu-
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Jn der<lb/> Donau verjagt der Stoͤhr den Hauſen;<lb/> ob dieſer gleich weit groͤſſer iſt, ſo iſt er doch<lb/> viel weichlicher und verzagter, als er. An<lb/> einigen Orten muͤſſen die Stoͤhre als ein<lb/> jaͤhrliches <hi rendition="#aq">Tribut</hi> an die Obrigkeit ge-<lb/> bracht werden.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von den Heringen.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head>§. 14.</head> <p>Der Hering ſoll ſeinen Nah-<lb/> men daher bekommen haben, daß man<lb/> ihn an denjenigen Orten, wo man in groſ-<lb/> ſer Menge ihn faͤngt, in Anſehung des<lb/> vielen <hi rendition="#aq">Profits,</hi> den er einbringt, den Heren<lb/> oder Herlein, das iſt, den Vornehmſten<lb/> unter allen Fiſchen genennt, daraus denn<lb/> endlich Hering geworden. Daher auch<lb/> zu Luͤbeck bey dem Eingange des allge-<lb/> meinen Kauf- und Krahm-Hauſes, und<lb/> in andern See-Staͤdten, gemahlte He-<lb/> ringe geſehen werden, die mit Lorbeer-<lb/> Kraͤntzen gezieret ſind. 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Des Fiſch-Buchs 19. Capitel/
man haͤtte es moͤgen anfangen, wie man
gewolt, ſolche nicht haͤtte koͤnnen heraus-
bringen. Daß die Aale auch gemißbrau-
chet, und unter die Liebes-Traͤncke mit
genommen werden, zeiget der fleißige
Paullini in ſeinem Tractat de Angvilla
pag. 198.
Von den Stoͤhren.
§. 13. Die Stoͤhre ſind ſehr ſtarcke
Fiſche, ſo, daß ſie bißweilen mit dem
Schwantze groſſe Stuͤcken Holtz gleichſam
von einander geſpaltet; und wenn er auf
die Erde geworffen wird, hat er bißwei-
len an einige Steine mit ſolcher Gewalt
angeſchlagen, daß die Feuer-Funcken her-
ausgeſprungen. Jn den Stroͤhmen wer-
den bißweilen deren gefangen, die hun-
dert und funffzig, auch wohl zweyhun-
dert Pfund wiegen; Die ſich aber in der
See aufhalten, ſind noch groͤſſer und ſtaͤr-
cker. Guicciardinus hat einen Stoͤhr zu
Antwerpen geſehen, der 12. Schuh lang
geweſen, und 420. Pfund gewogen. S.
Zeilers Epiſt. 95. Cent. 1. Einige Auto-
res wollen behaupten, daß dieſe Fiſche, ſo
groß und ſtarck als ſie waͤren, dennoch
wenig zehrten, und faſt vom Winde leb-
ten. Daher das Sprichwort der Teut-
ſchen entſtanden: Er lebet vom Winde,
als wie ein Stoͤhr. Die Fiſcher an dem
Rhein-Strohme nennen den Stoͤhr den
Koͤnig oder Heerfuͤhrer der Lachſe, denn
wenn derſelbe zum Vorſchein kommt, ſo
ſind insgemein die Salmen oder Lachſe
hernachmahls nicht gar weit. Jn der
Donau verjagt der Stoͤhr den Hauſen;
ob dieſer gleich weit groͤſſer iſt, ſo iſt er doch
viel weichlicher und verzagter, als er. An
einigen Orten muͤſſen die Stoͤhre als ein
jaͤhrliches Tribut an die Obrigkeit ge-
bracht werden.
Von den Heringen.
§. 14. Der Hering ſoll ſeinen Nah-
men daher bekommen haben, daß man
ihn an denjenigen Orten, wo man in groſ-
ſer Menge ihn faͤngt, in Anſehung des
vielen Profits, den er einbringt, den Heren
oder Herlein, das iſt, den Vornehmſten
unter allen Fiſchen genennt, daraus denn
endlich Hering geworden. Daher auch
zu Luͤbeck bey dem Eingange des allge-
meinen Kauf- und Krahm-Hauſes, und
in andern See-Staͤdten, gemahlte He-
ringe geſehen werden, die mit Lorbeer-
Kraͤntzen gezieret ſind. Die Herings-
Fiſcherey war ſonſt in dem Mari Baltico
an den Preußiſchen, Lieflaͤndiſchen, und
Curlaͤndiſchen Ufern. S. Hartknochs
Preußiſche Chronica fol. 206. Nachge-
hends hat ſie ſich aber aus dieſen Orten
weggezogen, und in andere Gegenden ge-
macht. Es haben einige Autores erweiß-
lich machen wollen, daß der Profit, den
man von den Heringen haͤtte, die um En-
gelland gefangen wuͤrden, groͤſſer waͤre,
und zwar in einem Jahre, als die Spa-
nier in vier Jahren aus Jndien bekaͤ-
men; Es ſollen zwantzig tauſend Schiffe,
und viertzig tauſend Menſchen des Jah-
res druͤber erhalten werden.
Von den Fiſchen uͤberhaupt.
§. 15. Daß die Fiſcherey eine Profes-
ſion ſey, welche dem Allerhoͤchſten nicht zu-
wider, ſiehet man daraus, weil unſer
Heyland ſelbſt derſelben beygewohnet,
und ſie durch ſeine allerheiligſte Gegen-
wart ſo geſegnet, daß, da Petrus und
die uͤbrigen auf dem Nahmen des HErrn
ihre Netze ausgeworffen, ſie eine groſſe
Menge Fiſche beſchloſſen, auch aus den
Fiſchern ſich Apoſtel und Lehrer zuberei-
tet. Siehe Luc. 5, 6. Matth. 4, 19. Marc. 1,
17. Aus den Profan-Hiſtorien erkennet
man, daß viel groſſe Herren ſonderbare
Liebhaber der Fiſcherey geweſen. Sve-
tonius erzehlet in dem 83. Capitel vom
Kaͤyſer Auguſto, daß er zu ſeiner Ge-
muͤths-Ergoͤtzlichkeit offt gepflegt habe zu
angeln, und mit dem Hahmen zu fiſchen.
Dergleichen meldet Plutarchus von dem
Marco Antonio fol. 929. und Ælius Lam-
pridius von dem Alexandro Severo. Der
laſterhaffte Kaͤyſer Nero hat mit guͤlde-
nen und purpurfarbigten Netzen fiſchen
laſſen.
§. 16. Dubravius gedencket, daß Mat-
thias, ein beruͤhmter Koͤnig in Boͤhmen,
ſich oͤffters bey ſeinen Teichen und Fiſch-
Haͤltern ergoͤtzet habe, und da er an be-
ruͤhmten Thaten es allen den Koͤnigen in
Boͤhmen zuvor gethan, ſo haͤtte er auch
bey dieſer Fiſcherey eine gewiſſe Magnifi-
cenze erwieſen, und die reichſten und vor-
nehmſten Boͤhmiſchen Herren ſeiner Zeit,
die Teiche und Fiſch-Behaͤltniſſe hatten,
uͤbertreffen wollen. Er ließ dahero eine
gewiſſe Art Fiſche, welche Hauſen genen-
net werden, aus der Donau bringen,
und einen Teich, den er bey ſeinem Schloß
Tatta anrichten laſſen, damit beſetzen, weil
er wu-
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