Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Allerhand Historien von Fischen.
[Spaltenumbruch] cken, aber alsobald wieder ausspeyen.
Aldrovandus hat einen sehr grossen Hecht
gesehen, der in seinem Rachen einen an-
dern Hecht gehabt, und dieser hinwieder-
um eine Wasser-Mauß. Man hat auch
wohl Exempel, daß sich grosse Hechte an
junge Gänßgen gemacht, und dieselben
aus dem Wasser in sich geschluckt, auch
wohl gar bißweilen in den Fisch-Behäl-
tern nach Menschen-Beinen geschnappt.
Die Frösche sollen gegen die Hechte eine
solche Antipathie haben, daß sie densel-
ben, wenn sie Gelegenheit dazu haben,
daß sie ihnen von der Seite kommen kön-
nen, die Augen ausbeissen.

Von den Lampreten oder Neun-
Augen.
§. 11.

Die Lampreten sollen sich ger-
ne an die neuen Schiffe anlegen, um den
Pech zu saugen, der ihnen angenehm seyn
soll, und bezeugen einige Autores, daß es
in der See bißweilen solche starcke und
grosse Lampreten gäbe, die vermögend
wären, ein ziemliches Schiff, wenn sie
sich fest daran anhielten, in seinem Lauf
aufzuhalten. S. Cardan. de Subtilitate
Lib. 7. Cap. 37. p. 401. Colerus
meldet
in seinem Haußwirthschaffts-Buch, daß
einsten ein guter Freund dem andern
durch seinen Gärtner nebst einem Briefe
eine grosse Lamprete zugeschicket; Da nun
die Lamprete in den Sack gewickelt war,
und der Bothe nicht wuste, was er über-
bringen solte, so fühlet er im Tragen die
Bewegung eines lebendigen Thieres in
dem Sack. Hierauf eröffnet der Bothe
den Sack, nimmt einen Prügel, schläget
die Lamprete todt, weil er sie vor eine
Schlange angesehen, und hänget sie an
den Zaun hin. Da er nun den Brief
überbracht, so befragt ihn der andere,
ob er nicht noch etwas bey sich hätte? Der
Bothe sagt, Nein; Es hatte zwar mein
Herr, um mich zu vexiren, eine Schlan-
ge in den Sack gesteckt, ich habe sie aber
todt geschlagen, und an den Zaun aufge-
hängt. Hierauf schickt der Herr alsobald
seinen Bedienten an den Zaun, welcher
die Lamprete den Krähen, die sich ziem-
lich darum versammlet gehabt, entreißt,
und sie mit Freuden nach Hause liefert.
Jovius erzehlet in seinem Tractat de Ro-
manis piscibus,
daß sich einstens auf dem
Fisch-Marckt zu Rom die Köche zweyer
Cardinäle weidlich um eine Lamprete
herumgezanckt, und einander so überbo-
[Spaltenumbruch] then, biß sie der eine um eine sehr grosse
Summe Geldes, die der andere nicht geben
wollen, gehoben. Da nun dieser Koch
nach Hause kommt, so hat es dem Herrn
so wohl gefallen, daß er ihn, zu Erwei-
sung seiner Erkentlichkeit, mit einem an-
sehnlichen Praesent regaliret.

Von den Aalen.
§. 12.

Felix Malleolus gedencket in
seinem Tractat de Exorcismo, daß ein ge-
wisser Bischoff in der Schweitz, der heili-
ge Wilhelmus genannt, die Aale, von wel-
chen er war verletzet worden, alle mit ein-
ander aus den Seen bey Lausanne ver-
bannet, so, daß sich zu seiner Zeit keine,
ausser eintzige, darinnen betreten lassen.
Doch diese damahlige Verbannung hat
sich nicht so weit erstrecket, daß nicht noch
heutiges Tages die Aale daselbst in grosser
Menge gefangen, und von den Einwoh-
nern mit gutem Appetit genossen wer-
den. S. Wagners Histor. Natural. Hel-
vet. p.
50. Einige Autores gedencken,
daß man experimentiret hätte, wenn man
zwey oder drey Aale in einem Kessel zu
einem Brey sötte, und hernach denselben
Brey in einen feuchten und morastigen
Ort ausschüttete, so solten an demselben
Orte innerhalb acht Tagen sehr viel junge
Aale zum Vorschein kommen. S. Tackii
Mysterium Resurrectionis Rerum fol. 40.
Colerus
meldet in seiner Oeconomie lib.
16. c.
50. Dieser Fisch hat keine Milch noch
Rogen, darum leicht er auch nicht, sondern
läufft nur, aber doch gebieret er, und die
sind erstlich klein, wie ein grosser Zwirns-
Faden. Denn also halten auch unsere
Fischer, die ihrer ein Jahr viel hundert
Tonnen fangen, und die gantze Marck
damit bespeisen, davor, daß er sich mit den
Schlangen belauffe, wie etliche meynen.
Die Ukeley, Plötzen, und Güstern, oder
Gesen, und andere kleine Fische, tragen
den Aal in den Kyben oder Floß in der
Fasten kurtz vor Ostern, von denen con-
cipir
et er ein Semen, das wächst hernach
in den Kyben, und wird eine kleine Ma-
de, biß er wird eines halben Fingers lang.
Darnach läufft es aus des Aals Kyben
heraus ins Wasser, und wächst zu Hand
immer grösser. Balbinus erzehlet in den
Miscellaneis Historicis Regni Bohemici
fol.
122. daß einsten ein grosser Herr eine
Parthie Aale in seine Fisch-Hälter werf-
fen lassen, welche sich in kurtzer Zeit in
denselben so gemehret, daß man hernach,

man
G g g (Anderer Haupt-Theil.)

Allerhand Hiſtorien von Fiſchen.
[Spaltenumbruch] cken, aber alſobald wieder ausſpeyen.
Aldrovandus hat einen ſehr groſſen Hecht
geſehen, der in ſeinem Rachen einen an-
dern Hecht gehabt, und dieſer hinwieder-
um eine Waſſer-Mauß. Man hat auch
wohl Exempel, daß ſich groſſe Hechte an
junge Gaͤnßgen gemacht, und dieſelben
aus dem Waſſer in ſich geſchluckt, auch
wohl gar bißweilen in den Fiſch-Behaͤl-
tern nach Menſchen-Beinen geſchnappt.
Die Froͤſche ſollen gegen die Hechte eine
ſolche Antipathie haben, daß ſie denſel-
ben, wenn ſie Gelegenheit dazu haben,
daß ſie ihnen von der Seite kommen koͤn-
nen, die Augen ausbeiſſen.

Von den Lampreten oder Neun-
Augen.
§. 11.

Die Lampreten ſollen ſich ger-
ne an die neuen Schiffe anlegen, um den
Pech zu ſaugen, der ihnen angenehm ſeyn
ſoll, und bezeugen einige Autores, daß es
in der See bißweilen ſolche ſtarcke und
groſſe Lampreten gaͤbe, die vermoͤgend
waͤren, ein ziemliches Schiff, wenn ſie
ſich feſt daran anhielten, in ſeinem Lauf
aufzuhalten. S. Cardan. de Subtilitate
Lib. 7. Cap. 37. p. 401. Colerus
meldet
in ſeinem Haußwirthſchaffts-Buch, daß
einſten ein guter Freund dem andern
durch ſeinen Gaͤrtner nebſt einem Briefe
eine groſſe Lamprete zugeſchicket; Da nun
die Lamprete in den Sack gewickelt war,
und der Bothe nicht wuſte, was er uͤber-
bringen ſolte, ſo fuͤhlet er im Tragen die
Bewegung eines lebendigen Thieres in
dem Sack. Hierauf eroͤffnet der Bothe
den Sack, nimmt einen Pruͤgel, ſchlaͤget
die Lamprete todt, weil er ſie vor eine
Schlange angeſehen, und haͤnget ſie an
den Zaun hin. Da er nun den Brief
uͤberbracht, ſo befragt ihn der andere,
ob er nicht noch etwas bey ſich haͤtte? Der
Bothe ſagt, Nein; Es hatte zwar mein
Herr, um mich zu vexiren, eine Schlan-
ge in den Sack geſteckt, ich habe ſie aber
todt geſchlagen, und an den Zaun aufge-
haͤngt. Hierauf ſchickt der Herr alſobald
ſeinen Bedienten an den Zaun, welcher
die Lamprete den Kraͤhen, die ſich ziem-
lich darum verſammlet gehabt, entreißt,
und ſie mit Freuden nach Hauſe liefert.
Jovius erzehlet in ſeinem Tractat de Ro-
manis piſcibus,
daß ſich einſtens auf dem
Fiſch-Marckt zu Rom die Koͤche zweyer
Cardinaͤle weidlich um eine Lamprete
herumgezanckt, und einander ſo uͤberbo-
[Spaltenumbruch] then, biß ſie der eine um eine ſehr groſſe
Sum̃e Geldes, die der andere nicht geben
wollen, gehoben. Da nun dieſer Koch
nach Hauſe kommt, ſo hat es dem Herrn
ſo wohl gefallen, daß er ihn, zu Erwei-
ſung ſeiner Erkentlichkeit, mit einem an-
ſehnlichen Præſent regaliret.

Von den Aalen.
§. 12.

Felix Malleolus gedencket in
ſeinem Tractat de Exorciſmo, daß ein ge-
wiſſer Biſchoff in der Schweitz, der heili-
ge Wilhelmus genannt, die Aale, von wel-
chen er war verletzet worden, alle mit ein-
ander aus den Seen bey Lauſanne ver-
bannet, ſo, daß ſich zu ſeiner Zeit keine,
auſſer eintzige, darinnen betreten laſſen.
Doch dieſe damahlige Verbannung hat
ſich nicht ſo weit erſtrecket, daß nicht noch
heutiges Tages die Aale daſelbſt in groſſer
Menge gefangen, und von den Einwoh-
nern mit gutem Appetit genoſſen wer-
den. S. Wagners Hiſtor. Natural. Hel-
vet. p.
50. Einige Autores gedencken,
daß man experimentiret haͤtte, wenn man
zwey oder drey Aale in einem Keſſel zu
einem Brey ſoͤtte, und hernach denſelben
Brey in einen feuchten und moraſtigen
Ort ausſchuͤttete, ſo ſolten an demſelben
Orte innerhalb acht Tagen ſehr viel junge
Aale zum Vorſchein kommen. S. Tackii
Myſterium Reſurrectionis Rerum fol. 40.
Colerus
meldet in ſeiner Oeconomie lib.
16. c.
50. Dieſer Fiſch hat keine Milch noch
Rogen, darum leicht er auch nicht, ſondern
laͤufft nur, aber doch gebieret er, und die
ſind erſtlich klein, wie ein groſſer Zwirns-
Faden. Denn alſo halten auch unſere
Fiſcher, die ihrer ein Jahr viel hundert
Tonnen fangen, und die gantze Marck
damit beſpeiſen, davor, daß er ſich mit den
Schlangen belauffe, wie etliche meynen.
Die Ukeley, Ploͤtzen, und Guͤſtern, oder
Geſen, und andere kleine Fiſche, tragen
den Aal in den Kyben oder Floß in der
Faſten kurtz vor Oſtern, von denen con-
cipir
et er ein Semen, das waͤchſt hernach
in den Kyben, und wird eine kleine Ma-
de, biß er wird eines halben Fingers lang.
Darnach laͤufft es aus des Aals Kyben
heraus ins Waſſer, und waͤchſt zu Hand
immer groͤſſer. Balbinus erzehlet in den
Miſcellaneis Hiſtoricis Regni Bohemici
fol.
122. daß einſten ein groſſer Herr eine
Parthie Aale in ſeine Fiſch-Haͤlter werf-
fen laſſen, welche ſich in kurtzer Zeit in
denſelben ſo gemehret, daß man hernach,

man
G g g (Anderer Haupt-Theil.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0581" n="413"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allerhand Hi&#x017F;torien von Fi&#x017F;chen.</hi></fw><lb/><cb/>
cken, aber al&#x017F;obald wieder aus&#x017F;peyen.<lb/><hi rendition="#aq">Aldrovandus</hi> hat einen &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Hecht<lb/>
ge&#x017F;ehen, der in &#x017F;einem Rachen einen an-<lb/>
dern Hecht gehabt, und die&#x017F;er hinwieder-<lb/>
um eine Wa&#x017F;&#x017F;er-Mauß. Man hat auch<lb/>
wohl Exempel, daß &#x017F;ich gro&#x017F;&#x017F;e Hechte an<lb/>
junge Ga&#x0364;nßgen gemacht, und die&#x017F;elben<lb/>
aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er in &#x017F;ich ge&#x017F;chluckt, auch<lb/>
wohl gar bißweilen in den Fi&#x017F;ch-Beha&#x0364;l-<lb/>
tern nach Men&#x017F;chen-Beinen ge&#x017F;chnappt.<lb/>
Die Fro&#x0364;&#x017F;che &#x017F;ollen gegen die Hechte eine<lb/>
&#x017F;olche <hi rendition="#aq">Antipathie</hi> haben, daß &#x017F;ie den&#x017F;el-<lb/>
ben, wenn &#x017F;ie Gelegenheit dazu haben,<lb/>
daß &#x017F;ie ihnen von der Seite kommen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, die Augen ausbei&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von den Lampreten oder Neun-<lb/>
Augen.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 11.</head>
              <p>Die Lampreten &#x017F;ollen &#x017F;ich ger-<lb/>
ne an die neuen Schiffe anlegen, um den<lb/>
Pech zu &#x017F;augen, der ihnen angenehm &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;oll, und bezeugen einige <hi rendition="#aq">Autores,</hi> daß es<lb/>
in der See bißweilen &#x017F;olche &#x017F;tarcke und<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Lampreten ga&#x0364;be, die vermo&#x0364;gend<lb/>
wa&#x0364;ren, ein ziemliches Schiff, wenn &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich fe&#x017F;t daran anhielten, in &#x017F;einem Lauf<lb/>
aufzuhalten. S. <hi rendition="#aq">Cardan. de Subtilitate<lb/>
Lib. 7. Cap. 37. p. 401. Colerus</hi> meldet<lb/>
in &#x017F;einem Haußwirth&#x017F;chaffts-Buch, daß<lb/>
ein&#x017F;ten ein guter Freund dem andern<lb/>
durch &#x017F;einen Ga&#x0364;rtner neb&#x017F;t einem Briefe<lb/>
eine gro&#x017F;&#x017F;e Lamprete zuge&#x017F;chicket; Da nun<lb/>
die Lamprete in den Sack gewickelt war,<lb/>
und der Bothe nicht wu&#x017F;te, was er u&#x0364;ber-<lb/>
bringen &#x017F;olte, &#x017F;o fu&#x0364;hlet er im Tragen die<lb/>
Bewegung eines lebendigen Thieres in<lb/>
dem Sack. Hierauf ero&#x0364;ffnet der Bothe<lb/>
den Sack, nimmt einen Pru&#x0364;gel, &#x017F;chla&#x0364;get<lb/>
die Lamprete todt, weil er &#x017F;ie vor eine<lb/>
Schlange ange&#x017F;ehen, und ha&#x0364;nget &#x017F;ie an<lb/>
den Zaun hin. Da er nun den Brief<lb/>
u&#x0364;berbracht, &#x017F;o befragt ihn der andere,<lb/>
ob er nicht noch etwas bey &#x017F;ich ha&#x0364;tte? Der<lb/>
Bothe &#x017F;agt, Nein; Es hatte zwar mein<lb/>
Herr, um mich zu <hi rendition="#aq">vexir</hi>en, eine Schlan-<lb/>
ge in den Sack ge&#x017F;teckt, ich habe &#x017F;ie aber<lb/>
todt ge&#x017F;chlagen, und an den Zaun aufge-<lb/>
ha&#x0364;ngt. Hierauf &#x017F;chickt der Herr al&#x017F;obald<lb/>
&#x017F;einen Bedienten an den Zaun, welcher<lb/>
die Lamprete den Kra&#x0364;hen, die &#x017F;ich ziem-<lb/>
lich darum ver&#x017F;ammlet gehabt, entreißt,<lb/>
und &#x017F;ie mit Freuden nach Hau&#x017F;e liefert.<lb/><hi rendition="#aq">Jovius</hi> erzehlet in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Tractat de Ro-<lb/>
manis pi&#x017F;cibus,</hi> daß &#x017F;ich ein&#x017F;tens auf dem<lb/>
Fi&#x017F;ch-Marckt zu Rom die Ko&#x0364;che zweyer<lb/>
Cardina&#x0364;le weidlich um eine Lamprete<lb/>
herumgezanckt, und einander &#x017F;o u&#x0364;berbo-<lb/><cb/>
then, biß &#x017F;ie der eine um eine &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Sum&#x0303;e Geldes, die der andere nicht geben<lb/>
wollen, gehoben. Da nun die&#x017F;er Koch<lb/>
nach Hau&#x017F;e kommt, &#x017F;o hat es dem Herrn<lb/>
&#x017F;o wohl gefallen, daß er ihn, zu Erwei-<lb/>
&#x017F;ung &#x017F;einer Erkentlichkeit, mit einem an-<lb/>
&#x017F;ehnlichen <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;ent regalir</hi>et.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von den Aalen.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 12.</head>
              <p><hi rendition="#aq">Felix Malleolus</hi> gedencket in<lb/>
&#x017F;einem <hi rendition="#aq">Tractat de Exorci&#x017F;mo,</hi> daß ein ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;er Bi&#x017F;choff in der Schweitz, der heili-<lb/>
ge <hi rendition="#aq">Wilhelmus</hi> genannt, die Aale, von wel-<lb/>
chen er war verletzet worden, alle mit ein-<lb/>
ander aus den Seen bey <hi rendition="#aq">Lau&#x017F;anne</hi> ver-<lb/>
bannet, &#x017F;o, daß &#x017F;ich zu &#x017F;einer Zeit keine,<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er eintzige, darinnen betreten la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Doch die&#x017F;e damahlige Verbannung hat<lb/>
&#x017F;ich nicht &#x017F;o weit er&#x017F;trecket, daß nicht noch<lb/>
heutiges Tages die Aale da&#x017F;elb&#x017F;t in gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Menge gefangen, und von den Einwoh-<lb/>
nern mit gutem <hi rendition="#aq">Appetit</hi> geno&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den. S. Wagners <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tor. Natural. Hel-<lb/>
vet. p.</hi> 50. Einige <hi rendition="#aq">Autores</hi> gedencken,<lb/>
daß man <hi rendition="#aq">experimentir</hi>et ha&#x0364;tte, wenn man<lb/>
zwey oder drey Aale in einem Ke&#x017F;&#x017F;el zu<lb/>
einem Brey &#x017F;o&#x0364;tte, und hernach den&#x017F;elben<lb/>
Brey in einen feuchten und mora&#x017F;tigen<lb/>
Ort aus&#x017F;chu&#x0364;ttete, &#x017F;o &#x017F;olten an dem&#x017F;elben<lb/>
Orte innerhalb acht Tagen &#x017F;ehr viel junge<lb/>
Aale zum Vor&#x017F;chein kommen. S. <hi rendition="#aq">Tackii<lb/>
My&#x017F;terium Re&#x017F;urrectionis Rerum fol. 40.<lb/>
Colerus</hi> meldet in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Oeconomie lib.<lb/>
16. c.</hi> 50. Die&#x017F;er Fi&#x017F;ch hat keine Milch noch<lb/>
Rogen, darum leicht er auch nicht, &#x017F;ondern<lb/>
la&#x0364;ufft nur, aber doch gebieret er, und die<lb/>
&#x017F;ind er&#x017F;tlich klein, wie ein gro&#x017F;&#x017F;er Zwirns-<lb/>
Faden. Denn al&#x017F;o halten auch un&#x017F;ere<lb/>
Fi&#x017F;cher, die ihrer ein Jahr viel hundert<lb/>
Tonnen fangen, und die gantze Marck<lb/>
damit be&#x017F;pei&#x017F;en, davor, daß er &#x017F;ich mit den<lb/>
Schlangen belauffe, wie etliche meynen.<lb/>
Die Ukeley, Plo&#x0364;tzen, und Gu&#x0364;&#x017F;tern, oder<lb/>
Ge&#x017F;en, und andere kleine Fi&#x017F;che, tragen<lb/>
den Aal in den Kyben oder Floß in der<lb/>
Fa&#x017F;ten kurtz vor O&#x017F;tern, von denen <hi rendition="#aq">con-<lb/>
cipir</hi>et er ein <hi rendition="#aq">Semen,</hi> das wa&#x0364;ch&#x017F;t hernach<lb/>
in den Kyben, und wird eine kleine Ma-<lb/>
de, biß er wird eines halben Fingers lang.<lb/>
Darnach la&#x0364;ufft es aus des Aals Kyben<lb/>
heraus ins Wa&#x017F;&#x017F;er, und wa&#x0364;ch&#x017F;t zu Hand<lb/>
immer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er. <hi rendition="#aq">Balbinus</hi> erzehlet in den<lb/><hi rendition="#aq">Mi&#x017F;cellaneis Hi&#x017F;toricis Regni Bohemici<lb/>
fol.</hi> 122. daß ein&#x017F;ten ein gro&#x017F;&#x017F;er Herr eine<lb/>
Parthie Aale in &#x017F;eine Fi&#x017F;ch-Ha&#x0364;lter werf-<lb/>
fen la&#x017F;&#x017F;en, welche &#x017F;ich in kurtzer Zeit in<lb/>
den&#x017F;elben &#x017F;o gemehret, daß man hernach,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g g (Anderer Haupt-Theil.)</fw><fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0581] Allerhand Hiſtorien von Fiſchen. cken, aber alſobald wieder ausſpeyen. Aldrovandus hat einen ſehr groſſen Hecht geſehen, der in ſeinem Rachen einen an- dern Hecht gehabt, und dieſer hinwieder- um eine Waſſer-Mauß. Man hat auch wohl Exempel, daß ſich groſſe Hechte an junge Gaͤnßgen gemacht, und dieſelben aus dem Waſſer in ſich geſchluckt, auch wohl gar bißweilen in den Fiſch-Behaͤl- tern nach Menſchen-Beinen geſchnappt. Die Froͤſche ſollen gegen die Hechte eine ſolche Antipathie haben, daß ſie denſel- ben, wenn ſie Gelegenheit dazu haben, daß ſie ihnen von der Seite kommen koͤn- nen, die Augen ausbeiſſen. Von den Lampreten oder Neun- Augen. §. 11. Die Lampreten ſollen ſich ger- ne an die neuen Schiffe anlegen, um den Pech zu ſaugen, der ihnen angenehm ſeyn ſoll, und bezeugen einige Autores, daß es in der See bißweilen ſolche ſtarcke und groſſe Lampreten gaͤbe, die vermoͤgend waͤren, ein ziemliches Schiff, wenn ſie ſich feſt daran anhielten, in ſeinem Lauf aufzuhalten. S. Cardan. de Subtilitate Lib. 7. Cap. 37. p. 401. Colerus meldet in ſeinem Haußwirthſchaffts-Buch, daß einſten ein guter Freund dem andern durch ſeinen Gaͤrtner nebſt einem Briefe eine groſſe Lamprete zugeſchicket; Da nun die Lamprete in den Sack gewickelt war, und der Bothe nicht wuſte, was er uͤber- bringen ſolte, ſo fuͤhlet er im Tragen die Bewegung eines lebendigen Thieres in dem Sack. Hierauf eroͤffnet der Bothe den Sack, nimmt einen Pruͤgel, ſchlaͤget die Lamprete todt, weil er ſie vor eine Schlange angeſehen, und haͤnget ſie an den Zaun hin. Da er nun den Brief uͤberbracht, ſo befragt ihn der andere, ob er nicht noch etwas bey ſich haͤtte? Der Bothe ſagt, Nein; Es hatte zwar mein Herr, um mich zu vexiren, eine Schlan- ge in den Sack geſteckt, ich habe ſie aber todt geſchlagen, und an den Zaun aufge- haͤngt. Hierauf ſchickt der Herr alſobald ſeinen Bedienten an den Zaun, welcher die Lamprete den Kraͤhen, die ſich ziem- lich darum verſammlet gehabt, entreißt, und ſie mit Freuden nach Hauſe liefert. Jovius erzehlet in ſeinem Tractat de Ro- manis piſcibus, daß ſich einſtens auf dem Fiſch-Marckt zu Rom die Koͤche zweyer Cardinaͤle weidlich um eine Lamprete herumgezanckt, und einander ſo uͤberbo- then, biß ſie der eine um eine ſehr groſſe Sum̃e Geldes, die der andere nicht geben wollen, gehoben. Da nun dieſer Koch nach Hauſe kommt, ſo hat es dem Herrn ſo wohl gefallen, daß er ihn, zu Erwei- ſung ſeiner Erkentlichkeit, mit einem an- ſehnlichen Præſent regaliret. Von den Aalen. §. 12. Felix Malleolus gedencket in ſeinem Tractat de Exorciſmo, daß ein ge- wiſſer Biſchoff in der Schweitz, der heili- ge Wilhelmus genannt, die Aale, von wel- chen er war verletzet worden, alle mit ein- ander aus den Seen bey Lauſanne ver- bannet, ſo, daß ſich zu ſeiner Zeit keine, auſſer eintzige, darinnen betreten laſſen. Doch dieſe damahlige Verbannung hat ſich nicht ſo weit erſtrecket, daß nicht noch heutiges Tages die Aale daſelbſt in groſſer Menge gefangen, und von den Einwoh- nern mit gutem Appetit genoſſen wer- den. S. Wagners Hiſtor. Natural. Hel- vet. p. 50. Einige Autores gedencken, daß man experimentiret haͤtte, wenn man zwey oder drey Aale in einem Keſſel zu einem Brey ſoͤtte, und hernach denſelben Brey in einen feuchten und moraſtigen Ort ausſchuͤttete, ſo ſolten an demſelben Orte innerhalb acht Tagen ſehr viel junge Aale zum Vorſchein kommen. S. Tackii Myſterium Reſurrectionis Rerum fol. 40. Colerus meldet in ſeiner Oeconomie lib. 16. c. 50. Dieſer Fiſch hat keine Milch noch Rogen, darum leicht er auch nicht, ſondern laͤufft nur, aber doch gebieret er, und die ſind erſtlich klein, wie ein groſſer Zwirns- Faden. Denn alſo halten auch unſere Fiſcher, die ihrer ein Jahr viel hundert Tonnen fangen, und die gantze Marck damit beſpeiſen, davor, daß er ſich mit den Schlangen belauffe, wie etliche meynen. Die Ukeley, Ploͤtzen, und Guͤſtern, oder Geſen, und andere kleine Fiſche, tragen den Aal in den Kyben oder Floß in der Faſten kurtz vor Oſtern, von denen con- cipiret er ein Semen, das waͤchſt hernach in den Kyben, und wird eine kleine Ma- de, biß er wird eines halben Fingers lang. Darnach laͤufft es aus des Aals Kyben heraus ins Waſſer, und waͤchſt zu Hand immer groͤſſer. Balbinus erzehlet in den Miſcellaneis Hiſtoricis Regni Bohemici fol. 122. daß einſten ein groſſer Herr eine Parthie Aale in ſeine Fiſch-Haͤlter werf- fen laſſen, welche ſich in kurtzer Zeit in denſelben ſo gemehret, daß man hernach, man G g g (Anderer Haupt-Theil.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/581
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/581>, abgerufen am 21.11.2024.