Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Allerhand Historien von Fischen. [Spaltenumbruch]
cken, aber alsobald wieder ausspeyen.Aldrovandus hat einen sehr grossen Hecht gesehen, der in seinem Rachen einen an- dern Hecht gehabt, und dieser hinwieder- um eine Wasser-Mauß. Man hat auch wohl Exempel, daß sich grosse Hechte an junge Gänßgen gemacht, und dieselben aus dem Wasser in sich geschluckt, auch wohl gar bißweilen in den Fisch-Behäl- tern nach Menschen-Beinen geschnappt. Die Frösche sollen gegen die Hechte eine solche Antipathie haben, daß sie densel- ben, wenn sie Gelegenheit dazu haben, daß sie ihnen von der Seite kommen kön- nen, die Augen ausbeissen. Von den Lampreten oder Neun- Augen. §. 11. Die Lampreten sollen sich ger- Von den Aalen. §. 12. Felix Malleolus gedencket in man G g g (Anderer Haupt-Theil.)
Allerhand Hiſtorien von Fiſchen. [Spaltenumbruch]
cken, aber alſobald wieder ausſpeyen.Aldrovandus hat einen ſehr groſſen Hecht geſehen, der in ſeinem Rachen einen an- dern Hecht gehabt, und dieſer hinwieder- um eine Waſſer-Mauß. Man hat auch wohl Exempel, daß ſich groſſe Hechte an junge Gaͤnßgen gemacht, und dieſelben aus dem Waſſer in ſich geſchluckt, auch wohl gar bißweilen in den Fiſch-Behaͤl- tern nach Menſchen-Beinen geſchnappt. Die Froͤſche ſollen gegen die Hechte eine ſolche Antipathie haben, daß ſie denſel- ben, wenn ſie Gelegenheit dazu haben, daß ſie ihnen von der Seite kommen koͤn- nen, die Augen ausbeiſſen. Von den Lampreten oder Neun- Augen. §. 11. Die Lampreten ſollen ſich ger- Von den Aalen. §. 12. Felix Malleolus gedencket in man G g g (Anderer Haupt-Theil.)
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S. <hi rendition="#aq">Cardan. de Subtilitate<lb/> Lib. 7. Cap. 37. p. 401. Colerus</hi> meldet<lb/> in ſeinem Haußwirthſchaffts-Buch, daß<lb/> einſten ein guter Freund dem andern<lb/> durch ſeinen Gaͤrtner nebſt einem Briefe<lb/> eine groſſe Lamprete zugeſchicket; Da nun<lb/> die Lamprete in den Sack gewickelt war,<lb/> und der Bothe nicht wuſte, was er uͤber-<lb/> bringen ſolte, ſo fuͤhlet er im Tragen die<lb/> Bewegung eines lebendigen Thieres in<lb/> dem Sack. Hierauf eroͤffnet der Bothe<lb/> den Sack, nimmt einen Pruͤgel, ſchlaͤget<lb/> die Lamprete todt, weil er ſie vor eine<lb/> Schlange angeſehen, und haͤnget ſie an<lb/> den Zaun hin. Da er nun den Brief<lb/> uͤberbracht, ſo befragt ihn der andere,<lb/> ob er nicht noch etwas bey ſich haͤtte? Der<lb/> Bothe ſagt, Nein; Es hatte zwar mein<lb/> Herr, um mich zu <hi rendition="#aq">vexir</hi>en, eine Schlan-<lb/> ge in den Sack geſteckt, ich habe ſie aber<lb/> todt geſchlagen, und an den Zaun aufge-<lb/> haͤngt. Hierauf ſchickt der Herr alſobald<lb/> ſeinen Bedienten an den Zaun, welcher<lb/> die Lamprete den Kraͤhen, die ſich ziem-<lb/> lich darum verſammlet gehabt, entreißt,<lb/> und ſie mit Freuden nach Hauſe liefert.<lb/><hi rendition="#aq">Jovius</hi> erzehlet in ſeinem <hi rendition="#aq">Tractat de Ro-<lb/> manis piſcibus,</hi> daß ſich einſtens auf dem<lb/> Fiſch-Marckt zu Rom die Koͤche zweyer<lb/> Cardinaͤle weidlich um eine Lamprete<lb/> herumgezanckt, und einander ſo uͤberbo-<lb/><cb/> then, biß ſie der eine um eine ſehr groſſe<lb/> Sum̃e Geldes, die der andere nicht geben<lb/> wollen, gehoben. 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Allerhand Hiſtorien von Fiſchen.
cken, aber alſobald wieder ausſpeyen.
Aldrovandus hat einen ſehr groſſen Hecht
geſehen, der in ſeinem Rachen einen an-
dern Hecht gehabt, und dieſer hinwieder-
um eine Waſſer-Mauß. Man hat auch
wohl Exempel, daß ſich groſſe Hechte an
junge Gaͤnßgen gemacht, und dieſelben
aus dem Waſſer in ſich geſchluckt, auch
wohl gar bißweilen in den Fiſch-Behaͤl-
tern nach Menſchen-Beinen geſchnappt.
Die Froͤſche ſollen gegen die Hechte eine
ſolche Antipathie haben, daß ſie denſel-
ben, wenn ſie Gelegenheit dazu haben,
daß ſie ihnen von der Seite kommen koͤn-
nen, die Augen ausbeiſſen.
Von den Lampreten oder Neun-
Augen.
§. 11. Die Lampreten ſollen ſich ger-
ne an die neuen Schiffe anlegen, um den
Pech zu ſaugen, der ihnen angenehm ſeyn
ſoll, und bezeugen einige Autores, daß es
in der See bißweilen ſolche ſtarcke und
groſſe Lampreten gaͤbe, die vermoͤgend
waͤren, ein ziemliches Schiff, wenn ſie
ſich feſt daran anhielten, in ſeinem Lauf
aufzuhalten. S. Cardan. de Subtilitate
Lib. 7. Cap. 37. p. 401. Colerus meldet
in ſeinem Haußwirthſchaffts-Buch, daß
einſten ein guter Freund dem andern
durch ſeinen Gaͤrtner nebſt einem Briefe
eine groſſe Lamprete zugeſchicket; Da nun
die Lamprete in den Sack gewickelt war,
und der Bothe nicht wuſte, was er uͤber-
bringen ſolte, ſo fuͤhlet er im Tragen die
Bewegung eines lebendigen Thieres in
dem Sack. Hierauf eroͤffnet der Bothe
den Sack, nimmt einen Pruͤgel, ſchlaͤget
die Lamprete todt, weil er ſie vor eine
Schlange angeſehen, und haͤnget ſie an
den Zaun hin. Da er nun den Brief
uͤberbracht, ſo befragt ihn der andere,
ob er nicht noch etwas bey ſich haͤtte? Der
Bothe ſagt, Nein; Es hatte zwar mein
Herr, um mich zu vexiren, eine Schlan-
ge in den Sack geſteckt, ich habe ſie aber
todt geſchlagen, und an den Zaun aufge-
haͤngt. Hierauf ſchickt der Herr alſobald
ſeinen Bedienten an den Zaun, welcher
die Lamprete den Kraͤhen, die ſich ziem-
lich darum verſammlet gehabt, entreißt,
und ſie mit Freuden nach Hauſe liefert.
Jovius erzehlet in ſeinem Tractat de Ro-
manis piſcibus, daß ſich einſtens auf dem
Fiſch-Marckt zu Rom die Koͤche zweyer
Cardinaͤle weidlich um eine Lamprete
herumgezanckt, und einander ſo uͤberbo-
then, biß ſie der eine um eine ſehr groſſe
Sum̃e Geldes, die der andere nicht geben
wollen, gehoben. Da nun dieſer Koch
nach Hauſe kommt, ſo hat es dem Herrn
ſo wohl gefallen, daß er ihn, zu Erwei-
ſung ſeiner Erkentlichkeit, mit einem an-
ſehnlichen Præſent regaliret.
Von den Aalen.
§. 12. Felix Malleolus gedencket in
ſeinem Tractat de Exorciſmo, daß ein ge-
wiſſer Biſchoff in der Schweitz, der heili-
ge Wilhelmus genannt, die Aale, von wel-
chen er war verletzet worden, alle mit ein-
ander aus den Seen bey Lauſanne ver-
bannet, ſo, daß ſich zu ſeiner Zeit keine,
auſſer eintzige, darinnen betreten laſſen.
Doch dieſe damahlige Verbannung hat
ſich nicht ſo weit erſtrecket, daß nicht noch
heutiges Tages die Aale daſelbſt in groſſer
Menge gefangen, und von den Einwoh-
nern mit gutem Appetit genoſſen wer-
den. S. Wagners Hiſtor. Natural. Hel-
vet. p. 50. Einige Autores gedencken,
daß man experimentiret haͤtte, wenn man
zwey oder drey Aale in einem Keſſel zu
einem Brey ſoͤtte, und hernach denſelben
Brey in einen feuchten und moraſtigen
Ort ausſchuͤttete, ſo ſolten an demſelben
Orte innerhalb acht Tagen ſehr viel junge
Aale zum Vorſchein kommen. S. Tackii
Myſterium Reſurrectionis Rerum fol. 40.
Colerus meldet in ſeiner Oeconomie lib.
16. c. 50. Dieſer Fiſch hat keine Milch noch
Rogen, darum leicht er auch nicht, ſondern
laͤufft nur, aber doch gebieret er, und die
ſind erſtlich klein, wie ein groſſer Zwirns-
Faden. Denn alſo halten auch unſere
Fiſcher, die ihrer ein Jahr viel hundert
Tonnen fangen, und die gantze Marck
damit beſpeiſen, davor, daß er ſich mit den
Schlangen belauffe, wie etliche meynen.
Die Ukeley, Ploͤtzen, und Guͤſtern, oder
Geſen, und andere kleine Fiſche, tragen
den Aal in den Kyben oder Floß in der
Faſten kurtz vor Oſtern, von denen con-
cipiret er ein Semen, das waͤchſt hernach
in den Kyben, und wird eine kleine Ma-
de, biß er wird eines halben Fingers lang.
Darnach laͤufft es aus des Aals Kyben
heraus ins Waſſer, und waͤchſt zu Hand
immer groͤſſer. Balbinus erzehlet in den
Miſcellaneis Hiſtoricis Regni Bohemici
fol. 122. daß einſten ein groſſer Herr eine
Parthie Aale in ſeine Fiſch-Haͤlter werf-
fen laſſen, welche ſich in kurtzer Zeit in
denſelben ſo gemehret, daß man hernach,
man
G g g (Anderer Haupt-Theil.)
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