Des Fisch-Buchs 18. Cap. von den Fischen überhaupt.
[Spaltenumbruch]
gleichen von Fliegen, Mücken, Kröten, Fröschen, und anderm Ungeziefer. Daß sie auch das Menschen-Fleisch sehr gerne kosten, siehet man aus einigen unglückli- chen Exempeln, da die Leute im Strohm oder Teiche ertruncken, und wenn sie nach einiger Zeit daraus gezogen worden, hernach von den Fischen ziemlicher massen angefressen gewesen.
§. 8.
Man hält zwar insgemein da- vor, daß die Fische mit gar keiner Kranck- heit befallen werden, daher man auch zu sagen pflegt: Du bist gesund, als wie ein Fisch im Wasser; Es geschicht aber doch bißweilen, wenn gifftige und schädliche Mehlthaue fallen, die nicht allein die Weyden, sondern auch die Flüsse und Tei- che anstecken, davon die Wässer in der Fläche gantz blau scheinen, daß die Fische alsdenn nicht allein davon kranck werden, sondern auch sterben. Man siehet manch- mahl, daß das Wasser starck von kleinen Würmern, wie Sonnen-Stäublein, wim- melt, wenn nun die Fische in diesem Un- flath leben müssen, und dieses böse We- sen in sich schlucken, so können wohl nichts anders, als Kranckheiten, und zuletzt das Abstehen und endliche Verderben dar- aus erfolgen. Man siehet auch aus den aufschwimmenden todten Fischen und Gerippen, daß unter selbigen unfehlbar Kranckheiten und Staupen grassiren müssen.
§. 9.
Anno 1680. sind in der Graf- schafft Manßfeld in der so genannten süs- sen See bey Seeburg, wie auch an un- terschiedenen Teichen, die Fische an einer Epidemischen Kranckheit häuffig abge- standen, so, daß selbige viel schwartze, ro- the, gelbe, und grüne Flecke am Leibe ge- habt, dessen Ursachen die Eislebischen, Hällischen, und andern Medici einem scharffen corrosivischen Schwefel zuge- schrieben, der auch so gar verursacht ha- ben soll, daß die dazumahl auf gedachtem Gewässer herumfahrende Fischer im Ge- sichte allerhand Exulcerationes bekommen. S. Observat. Acad. Nat. Curios. Obs. 171. p. 386. Es ist curieus, was Rosinus Len- tilius im Monat December Anno 1709. p. 1337. referiret, daß bey Hochstädt in dem so genannten Herrn-Wasser, wie auch im Rhein, allein die Persken eine Epidemi- sche Seuche erleiden müssen, daß selbige in den Ohren unter den Schuppen, und im Fleische viel Finnen, denen an Schwei- nen ähnlich, und in denenselben weisse Würmlein, mit rothen Köpffen, gelben [Spaltenumbruch]
Schwäntzen, und einen weissen durchsich- tigen Rücken sollen gehabt haben. Man hat auch Exempel, daß bißweilen die Fi- sche in dem Monat Junio, da sie ohnedem alsdenn mehrentheils oben im Seichten zu schwimmen pflegen, durch den Ha- gel und Schloossen in den Teichen erschla- gen worden.
§. 10.
Jn Ansehung der Gesundheit hält man vornemlich die Meer-Fische vor die gesündesten, weil sie dadurch ihre an- gebohrne Feuchtigkeit und Kälte etwas temperiren und mäßigen, und mit ihrer saltzigen Bitterkeit zu einiger Proportion bringen; Die nächsten daran sind, die in gebürgichten und steinichten Flüssen und Bächen sich aufhalten, und weil sie mei- stentheils gegen den Strohm sind, und dadurch desto mehr geübt, und der Be- wegung gewohnt, so wird auch ihr Fleisch vor gesünder und besser geachtet, wie auch aller derjenigen, so in grossen und starck- lauffenden Ströhmen ihre Wohnungen nehmen. Hingegen ist leichtlich zu schlüs- sen, daß, was in faulen stehenden Was- sern, als in Seen und Teichen, sich auf- hält, an Würdigkeit den erst-erwehnten weit nachzusetzen.
§. 11.
Diejenigen, die kalte und feuch- te Mägen haben, müssen sich des Fisch- Essens enthalten, weil sie gar leicht mit Fiebern befallen werden können. Die frisch-gefangenen sind gesünder, als die marinirten, geräucherten, oder auf ande- re Art aufbehaltenen, als welche viel här- ter und schwerlicher zu verdauen. Die es zu bezahlen haben, mögen, nachdem sie Fische gespeiset, allezeit einen guten Trunck Wein drauf thun, so werden sie ihnen auch besser bekommen.
§. 12.
Jn der Erfahrung findet man, daß die Ströhme und Teiche nicht alle Jahre überein an Fischen reich seyn. Es wollen einige die Observation haben, daß, wenn das Wasser arm wäre, so sey das Land reich, an Korn, und andern Geträi- de und Feld-Früchten; und wenn hinge- gen das Wasser reich an Fischen wäre, so sey das Land arm. Die Ursache des Fisch-Mangels ist wohl den kalten Jah- ren zuzuschreiben, denn wenn die Fische ihren Leich oder Rogen haben von sich ge- hen lassen, und ein starcker Wind darauf entstehet, so treibet er den Leich an die Ufer, da solcher, wenn kalt Wetter ein- fällt, verdirbt, weil er durch Abgang der Sonnen-Wärme nicht kan lebendig wer- den; oder es wird solcher von den Enten,
die
Des Fiſch-Buchs 18. Cap. von den Fiſchen uͤberhaupt.
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gleichen von Fliegen, Muͤcken, Kroͤten, Froͤſchen, und anderm Ungeziefer. Daß ſie auch das Menſchen-Fleiſch ſehr gerne koſten, ſiehet man aus einigen ungluͤckli- chen Exempeln, da die Leute im Strohm oder Teiche ertruncken, und wenn ſie nach einiger Zeit daraus gezogen worden, hernach von den Fiſchen ziemlicher maſſen angefreſſen geweſen.
§. 8.
Man haͤlt zwar insgemein da- vor, daß die Fiſche mit gar keiner Kranck- heit befallen werden, daher man auch zu ſagen pflegt: Du biſt geſund, als wie ein Fiſch im Waſſer; Es geſchicht aber doch bißweilen, wenn gifftige und ſchaͤdliche Mehlthaue fallen, die nicht allein die Weyden, ſondern auch die Fluͤſſe und Tei- che anſtecken, davon die Waͤſſer in der Flaͤche gantz blau ſcheinen, daß die Fiſche alsdenn nicht allein davon kranck werden, ſondern auch ſterben. Man ſiehet manch- mahl, daß das Waſſer ſtarck von kleinen Wuͤrmern, wie Soñen-Staͤublein, wim- melt, wenn nun die Fiſche in dieſem Un- flath leben muͤſſen, und dieſes boͤſe We- ſen in ſich ſchlucken, ſo koͤnnen wohl nichts anders, als Kranckheiten, und zuletzt das Abſtehen und endliche Verderben dar- aus erfolgen. Man ſiehet auch aus den aufſchwimmenden todten Fiſchen und Gerippen, daß unter ſelbigen unfehlbar Kranckheiten und Staupen graſſiren muͤſſen.
§. 9.
Anno 1680. ſind in der Graf- ſchafft Manßfeld in der ſo genannten ſuͤſ- ſen See bey Seeburg, wie auch an un- terſchiedenen Teichen, die Fiſche an einer Epidemiſchen Kranckheit haͤuffig abge- ſtanden, ſo, daß ſelbige viel ſchwartze, ro- the, gelbe, und gruͤne Flecke am Leibe ge- habt, deſſen Urſachen die Eislebiſchen, Haͤlliſchen, und andern Medici einem ſcharffen corroſiviſchen Schwefel zuge- ſchrieben, der auch ſo gar verurſacht ha- ben ſoll, daß die dazumahl auf gedachtem Gewaͤſſer herumfahrende Fiſcher im Ge- ſichte allerhand Exulcerationes bekom̃en. S. Obſervat. Acad. Nat. Curioſ. Obſ. 171. p. 386. Es iſt curieus, was Roſinus Len- tilius im Monat December Anno 1709. p. 1337. referiret, daß bey Hochſtaͤdt in dem ſo genannten Herrn-Waſſer, wie auch im Rhein, allein die Persken eine Epidemi- ſche Seuche erleiden muͤſſen, daß ſelbige in den Ohren unter den Schuppen, und im Fleiſche viel Finnen, denen an Schwei- nen aͤhnlich, und in denenſelben weiſſe Wuͤrmlein, mit rothen Koͤpffen, gelben [Spaltenumbruch]
Schwaͤntzen, und einen weiſſen durchſich- tigen Ruͤcken ſollen gehabt haben. Man hat auch Exempel, daß bißweilen die Fi- ſche in dem Monat Junio, da ſie ohnedem alsdenn mehrentheils oben im Seichten zu ſchwimmen pflegen, durch den Ha- gel und Schlooſſen in den Teichen erſchla- gen worden.
§. 10.
Jn Anſehung der Geſundheit haͤlt man vornemlich die Meer-Fiſche vor die geſuͤndeſten, weil ſie dadurch ihre an- gebohrne Feuchtigkeit und Kaͤlte etwas temperiren und maͤßigen, und mit ihrer ſaltzigen Bitterkeit zu einiger Proportion bringen; Die naͤchſten daran ſind, die in gebuͤrgichten und ſteinichten Fluͤſſen und Baͤchen ſich aufhalten, und weil ſie mei- ſtentheils gegen den Strohm ſind, und dadurch deſto mehr geuͤbt, und der Be- wegung gewohnt, ſo wird auch ihr Fleiſch vor geſuͤnder und beſſer geachtet, wie auch aller derjenigen, ſo in groſſen und ſtarck- lauffenden Stroͤhmen ihre Wohnungen nehmen. Hingegen iſt leichtlich zu ſchluͤſ- ſen, daß, was in faulen ſtehenden Waſ- ſern, als in Seen und Teichen, ſich auf- haͤlt, an Wuͤrdigkeit den erſt-erwehnten weit nachzuſetzen.
§. 11.
Diejenigen, die kalte und feuch- te Maͤgen haben, muͤſſen ſich des Fiſch- Eſſens enthalten, weil ſie gar leicht mit Fiebern befallen werden koͤnnen. Die friſch-gefangenen ſind geſuͤnder, als die marinirten, geraͤucherten, oder auf ande- re Art aufbehaltenen, als welche viel haͤr- ter und ſchwerlicher zu verdauen. Die es zu bezahlen haben, moͤgen, nachdem ſie Fiſche geſpeiſet, allezeit einen guten Trunck Wein drauf thun, ſo werden ſie ihnen auch beſſer bekommen.
§. 12.
Jn der Erfahrung findet man, daß die Stroͤhme und Teiche nicht alle Jahre uͤberein an Fiſchen reich ſeyn. Es wollen einige die Obſervation haben, daß, wenn das Waſſer arm waͤre, ſo ſey das Land reich, an Korn, und andern Getraͤi- de und Feld-Fruͤchten; und wenn hinge- gen das Waſſer reich an Fiſchen waͤre, ſo ſey das Land arm. Die Urſache des Fiſch-Mangels iſt wohl den kalten Jah- ren zuzuſchreiben, denn wenn die Fiſche ihren Leich oder Rogen haben von ſich ge- hen laſſen, und ein ſtarcker Wind darauf entſtehet, ſo treibet er den Leich an die Ufer, da ſolcher, wenn kalt Wetter ein- faͤllt, verdirbt, weil er durch Abgang der Sonnen-Waͤrme nicht kan lebendig wer- den; oder es wird ſolcher von den Enten,
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Des Fiſch-Buchs 18. Cap. von den Fiſchen uͤberhaupt.
gleichen von Fliegen, Muͤcken, Kroͤten,
Froͤſchen, und anderm Ungeziefer. Daß
ſie auch das Menſchen-Fleiſch ſehr gerne
koſten, ſiehet man aus einigen ungluͤckli-
chen Exempeln, da die Leute im Strohm
oder Teiche ertruncken, und wenn ſie
nach einiger Zeit daraus gezogen worden,
hernach von den Fiſchen ziemlicher maſſen
angefreſſen geweſen.
§. 8. Man haͤlt zwar insgemein da-
vor, daß die Fiſche mit gar keiner Kranck-
heit befallen werden, daher man auch zu
ſagen pflegt: Du biſt geſund, als wie ein
Fiſch im Waſſer; Es geſchicht aber doch
bißweilen, wenn gifftige und ſchaͤdliche
Mehlthaue fallen, die nicht allein die
Weyden, ſondern auch die Fluͤſſe und Tei-
che anſtecken, davon die Waͤſſer in der
Flaͤche gantz blau ſcheinen, daß die Fiſche
alsdenn nicht allein davon kranck werden,
ſondern auch ſterben. Man ſiehet manch-
mahl, daß das Waſſer ſtarck von kleinen
Wuͤrmern, wie Soñen-Staͤublein, wim-
melt, wenn nun die Fiſche in dieſem Un-
flath leben muͤſſen, und dieſes boͤſe We-
ſen in ſich ſchlucken, ſo koͤnnen wohl nichts
anders, als Kranckheiten, und zuletzt das
Abſtehen und endliche Verderben dar-
aus erfolgen. Man ſiehet auch aus den
aufſchwimmenden todten Fiſchen und
Gerippen, daß unter ſelbigen unfehlbar
Kranckheiten und Staupen graſſiren
muͤſſen.
§. 9. Anno 1680. ſind in der Graf-
ſchafft Manßfeld in der ſo genannten ſuͤſ-
ſen See bey Seeburg, wie auch an un-
terſchiedenen Teichen, die Fiſche an einer
Epidemiſchen Kranckheit haͤuffig abge-
ſtanden, ſo, daß ſelbige viel ſchwartze, ro-
the, gelbe, und gruͤne Flecke am Leibe ge-
habt, deſſen Urſachen die Eislebiſchen,
Haͤlliſchen, und andern Medici einem
ſcharffen corroſiviſchen Schwefel zuge-
ſchrieben, der auch ſo gar verurſacht ha-
ben ſoll, daß die dazumahl auf gedachtem
Gewaͤſſer herumfahrende Fiſcher im Ge-
ſichte allerhand Exulcerationes bekom̃en.
S. Obſervat. Acad. Nat. Curioſ. Obſ. 171.
p. 386. Es iſt curieus, was Roſinus Len-
tilius im Monat December Anno 1709.
p. 1337. referiret, daß bey Hochſtaͤdt in dem
ſo genannten Herrn-Waſſer, wie auch im
Rhein, allein die Persken eine Epidemi-
ſche Seuche erleiden muͤſſen, daß ſelbige
in den Ohren unter den Schuppen, und
im Fleiſche viel Finnen, denen an Schwei-
nen aͤhnlich, und in denenſelben weiſſe
Wuͤrmlein, mit rothen Koͤpffen, gelben
Schwaͤntzen, und einen weiſſen durchſich-
tigen Ruͤcken ſollen gehabt haben. Man
hat auch Exempel, daß bißweilen die Fi-
ſche in dem Monat Junio, da ſie ohnedem
alsdenn mehrentheils oben im Seichten
zu ſchwimmen pflegen, durch den Ha-
gel und Schlooſſen in den Teichen erſchla-
gen worden.
§. 10. Jn Anſehung der Geſundheit
haͤlt man vornemlich die Meer-Fiſche vor
die geſuͤndeſten, weil ſie dadurch ihre an-
gebohrne Feuchtigkeit und Kaͤlte etwas
temperiren und maͤßigen, und mit ihrer
ſaltzigen Bitterkeit zu einiger Proportion
bringen; Die naͤchſten daran ſind, die in
gebuͤrgichten und ſteinichten Fluͤſſen und
Baͤchen ſich aufhalten, und weil ſie mei-
ſtentheils gegen den Strohm ſind, und
dadurch deſto mehr geuͤbt, und der Be-
wegung gewohnt, ſo wird auch ihr Fleiſch
vor geſuͤnder und beſſer geachtet, wie auch
aller derjenigen, ſo in groſſen und ſtarck-
lauffenden Stroͤhmen ihre Wohnungen
nehmen. Hingegen iſt leichtlich zu ſchluͤſ-
ſen, daß, was in faulen ſtehenden Waſ-
ſern, als in Seen und Teichen, ſich auf-
haͤlt, an Wuͤrdigkeit den erſt-erwehnten
weit nachzuſetzen.
§. 11. Diejenigen, die kalte und feuch-
te Maͤgen haben, muͤſſen ſich des Fiſch-
Eſſens enthalten, weil ſie gar leicht mit
Fiebern befallen werden koͤnnen. Die
friſch-gefangenen ſind geſuͤnder, als die
marinirten, geraͤucherten, oder auf ande-
re Art aufbehaltenen, als welche viel haͤr-
ter und ſchwerlicher zu verdauen. Die es
zu bezahlen haben, moͤgen, nachdem ſie
Fiſche geſpeiſet, allezeit einen guten Trunck
Wein drauf thun, ſo werden ſie ihnen
auch beſſer bekommen.
§. 12. Jn der Erfahrung findet man,
daß die Stroͤhme und Teiche nicht alle
Jahre uͤberein an Fiſchen reich ſeyn. Es
wollen einige die Obſervation haben, daß,
wenn das Waſſer arm waͤre, ſo ſey das
Land reich, an Korn, und andern Getraͤi-
de und Feld-Fruͤchten; und wenn hinge-
gen das Waſſer reich an Fiſchen waͤre,
ſo ſey das Land arm. Die Urſache des
Fiſch-Mangels iſt wohl den kalten Jah-
ren zuzuſchreiben, denn wenn die Fiſche
ihren Leich oder Rogen haben von ſich ge-
hen laſſen, und ein ſtarcker Wind darauf
entſtehet, ſo treibet er den Leich an die
Ufer, da ſolcher, wenn kalt Wetter ein-
faͤllt, verdirbt, weil er durch Abgang der
Sonnen-Waͤrme nicht kan lebendig wer-
den; oder es wird ſolcher von den Enten,
die
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/574>, abgerufen am 22.02.2025.
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