Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Fisch-Buchs 18. Cap. von den Fischen überhaupt. [Spaltenumbruch]
gleichen von Fliegen, Mücken, Kröten,Fröschen, und anderm Ungeziefer. Daß sie auch das Menschen-Fleisch sehr gerne kosten, siehet man aus einigen unglückli- chen Exempeln, da die Leute im Strohm oder Teiche ertruncken, und wenn sie nach einiger Zeit daraus gezogen worden, hernach von den Fischen ziemlicher massen angefressen gewesen. §. 8. Man hält zwar insgemein da- §. 9. Anno 1680. sind in der Graf- §. 10. Jn Ansehung der Gesundheit §. 11. Diejenigen, die kalte und feuch- §. 12. Jn der Erfahrung findet man, die
Des Fiſch-Buchs 18. Cap. von den Fiſchen uͤberhaupt. [Spaltenumbruch]
gleichen von Fliegen, Muͤcken, Kroͤten,Froͤſchen, und anderm Ungeziefer. Daß ſie auch das Menſchen-Fleiſch ſehr gerne koſten, ſiehet man aus einigen ungluͤckli- chen Exempeln, da die Leute im Strohm oder Teiche ertruncken, und wenn ſie nach einiger Zeit daraus gezogen worden, hernach von den Fiſchen ziemlicher maſſen angefreſſen geweſen. §. 8. Man haͤlt zwar insgemein da- §. 9. Anno 1680. ſind in der Graf- §. 10. Jn Anſehung der Geſundheit §. 11. Diejenigen, die kalte und feuch- §. 12. Jn der Erfahrung findet man, die
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Man ſiehet manch-<lb/> mahl, daß das Waſſer ſtarck von kleinen<lb/> Wuͤrmern, wie Soñen-Staͤublein, wim-<lb/> melt, wenn nun die Fiſche in dieſem Un-<lb/> flath leben muͤſſen, und dieſes boͤſe We-<lb/> ſen in ſich ſchlucken, ſo koͤnnen wohl nichts<lb/> anders, als Kranckheiten, und zuletzt das<lb/> Abſtehen und endliche Verderben dar-<lb/> aus erfolgen. 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Hingegen iſt leichtlich zu ſchluͤſ-<lb/> ſen, daß, was in faulen ſtehenden Waſ-<lb/> ſern, als in Seen und Teichen, ſich auf-<lb/> haͤlt, an Wuͤrdigkeit den erſt-erwehnten<lb/> weit nachzuſetzen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 11.</head> <p>Diejenigen, die kalte und feuch-<lb/> te Maͤgen haben, muͤſſen ſich des Fiſch-<lb/> Eſſens enthalten, weil ſie gar leicht mit<lb/> Fiebern befallen werden koͤnnen. Die<lb/> friſch-gefangenen ſind geſuͤnder, als die<lb/><hi rendition="#aq">marinir</hi>ten, geraͤucherten, oder auf ande-<lb/> re Art aufbehaltenen, als welche viel haͤr-<lb/> ter und ſchwerlicher zu verdauen. Die es<lb/> zu bezahlen haben, moͤgen, nachdem ſie<lb/> Fiſche geſpeiſet, allezeit einen guten Trunck<lb/> Wein drauf thun, ſo werden ſie ihnen<lb/> auch beſſer bekommen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 12.</head> <p>Jn der Erfahrung findet man,<lb/> daß die Stroͤhme und Teiche nicht alle<lb/> Jahre uͤberein an Fiſchen reich ſeyn. 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Des Fiſch-Buchs 18. Cap. von den Fiſchen uͤberhaupt.
gleichen von Fliegen, Muͤcken, Kroͤten,
Froͤſchen, und anderm Ungeziefer. Daß
ſie auch das Menſchen-Fleiſch ſehr gerne
koſten, ſiehet man aus einigen ungluͤckli-
chen Exempeln, da die Leute im Strohm
oder Teiche ertruncken, und wenn ſie
nach einiger Zeit daraus gezogen worden,
hernach von den Fiſchen ziemlicher maſſen
angefreſſen geweſen.
§. 8. Man haͤlt zwar insgemein da-
vor, daß die Fiſche mit gar keiner Kranck-
heit befallen werden, daher man auch zu
ſagen pflegt: Du biſt geſund, als wie ein
Fiſch im Waſſer; Es geſchicht aber doch
bißweilen, wenn gifftige und ſchaͤdliche
Mehlthaue fallen, die nicht allein die
Weyden, ſondern auch die Fluͤſſe und Tei-
che anſtecken, davon die Waͤſſer in der
Flaͤche gantz blau ſcheinen, daß die Fiſche
alsdenn nicht allein davon kranck werden,
ſondern auch ſterben. Man ſiehet manch-
mahl, daß das Waſſer ſtarck von kleinen
Wuͤrmern, wie Soñen-Staͤublein, wim-
melt, wenn nun die Fiſche in dieſem Un-
flath leben muͤſſen, und dieſes boͤſe We-
ſen in ſich ſchlucken, ſo koͤnnen wohl nichts
anders, als Kranckheiten, und zuletzt das
Abſtehen und endliche Verderben dar-
aus erfolgen. Man ſiehet auch aus den
aufſchwimmenden todten Fiſchen und
Gerippen, daß unter ſelbigen unfehlbar
Kranckheiten und Staupen graſſiren
muͤſſen.
§. 9. Anno 1680. ſind in der Graf-
ſchafft Manßfeld in der ſo genannten ſuͤſ-
ſen See bey Seeburg, wie auch an un-
terſchiedenen Teichen, die Fiſche an einer
Epidemiſchen Kranckheit haͤuffig abge-
ſtanden, ſo, daß ſelbige viel ſchwartze, ro-
the, gelbe, und gruͤne Flecke am Leibe ge-
habt, deſſen Urſachen die Eislebiſchen,
Haͤlliſchen, und andern Medici einem
ſcharffen corroſiviſchen Schwefel zuge-
ſchrieben, der auch ſo gar verurſacht ha-
ben ſoll, daß die dazumahl auf gedachtem
Gewaͤſſer herumfahrende Fiſcher im Ge-
ſichte allerhand Exulcerationes bekom̃en.
S. Obſervat. Acad. Nat. Curioſ. Obſ. 171.
p. 386. Es iſt curieus, was Roſinus Len-
tilius im Monat December Anno 1709.
p. 1337. referiret, daß bey Hochſtaͤdt in dem
ſo genannten Herrn-Waſſer, wie auch im
Rhein, allein die Persken eine Epidemi-
ſche Seuche erleiden muͤſſen, daß ſelbige
in den Ohren unter den Schuppen, und
im Fleiſche viel Finnen, denen an Schwei-
nen aͤhnlich, und in denenſelben weiſſe
Wuͤrmlein, mit rothen Koͤpffen, gelben
Schwaͤntzen, und einen weiſſen durchſich-
tigen Ruͤcken ſollen gehabt haben. Man
hat auch Exempel, daß bißweilen die Fi-
ſche in dem Monat Junio, da ſie ohnedem
alsdenn mehrentheils oben im Seichten
zu ſchwimmen pflegen, durch den Ha-
gel und Schlooſſen in den Teichen erſchla-
gen worden.
§. 10. Jn Anſehung der Geſundheit
haͤlt man vornemlich die Meer-Fiſche vor
die geſuͤndeſten, weil ſie dadurch ihre an-
gebohrne Feuchtigkeit und Kaͤlte etwas
temperiren und maͤßigen, und mit ihrer
ſaltzigen Bitterkeit zu einiger Proportion
bringen; Die naͤchſten daran ſind, die in
gebuͤrgichten und ſteinichten Fluͤſſen und
Baͤchen ſich aufhalten, und weil ſie mei-
ſtentheils gegen den Strohm ſind, und
dadurch deſto mehr geuͤbt, und der Be-
wegung gewohnt, ſo wird auch ihr Fleiſch
vor geſuͤnder und beſſer geachtet, wie auch
aller derjenigen, ſo in groſſen und ſtarck-
lauffenden Stroͤhmen ihre Wohnungen
nehmen. Hingegen iſt leichtlich zu ſchluͤſ-
ſen, daß, was in faulen ſtehenden Waſ-
ſern, als in Seen und Teichen, ſich auf-
haͤlt, an Wuͤrdigkeit den erſt-erwehnten
weit nachzuſetzen.
§. 11. Diejenigen, die kalte und feuch-
te Maͤgen haben, muͤſſen ſich des Fiſch-
Eſſens enthalten, weil ſie gar leicht mit
Fiebern befallen werden koͤnnen. Die
friſch-gefangenen ſind geſuͤnder, als die
marinirten, geraͤucherten, oder auf ande-
re Art aufbehaltenen, als welche viel haͤr-
ter und ſchwerlicher zu verdauen. Die es
zu bezahlen haben, moͤgen, nachdem ſie
Fiſche geſpeiſet, allezeit einen guten Trunck
Wein drauf thun, ſo werden ſie ihnen
auch beſſer bekommen.
§. 12. Jn der Erfahrung findet man,
daß die Stroͤhme und Teiche nicht alle
Jahre uͤberein an Fiſchen reich ſeyn. Es
wollen einige die Obſervation haben, daß,
wenn das Waſſer arm waͤre, ſo ſey das
Land reich, an Korn, und andern Getraͤi-
de und Feld-Fruͤchten; und wenn hinge-
gen das Waſſer reich an Fiſchen waͤre,
ſo ſey das Land arm. Die Urſache des
Fiſch-Mangels iſt wohl den kalten Jah-
ren zuzuſchreiben, denn wenn die Fiſche
ihren Leich oder Rogen haben von ſich ge-
hen laſſen, und ein ſtarcker Wind darauf
entſtehet, ſo treibet er den Leich an die
Ufer, da ſolcher, wenn kalt Wetter ein-
faͤllt, verdirbt, weil er durch Abgang der
Sonnen-Waͤrme nicht kan lebendig wer-
den; oder es wird ſolcher von den Enten,
die
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