Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Fisch-Buchs 18. Cap. von den Fischen überhaupt. [Spaltenumbruch]
der-Lausitz um die Spree herum. Siesind daselbst so wohlfeil, daß man das Schock Krebse um einen Groschen bekom- men kan. Es finden sich daselbst Auf- käuffer, die solche nachgehends nach Ber- lin, Dresden, Leipzig, Merseburg, und andere Städte, verführen, allwo sie, nach- dem sie groß sind, wohl acht, zehen, zwölff, biß sechzehen Groschen, und noch mehr, das Schock gelten. §. 11. Wenn man die Krebse in ei- Das 18. Capitel/ Von den Fischen überhaupt. §. 1. Bey den Fischen kommen unterschiede- §. 2. Jn Ansehung des Eingewey- §. 3. Der Fisch-Rogen ist durchge- §. 4. Daß die Fische, wenn sie an- §. 5. Die Erfahrung erweiset, daß §. 6. Die Fische sehen und hören §. 7. Die Speise der Fische ist man- gleichen F f f 2
Des Fiſch-Buchs 18. Cap. von den Fiſchen uͤberhaupt. [Spaltenumbruch]
der-Lauſitz um die Spree herum. Sieſind daſelbſt ſo wohlfeil, daß man das Schock Krebſe um einen Groſchen bekom- men kan. Es finden ſich daſelbſt Auf- kaͤuffer, die ſolche nachgehends nach Ber- lin, Dresden, Leipzig, Merſeburg, und andere Staͤdte, verfuͤhren, allwo ſie, nach- dem ſie groß ſind, wohl acht, zehen, zwoͤlff, biß ſechzehen Groſchen, und noch mehr, das Schock gelten. §. 11. Wenn man die Krebſe in ei- Das 18. Capitel/ Von den Fiſchen uͤberhaupt. §. 1. Bey den Fiſchen kommen unterſchiede- §. 2. Jn Anſehung des Eingewey- §. 3. Der Fiſch-Rogen iſt durchge- §. 4. Daß die Fiſche, wenn ſie an- §. 5. Die Erfahrung erweiſet, daß §. 6. Die Fiſche ſehen und hoͤren §. 7. Die Speiſe der Fiſche iſt man- gleichen F f f 2
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Des Fiſch-Buchs 18. Cap. von den Fiſchen uͤberhaupt.
der-Lauſitz um die Spree herum. Sie
ſind daſelbſt ſo wohlfeil, daß man das
Schock Krebſe um einen Groſchen bekom-
men kan. Es finden ſich daſelbſt Auf-
kaͤuffer, die ſolche nachgehends nach Ber-
lin, Dresden, Leipzig, Merſeburg, und
andere Staͤdte, verfuͤhren, allwo ſie, nach-
dem ſie groß ſind, wohl acht, zehen, zwoͤlff,
biß ſechzehen Groſchen, und noch mehr,
das Schock gelten.
§. 11. Wenn man die Krebſe in ei-
nem Gefaͤſſe ſitzen hat, und man will ſie
eine Zeit-lang aufbehalten, ſo muß man
ſie fleißig mit Biere begieſſen, auch gruͤn
Kraͤuterwerck ihnen zuſchmeiſſen, und alle
Tage fleißig ausleſen, ob einer oder der
andere abgeſtanden. Diejenigen, ſo ab-
geſtanden ſind, muß man von ihnen ab-
ſondern, damit ſie nicht die andern anſte-
cken. Wenn man ſie gar zu lange ſitzen
hat, ſo zehren ſie ſich ſo ab, daß ihnen
nachgehends nicht gar viel abzueſſen iſt.
Das 18. Capitel/
Von den Fiſchen uͤberhaupt.
§. 1.
Bey den Fiſchen kommen unterſchiede-
ne Theile zu betrachten vor, welche
nach dem Unterſcheid der Fiſche und der
Liebhaber von einander zu unterſcheiden
ſind. An den Karpffen und Lachſen ruͤh-
met man inſonderheit die Kopff-Stuͤ-
cken, und die Zungen, als welche gar fett
und delicat, hingegen an den Hechten,
Zandern, Lachs-Fohren, und allen nicht
ſehr graͤtigen Fiſchen, werden die Schwaͤn-
tze vor die beſten Stuͤcken gehalten.
§. 2. Jn Anſehung des Eingewey-
des werden die Lebern von Hechten und
von Aalraupen, als welche von ſehr ſuͤſ-
ſen und lieblichen Geſchmack ſind, gar
hoch geſchaͤtzt. So pflegt man auch die
alſo genannten Buͤndlein von Karpffen,
Jaͤſen, Bleyen, und dergleichen, zu ſpei-
ſen, ſintemahl ſie nicht allein aus denen
Daͤrmern beſtehen, ſondern zugleich aus
einer Leber-formigen Subſtanz, welche
gar ſchmackhafftig. Die Milch von Hech-
ten iſt ebenfalls nicht zu verachten. Ei-
nige waͤſſern die Milch von Peckel-He-
ringen aus, und wollen daraus falſche
Auſtern in Schaalen formiren, aber es iſt
ſehr mercklich.
§. 3. Der Fiſch-Rogen iſt durchge-
hends nicht gar geſund, iedoch immer ei-
ner beſſer, als der andere. Unter den
Fiſchen ſchmeckt der von geſottenen Karpf-
fen, und der von gebratenen Stock-Bar-
ſchen am beſten. Der von Barmen ſoll
ſchaͤdlich ſeyn, Reiſſen im Leibe machen,
darauf bey etlichen ein Erbrechen und
Purgiren folget.
§. 4. Daß die Fiſche, wenn ſie an-
fangen zu putreſciren, ſo wohl als ander
verfaulet Fleiſch, uͤber die maaſſen ſchaͤd-
lich ſeyn, und gar leicht mancherley anſte-
ckende Seuchen und Kranckheiten erre-
gen koͤnnen, haben gelehrte Medici und
Phyſici in ihren Schrifften zur Gnuͤge
ausgefuͤhret. S. Garmann. de miraculis
mortuorum p. 373. Jnsgemein fangen
ſie an vom Kopff an zu faulen. Die Ur-
ſach hiervon ſoll ſeyn, weil ihr Kopff gantz
hohl vom Gehirn, und hingegen voll
Lufft, die Lufft aber, wo ſie hindringt,
eine Urſach aller Faͤulniß iſt, welches aus
ſehr vielen Inſtantien erweißlich zu ma-
chen waͤre.
§. 5. Die Erfahrung erweiſet, daß
einige Fiſche, als Aale, Peißker, wie auch
einige Inſecta, als die Schlangen, u. ſ. w.
wenn ſie gleich in Stuͤcken zerſchnitten
ſind, dennoch das Leben viel laͤnger er-
halten, als andere Thiere, inmaſſen auch
die zerſchnittenen Stuͤcke annoch einige
Bewegung und ein Leben von ſich geben.
Die Raiſon hiervon iſt wohl dieſe, weil
der Nahrungs-Safft bey ihnen viel zaͤ-
her und ſchleimichter iſt, und die Lebens-
Geiſter viel groͤber, als bey andern,
und daher nicht ſo geſchwinde verfliegen
koͤnnen.
§. 6. Die Fiſche ſehen und hoͤren
ſcharff, denn wenn einer uͤber einen Steg
oder Bruͤcke gehet, die Arme ſehr bewe-
get, ſie mit dem Hute ſcheucht, oder auf
den Steg ſchlaͤgt, ſo wird einer bald ſe-
hen, wie ſie von einander lauffen werden.
Sie koͤnnen ihre Federn zum Schwim-
men ſehr artig gebrauchen, wie ein Schiff
ſeine Ruder, und die Schwaͤntze an ſtatt
der Steuer-Ruder, damit ſie den gan-
tzen Leib ihres Gefallens lencken koͤnnen.
Daß die Fiſche hoͤren, erkennet man auch
daraus, indem bißweilen einige Fiſch-
Waͤrter ſie auf den Fiſch-Haͤltern mit
einem Gloͤckgen herbey lauten, oder ſie
zuſammen pfeiffen.
§. 7. Die Speiſe der Fiſche iſt man-
cherley: Einige Raub-Fiſche nehren ſich
von den andern kleinen, die ihnen entge-
gen ſchwimmen, andere vom Sand und
Schlamm, noch andere von allerhand
Kraͤutern, die in Waſſern wachſen, in-
gleichen
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