Des Fisch-Buchs 18. Cap. von den Fischen überhaupt.
[Spaltenumbruch]
der-Lausitz um die Spree herum. Sie sind daselbst so wohlfeil, daß man das Schock Krebse um einen Groschen bekom- men kan. Es finden sich daselbst Auf- käuffer, die solche nachgehends nach Ber- lin, Dresden, Leipzig, Merseburg, und andere Städte, verführen, allwo sie, nach- dem sie groß sind, wohl acht, zehen, zwölff, biß sechzehen Groschen, und noch mehr, das Schock gelten.
§. 11.
Wenn man die Krebse in ei- nem Gefässe sitzen hat, und man will sie eine Zeit-lang aufbehalten, so muß man sie fleißig mit Biere begiessen, auch grün Kräuterwerck ihnen zuschmeissen, und alle Tage fleißig auslesen, ob einer oder der andere abgestanden. Diejenigen, so ab- gestanden sind, muß man von ihnen ab- sondern, damit sie nicht die andern anste- cken. Wenn man sie gar zu lange sitzen hat, so zehren sie sich so ab, daß ihnen nachgehends nicht gar viel abzuessen ist.
Das 18. Capitel/ Von den Fischen überhaupt.
§. 1.
Bey den Fischen kommen unterschiede- ne Theile zu betrachten vor, welche nach dem Unterscheid der Fische und der Liebhaber von einander zu unterscheiden sind. An den Karpffen und Lachsen rüh- met man insonderheit die Kopff-Stü- cken, und die Zungen, als welche gar fett und delicat, hingegen an den Hechten, Zandern, Lachs-Fohren, und allen nicht sehr grätigen Fischen, werden die Schwän- tze vor die besten Stücken gehalten.
§. 2.
Jn Ansehung des Eingewey- des werden die Lebern von Hechten und von Aalraupen, als welche von sehr süs- sen und lieblichen Geschmack sind, gar hoch geschätzt. So pflegt man auch die also genannten Bündlein von Karpffen, Jäsen, Bleyen, und dergleichen, zu spei- sen, sintemahl sie nicht allein aus denen Därmern bestehen, sondern zugleich aus einer Leber-formigen Substanz, welche gar schmackhafftig. Die Milch von Hech- ten ist ebenfalls nicht zu verachten. Ei- nige wässern die Milch von Peckel-He- ringen aus, und wollen daraus falsche Austern in Schaalen formiren, aber es ist sehr mercklich.
§. 3.
Der Fisch-Rogen ist durchge- hends nicht gar gesund, iedoch immer ei- ner besser, als der andere. Unter den [Spaltenumbruch]
Fischen schmeckt der von gesottenen Karpf- fen, und der von gebratenen Stock-Bar- schen am besten. Der von Barmen soll schädlich seyn, Reissen im Leibe machen, darauf bey etlichen ein Erbrechen und Purgiren folget.
§. 4.
Daß die Fische, wenn sie an- fangen zu putresciren, so wohl als ander verfaulet Fleisch, über die maassen schäd- lich seyn, und gar leicht mancherley anste- ckende Seuchen und Kranckheiten erre- gen können, haben gelehrte Medici und Physici in ihren Schrifften zur Gnüge ausgeführet. S. Garmann. de miraculis mortuorum p. 373. Jnsgemein fangen sie an vom Kopff an zu faulen. Die Ur- sach hiervon soll seyn, weil ihr Kopff gantz hohl vom Gehirn, und hingegen voll Lufft, die Lufft aber, wo sie hindringt, eine Ursach aller Fäulniß ist, welches aus sehr vielen Instantien erweißlich zu ma- chen wäre.
§. 5.
Die Erfahrung erweiset, daß einige Fische, als Aale, Peißker, wie auch einige Insecta, als die Schlangen, u. s. w. wenn sie gleich in Stücken zerschnitten sind, dennoch das Leben viel länger er- halten, als andere Thiere, inmassen auch die zerschnittenen Stücke annoch einige Bewegung und ein Leben von sich geben. Die Raison hiervon ist wohl diese, weil der Nahrungs-Safft bey ihnen viel zä- her und schleimichter ist, und die Lebens- Geister viel gröber, als bey andern, und daher nicht so geschwinde verfliegen können.
§. 6.
Die Fische sehen und hören scharff, denn wenn einer über einen Steg oder Brücke gehet, die Arme sehr bewe- get, sie mit dem Hute scheucht, oder auf den Steg schlägt, so wird einer bald se- hen, wie sie von einander lauffen werden. Sie können ihre Federn zum Schwim- men sehr artig gebrauchen, wie ein Schiff seine Ruder, und die Schwäntze an statt der Steuer-Ruder, damit sie den gan- tzen Leib ihres Gefallens lencken können. Daß die Fische hören, erkennet man auch daraus, indem bißweilen einige Fisch- Wärter sie auf den Fisch-Hältern mit einem Glöckgen herbey lauten, oder sie zusammen pfeiffen.
§. 7.
Die Speise der Fische ist man- cherley: Einige Raub-Fische nehren sich von den andern kleinen, die ihnen entge- gen schwimmen, andere vom Sand und Schlamm, noch andere von allerhand Kräutern, die in Wassern wachsen, in-
gleichen
F f f 2
Des Fiſch-Buchs 18. Cap. von den Fiſchen uͤberhaupt.
[Spaltenumbruch]
der-Lauſitz um die Spree herum. Sie ſind daſelbſt ſo wohlfeil, daß man das Schock Krebſe um einen Groſchen bekom- men kan. Es finden ſich daſelbſt Auf- kaͤuffer, die ſolche nachgehends nach Ber- lin, Dresden, Leipzig, Merſeburg, und andere Staͤdte, verfuͤhren, allwo ſie, nach- dem ſie groß ſind, wohl acht, zehen, zwoͤlff, biß ſechzehen Groſchen, und noch mehr, das Schock gelten.
§. 11.
Wenn man die Krebſe in ei- nem Gefaͤſſe ſitzen hat, und man will ſie eine Zeit-lang aufbehalten, ſo muß man ſie fleißig mit Biere begieſſen, auch gruͤn Kraͤuterwerck ihnen zuſchmeiſſen, und alle Tage fleißig ausleſen, ob einer oder der andere abgeſtanden. Diejenigen, ſo ab- geſtanden ſind, muß man von ihnen ab- ſondern, damit ſie nicht die andern anſte- cken. Wenn man ſie gar zu lange ſitzen hat, ſo zehren ſie ſich ſo ab, daß ihnen nachgehends nicht gar viel abzueſſen iſt.
Das 18. Capitel/ Von den Fiſchen uͤberhaupt.
§. 1.
Bey den Fiſchen kommen unterſchiede- ne Theile zu betrachten vor, welche nach dem Unterſcheid der Fiſche und der Liebhaber von einander zu unterſcheiden ſind. An den Karpffen und Lachſen ruͤh- met man inſonderheit die Kopff-Stuͤ- cken, und die Zungen, als welche gar fett und delicat, hingegen an den Hechten, Zandern, Lachs-Fohren, und allen nicht ſehr graͤtigen Fiſchen, werden die Schwaͤn- tze vor die beſten Stuͤcken gehalten.
§. 2.
Jn Anſehung des Eingewey- des werden die Lebern von Hechten und von Aalraupen, als welche von ſehr ſuͤſ- ſen und lieblichen Geſchmack ſind, gar hoch geſchaͤtzt. So pflegt man auch die alſo genannten Buͤndlein von Karpffen, Jaͤſen, Bleyen, und dergleichen, zu ſpei- ſen, ſintemahl ſie nicht allein aus denen Daͤrmern beſtehen, ſondern zugleich aus einer Leber-formigen Subſtanz, welche gar ſchmackhafftig. Die Milch von Hech- ten iſt ebenfalls nicht zu verachten. Ei- nige waͤſſern die Milch von Peckel-He- ringen aus, und wollen daraus falſche Auſtern in Schaalen formiren, aber es iſt ſehr mercklich.
§. 3.
Der Fiſch-Rogen iſt durchge- hends nicht gar geſund, iedoch immer ei- ner beſſer, als der andere. Unter den [Spaltenumbruch]
Fiſchen ſchmeckt der von geſottenen Karpf- fen, und der von gebratenen Stock-Bar- ſchen am beſten. Der von Barmen ſoll ſchaͤdlich ſeyn, Reiſſen im Leibe machen, darauf bey etlichen ein Erbrechen und Purgiren folget.
§. 4.
Daß die Fiſche, wenn ſie an- fangen zu putreſciren, ſo wohl als ander verfaulet Fleiſch, uͤber die maaſſen ſchaͤd- lich ſeyn, und gar leicht mancherley anſte- ckende Seuchen und Kranckheiten erre- gen koͤnnen, haben gelehrte Medici und Phyſici in ihren Schrifften zur Gnuͤge ausgefuͤhret. S. Garmann. de miraculis mortuorum p. 373. Jnsgemein fangen ſie an vom Kopff an zu faulen. Die Ur- ſach hiervon ſoll ſeyn, weil ihr Kopff gantz hohl vom Gehirn, und hingegen voll Lufft, die Lufft aber, wo ſie hindringt, eine Urſach aller Faͤulniß iſt, welches aus ſehr vielen Inſtantien erweißlich zu ma- chen waͤre.
§. 5.
Die Erfahrung erweiſet, daß einige Fiſche, als Aale, Peißker, wie auch einige Inſecta, als die Schlangen, u. ſ. w. wenn ſie gleich in Stuͤcken zerſchnitten ſind, dennoch das Leben viel laͤnger er- halten, als andere Thiere, inmaſſen auch die zerſchnittenen Stuͤcke annoch einige Bewegung und ein Leben von ſich geben. Die Raiſon hiervon iſt wohl dieſe, weil der Nahrungs-Safft bey ihnen viel zaͤ- her und ſchleimichter iſt, und die Lebens- Geiſter viel groͤber, als bey andern, und daher nicht ſo geſchwinde verfliegen koͤnnen.
§. 6.
Die Fiſche ſehen und hoͤren ſcharff, denn wenn einer uͤber einen Steg oder Bruͤcke gehet, die Arme ſehr bewe- get, ſie mit dem Hute ſcheucht, oder auf den Steg ſchlaͤgt, ſo wird einer bald ſe- hen, wie ſie von einander lauffen werden. Sie koͤnnen ihre Federn zum Schwim- men ſehr artig gebrauchen, wie ein Schiff ſeine Ruder, und die Schwaͤntze an ſtatt der Steuer-Ruder, damit ſie den gan- tzen Leib ihres Gefallens lencken koͤnnen. Daß die Fiſche hoͤren, erkennet man auch daraus, indem bißweilen einige Fiſch- Waͤrter ſie auf den Fiſch-Haͤltern mit einem Gloͤckgen herbey lauten, oder ſie zuſammen pfeiffen.
§. 7.
Die Speiſe der Fiſche iſt man- cherley: Einige Raub-Fiſche nehren ſich von den andern kleinen, die ihnen entge- gen ſchwimmen, andere vom Sand und Schlamm, noch andere von allerhand Kraͤutern, die in Waſſern wachſen, in-
gleichen
F f f 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0573"n="407"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Fiſch-Buchs 18. Cap. von den Fiſchen uͤberhaupt.</hi></fw><lb/><cb/>
der-Lauſitz um die Spree herum. Sie<lb/>ſind daſelbſt ſo wohlfeil, daß man das<lb/>
Schock Krebſe um einen Groſchen bekom-<lb/>
men kan. Es finden ſich daſelbſt Auf-<lb/>
kaͤuffer, die ſolche nachgehends nach Ber-<lb/>
lin, Dresden, Leipzig, Merſeburg, und<lb/>
andere Staͤdte, verfuͤhren, allwo ſie, nach-<lb/>
dem ſie groß ſind, wohl acht, zehen, zwoͤlff,<lb/>
biß ſechzehen Groſchen, und noch mehr,<lb/>
das Schock gelten.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 11.</head><p>Wenn man die Krebſe in ei-<lb/>
nem Gefaͤſſe ſitzen hat, und man will ſie<lb/>
eine Zeit-lang aufbehalten, ſo muß man<lb/>ſie fleißig mit Biere begieſſen, auch gruͤn<lb/>
Kraͤuterwerck ihnen zuſchmeiſſen, und alle<lb/>
Tage fleißig ausleſen, ob einer oder der<lb/>
andere abgeſtanden. Diejenigen, ſo ab-<lb/>
geſtanden ſind, muß man von ihnen ab-<lb/>ſondern, damit ſie nicht die andern anſte-<lb/>
cken. Wenn man ſie gar zu lange ſitzen<lb/>
hat, ſo zehren ſie ſich ſo ab, daß ihnen<lb/>
nachgehends nicht gar viel abzueſſen iſt.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 18. Capitel/<lb/>
Von den Fiſchen uͤberhaupt.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">B</hi>ey den Fiſchen kommen unterſchiede-<lb/>
ne Theile zu betrachten vor, welche<lb/>
nach dem Unterſcheid der Fiſche und der<lb/>
Liebhaber von einander zu unterſcheiden<lb/>ſind. An den Karpffen und Lachſen ruͤh-<lb/>
met man inſonderheit die Kopff-Stuͤ-<lb/>
cken, und die Zungen, als welche gar fett<lb/>
und <hirendition="#aq">delicat,</hi> hingegen an den Hechten,<lb/>
Zandern, Lachs-Fohren, und allen nicht<lb/>ſehr graͤtigen Fiſchen, werden die Schwaͤn-<lb/>
tze vor die beſten Stuͤcken gehalten.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2.</head><p>Jn Anſehung des Eingewey-<lb/>
des werden die Lebern von Hechten und<lb/>
von Aalraupen, als welche von ſehr ſuͤſ-<lb/>ſen und lieblichen Geſchmack ſind, gar<lb/>
hoch geſchaͤtzt. So pflegt man auch die<lb/>
alſo genannten Buͤndlein von Karpffen,<lb/>
Jaͤſen, Bleyen, und dergleichen, zu ſpei-<lb/>ſen, ſintemahl ſie nicht allein aus denen<lb/>
Daͤrmern beſtehen, ſondern zugleich aus<lb/>
einer Leber-formigen <hirendition="#aq">Subſtanz,</hi> welche<lb/>
gar ſchmackhafftig. Die Milch von Hech-<lb/>
ten iſt ebenfalls nicht zu verachten. Ei-<lb/>
nige waͤſſern die Milch von Peckel-He-<lb/>
ringen aus, und wollen daraus falſche<lb/>
Auſtern in Schaalen <hirendition="#aq">formir</hi>en, aber es iſt<lb/>ſehr mercklich.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><p>Der Fiſch-Rogen iſt durchge-<lb/>
hends nicht gar geſund, iedoch immer ei-<lb/>
ner beſſer, als der andere. Unter den<lb/><cb/>
Fiſchen ſchmeckt der von geſottenen Karpf-<lb/>
fen, und der von gebratenen Stock-Bar-<lb/>ſchen am beſten. Der von Barmen ſoll<lb/>ſchaͤdlich ſeyn, Reiſſen im Leibe machen,<lb/>
darauf bey etlichen ein Erbrechen und<lb/><hirendition="#aq">Purgir</hi>en folget.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><p>Daß die Fiſche, wenn ſie an-<lb/>
fangen zu <hirendition="#aq">putreſcir</hi>en, ſo wohl als ander<lb/>
verfaulet Fleiſch, uͤber die maaſſen ſchaͤd-<lb/>
lich ſeyn, und gar leicht mancherley anſte-<lb/>
ckende Seuchen und Kranckheiten erre-<lb/>
gen koͤnnen, haben gelehrte <hirendition="#aq">Medici</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Phyſici</hi> in ihren Schrifften zur Gnuͤge<lb/>
ausgefuͤhret. S. <hirendition="#aq">Garmann. de miraculis<lb/>
mortuorum p.</hi> 373. Jnsgemein fangen<lb/>ſie an vom Kopff an zu faulen. Die Ur-<lb/>ſach hiervon ſoll ſeyn, weil ihr Kopff gantz<lb/>
hohl vom Gehirn, und hingegen voll<lb/>
Lufft, die Lufft aber, wo ſie hindringt,<lb/>
eine Urſach aller Faͤulniß iſt, welches aus<lb/>ſehr vielen <hirendition="#aq">Inſtanti</hi>en erweißlich zu ma-<lb/>
chen waͤre.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 5.</head><p>Die Erfahrung erweiſet, daß<lb/>
einige Fiſche, als Aale, Peißker, wie auch<lb/>
einige <hirendition="#aq">Inſecta,</hi> als die Schlangen, u. ſ. w.<lb/>
wenn ſie gleich in Stuͤcken zerſchnitten<lb/>ſind, dennoch das Leben viel laͤnger er-<lb/>
halten, als andere Thiere, inmaſſen auch<lb/>
die zerſchnittenen Stuͤcke annoch einige<lb/>
Bewegung und ein Leben von ſich geben.<lb/>
Die <hirendition="#aq">Raiſon</hi> hiervon iſt wohl dieſe, weil<lb/>
der Nahrungs-Safft bey ihnen viel zaͤ-<lb/>
her und ſchleimichter iſt, und die Lebens-<lb/>
Geiſter viel groͤber, als bey andern,<lb/>
und daher nicht ſo geſchwinde verfliegen<lb/>
koͤnnen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 6.</head><p>Die Fiſche ſehen und hoͤren<lb/>ſcharff, denn wenn einer uͤber einen Steg<lb/>
oder Bruͤcke gehet, die Arme ſehr bewe-<lb/>
get, ſie mit dem Hute ſcheucht, oder auf<lb/>
den Steg ſchlaͤgt, ſo wird einer bald ſe-<lb/>
hen, wie ſie von einander lauffen werden.<lb/>
Sie koͤnnen ihre Federn zum Schwim-<lb/>
men ſehr artig gebrauchen, wie ein Schiff<lb/>ſeine Ruder, und die Schwaͤntze an ſtatt<lb/>
der Steuer-Ruder, damit ſie den gan-<lb/>
tzen Leib ihres Gefallens lencken koͤnnen.<lb/>
Daß die Fiſche hoͤren, erkennet man auch<lb/>
daraus, indem bißweilen einige Fiſch-<lb/>
Waͤrter ſie auf den Fiſch-Haͤltern mit<lb/>
einem Gloͤckgen herbey lauten, oder ſie<lb/>
zuſammen pfeiffen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 7.</head><p>Die Speiſe der Fiſche iſt man-<lb/>
cherley: Einige Raub-Fiſche nehren ſich<lb/>
von den andern kleinen, die ihnen entge-<lb/>
gen ſchwimmen, andere vom Sand und<lb/>
Schlamm, noch andere von allerhand<lb/>
Kraͤutern, die in Waſſern wachſen, in-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f f 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">gleichen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[407/0573]
Des Fiſch-Buchs 18. Cap. von den Fiſchen uͤberhaupt.
der-Lauſitz um die Spree herum. Sie
ſind daſelbſt ſo wohlfeil, daß man das
Schock Krebſe um einen Groſchen bekom-
men kan. Es finden ſich daſelbſt Auf-
kaͤuffer, die ſolche nachgehends nach Ber-
lin, Dresden, Leipzig, Merſeburg, und
andere Staͤdte, verfuͤhren, allwo ſie, nach-
dem ſie groß ſind, wohl acht, zehen, zwoͤlff,
biß ſechzehen Groſchen, und noch mehr,
das Schock gelten.
§. 11. Wenn man die Krebſe in ei-
nem Gefaͤſſe ſitzen hat, und man will ſie
eine Zeit-lang aufbehalten, ſo muß man
ſie fleißig mit Biere begieſſen, auch gruͤn
Kraͤuterwerck ihnen zuſchmeiſſen, und alle
Tage fleißig ausleſen, ob einer oder der
andere abgeſtanden. Diejenigen, ſo ab-
geſtanden ſind, muß man von ihnen ab-
ſondern, damit ſie nicht die andern anſte-
cken. Wenn man ſie gar zu lange ſitzen
hat, ſo zehren ſie ſich ſo ab, daß ihnen
nachgehends nicht gar viel abzueſſen iſt.
Das 18. Capitel/
Von den Fiſchen uͤberhaupt.
§. 1.
Bey den Fiſchen kommen unterſchiede-
ne Theile zu betrachten vor, welche
nach dem Unterſcheid der Fiſche und der
Liebhaber von einander zu unterſcheiden
ſind. An den Karpffen und Lachſen ruͤh-
met man inſonderheit die Kopff-Stuͤ-
cken, und die Zungen, als welche gar fett
und delicat, hingegen an den Hechten,
Zandern, Lachs-Fohren, und allen nicht
ſehr graͤtigen Fiſchen, werden die Schwaͤn-
tze vor die beſten Stuͤcken gehalten.
§. 2. Jn Anſehung des Eingewey-
des werden die Lebern von Hechten und
von Aalraupen, als welche von ſehr ſuͤſ-
ſen und lieblichen Geſchmack ſind, gar
hoch geſchaͤtzt. So pflegt man auch die
alſo genannten Buͤndlein von Karpffen,
Jaͤſen, Bleyen, und dergleichen, zu ſpei-
ſen, ſintemahl ſie nicht allein aus denen
Daͤrmern beſtehen, ſondern zugleich aus
einer Leber-formigen Subſtanz, welche
gar ſchmackhafftig. Die Milch von Hech-
ten iſt ebenfalls nicht zu verachten. Ei-
nige waͤſſern die Milch von Peckel-He-
ringen aus, und wollen daraus falſche
Auſtern in Schaalen formiren, aber es iſt
ſehr mercklich.
§. 3. Der Fiſch-Rogen iſt durchge-
hends nicht gar geſund, iedoch immer ei-
ner beſſer, als der andere. Unter den
Fiſchen ſchmeckt der von geſottenen Karpf-
fen, und der von gebratenen Stock-Bar-
ſchen am beſten. Der von Barmen ſoll
ſchaͤdlich ſeyn, Reiſſen im Leibe machen,
darauf bey etlichen ein Erbrechen und
Purgiren folget.
§. 4. Daß die Fiſche, wenn ſie an-
fangen zu putreſciren, ſo wohl als ander
verfaulet Fleiſch, uͤber die maaſſen ſchaͤd-
lich ſeyn, und gar leicht mancherley anſte-
ckende Seuchen und Kranckheiten erre-
gen koͤnnen, haben gelehrte Medici und
Phyſici in ihren Schrifften zur Gnuͤge
ausgefuͤhret. S. Garmann. de miraculis
mortuorum p. 373. Jnsgemein fangen
ſie an vom Kopff an zu faulen. Die Ur-
ſach hiervon ſoll ſeyn, weil ihr Kopff gantz
hohl vom Gehirn, und hingegen voll
Lufft, die Lufft aber, wo ſie hindringt,
eine Urſach aller Faͤulniß iſt, welches aus
ſehr vielen Inſtantien erweißlich zu ma-
chen waͤre.
§. 5. Die Erfahrung erweiſet, daß
einige Fiſche, als Aale, Peißker, wie auch
einige Inſecta, als die Schlangen, u. ſ. w.
wenn ſie gleich in Stuͤcken zerſchnitten
ſind, dennoch das Leben viel laͤnger er-
halten, als andere Thiere, inmaſſen auch
die zerſchnittenen Stuͤcke annoch einige
Bewegung und ein Leben von ſich geben.
Die Raiſon hiervon iſt wohl dieſe, weil
der Nahrungs-Safft bey ihnen viel zaͤ-
her und ſchleimichter iſt, und die Lebens-
Geiſter viel groͤber, als bey andern,
und daher nicht ſo geſchwinde verfliegen
koͤnnen.
§. 6. Die Fiſche ſehen und hoͤren
ſcharff, denn wenn einer uͤber einen Steg
oder Bruͤcke gehet, die Arme ſehr bewe-
get, ſie mit dem Hute ſcheucht, oder auf
den Steg ſchlaͤgt, ſo wird einer bald ſe-
hen, wie ſie von einander lauffen werden.
Sie koͤnnen ihre Federn zum Schwim-
men ſehr artig gebrauchen, wie ein Schiff
ſeine Ruder, und die Schwaͤntze an ſtatt
der Steuer-Ruder, damit ſie den gan-
tzen Leib ihres Gefallens lencken koͤnnen.
Daß die Fiſche hoͤren, erkennet man auch
daraus, indem bißweilen einige Fiſch-
Waͤrter ſie auf den Fiſch-Haͤltern mit
einem Gloͤckgen herbey lauten, oder ſie
zuſammen pfeiffen.
§. 7. Die Speiſe der Fiſche iſt man-
cherley: Einige Raub-Fiſche nehren ſich
von den andern kleinen, die ihnen entge-
gen ſchwimmen, andere vom Sand und
Schlamm, noch andere von allerhand
Kraͤutern, die in Waſſern wachſen, in-
gleichen
F f f 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/573>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.