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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von allerhand Arten Fische zu fangen.
[Spaltenumbruch] Ruthen mit Pferde-Haaren gemacht
daran ein Feder-Kiel mit etwas Garn,
zum Zeichen, ob der Fisch angebissen, ge-
hefftet. Die andere Art ist, wenn an ei-
nem langen Saum viel an einander ge-
knüpffet, und die Schnur solcher gestalt
angebunden wird, daß sie nicht unter das
Wasser gezogen, und weggeführet wer-
den könne. Die dritten werden von
Meßing eines Schuhes lang, oben mit ei-
nem Würbel gemacht, daran die Schnu-
re hänget, und an einem Baum oder
Pfahl in der Nähe gebunden, damit sie
nicht wegkommen, werden aber deswe-
gen so lang gemacht, damit, wenn grosse
Hechte anbeissen, sie sich nicht loßreissen,
und das Würblein sich auch nicht verdre-
hen könne.

§. 14.

Auf die Hechte werden wohl
doppelte Angeln mit zwey Haacken ge-
braucht; sie werden mit Zwirn oder Sei-
den fest an die Schnuren angebunden,
damit sie die anbeissenden Fische, welche
offt in grosser Furie davon schnellen, nicht
so leicht abreissen mögen; Oberhalb des
Angels, etwan eine halbe Elle, wird an die
Angel-Schnur ein Stücklein Bley einge-
macht, damit die Angel desto tiefer in
Grund reiche, doch muß sie nicht gar auf
den Boden gehen, und nach diesem, wenn
das Wasser tief oder seicht ist, muß auch
das Bley und die Feder, die oberhalb an
der Schnur ist, gerichtet seyn, damit
man wissen könne, ob ein Fisch anbeisse,
oder nicht, denn wenn sie sich senckt, und
gar unter das Wasser gezuckt wird, so
ist unfehlbar ein Fisch am Angel, und
muß man zucken, daß ihn der Angel desto
tiefer eingreiffen möge; Merckt man a-
ber, daß es ein grosser Fisch ist, an der
Schwere, muß man den Angel nicht schnell
herausrücken, denn die Angel-Ruthe
könte brechen, oder die Schnur abreis-
sen, sondern man muß ihn fein gemach
im Wasser niedrig an das Land ziehen,
und erst herausrücken, wenn er gar na-
he am Gestad ist.

§. 15.

Das Angeln ist um den Mit-
tag, kurtz zuvor, und kurtz hernach, am
allerbesten zu unternehmen. Wo man
angelt, muß man judiciren, ob sich in dem
Wasser grosse oder kleine Fische aufhal-
ten. Bey grossen Fischen muß man ei-
nen grossen starcken Haacken anmachen,
bey kleinen aber einen kleinen. Unter
dem Angeln muß man nur immer Acht
auf den Köder geben, denn wenn der vom
Haacken weg ist, beissen sie nicht an, drum
[Spaltenumbruch] muß hernach alsobald ein anderer Köder
dran gemacht werden; man muß auch
sehen, ob sie etwas davon weggefressen,
denn so bald sie unten den Haacken unter
dem Köder sehen, so wollen sie nicht an-
beissen. Man fühlt es bald im Zuge, ob
man einen grossen oder kleinen Fisch am
Haacken hat; Jst es ein grosser schwerer
Fisch, der sich sehr wehret, so muß man
ihn mit der Angel fein gelinde herum zie-
hen, und ihn müde machen, biß man ihn
herauf zu dem Ufer bringt, und ihn vol-
lends herausrücken kan. Man thut
wohl, bevor man angelt, wenn man ei-
nige Tage vorher an demselbigen Orte
sie mit Brod körnet.

§. 16.

Man muß wissen, was vor
Arten der Fische sich in dem Wasser, dar-
innen man angeln will, aufhalten, und
was sie essen, denn darnach muß man sich
mit demjenigen, was man an die Angel-
Haacken macht, richten. Angelt einer
nach Hechten, muß man Frösche oder klei-
ne Fischgen dran stecken, denn alle Raub-
Fische schnappen am allerliebsten nach an-
dern Fischen. Sonst steckt man auch an
die Angel-Haacken die Brosamen von
der Semmel, die mit Haußwurtzel-Safft
durchknetet sind, welches man auch als
ein Köder in die Reusen hängen kan; in-
gleichen gekochte Erbsen, oder geqvellte
Gerste, die man an die Spitzen der Angel-
Haacken sticht; und vornemlich Regen-
Würmer. Um die Regen-Würmer zu
überkommen, darff man nur hin und
wieder, wenn es geregnet hat, in das Erd-
reich in einem Garten, oder auf einer
Wiese, oder anderm Orte, ein wenig ein-
graben, und mit den Füssen starck stampf-
fen und herum trampeln, da wird sich
denn durch solche starcke Erschütterung
das Gewürme bald wieder hervor bege-
ben; Man darff auch nur einen dicken
Stock in die Erde stossen, ihn wieder her-
ausziehen, und mit solchem hin und wie-
der in der Erde herumwühlen, so wird
das Erdreich hierdurch locker werden, und
man wird genung Gelegenheit haben,
Regen-Würmer zu überkommen.

§. 17.

Einige pflegen auch bey grossen
Fischen, als Hechten, u. s. w. lebendige
Fischlein an die Angel-Haacken zu stecken.
Viele halten auf folgenden Köder gar
viel, der zu allerley Fischen beqvem seyn
soll: Sie nehmen weissen Campher, Lor-
beer-Oel, geläutert Lein-Oel, Biebergeil,
Otter-Schmaltz, Myrrhen-Oel, und
Reyger-Schmaltz, iedes ein Loth, thun

diß

Von allerhand Arten Fiſche zu fangen.
[Spaltenumbruch] Ruthen mit Pferde-Haaren gemacht
daran ein Feder-Kiel mit etwas Garn,
zum Zeichen, ob der Fiſch angebiſſen, ge-
hefftet. Die andere Art iſt, wenn an ei-
nem langen Saum viel an einander ge-
knuͤpffet, und die Schnur ſolcher geſtalt
angebunden wird, daß ſie nicht unter das
Waſſer gezogen, und weggefuͤhret wer-
den koͤnne. Die dritten werden von
Meßing eines Schuhes lang, oben mit ei-
nem Wuͤrbel gemacht, daran die Schnu-
re haͤnget, und an einem Baum oder
Pfahl in der Naͤhe gebunden, damit ſie
nicht wegkommen, werden aber deswe-
gen ſo lang gemacht, damit, wenn groſſe
Hechte anbeiſſen, ſie ſich nicht loßreiſſen,
und das Wuͤrblein ſich auch nicht verdre-
hen koͤnne.

§. 14.

Auf die Hechte werden wohl
doppelte Angeln mit zwey Haacken ge-
braucht; ſie werden mit Zwirn oder Sei-
den feſt an die Schnuren angebunden,
damit ſie die anbeiſſenden Fiſche, welche
offt in groſſer Furie davon ſchnellen, nicht
ſo leicht abreiſſen moͤgen; Oberhalb des
Angels, etwan eine halbe Elle, wird an die
Angel-Schnur ein Stuͤcklein Bley einge-
macht, damit die Angel deſto tiefer in
Grund reiche, doch muß ſie nicht gar auf
den Boden gehen, und nach dieſem, wenn
das Waſſer tief oder ſeicht iſt, muß auch
das Bley und die Feder, die oberhalb an
der Schnur iſt, gerichtet ſeyn, damit
man wiſſen koͤnne, ob ein Fiſch anbeiſſe,
oder nicht, denn wenn ſie ſich ſenckt, und
gar unter das Waſſer gezuckt wird, ſo
iſt unfehlbar ein Fiſch am Angel, und
muß man zucken, daß ihn der Angel deſto
tiefer eingreiffen moͤge; Merckt man a-
ber, daß es ein groſſer Fiſch iſt, an der
Schwere, muß man den Angel nicht ſchnell
herausruͤcken, denn die Angel-Ruthe
koͤnte brechen, oder die Schnur abreiſ-
ſen, ſondern man muß ihn fein gemach
im Waſſer niedrig an das Land ziehen,
und erſt herausruͤcken, wenn er gar na-
he am Geſtad iſt.

§. 15.

Das Angeln iſt um den Mit-
tag, kurtz zuvor, und kurtz hernach, am
allerbeſten zu unternehmen. Wo man
angelt, muß man judiciren, ob ſich in dem
Waſſer groſſe oder kleine Fiſche aufhal-
ten. Bey groſſen Fiſchen muß man ei-
nen groſſen ſtarcken Haacken anmachen,
bey kleinen aber einen kleinen. Unter
dem Angeln muß man nur immer Acht
auf den Koͤder geben, denn wenn der vom
Haacken weg iſt, beiſſen ſie nicht an, drum
[Spaltenumbruch] muß hernach alſobald ein anderer Koͤder
dran gemacht werden; man muß auch
ſehen, ob ſie etwas davon weggefreſſen,
denn ſo bald ſie unten den Haacken unter
dem Koͤder ſehen, ſo wollen ſie nicht an-
beiſſen. Man fuͤhlt es bald im Zuge, ob
man einen groſſen oder kleinen Fiſch am
Haacken hat; Jſt es ein groſſer ſchwerer
Fiſch, der ſich ſehr wehret, ſo muß man
ihn mit der Angel fein gelinde herum zie-
hen, und ihn muͤde machen, biß man ihn
herauf zu dem Ufer bringt, und ihn vol-
lends herausruͤcken kan. Man thut
wohl, bevor man angelt, wenn man ei-
nige Tage vorher an demſelbigen Orte
ſie mit Brod koͤrnet.

§. 16.

Man muß wiſſen, was vor
Arten der Fiſche ſich in dem Waſſer, dar-
innen man angeln will, aufhalten, und
was ſie eſſen, denn darnach muß man ſich
mit demjenigen, was man an die Angel-
Haacken macht, richten. Angelt einer
nach Hechten, muß man Froͤſche oder klei-
ne Fiſchgen dran ſtecken, denn alle Raub-
Fiſche ſchnappen am allerliebſten nach an-
dern Fiſchen. Sonſt ſteckt man auch an
die Angel-Haacken die Broſamen von
der Semmel, die mit Haußwurtzel-Safft
durchknetet ſind, welches man auch als
ein Koͤder in die Reuſen haͤngen kan; in-
gleichen gekochte Erbſen, oder geqvellte
Gerſte, die man an die Spitzen der Angel-
Haacken ſticht; und vornemlich Regen-
Wuͤrmer. Um die Regen-Wuͤrmer zu
uͤberkommen, darff man nur hin und
wieder, wenn es geregnet hat, in das Erd-
reich in einem Garten, oder auf einer
Wieſe, oder anderm Orte, ein wenig ein-
graben, und mit den Fuͤſſen ſtarck ſtampf-
fen und herum trampeln, da wird ſich
denn durch ſolche ſtarcke Erſchuͤtterung
das Gewuͤrme bald wieder hervor bege-
ben; Man darff auch nur einen dicken
Stock in die Erde ſtoſſen, ihn wieder her-
ausziehen, und mit ſolchem hin und wie-
der in der Erde herumwuͤhlen, ſo wird
das Erdreich hierdurch locker werden, und
man wird genung Gelegenheit haben,
Regen-Wuͤrmer zu uͤberkommen.

§. 17.

Einige pflegen auch bey groſſen
Fiſchen, als Hechten, u. ſ. w. lebendige
Fiſchlein an die Angel-Haacken zu ſtecken.
Viele halten auf folgenden Koͤder gar
viel, der zu allerley Fiſchen beqvem ſeyn
ſoll: Sie nehmen weiſſen Campher, Lor-
beer-Oel, gelaͤutert Lein-Oel, Biebergeil,
Otter-Schmaltz, Myrrhen-Oel, und
Reyger-Schmaltz, iedes ein Loth, thun

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/567>, abgerufen am 21.11.2024.