Des Fisch-Buchs 15. Cap. von allerhand Arten Fische zu fangen.
[Spaltenumbruch]
nen Theil des Flusses, breiten ihr Netz aus, theilen sich von einander, alsdenn wenden sie sich wiederum auf die andere Seite des Ufers, machen gleichsam mit dem Netz einen Bogen, und ziehen gantz stillschweigend und ohne Getümmel ihr Netz an das Ufer.
§. 2.
Bey der Fischerey mit den Ne- tzen folgen zu Zeiten zwey oder drey Fi- scher-Kähne, die mit Auswerffung oder Legung des Netzes im Wasser beschäffti- get sind, einander ausserhalb des Netzes nach, darinnen die Fischer mit Stangen und Prügeln in das Wasser schlagen, welches dazu dienet, daß die in das Netz gebrachten Fische sich scheuen, über die von Pantoffel-Holtz gemachte Einfassung des Zug-Garnes, vor welchem ein solches Turniren ist, zu springen. Jederzeit aber muß man mit dem Zug eilen, denn die Fische, sobald sie sich eingesperrt ver- mercken, suchen ihre alte Freyheit mit Springen und Durchschlagen unten und oben zu behaupten.
§. 3.
Bey kleinen Flüssen bedienet man sich auch der Netze, und richtet man sich mit ihnen nach der Gewohnheit ieg- lichen Ortes; Die Fisch-Netze und Gar- ne werden von feinem leichten starcken Zwirn, auch in den grossen Flüssen von gutem Hanff gemacht. Sollen aber die Garne etwas schwer seyn, macht man die Gemäsche von Hanff, also, daß auf bey- den Seiten des Garnes Kolben mit Stei- nen kommen, da denn die beyden ober- sten und untersten Steine angebunden, in der Mitten aber an das Zieh-Seil, so von Hanff oder Haaren gemacht ist, an- gehefftet werden.
§. 4.
Die leichten Garne werden en- ger, die schweren aber weitläufftiger ge- strickt. Beyderley bestehen in zwey Wän- den, welche in der Höhe seyn müssen, daß sie unten im Grunde aufstreichen, am obern Theil aber auf dem Wasser schwim- men. Jn der Mitten findet sich der Sack, darinnen sich die Fische fangen, und er- streckt sich hinauswerts ein drey Klafftern lang. An dem obersten Saume werden die Flossen ie eines Schuhes weit von ein- ander angehefftet, und solche entweder von dürren Weiden, oder Bircken, die das Garn in die Höhe halten, gemacht, am untersten Saum hingegen werden Eisen oder Bley-Gewichte gehängt, und zwar in starcken fliessenden Wassern et- wan ein vier Finger, in Teichen aber drey viertel Ellen weit von einander. Sind [Spaltenumbruch]
die Zieh-Garne groß, so werden an statt der Flosse längliche tännene Breter eine halbe Klaffter weit von einander gemacht, unten aber füglicher Eisen, als Bley, in gleicher Weite von einander gehängt.
§. 5.
Die Wurf-Garne werden mei- stentheils an tiefen Oertern gebraucht, weswegen sie nicht nur allein unten breit, und oben enge, sondern auch schwer mit Bley beladen sind, da sie denn hernach, wo sie nur hurtig und gelenck in einem Schwung hinausgeschmissen werden, schnelle und geschwinde zu Boden sincken, ehe die Fische vermercken können, was da komme, und weil, so bald man mit dem Herausziehen den Anfang macht, sich das Bley unten zusammensetzt und fällt, müs- sen die eingefangenen Fische in dem ver- schloßnen Kercker mit Gedult erwarten, was man mit ihnen vornehmen werde. Man hat auch ein Netz mit einem langen in Reiffen eingebundenen Zipffel, das im Eingang mit Flügeln ziemlich weit von einander in das Wasser, wo es enge zu- sammen rinnet, eingepfählet wird, und alle Fische, die durchpassiren wollen, blei- ben hinten in dem Zipffel stecken, den he- ben die Fischer auf, und durch Eröffnung desselben nehmen sie den Raub heraus, binden den Zipffel wieder zusammen, und kan das Netz etliche Tage, nachdem der Fang gut, liegen bleiben.
§. 6.
Man fischet auch in den kleinen Flüssen und in den Wald-Bächen mit grossen und kleinen Hahmen, nachdem es an dem Ort thulich oder nicht. Die Sa- che wird so verrichtet: Man siehet sich an dem Ufer um, wo das dickste Gesträuch ist von Bäumen, oder andern im Was- ser liegenden Holtzwerck, vor selbigen Ort stellet sich einer mit einem grossen Hahmen, der andere aber schlägt mit ei- nem langen Prügel oder Stecken sachte in das Wasser, so vor demselbigen Ort am Ufer herfliesset, dadurch werden die Fische furchtsam gemacht, und indem sie sich davon machen wollen, der Gefahr zu entgehen, fallen sie in den vorgehalte- nen Hahmen.
§. 7.
Die in den Seen fischen wollen, handeln nicht unvernünfftig, wenn sie das stille Wetter erwarten. Jhre Arbeit sollen sie früh vor Aufgang und Abends nach Untergang der Sonne anstellen. Die Netze sind nach den Wind zuziehen; als zum Exempel, wenn der Ost-Wind wehet, ziehet man das Netz gegen We- sten, und da dieser gehet, gegen Osten;
Oder
E e e 3
Des Fiſch-Buchs 15. Cap. von allerhand Arten Fiſche zu fangen.
[Spaltenumbruch]
nen Theil des Fluſſes, breiten ihr Netz aus, theilen ſich von einander, alsdenn wenden ſie ſich wiederum auf die andere Seite des Ufers, machen gleichſam mit dem Netz einen Bogen, und ziehen gantz ſtillſchweigend und ohne Getuͤmmel ihr Netz an das Ufer.
§. 2.
Bey der Fiſcherey mit den Ne- tzen folgen zu Zeiten zwey oder drey Fi- ſcher-Kaͤhne, die mit Auswerffung oder Legung des Netzes im Waſſer beſchaͤffti- get ſind, einander auſſerhalb des Netzes nach, darinnen die Fiſcher mit Stangen und Pruͤgeln in das Waſſer ſchlagen, welches dazu dienet, daß die in das Netz gebrachten Fiſche ſich ſcheuen, uͤber die von Pantoffel-Holtz gemachte Einfaſſung des Zug-Garnes, vor welchem ein ſolches Turniren iſt, zu ſpringen. Jederzeit aber muß man mit dem Zug eilen, denn die Fiſche, ſobald ſie ſich eingeſperrt ver- mercken, ſuchen ihre alte Freyheit mit Springen und Durchſchlagen unten und oben zu behaupten.
§. 3.
Bey kleinen Fluͤſſen bedienet man ſich auch der Netze, und richtet man ſich mit ihnen nach der Gewohnheit ieg- lichen Ortes; Die Fiſch-Netze und Gar- ne werden von feinem leichten ſtarcken Zwirn, auch in den groſſen Fluͤſſen von gutem Hanff gemacht. Sollen aber die Garne etwas ſchwer ſeyn, macht man die Gemaͤſche von Hanff, alſo, daß auf bey- den Seiten des Garnes Kolben mit Stei- nen kommen, da denn die beyden ober- ſten und unterſten Steine angebunden, in der Mitten aber an das Zieh-Seil, ſo von Hanff oder Haaren gemacht iſt, an- gehefftet werden.
§. 4.
Die leichten Garne werden en- ger, die ſchweren aber weitlaͤufftiger ge- ſtrickt. Beyderley beſtehen in zwey Waͤn- den, welche in der Hoͤhe ſeyn muͤſſen, daß ſie unten im Grunde aufſtreichen, am obern Theil aber auf dem Waſſer ſchwim- men. Jn der Mitten findet ſich der Sack, darinnen ſich die Fiſche fangen, und er- ſtreckt ſich hinauswerts ein drey Klafftern lang. An dem oberſten Saume werden die Floſſen ie eines Schuhes weit von ein- ander angehefftet, und ſolche entweder von duͤrren Weiden, oder Bircken, die das Garn in die Hoͤhe halten, gemacht, am unterſten Saum hingegen werden Eiſen oder Bley-Gewichte gehaͤngt, und zwar in ſtarcken flieſſenden Waſſern et- wan ein vier Finger, in Teichen aber drey viertel Ellen weit von einander. Sind [Spaltenumbruch]
die Zieh-Garne groß, ſo werden an ſtatt der Floſſe laͤngliche taͤnnene Breter eine halbe Klaffter weit von einander gemacht, unten aber fuͤglicher Eiſen, als Bley, in gleicher Weite von einander gehaͤngt.
§. 5.
Die Wurf-Garne werden mei- ſtentheils an tiefen Oertern gebraucht, weswegen ſie nicht nur allein unten breit, und oben enge, ſondern auch ſchwer mit Bley beladen ſind, da ſie denn hernach, wo ſie nur hurtig und gelenck in einem Schwung hinausgeſchmiſſen werden, ſchnelle und geſchwinde zu Boden ſincken, ehe die Fiſche vermercken koͤnnen, was da komme, und weil, ſo bald man mit dem Herausziehen den Anfang macht, ſich das Bley unten zuſammenſetzt und faͤllt, muͤſ- ſen die eingefangenen Fiſche in dem ver- ſchloßnen Kercker mit Gedult erwarten, was man mit ihnen vornehmen werde. Man hat auch ein Netz mit einem langen in Reiffen eingebundenen Zipffel, das im Eingang mit Fluͤgeln ziemlich weit von einander in das Waſſer, wo es enge zu- ſammen rinnet, eingepfaͤhlet wird, und alle Fiſche, die durchpaſſiren wollen, blei- ben hinten in dem Zipffel ſtecken, den he- ben die Fiſcher auf, und durch Eroͤffnung deſſelben nehmen ſie den Raub heraus, binden den Zipffel wieder zuſammen, und kan das Netz etliche Tage, nachdem der Fang gut, liegen bleiben.
§. 6.
Man fiſchet auch in den kleinen Fluͤſſen und in den Wald-Baͤchen mit groſſen und kleinen Hahmen, nachdem es an dem Ort thulich oder nicht. Die Sa- che wird ſo verrichtet: Man ſiehet ſich an dem Ufer um, wo das dickſte Geſtraͤuch iſt von Baͤumen, oder andern im Waſ- ſer liegenden Holtzwerck, vor ſelbigen Ort ſtellet ſich einer mit einem groſſen Hahmen, der andere aber ſchlaͤgt mit ei- nem langen Pruͤgel oder Stecken ſachte in das Waſſer, ſo vor demſelbigen Ort am Ufer herflieſſet, dadurch werden die Fiſche furchtſam gemacht, und indem ſie ſich davon machen wollen, der Gefahr zu entgehen, fallen ſie in den vorgehalte- nen Hahmen.
§. 7.
Die in den Seen fiſchen wollen, handeln nicht unvernuͤnfftig, wenn ſie das ſtille Wetter erwarten. Jhre Arbeit ſollen ſie fruͤh vor Aufgang und Abends nach Untergang der Sonne anſtellen. Die Netze ſind nach den Wind zuziehen; als zum Exempel, wenn der Oſt-Wind wehet, ziehet man das Netz gegen We- ſten, und da dieſer gehet, gegen Oſten;
Oder
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[401/0565]
Des Fiſch-Buchs 15. Cap. von allerhand Arten Fiſche zu fangen.
nen Theil des Fluſſes, breiten ihr Netz
aus, theilen ſich von einander, alsdenn
wenden ſie ſich wiederum auf die andere
Seite des Ufers, machen gleichſam mit
dem Netz einen Bogen, und ziehen gantz
ſtillſchweigend und ohne Getuͤmmel ihr
Netz an das Ufer.
§. 2. Bey der Fiſcherey mit den Ne-
tzen folgen zu Zeiten zwey oder drey Fi-
ſcher-Kaͤhne, die mit Auswerffung oder
Legung des Netzes im Waſſer beſchaͤffti-
get ſind, einander auſſerhalb des Netzes
nach, darinnen die Fiſcher mit Stangen
und Pruͤgeln in das Waſſer ſchlagen,
welches dazu dienet, daß die in das Netz
gebrachten Fiſche ſich ſcheuen, uͤber die von
Pantoffel-Holtz gemachte Einfaſſung des
Zug-Garnes, vor welchem ein ſolches
Turniren iſt, zu ſpringen. Jederzeit
aber muß man mit dem Zug eilen, denn
die Fiſche, ſobald ſie ſich eingeſperrt ver-
mercken, ſuchen ihre alte Freyheit mit
Springen und Durchſchlagen unten und
oben zu behaupten.
§. 3. Bey kleinen Fluͤſſen bedienet
man ſich auch der Netze, und richtet man
ſich mit ihnen nach der Gewohnheit ieg-
lichen Ortes; Die Fiſch-Netze und Gar-
ne werden von feinem leichten ſtarcken
Zwirn, auch in den groſſen Fluͤſſen von
gutem Hanff gemacht. Sollen aber die
Garne etwas ſchwer ſeyn, macht man die
Gemaͤſche von Hanff, alſo, daß auf bey-
den Seiten des Garnes Kolben mit Stei-
nen kommen, da denn die beyden ober-
ſten und unterſten Steine angebunden,
in der Mitten aber an das Zieh-Seil, ſo
von Hanff oder Haaren gemacht iſt, an-
gehefftet werden.
§. 4. Die leichten Garne werden en-
ger, die ſchweren aber weitlaͤufftiger ge-
ſtrickt. Beyderley beſtehen in zwey Waͤn-
den, welche in der Hoͤhe ſeyn muͤſſen, daß
ſie unten im Grunde aufſtreichen, am
obern Theil aber auf dem Waſſer ſchwim-
men. Jn der Mitten findet ſich der Sack,
darinnen ſich die Fiſche fangen, und er-
ſtreckt ſich hinauswerts ein drey Klafftern
lang. An dem oberſten Saume werden
die Floſſen ie eines Schuhes weit von ein-
ander angehefftet, und ſolche entweder
von duͤrren Weiden, oder Bircken, die
das Garn in die Hoͤhe halten, gemacht,
am unterſten Saum hingegen werden
Eiſen oder Bley-Gewichte gehaͤngt, und
zwar in ſtarcken flieſſenden Waſſern et-
wan ein vier Finger, in Teichen aber drey
viertel Ellen weit von einander. Sind
die Zieh-Garne groß, ſo werden an ſtatt
der Floſſe laͤngliche taͤnnene Breter eine
halbe Klaffter weit von einander gemacht,
unten aber fuͤglicher Eiſen, als Bley, in
gleicher Weite von einander gehaͤngt.
§. 5. Die Wurf-Garne werden mei-
ſtentheils an tiefen Oertern gebraucht,
weswegen ſie nicht nur allein unten breit,
und oben enge, ſondern auch ſchwer mit
Bley beladen ſind, da ſie denn hernach,
wo ſie nur hurtig und gelenck in einem
Schwung hinausgeſchmiſſen werden,
ſchnelle und geſchwinde zu Boden ſincken,
ehe die Fiſche vermercken koͤnnen, was da
komme, und weil, ſo bald man mit dem
Herausziehen den Anfang macht, ſich das
Bley unten zuſammenſetzt und faͤllt, muͤſ-
ſen die eingefangenen Fiſche in dem ver-
ſchloßnen Kercker mit Gedult erwarten,
was man mit ihnen vornehmen werde.
Man hat auch ein Netz mit einem langen
in Reiffen eingebundenen Zipffel, das im
Eingang mit Fluͤgeln ziemlich weit von
einander in das Waſſer, wo es enge zu-
ſammen rinnet, eingepfaͤhlet wird, und
alle Fiſche, die durchpaſſiren wollen, blei-
ben hinten in dem Zipffel ſtecken, den he-
ben die Fiſcher auf, und durch Eroͤffnung
deſſelben nehmen ſie den Raub heraus,
binden den Zipffel wieder zuſammen,
und kan das Netz etliche Tage, nachdem
der Fang gut, liegen bleiben.
§. 6. Man fiſchet auch in den kleinen
Fluͤſſen und in den Wald-Baͤchen mit
groſſen und kleinen Hahmen, nachdem es
an dem Ort thulich oder nicht. Die Sa-
che wird ſo verrichtet: Man ſiehet ſich an
dem Ufer um, wo das dickſte Geſtraͤuch
iſt von Baͤumen, oder andern im Waſ-
ſer liegenden Holtzwerck, vor ſelbigen
Ort ſtellet ſich einer mit einem groſſen
Hahmen, der andere aber ſchlaͤgt mit ei-
nem langen Pruͤgel oder Stecken ſachte
in das Waſſer, ſo vor demſelbigen Ort
am Ufer herflieſſet, dadurch werden die
Fiſche furchtſam gemacht, und indem ſie
ſich davon machen wollen, der Gefahr
zu entgehen, fallen ſie in den vorgehalte-
nen Hahmen.
§. 7. Die in den Seen fiſchen wollen,
handeln nicht unvernuͤnfftig, wenn ſie
das ſtille Wetter erwarten. Jhre Arbeit
ſollen ſie fruͤh vor Aufgang und Abends
nach Untergang der Sonne anſtellen.
Die Netze ſind nach den Wind zuziehen;
als zum Exempel, wenn der Oſt-Wind
wehet, ziehet man das Netz gegen We-
ſten, und da dieſer gehet, gegen Oſten;
Oder
E e e 3
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/565>, abgerufen am 22.02.2025.
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