Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Ersten Theils 8. Cap. vom Sonnen-Zeiger und Schlag-Uhr. [Spaltenumbruch]
der Hand Rücken nach Mitternacht zugekehret seyn; Hernach nimmt man ein Stücklein Strohalm, hält es zu oberst zwischen dem Daumen und Zeige-Finger, daß es einen Triangul in der Hand macht. Wenn nun die Sonne vom Aufgang zei- get, wirfft der Schatten von dem Stro- halm auf den Zeige-Finger fünff Uhr, auf den Mittel-Finger sechs Uhr, auf den Gold-Finger sieben Uhr, auf den klei- nen Ohr-Finger acht Uhr, auf das letzte Glied neun Uhr, auf das erste zehn Uhr, auf den Anfang des kleinen Fingers 11. Uhr, und letzlich in der flachen Hand-Li- nie 12. Uhr oder Mittag. Jst es nun Nachmittag, so brauchet man die lincke Hand. Alsdenn ist der Anfang des klei- nen Fingers der Zeiger auf 1. das erste Glied weiset 2. Uhr, das letzte 3. Uhr, die Spitze des kleinen Fingers 4. Uhr, des Gold-Fingers 5. Uhr, des Mittel-Fin- gers 6. Uhr, des Zeige-Fingers 7. Uhr. Es verstehet sich von selbst, daß, wenn die Praxis glücklich von statten gehen soll, wohlgewachsene Hände, gerade Finger, und gute Lineamenten hiezu erfordert werden. Die Methode dieses natürlichen Sonnen-Zeigers habe einsten von einem einfältigen Bauersmann gelernt. §. 2. Ist es aber trübe und unge- §. 3. Die Schäfer haben des Som- Das 9. Capitel/ Vom Schlicht zu sichern. §. 1. Unser Jäger gehet in dem Gebürge streichen, B 3
Des Erſten Theils 8. Cap. vom Sonnen-Zeiger und Schlag-Uhr. [Spaltenumbruch]
der Hand Ruͤcken nach Mitternacht zugekehret ſeyn; Hernach nimmt man ein Stuͤcklein Strohalm, haͤlt es zu oberſt zwiſchen dem Daumen und Zeige-Finger, daß es einen Triangul in der Hand macht. Wenn nun die Sonne vom Aufgang zei- get, wirfft der Schatten von dem Stro- halm auf den Zeige-Finger fuͤnff Uhr, auf den Mittel-Finger ſechs Uhr, auf den Gold-Finger ſieben Uhr, auf den klei- nen Ohr-Finger acht Uhr, auf das letzte Glied neun Uhr, auf das erſte zehn Uhr, auf den Anfang des kleinen Fingers 11. Uhr, und letzlich in der flachen Hand-Li- nie 12. Uhr oder Mittag. Jſt es nun Nachmittag, ſo brauchet man die lincke Hand. Alsdenn iſt der Anfang des klei- nen Fingers der Zeiger auf 1. das erſte Glied weiſet 2. Uhr, das letzte 3. Uhr, die Spitze des kleinen Fingers 4. Uhr, des Gold-Fingers 5. Uhr, des Mittel-Fin- gers 6. Uhr, des Zeige-Fingers 7. Uhr. Es verſtehet ſich von ſelbſt, daß, wenn die Praxis gluͤcklich von ſtatten gehen ſoll, wohlgewachſene Haͤnde, gerade Finger, und gute Lineamenten hiezu erfordert werden. Die Methode dieſes natuͤrlichen Sonnen-Zeigers habe einſten von einem einfaͤltigen Bauersmann gelernt. §. 2. Iſt es aber truͤbe und unge- §. 3. Die Schaͤfer haben des Som- Das 9. Capitel/ Vom Schlicht zu ſichern. §. 1. Unſer Jaͤger gehet in dem Gebuͤrge ſtreichen, B 3
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Des Erſten Theils 8. Cap. vom Sonnen-Zeiger und Schlag-Uhr.
der Hand Ruͤcken nach Mitternacht zu
gekehret ſeyn; Hernach nimmt man ein
Stuͤcklein Strohalm, haͤlt es zu oberſt
zwiſchen dem Daumen und Zeige-Finger,
daß es einen Triangul in der Hand macht.
Wenn nun die Sonne vom Aufgang zei-
get, wirfft der Schatten von dem Stro-
halm auf den Zeige-Finger fuͤnff Uhr,
auf den Mittel-Finger ſechs Uhr, auf
den Gold-Finger ſieben Uhr, auf den klei-
nen Ohr-Finger acht Uhr, auf das letzte
Glied neun Uhr, auf das erſte zehn Uhr,
auf den Anfang des kleinen Fingers 11.
Uhr, und letzlich in der flachen Hand-Li-
nie 12. Uhr oder Mittag. Jſt es nun
Nachmittag, ſo brauchet man die lincke
Hand. Alsdenn iſt der Anfang des klei-
nen Fingers der Zeiger auf 1. das erſte
Glied weiſet 2. Uhr, das letzte 3. Uhr, die
Spitze des kleinen Fingers 4. Uhr, des
Gold-Fingers 5. Uhr, des Mittel-Fin-
gers 6. Uhr, des Zeige-Fingers 7. Uhr.
Es verſtehet ſich von ſelbſt, daß, wenn die
Praxis gluͤcklich von ſtatten gehen ſoll,
wohlgewachſene Haͤnde, gerade Finger,
und gute Lineamenten hiezu erfordert
werden. Die Methode dieſes natuͤrlichen
Sonnen-Zeigers habe einſten von einem
einfaͤltigen Bauersmann gelernt.
§. 2. Iſt es aber truͤbe und unge-
ſtuͤm Wetter, daß die Sonne nicht ſchei-
net, und man will doch gerne wiſſen, wie
hoch es an der Uhr ſeyn muͤſſe, ſo hat man
eine andere Invention. Man nimmt
nemlich einen Hut, einen Topff, Glas,
oder was man haben kan, wiewohl es
mit dem Glaſe, wegen des hellen Klan-
ges, am allerbeſten, alsdenn bindet man
an ein Petſchafft, Ring, oder an eine
Bley-Kugel, einen Zwirn-Faden, den
man uͤber das Glas, oder das andere
Gefaͤß zwey und einen halben Diameter
gemeſſen, nachmahls macht man daſelbſt
einen Knoten, faſſet dieſen Knoten mit
dem Faden zwiſchen den Daumen und
Zeige-Finger der rechten Hand hoch em-
por, daß das Perpendiculair-Gewichte
des meſſingenen Petſchaffts, oder der
Bley-Kugel gerade unten in der Mitten
des Glaſes haͤngen bleibe, man haͤlt den
rechten Ellbogen hoch, unterſtuͤtzet ſolchen
mit Huͤlffe des lincken Arms, faſſet die
Median-Ader des rechten Armes mit dem
lincken Daumen. Wenn nun das Ge-
bluͤthe in der Median-Ader herabſincket,
und zwiſchen dem Daumen und dem Fin-
ger operiret, ſo faͤngt das Perpendiculair-
Gewicht an, ſich zu bewegen, und ſchlaͤgt
an das Glas an einer Seite ſo vielmahls,
als der Seiger geſchlagen hat. Wenn a-
ber die behoͤrige Zahl ausgeſchlagen, ſte-
het es gleich augenblicks ſtockſtille ohne
ferner Bewegen. Hat auch, zum Exem-
pel, das Perpendiculair-Gewichte zu Mit-
tag oder Mitternacht zwoͤlffmahl ange-
ſchlagen, ſo wird es in einer Stunde dar-
auf nicht mehr als einmahl anſchlagen.
Ich habe dieſes Experiment von dem
Hochſeeligen Koͤniglich Preußiſchen und
Churfuͤrſtlich Brandenburgiſchen Ge-
heimbden Hof-Cammer- und Conſiſto-
rial-Rath, auch Amts-Hauptmann zu
Colbatz, Herrn Hanß Heinrich von Flem-
ming, als meines Vaters Bruder, bey ei-
ner angeordneten Grentz-Beziehung mit
Fleiß erlernet, und dem geneigten Leſer
hierbey, ſo gut ichs bekommen, mittheilen
wollen. Man muß ſich gewiß hochlich
wundern, daß die Allmacht GOttes die ſo
genaue Determination der Zeit in des
Menſchen Gebluͤthe eingeleget.
§. 3. Die Schaͤfer haben des Som-
mers noch eine andere Methode, unge-
fehr zu beurtheilen, ob es Mittag, Vor-
mittag oder Nachmittag iſt. Wenn die
Sonne am Himmel ſtehet, ſo halten ſie
die Muͤtze oder den Hut vor ſich, gleich e-
ben, daß die Sonne hinein ſcheinen muß;
wirfft nun der Schatten von der Auf-
gangs-Seite der Sonnen, ſo iſt es 9.
oder 10. Uhr, wirfft er von der Nieder-
gangs-Seite, iſt es 2. oder 3. Uhr, iſt
aber gar kein Schatten vorhanden, und
die Sonne ſtehet hoch, ſo iſt es Mittag.
Wer fleißig auf dem Lande iſt, der kan
ſo ſchon beurtheilen, welche Stunde es
ohngefehr vor oder nach Mittage etwan
ſeyn moͤgte.
Das 9. Capitel/
Vom Schlicht zu ſichern.
§. 1.
Unſer Jaͤger gehet in dem Gebuͤrge
zwar vornemlich ſeiner Profeſſion
nach, iedoch trifft er ungefehr etwas an,
das zur Metallurgie gehoͤret; Weil er
nun curieus iſt, ſo erkundiget er ſich nach
unterſchiednen, das zwar in ſein Metier
nicht laͤufft, iedoch nicht undienlich zu wiſ-
ſen, und theilet auch dabey ſeinem Naͤch-
ſten diejenige Information, die er erhalten,
wieder mit. Jn dem Gebuͤrge pfleget es
nicht ſelten zu geſchehen, daß reichhaltige
Ertz-Adern von Silber und anderm Ertz,
auch durch die Stroͤhme und Baͤche
ſtreichen,
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