Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Oeconomische und Politische Anmerckungen von Flüssen.
[Spaltenumbruch] hiewieder die Landes-Fürsten aus
Landes-väterlicher Sorgfältigkeit ei-
ne und die andere Anstalt dagegen zu
machen pflegen, die Erfahrung aber
gegeben, daß das auf den grossen Flüs-
sen sich befindenden Werdern stehen-
de Holtz ein vieles zu dergleichen Un-
glücks-Fällen beygetragen; also ist zu ver-
ordnen, daß alles auf den Werdern befind-
liche gäntzlich abgehauen, und von de-
nen Besitzern das von neuen wieder auf-
gewachsene allemahl abgeräumet werden
müsse, zumahl solch Holtz, durch Aufhal-
tung des Eyses, nicht nur dergleichen
Schaden und Unglück meistens causiret,
sondern auch durch die mit Holtz bewach-
senen Werder die Schiffahrt sehr gehem-
met, und der Strohm nach den Ufern
zu lauffen, zum grösten Ruin des Lan-
des, gezwungen wird. S. das Königl.
Preußische Edict, auf den Werdern in
der Elbe das Holtz abzuhauen, und fleißig
zu räumen.

§. 18.

Gleichwie an richtiger und or-
dentlicher Bestellung der Mühlen dem ge-
meinen Wesen gar viel gelegen, also pfle-
gen die Landes-Herren insgemein beson-
dere Mühlen-Ordnungen abzufassen,
und in denselben unterschiedene Stü-
cke zu determiniren, wie es in einem und
andern gehalten werden soll. Es müs-
sen nebst iedes Orts Obrigkeit die Eigen-
thums Herren auf die Müller gute Acht
haben, und Fleiß darauf wenden, daß die
Läuffte um die Mühl-Steine nicht weiter
als zween Zoll von den Steinen abstehen,
und die Läuffte ihre gewisse Mensur ha-
ben, bey einer einzutreibenden Straffe.
Die Beutel und Kasten aber müssen mit
Leinwand wohl verwahret seyn, damit
den Leuten nicht muthwillig das Jhrige
verstäubet werde.

§. 19.

Es müssen die Müller die
Mühlen also anlassen und zwingen, da-
mit das Mehl nicht zu grob, und hierin-
nen unter Reichen und Armen Gleichheit
gehalten werde. Es muß kein Müller,
oder iemand anders, einigen Mahl- oder
Wehr-Pfahl ausziehen, verrücken oder
einige Falschheit daran verüben, noch ge-
brauchen; im Fall aber einer oder der
andere darüber betreten, oder dessen durch
geschworne Müller oder sonst mit Be-
stande summarisch überführet würde, muß
er in sehr scharffe unnachläßliche Straffe
verfallen. Nebst diesen muß kein neuer
Fach-Baum einseitig, und ohne Beyseyn
geschworner auch nächst-benachbarter
[Spaltenumbruch] Müller unten und oben, wie auch gewis-
se Abgeordneter von den Mühl-Herrn
und Obern geleget, und alsdenn solchem
neuen Fach-Baum mehr nicht, denn ein
einiger Zoll über den Mahl-Pfahl
gegeben werden, ebenmäßig bey harter
Straffe.

§. 20.

Würde ein Müller durch ge-
wisse vereydete Personen überführet, daß
er den neuen Fach-Baum mit Keilen o-
der andern verfälschet, und also über den
Mahl-Pfahl erhöhet, oder auf den Fach-
Baum Seile, Leisten, oder dergleichen et-
was gehefftet, der muß gleichmäßige
Straffe erlegen. Daferne in Legung ei-
nes neuen Fach-Baumes die Haacken um
viel oder wenig zu niedrig gemacht be-
funden würden, so müssen solche Haacken
nicht mit Leisten oder Bretern unter dem
Fach-Baum erhöhet, sondern neue Haa-
cken in rechter Höhe gantz ohne allen Falsch
gemacht, und darauf der Fach-Baum oh-
ne einige Unterlage durch gewisse dazu
vereydete Personen, in Beyseyn zweyer
nächst angesessener Müller, bey Vermei-
dung der Straffe, richtig gelegt werden.

§. 21.

Jm Fall es sich begiebt, daß
ein Fach-Baum gesuncken, der muß oh-
ne Beyseyn, Erkenntniß und Zuthun der
Obern, darunter die Mühle gelegen, wie
auch der nächst-angesessenen Müller, und
anderer dazu vereydeten Personen, bey
Vermeidung der Straffe, nicht wieder
erhöhet, noch einiger Gestalt verändert
werden. Wenn sich auch iemand un-
ternimmt, die Breter aus dem Gerinne
über den Fauch-Baum vorgehen zu las-
sen, und damit denselben zu erhöhen, der
muß, dafern er deßen überführet wird,
scharff bestrafft werden. Welcher Mül-
ler das Wehr höher hält, denn der
Mahl-Pfahl ausweiset, und nachdem es
neu beleget, mit Sande überführet, und
einmahl das Wasser drüber gangen ist,
der muß, um so viel Zolle es von denen Ge-
schwornen in der Besichtigung höher be-
funden, um so viel Thaler doppelt in
Straffe verfallen seyn.

§. 22.

Es muß einem ieden Müller
zu aller Zeit ohne einige Hinderniß nach-
gelassen seyn, wenn er einigen Mangel
verspühret, seines nächsten Nachbars
Mühle über und unter ihn zu besichtigen,
und da er einigen Tadel oder Unfug be-
findet, bey seinen Eydes-Pflichten schul-
dig seyn, dessen Obrigkeit alsobald Bericht
davon zu thun, darauf denn selbige durch
einige dazu verordnete und vereydete

Müller
C c c (Anderer Haupt-Theil.)

Oeconomiſche und Politiſche Anmerckungen von Fluͤſſen.
[Spaltenumbruch] hiewieder die Landes-Fuͤrſten aus
Landes-vaͤterlicher Sorgfaͤltigkeit ei-
ne und die andere Anſtalt dagegen zu
machen pflegen, die Erfahrung aber
gegeben, daß das auf den groſſen Fluͤſ-
ſen ſich befindenden Werdern ſtehen-
de Holtz ein vieles zu dergleichen Un-
gluͤcks-Faͤllen beygetragen; alſo iſt zu ver-
ordnen, daß alles auf den Werdern befind-
liche gaͤntzlich abgehauen, und von de-
nen Beſitzern das von neuen wieder auf-
gewachſene allemahl abgeraͤumet werden
muͤſſe, zumahl ſolch Holtz, durch Aufhal-
tung des Eyſes, nicht nur dergleichen
Schaden und Ungluͤck meiſtens cauſiret,
ſondern auch durch die mit Holtz bewach-
ſenen Werder die Schiffahrt ſehr gehem-
met, und der Strohm nach den Ufern
zu lauffen, zum groͤſten Ruin des Lan-
des, gezwungen wird. S. das Koͤnigl.
Preußiſche Edict, auf den Werdern in
der Elbe das Holtz abzuhauen, und fleißig
zu raͤumen.

§. 18.

Gleichwie an richtiger und or-
dentlicher Beſtellung der Muͤhlen dem ge-
meinen Weſen gar viel gelegen, alſo pfle-
gen die Landes-Herren insgemein beſon-
dere Muͤhlen-Ordnungen abzufaſſen,
und in denſelben unterſchiedene Stuͤ-
cke zu determiniren, wie es in einem und
andern gehalten werden ſoll. Es muͤſ-
ſen nebſt iedes Orts Obrigkeit die Eigen-
thums Herren auf die Muͤller gute Acht
haben, und Fleiß darauf wenden, daß die
Laͤuffte um die Muͤhl-Steine nicht weiter
als zween Zoll von den Steinen abſtehen,
und die Laͤuffte ihre gewiſſe Menſur ha-
ben, bey einer einzutreibenden Straffe.
Die Beutel und Kaſten aber muͤſſen mit
Leinwand wohl verwahret ſeyn, damit
den Leuten nicht muthwillig das Jhrige
verſtaͤubet werde.

§. 19.

Es muͤſſen die Muͤller die
Muͤhlen alſo anlaſſen und zwingen, da-
mit das Mehl nicht zu grob, und hierin-
nen unter Reichen und Armen Gleichheit
gehalten werde. Es muß kein Muͤller,
oder iemand anders, einigen Mahl- oder
Wehr-Pfahl ausziehen, verruͤcken oder
einige Falſchheit daran veruͤben, noch ge-
brauchen; im Fall aber einer oder der
andere daruͤber betreten, oder deſſen durch
geſchworne Muͤller oder ſonſt mit Be-
ſtande ſummariſch uͤberfuͤhret wuͤꝛde, muß
er in ſehr ſcharffe unnachlaͤßliche Straffe
verfallen. Nebſt dieſen muß kein neuer
Fach-Baum einſeitig, und ohne Beyſeyn
geſchworner auch naͤchſt-benachbarter
[Spaltenumbruch] Muͤller unten und oben, wie auch gewiſ-
ſe Abgeordneter von den Muͤhl-Herrn
und Obern geleget, und alsdenn ſolchem
neuen Fach-Baum mehr nicht, denn ein
einiger Zoll uͤber den Mahl-Pfahl
gegeben werden, ebenmaͤßig bey harter
Straffe.

§. 20.

Wuͤrde ein Muͤller durch ge-
wiſſe vereydete Perſonen uͤberfuͤhret, daß
er den neuen Fach-Baum mit Keilen o-
der andern verfaͤlſchet, und alſo uͤber den
Mahl-Pfahl erhoͤhet, oder auf den Fach-
Baum Seile, Leiſten, oder dergleichen et-
was gehefftet, der muß gleichmaͤßige
Straffe erlegen. Daferne in Legung ei-
nes neuen Fach-Baumes die Haacken um
viel oder wenig zu niedrig gemacht be-
funden wuͤrden, ſo muͤſſen ſolche Haacken
nicht mit Leiſten oder Bretern unter dem
Fach-Baum erhoͤhet, ſondern neue Haa-
cken in rechter Hoͤhe gantz ohne allen Falſch
gemacht, und darauf der Fach-Baum oh-
ne einige Unterlage durch gewiſſe dazu
vereydete Perſonen, in Beyſeyn zweyer
naͤchſt angeſeſſener Muͤller, bey Vermei-
dung der Straffe, richtig gelegt werden.

§. 21.

Jm Fall es ſich begiebt, daß
ein Fach-Baum geſuncken, der muß oh-
ne Beyſeyn, Erkenntniß und Zuthun der
Obern, darunter die Muͤhle gelegen, wie
auch der naͤchſt-angeſeſſenen Muͤller, und
anderer dazu vereydeten Perſonen, bey
Vermeidung der Straffe, nicht wieder
erhoͤhet, noch einiger Geſtalt veraͤndert
werden. Wenn ſich auch iemand un-
ternimmt, die Breter aus dem Gerinne
uͤber den Fauch-Baum vorgehen zu laſ-
ſen, und damit denſelben zu erhoͤhen, der
muß, dafern er deßen uͤberfuͤhret wird,
ſcharff beſtrafft werden. Welcher Muͤl-
ler das Wehr hoͤher haͤlt, denn der
Mahl-Pfahl ausweiſet, und nachdem es
neu beleget, mit Sande uͤberfuͤhret, und
einmahl das Waſſer druͤber gangen iſt,
der muß, um ſo viel Zolle es von denen Ge-
ſchwornen in der Beſichtigung hoͤher be-
funden, um ſo viel Thaler doppelt in
Straffe verfallen ſeyn.

§. 22.

Es muß einem ieden Muͤller
zu aller Zeit ohne einige Hinderniß nach-
gelaſſen ſeyn, wenn er einigen Mangel
verſpuͤhret, ſeines naͤchſten Nachbars
Muͤhle uͤber und unter ihn zu beſichtigen,
und da er einigen Tadel oder Unfug be-
findet, bey ſeinen Eydes-Pflichten ſchul-
dig ſeyn, deſſen Obrigkeit alſobald Bericht
davon zu thun, darauf denn ſelbige durch
einige dazu verordnete und vereydete

Muͤller
C c c (Anderer Haupt-Theil.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0543" n="381"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Oeconomi</hi>&#x017F;che und <hi rendition="#aq">Politi</hi>&#x017F;che Anmerckungen von Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/>
hiewieder die Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;ten aus<lb/>
Landes-va&#x0364;terlicher Sorgfa&#x0364;ltigkeit ei-<lb/>
ne und die andere An&#x017F;talt dagegen zu<lb/>
machen pflegen, die Erfahrung aber<lb/>
gegeben, daß das auf den gro&#x017F;&#x017F;en Flu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ich befindenden Werdern &#x017F;tehen-<lb/>
de Holtz ein vieles zu dergleichen Un-<lb/>
glu&#x0364;cks-Fa&#x0364;llen beygetragen; al&#x017F;o i&#x017F;t zu ver-<lb/>
ordnen, daß alles auf den Werdern befind-<lb/>
liche ga&#x0364;ntzlich abgehauen, und von de-<lb/>
nen Be&#x017F;itzern das von neuen wieder auf-<lb/>
gewach&#x017F;ene allemahl abgera&#x0364;umet werden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, zumahl &#x017F;olch Holtz, durch Aufhal-<lb/>
tung des Ey&#x017F;es, nicht nur dergleichen<lb/>
Schaden und Unglu&#x0364;ck mei&#x017F;tens <hi rendition="#aq">cau&#x017F;ir</hi>et,<lb/>
&#x017F;ondern auch durch die mit Holtz bewach-<lb/>
&#x017F;enen Werder die Schiffahrt &#x017F;ehr gehem-<lb/>
met, und der Strohm nach den Ufern<lb/>
zu lauffen, zum gro&#x0364;&#x017F;ten Ruin des Lan-<lb/>
des, gezwungen wird. S. das Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Preußi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Edict,</hi> auf den Werdern in<lb/>
der Elbe das Holtz abzuhauen, und fleißig<lb/>
zu ra&#x0364;umen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 18.</head>
            <p>Gleichwie an richtiger und or-<lb/>
dentlicher Be&#x017F;tellung der Mu&#x0364;hlen dem ge-<lb/>
meinen We&#x017F;en gar viel gelegen, al&#x017F;o pfle-<lb/>
gen die Landes-Herren insgemein be&#x017F;on-<lb/>
dere Mu&#x0364;hlen-Ordnungen abzufa&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und in den&#x017F;elben unter&#x017F;chiedene Stu&#x0364;-<lb/>
cke zu <hi rendition="#aq">determinir</hi>en, wie es in einem und<lb/>
andern gehalten werden &#x017F;oll. Es mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en neb&#x017F;t iedes Orts Obrigkeit die Eigen-<lb/>
thums Herren auf die Mu&#x0364;ller gute Acht<lb/>
haben, und Fleiß darauf wenden, daß die<lb/>
La&#x0364;uffte um die Mu&#x0364;hl-Steine nicht weiter<lb/>
als zween Zoll von den Steinen ab&#x017F;tehen,<lb/>
und die La&#x0364;uffte ihre gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Men&#x017F;ur</hi> ha-<lb/>
ben, bey einer einzutreibenden Straffe.<lb/>
Die Beutel und Ka&#x017F;ten aber mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mit<lb/>
Leinwand wohl verwahret &#x017F;eyn, damit<lb/>
den Leuten nicht muthwillig das Jhrige<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;ubet werde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 19.</head>
            <p>Es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Mu&#x0364;ller die<lb/>
Mu&#x0364;hlen al&#x017F;o anla&#x017F;&#x017F;en und zwingen, da-<lb/>
mit das Mehl nicht zu grob, und hierin-<lb/>
nen unter Reichen und Armen Gleichheit<lb/>
gehalten werde. Es muß kein Mu&#x0364;ller,<lb/>
oder iemand anders, einigen Mahl- oder<lb/>
Wehr-Pfahl ausziehen, verru&#x0364;cken oder<lb/>
einige Fal&#x017F;chheit daran veru&#x0364;ben, noch ge-<lb/>
brauchen; im Fall aber einer oder der<lb/>
andere daru&#x0364;ber betreten, oder de&#x017F;&#x017F;en durch<lb/>
ge&#x017F;chworne Mu&#x0364;ller oder &#x017F;on&#x017F;t mit Be-<lb/>
&#x017F;tande <hi rendition="#aq">&#x017F;ummari</hi>&#x017F;ch u&#x0364;berfu&#x0364;hret wu&#x0364;&#xA75B;de, muß<lb/>
er in &#x017F;ehr &#x017F;charffe unnachla&#x0364;ßliche Straffe<lb/>
verfallen. Neb&#x017F;t die&#x017F;en muß kein neuer<lb/>
Fach-Baum ein&#x017F;eitig, und ohne Bey&#x017F;eyn<lb/>
ge&#x017F;chworner auch na&#x0364;ch&#x017F;t-benachbarter<lb/><cb/>
Mu&#x0364;ller unten und oben, wie auch gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Abgeordneter von den Mu&#x0364;hl-Herrn<lb/>
und Obern geleget, und alsdenn &#x017F;olchem<lb/>
neuen Fach-Baum mehr nicht, denn ein<lb/>
einiger Zoll u&#x0364;ber den Mahl-Pfahl<lb/>
gegeben werden, ebenma&#x0364;ßig bey harter<lb/>
Straffe.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 20.</head>
            <p>Wu&#x0364;rde ein Mu&#x0364;ller durch ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e vereydete Per&#x017F;onen u&#x0364;berfu&#x0364;hret, daß<lb/>
er den neuen Fach-Baum mit Keilen o-<lb/>
der andern verfa&#x0364;l&#x017F;chet, und al&#x017F;o u&#x0364;ber den<lb/>
Mahl-Pfahl erho&#x0364;het, oder auf den Fach-<lb/>
Baum Seile, Lei&#x017F;ten, oder dergleichen et-<lb/>
was gehefftet, der muß gleichma&#x0364;ßige<lb/>
Straffe erlegen. Daferne in Legung ei-<lb/>
nes neuen Fach-Baumes die Haacken um<lb/>
viel oder wenig zu niedrig gemacht be-<lb/>
funden wu&#x0364;rden, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olche Haacken<lb/>
nicht mit Lei&#x017F;ten oder Bretern unter dem<lb/>
Fach-Baum erho&#x0364;het, &#x017F;ondern neue Haa-<lb/>
cken in rechter Ho&#x0364;he gantz ohne allen Fal&#x017F;ch<lb/>
gemacht, und darauf der Fach-Baum oh-<lb/>
ne einige Unterlage durch gewi&#x017F;&#x017F;e dazu<lb/>
vereydete Per&#x017F;onen, in Bey&#x017F;eyn zweyer<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;t ange&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ener Mu&#x0364;ller, bey Vermei-<lb/>
dung der Straffe, richtig gelegt werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 21.</head>
            <p>Jm Fall es &#x017F;ich begiebt, daß<lb/>
ein Fach-Baum ge&#x017F;uncken, der muß oh-<lb/>
ne Bey&#x017F;eyn, Erkenntniß und Zuthun der<lb/>
Obern, darunter die Mu&#x0364;hle gelegen, wie<lb/>
auch der na&#x0364;ch&#x017F;t-ange&#x017F;e&#x017F;&#x017F;enen Mu&#x0364;ller, und<lb/>
anderer dazu vereydeten Per&#x017F;onen, bey<lb/>
Vermeidung der Straffe, nicht wieder<lb/>
erho&#x0364;het, noch einiger Ge&#x017F;talt vera&#x0364;ndert<lb/>
werden. Wenn &#x017F;ich auch iemand un-<lb/>
ternimmt, die Breter aus dem Gerinne<lb/>
u&#x0364;ber den Fauch-Baum vorgehen zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und damit den&#x017F;elben zu erho&#x0364;hen, der<lb/>
muß, dafern er deßen u&#x0364;berfu&#x0364;hret wird,<lb/>
&#x017F;charff be&#x017F;trafft werden. Welcher Mu&#x0364;l-<lb/>
ler das Wehr ho&#x0364;her ha&#x0364;lt, denn der<lb/>
Mahl-Pfahl auswei&#x017F;et, und nachdem es<lb/>
neu beleget, mit Sande u&#x0364;berfu&#x0364;hret, und<lb/>
einmahl das Wa&#x017F;&#x017F;er dru&#x0364;ber gangen i&#x017F;t,<lb/>
der muß, um &#x017F;o viel Zolle es von denen Ge-<lb/>
&#x017F;chwornen in der Be&#x017F;ichtigung ho&#x0364;her be-<lb/>
funden, um &#x017F;o viel Thaler doppelt in<lb/>
Straffe verfallen &#x017F;eyn.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 22.</head>
            <p>Es muß einem ieden Mu&#x0364;ller<lb/>
zu aller Zeit ohne einige Hinderniß nach-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn, wenn er einigen Mangel<lb/>
ver&#x017F;pu&#x0364;hret, &#x017F;eines na&#x0364;ch&#x017F;ten Nachbars<lb/>
Mu&#x0364;hle u&#x0364;ber und unter ihn zu be&#x017F;ichtigen,<lb/>
und da er einigen Tadel oder Unfug be-<lb/>
findet, bey &#x017F;einen Eydes-Pflichten &#x017F;chul-<lb/>
dig &#x017F;eyn, de&#x017F;&#x017F;en Obrigkeit al&#x017F;obald Bericht<lb/>
davon zu thun, darauf denn &#x017F;elbige durch<lb/>
einige dazu verordnete und vereydete<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c c (Anderer Haupt-Theil.)</fw><fw place="bottom" type="catch">Mu&#x0364;ller</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0543] Oeconomiſche und Politiſche Anmerckungen von Fluͤſſen. hiewieder die Landes-Fuͤrſten aus Landes-vaͤterlicher Sorgfaͤltigkeit ei- ne und die andere Anſtalt dagegen zu machen pflegen, die Erfahrung aber gegeben, daß das auf den groſſen Fluͤſ- ſen ſich befindenden Werdern ſtehen- de Holtz ein vieles zu dergleichen Un- gluͤcks-Faͤllen beygetragen; alſo iſt zu ver- ordnen, daß alles auf den Werdern befind- liche gaͤntzlich abgehauen, und von de- nen Beſitzern das von neuen wieder auf- gewachſene allemahl abgeraͤumet werden muͤſſe, zumahl ſolch Holtz, durch Aufhal- tung des Eyſes, nicht nur dergleichen Schaden und Ungluͤck meiſtens cauſiret, ſondern auch durch die mit Holtz bewach- ſenen Werder die Schiffahrt ſehr gehem- met, und der Strohm nach den Ufern zu lauffen, zum groͤſten Ruin des Lan- des, gezwungen wird. S. das Koͤnigl. Preußiſche Edict, auf den Werdern in der Elbe das Holtz abzuhauen, und fleißig zu raͤumen. §. 18. Gleichwie an richtiger und or- dentlicher Beſtellung der Muͤhlen dem ge- meinen Weſen gar viel gelegen, alſo pfle- gen die Landes-Herren insgemein beſon- dere Muͤhlen-Ordnungen abzufaſſen, und in denſelben unterſchiedene Stuͤ- cke zu determiniren, wie es in einem und andern gehalten werden ſoll. Es muͤſ- ſen nebſt iedes Orts Obrigkeit die Eigen- thums Herren auf die Muͤller gute Acht haben, und Fleiß darauf wenden, daß die Laͤuffte um die Muͤhl-Steine nicht weiter als zween Zoll von den Steinen abſtehen, und die Laͤuffte ihre gewiſſe Menſur ha- ben, bey einer einzutreibenden Straffe. Die Beutel und Kaſten aber muͤſſen mit Leinwand wohl verwahret ſeyn, damit den Leuten nicht muthwillig das Jhrige verſtaͤubet werde. §. 19. Es muͤſſen die Muͤller die Muͤhlen alſo anlaſſen und zwingen, da- mit das Mehl nicht zu grob, und hierin- nen unter Reichen und Armen Gleichheit gehalten werde. Es muß kein Muͤller, oder iemand anders, einigen Mahl- oder Wehr-Pfahl ausziehen, verruͤcken oder einige Falſchheit daran veruͤben, noch ge- brauchen; im Fall aber einer oder der andere daruͤber betreten, oder deſſen durch geſchworne Muͤller oder ſonſt mit Be- ſtande ſummariſch uͤberfuͤhret wuͤꝛde, muß er in ſehr ſcharffe unnachlaͤßliche Straffe verfallen. Nebſt dieſen muß kein neuer Fach-Baum einſeitig, und ohne Beyſeyn geſchworner auch naͤchſt-benachbarter Muͤller unten und oben, wie auch gewiſ- ſe Abgeordneter von den Muͤhl-Herrn und Obern geleget, und alsdenn ſolchem neuen Fach-Baum mehr nicht, denn ein einiger Zoll uͤber den Mahl-Pfahl gegeben werden, ebenmaͤßig bey harter Straffe. §. 20. Wuͤrde ein Muͤller durch ge- wiſſe vereydete Perſonen uͤberfuͤhret, daß er den neuen Fach-Baum mit Keilen o- der andern verfaͤlſchet, und alſo uͤber den Mahl-Pfahl erhoͤhet, oder auf den Fach- Baum Seile, Leiſten, oder dergleichen et- was gehefftet, der muß gleichmaͤßige Straffe erlegen. Daferne in Legung ei- nes neuen Fach-Baumes die Haacken um viel oder wenig zu niedrig gemacht be- funden wuͤrden, ſo muͤſſen ſolche Haacken nicht mit Leiſten oder Bretern unter dem Fach-Baum erhoͤhet, ſondern neue Haa- cken in rechter Hoͤhe gantz ohne allen Falſch gemacht, und darauf der Fach-Baum oh- ne einige Unterlage durch gewiſſe dazu vereydete Perſonen, in Beyſeyn zweyer naͤchſt angeſeſſener Muͤller, bey Vermei- dung der Straffe, richtig gelegt werden. §. 21. Jm Fall es ſich begiebt, daß ein Fach-Baum geſuncken, der muß oh- ne Beyſeyn, Erkenntniß und Zuthun der Obern, darunter die Muͤhle gelegen, wie auch der naͤchſt-angeſeſſenen Muͤller, und anderer dazu vereydeten Perſonen, bey Vermeidung der Straffe, nicht wieder erhoͤhet, noch einiger Geſtalt veraͤndert werden. Wenn ſich auch iemand un- ternimmt, die Breter aus dem Gerinne uͤber den Fauch-Baum vorgehen zu laſ- ſen, und damit denſelben zu erhoͤhen, der muß, dafern er deßen uͤberfuͤhret wird, ſcharff beſtrafft werden. Welcher Muͤl- ler das Wehr hoͤher haͤlt, denn der Mahl-Pfahl ausweiſet, und nachdem es neu beleget, mit Sande uͤberfuͤhret, und einmahl das Waſſer druͤber gangen iſt, der muß, um ſo viel Zolle es von denen Ge- ſchwornen in der Beſichtigung hoͤher be- funden, um ſo viel Thaler doppelt in Straffe verfallen ſeyn. §. 22. Es muß einem ieden Muͤller zu aller Zeit ohne einige Hinderniß nach- gelaſſen ſeyn, wenn er einigen Mangel verſpuͤhret, ſeines naͤchſten Nachbars Muͤhle uͤber und unter ihn zu beſichtigen, und da er einigen Tadel oder Unfug be- findet, bey ſeinen Eydes-Pflichten ſchul- dig ſeyn, deſſen Obrigkeit alſobald Bericht davon zu thun, darauf denn ſelbige durch einige dazu verordnete und vereydete Muͤller C c c (Anderer Haupt-Theil.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/543
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/543>, abgerufen am 21.12.2024.