Anmerckungen vom Hirsch und andern wilden Thieren.
[Spaltenumbruch]
Lauge dazu macht man also: Man nimmt ein rein Gefässe, und klein ge- siebte Reben-Asche, thut es in das Ge- fässe etwan zwey Finger hoch, nebst un- gelöschten Kalck, und dann wieder A- sche, und also stets eines um das ande- re. Hierüber schüttet man eine Lau- ge, daß sie Fingers- breit drüber gehe, läßt es also vier und zwantzig Stunden stehen, mit dieser Laugen macht man die Seiffe.
§. 4.
Viele wollen davor halten, daß die Blume des Hirschen gifftig und schädlich sey, und ohne Lebens-Gefahr nicht genossen werden könne. Wer da- von ässe, würde mit Engbrüstigkeit und Ohnmachten beschweret, und bekäme auch zuletzt den Tod davon. Gewiß ist, daß die Hunde nicht das geringste da- von fressen, wenn sie auch noch so hun- gerig wären. Das eingenommene Hirsch-Creutz ist ein vortrefflich Gegen- Gifft wider diese Blume. Sie hat, wenn sie äusserlich gebraucht wird, ih- ren guten Nutzen. Denn, wenn man sie zu Pulver brennet, und unter den Wein vermischt, oder mit Oel zu ei- nem Sälbgen macht, und den Kopff damit bestreichet, wenn die Haar abge- schnitten, so stärcket sie das Haupt gar ungemein.
§. 5.
Ein gewisser Jäger in Thü- ringen hat Ann. 1710. ein Reh getrof- fen, und bey demselben nur eine Niere gefunden, so grösser gewesen, als eine von dem grösten Hirsch. Nicht weit da- von hat der Bock gelegen, der drey Stan- gen gehabt. Eben dieser hat Anno 1715. zwey hundert und zwey und acht- zig Schritte den Berg hinan geschossen nach einem Thiere; Als er dahin gekom- men, haben ihrer zwey dort gelegen, und das dritte ist hundert Schritt davon auch gefallen. Ein anderer hat Anno 1708. einem Hirsch auf die Blume geschossen, und das Weyde-Loch getroffen, hat a- ber keinen Schuß finden können, ausser daß im Aufbrechen die Kugel inwendig im Buch gesessen, auswendig aber weder Schuß noch Schweiß finden können. Ann. 1712. hat ein Hirsch auf dem Thü- ringer-Walde im Christ-Monat mit vol- lem Halse geschryen.
[Spaltenumbruch]
§. 6.
Auf dem Spesser-Walde ist vor einigen Jahren ein Jagen gehalten worden, und sind in die sechs und funff- zig Stücke schwartz Wildpräth im Ja- gen zusammen gelauffen, und haben nicht von der Stelle weggebracht werden können. Die Jäger haben Schwär- mer darunter geworffen: dem ungeach- tet sind sie zusammen blieben. End- lich hat sich ein Bauer gefunden, der hingelauffen, dreyzehen Stück nach ein- ander ausgeführet, und iedem mit dem Messer einen Fang gegeben, daß es ver- reckt. Der Pater Procurator in dem Cartheuser-Closter zu Erfurth hat A. 1721. eine zahme Fisch-Otter gehabt, wel- che wie ein Hund hinter ihm hergelauf- fen, und ihm aus dem Wasser Fische gefangen. Sie hat gepfiffen wie ein Hund, wenn sie hungerig gewesen, Männ- gen wie ein Mensch gemacht, und alles mit gefressen.
§. 7.
Vor einiger Zeit hat ein ge- wisser Jäger in einem Wasser, als der Wolff ein Schmahl-Thier von dem Ber- ge herunter gebracht, und in dem Was- ser gewürget, den Wolff auf dem Thier todt geschossen, und Wolff und Thier zugleich gebracht. Jch habe mir sagen lassen, wie Anno 1717. in Eybenstock im Ertzgebürgischen Creyß ein Schütze, Nahmens Friedrich Clauß, einen Key- ler von neun Centnern geschossen, und zwar unversehends mit einer Flinte. Dieses Schwein hat der Hammer- Herr von Gottschalck bekommen. Anno 1708. ist auf dem Thüringer-Walde eine Ba- che geschossen worden, welche im Leibe sieben Fröschlinge gehabt, so gewiß was rares ist.
§. 8.
Es ist nicht gar lange, daß ich einen Fisch-Otter bekommen, so sich mit der Kralle gefangen, und mit dem geringsten Züglein hätte loßmachen kön- nen, so dennoch todt gelegen, welcher sich vermuthlich ersäufft haben muß. Jm Monat November Anno 1708. ist auf dem Thüringer Walde eine wilde Ganß an einem Floß-Teiche mit der Hand ergriffen worden. Jm Sonders- häusischen bey Bercka an der Wippe ist eine weisse Wiesel von einem Jäger ge- schossen worden, welche gleich todt ge-
blieben,
Z z 2
Anmerckungen vom Hirſch und andern wilden Thieren.
[Spaltenumbruch]
Lauge dazu macht man alſo: Man nimmt ein rein Gefaͤſſe, und klein ge- ſiebte Reben-Aſche, thut es in das Ge- faͤſſe etwan zwey Finger hoch, nebſt un- geloͤſchten Kalck, und dann wieder A- ſche, und alſo ſtets eines um das ande- re. Hieruͤber ſchuͤttet man eine Lau- ge, daß ſie Fingers- breit druͤber gehe, laͤßt es alſo vier und zwantzig Stunden ſtehen, mit dieſer Laugen macht man die Seiffe.
§. 4.
Viele wollen davor halten, daß die Blume des Hirſchen gifftig und ſchaͤdlich ſey, und ohne Lebens-Gefahr nicht genoſſen werden koͤnne. Wer da- von aͤſſe, wuͤrde mit Engbruͤſtigkeit und Ohnmachten beſchweret, und bekaͤme auch zuletzt den Tod davon. Gewiß iſt, daß die Hunde nicht das geringſte da- von freſſen, wenn ſie auch noch ſo hun- gerig waͤren. Das eingenommene Hirſch-Creutz iſt ein vortrefflich Gegen- Gifft wider dieſe Blume. Sie hat, wenn ſie aͤuſſerlich gebraucht wird, ih- ren guten Nutzen. Denn, wenn man ſie zu Pulver brennet, und unter den Wein vermiſcht, oder mit Oel zu ei- nem Saͤlbgen macht, und den Kopff damit beſtreichet, wenn die Haar abge- ſchnitten, ſo ſtaͤrcket ſie das Haupt gar ungemein.
§. 5.
Ein gewiſſer Jaͤger in Thuͤ- ringen hat Ann. 1710. ein Reh getrof- fen, und bey demſelben nur eine Niere gefunden, ſo groͤſſer geweſen, als eine von dem groͤſten Hirſch. Nicht weit da- von hat der Bock gelegen, der drey Stan- gen gehabt. Eben dieſer hat Anno 1715. zwey hundert und zwey und acht- zig Schritte den Berg hinan geſchoſſen nach einem Thiere; Als er dahin gekom- men, haben ihrer zwey dort gelegen, und das dritte iſt hundert Schritt davon auch gefallen. Ein anderer hat Anno 1708. einem Hirſch auf die Blume geſchoſſen, und das Weyde-Loch getroffen, hat a- ber keinen Schuß finden koͤnnen, auſſer daß im Aufbrechen die Kugel inwendig im Buch geſeſſen, auswendig aber weder Schuß noch Schweiß finden koͤnnen. Ann. 1712. hat ein Hirſch auf dem Thuͤ- ringer-Walde im Chriſt-Monat mit vol- lem Halſe geſchryen.
[Spaltenumbruch]
§. 6.
Auf dem Speſſer-Walde iſt vor einigen Jahren ein Jagen gehalten worden, und ſind in die ſechs und funff- zig Stuͤcke ſchwartz Wildpraͤth im Ja- gen zuſammen gelauffen, und haben nicht von der Stelle weggebracht werden koͤnnen. Die Jaͤger haben Schwaͤr- mer darunter geworffen: dem ungeach- tet ſind ſie zuſammen blieben. End- lich hat ſich ein Bauer gefunden, der hingelauffen, dreyzehen Stuͤck nach ein- ander ausgefuͤhret, und iedem mit dem Meſſer einen Fang gegeben, daß es ver- reckt. Der Pater Procurator in dem Cartheuſer-Cloſter zu Erfurth hat A. 1721. eine zahme Fiſch-Otter gehabt, wel- che wie ein Hund hinter ihm hergelauf- fen, und ihm aus dem Waſſer Fiſche gefangen. Sie hat gepfiffen wie ein Hund, wenn ſie hungerig geweſen, Maͤñ- gen wie ein Menſch gemacht, und alles mit gefreſſen.
§. 7.
Vor einiger Zeit hat ein ge- wiſſer Jaͤger in einem Waſſer, als der Wolff ein Schmahl-Thier von dem Ber- ge herunter gebracht, und in dem Waſ- ſer gewuͤrget, den Wolff auf dem Thier todt geſchoſſen, und Wolff und Thier zugleich gebracht. Jch habe mir ſagen laſſen, wie Anno 1717. in Eybenſtock im Ertzgebuͤrgiſchen Creyß ein Schuͤtze, Nahmens Friedrich Clauß, einen Key- ler von neun Centnern geſchoſſen, und zwar unverſehends mit einer Flinte. Dieſes Schwein hat der Hammer- Herr von Gottſchalck bekommen. Anno 1708. iſt auf dem Thuͤringer-Walde eine Ba- che geſchoſſen worden, welche im Leibe ſieben Froͤſchlinge gehabt, ſo gewiß was rares iſt.
§. 8.
Es iſt nicht gar lange, daß ich einen Fiſch-Otter bekommen, ſo ſich mit der Kralle gefangen, und mit dem geringſten Zuͤglein haͤtte loßmachen koͤn- nen, ſo dennoch todt gelegen, welcher ſich vermuthlich erſaͤufft haben muß. Jm Monat November Anno 1708. iſt auf dem Thuͤringer Walde eine wilde Ganß an einem Floß-Teiche mit der Hand ergriffen worden. Jm Sonders- haͤuſiſchen bey Bercka an der Wippe iſt eine weiſſe Wieſel von einem Jaͤger ge- ſchoſſen worden, welche gleich todt ge-
blieben,
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Anmerckungen vom Hirſch und andern wilden Thieren.
Lauge dazu macht man alſo: Man
nimmt ein rein Gefaͤſſe, und klein ge-
ſiebte Reben-Aſche, thut es in das Ge-
faͤſſe etwan zwey Finger hoch, nebſt un-
geloͤſchten Kalck, und dann wieder A-
ſche, und alſo ſtets eines um das ande-
re. Hieruͤber ſchuͤttet man eine Lau-
ge, daß ſie Fingers- breit druͤber gehe,
laͤßt es alſo vier und zwantzig Stunden
ſtehen, mit dieſer Laugen macht man
die Seiffe.
§. 4. Viele wollen davor halten,
daß die Blume des Hirſchen gifftig und
ſchaͤdlich ſey, und ohne Lebens-Gefahr
nicht genoſſen werden koͤnne. Wer da-
von aͤſſe, wuͤrde mit Engbruͤſtigkeit und
Ohnmachten beſchweret, und bekaͤme
auch zuletzt den Tod davon. Gewiß iſt,
daß die Hunde nicht das geringſte da-
von freſſen, wenn ſie auch noch ſo hun-
gerig waͤren. Das eingenommene
Hirſch-Creutz iſt ein vortrefflich Gegen-
Gifft wider dieſe Blume. Sie hat,
wenn ſie aͤuſſerlich gebraucht wird, ih-
ren guten Nutzen. Denn, wenn man
ſie zu Pulver brennet, und unter den
Wein vermiſcht, oder mit Oel zu ei-
nem Saͤlbgen macht, und den Kopff
damit beſtreichet, wenn die Haar abge-
ſchnitten, ſo ſtaͤrcket ſie das Haupt gar
ungemein.
§. 5. Ein gewiſſer Jaͤger in Thuͤ-
ringen hat Ann. 1710. ein Reh getrof-
fen, und bey demſelben nur eine Niere
gefunden, ſo groͤſſer geweſen, als eine
von dem groͤſten Hirſch. Nicht weit da-
von hat der Bock gelegen, der drey Stan-
gen gehabt. Eben dieſer hat Anno
1715. zwey hundert und zwey und acht-
zig Schritte den Berg hinan geſchoſſen
nach einem Thiere; Als er dahin gekom-
men, haben ihrer zwey dort gelegen, und
das dritte iſt hundert Schritt davon auch
gefallen. Ein anderer hat Anno 1708.
einem Hirſch auf die Blume geſchoſſen,
und das Weyde-Loch getroffen, hat a-
ber keinen Schuß finden koͤnnen, auſſer
daß im Aufbrechen die Kugel inwendig
im Buch geſeſſen, auswendig aber weder
Schuß noch Schweiß finden koͤnnen.
Ann. 1712. hat ein Hirſch auf dem Thuͤ-
ringer-Walde im Chriſt-Monat mit vol-
lem Halſe geſchryen.
§. 6. Auf dem Speſſer-Walde iſt
vor einigen Jahren ein Jagen gehalten
worden, und ſind in die ſechs und funff-
zig Stuͤcke ſchwartz Wildpraͤth im Ja-
gen zuſammen gelauffen, und haben
nicht von der Stelle weggebracht werden
koͤnnen. Die Jaͤger haben Schwaͤr-
mer darunter geworffen: dem ungeach-
tet ſind ſie zuſammen blieben. End-
lich hat ſich ein Bauer gefunden, der
hingelauffen, dreyzehen Stuͤck nach ein-
ander ausgefuͤhret, und iedem mit dem
Meſſer einen Fang gegeben, daß es ver-
reckt. Der Pater Procurator in dem
Cartheuſer-Cloſter zu Erfurth hat A.
1721. eine zahme Fiſch-Otter gehabt, wel-
che wie ein Hund hinter ihm hergelauf-
fen, und ihm aus dem Waſſer Fiſche
gefangen. Sie hat gepfiffen wie ein
Hund, wenn ſie hungerig geweſen, Maͤñ-
gen wie ein Menſch gemacht, und alles
mit gefreſſen.
§. 7. Vor einiger Zeit hat ein ge-
wiſſer Jaͤger in einem Waſſer, als der
Wolff ein Schmahl-Thier von dem Ber-
ge herunter gebracht, und in dem Waſ-
ſer gewuͤrget, den Wolff auf dem Thier
todt geſchoſſen, und Wolff und Thier
zugleich gebracht. Jch habe mir ſagen
laſſen, wie Anno 1717. in Eybenſtock im
Ertzgebuͤrgiſchen Creyß ein Schuͤtze,
Nahmens Friedrich Clauß, einen Key-
ler von neun Centnern geſchoſſen, und
zwar unverſehends mit einer Flinte.
Dieſes Schwein hat der Hammer- Herr
von Gottſchalck bekommen. Anno 1708.
iſt auf dem Thuͤringer-Walde eine Ba-
che geſchoſſen worden, welche im Leibe
ſieben Froͤſchlinge gehabt, ſo gewiß was
rares iſt.
§. 8. Es iſt nicht gar lange, daß
ich einen Fiſch-Otter bekommen, ſo ſich
mit der Kralle gefangen, und mit dem
geringſten Zuͤglein haͤtte loßmachen koͤn-
nen, ſo dennoch todt gelegen, welcher
ſich vermuthlich erſaͤufft haben muß.
Jm Monat November Anno 1708. iſt
auf dem Thuͤringer Walde eine wilde
Ganß an einem Floß-Teiche mit der
Hand ergriffen worden. Jm Sonders-
haͤuſiſchen bey Bercka an der Wippe iſt
eine weiſſe Wieſel von einem Jaͤger ge-
ſchoſſen worden, welche gleich todt ge-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/519>, abgerufen am 22.02.2025.
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