Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Vierdten Theils 27. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Hirte soll gesehen haben, wie ein Hirschseinen schäbichten Rücken an einer ge- wissen Stätte offt geweltzet und gerie- ben, wo solches Kraut in grosser Men- ge gestanden, davon er auch heil ge- worden. Aus den Hirschkolben kan man auf folgende Art eine vortreffliche Artzeney zuwege bringen: Man neh- me junge weiche Hirschkolben zwey Pfund, dieselben klein zerschnitten, thue dazu rothe und leibfarbene Rosen ein halb Pfund, Ochsenzungen-Blüthen, Bor- ragen-Blüthen, Rosmarin-Blüthen, Linden-Blüthen, Majoran, Waldmei- ster, iedes 8. Loth, Päonien-Rosen, Mertzen-Violen, Negelein oder Graß- Blumen, Rocken, der noch in der Milch ist, iedes 4. Loth, Citronen-Schaalen, rothen und gelben Sandel, iedes zwey Loth, kleine Rosinen-Blüthen, Gal- gant ein Loth, Muscat-Nüsse, Mu- scat-Blüthen, Nelcken, iedes ein halb Loth, Saffran ein halb Qventgen, Cam- pher ein halben Scrupel, zerhacke die Kräuter und Blumen, stosse die Ge- würtze, vermische sie, und schütte dazu Rosen-Borragen-Ochsenzungen-Lin- den-Blüth-Garten- und Wald-Me- lissen-Waldmeister- und Bethonien- Wasser, iedes ein Achtel Maaß, Mal- vasier ein halb Maaß, rühre alles wohl untereinander, und laß etliche Stücke des besten Goldes einige Tage darin- nen liegen, distillire es darnach in Bal- neo Mariae, und schütte nachgehends ge- riebene Perlen, Corallen, Einhorn, Hirsch-Creutz, Paradies-Holtz, Bi- sam, Ambra, Gold- und Silber-Blätt- gen, und Eichen-Misteln, so viel du von einem ieden wilst, dazu. Gebrau- che von diesem Wasser alle Morgen und Abend, auch sonst bißweilen einen Löf- fel voll, es stärcket gewaltig das Hertz, vertreibet die Ohnmachten, das Hertz- Zittern und Hertz-Klopffen. §. 2. Die Hirsch-Brunfft, die denen §. 3. Gleichwie das Hirsch-Unschlit Lauge
Des Vierdten Theils 27. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Hirte ſoll geſehen haben, wie ein Hirſchſeinen ſchaͤbichten Ruͤcken an einer ge- wiſſen Staͤtte offt geweltzet und gerie- ben, wo ſolches Kraut in groſſer Men- ge geſtanden, davon er auch heil ge- worden. Aus den Hirſchkolben kan man auf folgende Art eine vortreffliche Artzeney zuwege bringen: Man neh- me junge weiche Hirſchkolben zwey Pfund, dieſelben klein zerſchnitten, thue dazu rothe und leibfarbene Roſen ein halb Pfund, Ochſenzungen-Bluͤthen, Bor- ragen-Bluͤthen, Rosmarin-Bluͤthen, Linden-Bluͤthen, Majoran, Waldmei- ſter, iedes 8. Loth, Paͤonien-Roſen, Mertzen-Violen, Negelein oder Graß- Blumen, Rocken, der noch in der Milch iſt, iedes 4. Loth, Citronen-Schaalen, rothen und gelben Sandel, iedes zwey Loth, kleine Roſinen-Bluͤthen, Gal- gant ein Loth, Muſcat-Nuͤſſe, Mu- ſcat-Bluͤthen, Nelcken, iedes ein halb Loth, Saffran ein halb Qventgen, Cam- pher ein halben Scrupel, zerhacke die Kraͤuter und Blumen, ſtoſſe die Ge- wuͤrtze, vermiſche ſie, und ſchuͤtte dazu Roſen-Borragen-Ochſenzungen-Lin- den-Bluͤth-Garten- und Wald-Me- liſſen-Waldmeiſter- und Bethonien- Waſſer, iedes ein Achtel Maaß, Mal- vaſier ein halb Maaß, ruͤhre alles wohl untereinander, und laß etliche Stuͤcke des beſten Goldes einige Tage darin- nen liegen, diſtillire es darnach in Bal- neo Mariæ, und ſchuͤtte nachgehends ge- riebene Perlen, Corallen, Einhorn, Hirſch-Creutz, Paradies-Holtz, Bi- ſam, Ambra, Gold- und Silber-Blaͤtt- gen, und Eichen-Miſteln, ſo viel du von einem ieden wilſt, dazu. Gebrau- che von dieſem Waſſer alle Morgen und Abend, auch ſonſt bißweilen einen Loͤf- fel voll, es ſtaͤrcket gewaltig das Hertz, vertreibet die Ohnmachten, das Hertz- Zittern und Hertz-Klopffen. §. 2. Die Hirſch-Brunfft, die denen §. 3. Gleichwie das Hirſch-Unſchlit Lauge
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Einige meynen, es<lb/> waͤren dieſes Kuͤgelein, die in der Erde<lb/> geſucht werden muͤſten, und welche nie-<lb/> mand finden koͤnte, wo nicht der Hirſch<lb/> ſolches zu gewiſſen Zeiten anzeigte, in-<lb/><cb/> dem er mit ſeinen Forder-Laͤufften an<lb/> den Ort ſchluͤge, kratzte und ſcharrte;<lb/> Es kan dieſes aber nicht wohl ſeyn, maſ-<lb/> ſen erſtlich der ſtarcke Geruch davon den<lb/> Hirſchen zuwider; hernach ſind auch<lb/> ſolches keine Kuͤgelein in der Erden, ſon-<lb/> dern ſie wachſen als Schwaͤmmgen her-<lb/> aus uͤber der Erde, und koͤnnen alſo<lb/> gar leicht gefunden werden. Die aus-<lb/> wendige Haut davon iſt ſchwartz, die<lb/> inwendige <hi rendition="#aq">Subſtanz</hi> aber ſchwammicht<lb/> und gantz weiß, auch in allen einem<lb/> Schwamm gleich. Einige gottloſe Leu-<lb/> te pflegen ſich dieſer Hirſch-Brunfft zu<lb/> den Liebes-Traͤncken zu bedienen, wel-<lb/> che ſie andern in Bier und Wein zu<lb/> trincken geben. 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Des Vierdten Theils 27. Capitel/
Hirte ſoll geſehen haben, wie ein Hirſch
ſeinen ſchaͤbichten Ruͤcken an einer ge-
wiſſen Staͤtte offt geweltzet und gerie-
ben, wo ſolches Kraut in groſſer Men-
ge geſtanden, davon er auch heil ge-
worden. Aus den Hirſchkolben kan
man auf folgende Art eine vortreffliche
Artzeney zuwege bringen: Man neh-
me junge weiche Hirſchkolben zwey Pfund,
dieſelben klein zerſchnitten, thue dazu
rothe und leibfarbene Roſen ein halb
Pfund, Ochſenzungen-Bluͤthen, Bor-
ragen-Bluͤthen, Rosmarin-Bluͤthen,
Linden-Bluͤthen, Majoran, Waldmei-
ſter, iedes 8. Loth, Paͤonien-Roſen,
Mertzen-Violen, Negelein oder Graß-
Blumen, Rocken, der noch in der Milch
iſt, iedes 4. Loth, Citronen-Schaalen,
rothen und gelben Sandel, iedes zwey
Loth, kleine Roſinen-Bluͤthen, Gal-
gant ein Loth, Muſcat-Nuͤſſe, Mu-
ſcat-Bluͤthen, Nelcken, iedes ein halb
Loth, Saffran ein halb Qventgen, Cam-
pher ein halben Scrupel, zerhacke die
Kraͤuter und Blumen, ſtoſſe die Ge-
wuͤrtze, vermiſche ſie, und ſchuͤtte dazu
Roſen-Borragen-Ochſenzungen-Lin-
den-Bluͤth-Garten- und Wald-Me-
liſſen-Waldmeiſter- und Bethonien-
Waſſer, iedes ein Achtel Maaß, Mal-
vaſier ein halb Maaß, ruͤhre alles wohl
untereinander, und laß etliche Stuͤcke
des beſten Goldes einige Tage darin-
nen liegen, diſtillire es darnach in Bal-
neo Mariæ, und ſchuͤtte nachgehends ge-
riebene Perlen, Corallen, Einhorn,
Hirſch-Creutz, Paradies-Holtz, Bi-
ſam, Ambra, Gold- und Silber-Blaͤtt-
gen, und Eichen-Miſteln, ſo viel du
von einem ieden wilſt, dazu. Gebrau-
che von dieſem Waſſer alle Morgen und
Abend, auch ſonſt bißweilen einen Loͤf-
fel voll, es ſtaͤrcket gewaltig das Hertz,
vertreibet die Ohnmachten, das Hertz-
Zittern und Hertz-Klopffen.
§. 2. Die Hirſch-Brunfft, die denen
Jaͤgern gar wohl bekandt iſt, waͤchſt in
der Erde, wenn der Hirſch ſeinen Saa-
men dahin fallen laͤßt, da er in der
Brunſt des Weibgens nicht habhafft
werden koͤnnen. Einige meynen, es
waͤren dieſes Kuͤgelein, die in der Erde
geſucht werden muͤſten, und welche nie-
mand finden koͤnte, wo nicht der Hirſch
ſolches zu gewiſſen Zeiten anzeigte, in-
dem er mit ſeinen Forder-Laͤufften an
den Ort ſchluͤge, kratzte und ſcharrte;
Es kan dieſes aber nicht wohl ſeyn, maſ-
ſen erſtlich der ſtarcke Geruch davon den
Hirſchen zuwider; hernach ſind auch
ſolches keine Kuͤgelein in der Erden, ſon-
dern ſie wachſen als Schwaͤmmgen her-
aus uͤber der Erde, und koͤnnen alſo
gar leicht gefunden werden. Die aus-
wendige Haut davon iſt ſchwartz, die
inwendige Subſtanz aber ſchwammicht
und gantz weiß, auch in allen einem
Schwamm gleich. Einige gottloſe Leu-
te pflegen ſich dieſer Hirſch-Brunfft zu
den Liebes-Traͤncken zu bedienen, wel-
che ſie andern in Bier und Wein zu
trincken geben. Wenn ſie in Frauen-
Milch genommen wird, ſo ſoll ſie bey
den Weibern die Milch vermehren, und
ſo man ein wenig langen gepulverten
Pfeffer darzu thut, ſoll es deſto kraͤffti-
ger wuͤrcken.
§. 3. Gleichwie das Hirſch-Unſchlit
zu vielen Sachen gut iſt, alſo dienet
es auch abſonderlich eine ſehr gute Sei-
fe zum Haͤnden daraus zu præpariren;
Man nehme ein halb Noͤſel Hirſch-Un-
ſchlit, thue ſolches in einen Keſſel, und
ein wenig wohlriechend Waſſer dazu.
Man laſſe dieſes gemach mit einander
zugehen, und nehme dazu ein Maaß gu-
te ſcharffe Laugen, oder ſo viel das Un-
ſchlit gewogen hat, mehr oder weni-
ger, wie ſich es leiden will, damit das
Unſchlit nicht zu hart noch zu weich
werde, vermiſche alles wohl, und ruͤh-
re es in einem Glaß oder Becken durch-
einander. Darnach laſſe mans wieder
acht Tage ſtehen, und nehme wieder
ein halb Noͤſel Waſſer, und ein halb
Noͤſel Hirſch-Unſchlit, es ſchadet nichts,
wenn es gleich duͤnne oder weich wird.
Regen- oder Thau-Waſſer iſt am be-
ſten. Dieſes alles ruͤhrt man offt und
wohl durch einander, und wenn dieſes
geſchehen, theilt mans in kleine Schuͤſ-
ſelein, ſtellet es an die Sonne, und
laͤßt es wohl austrucknen, biß man Kuͤ-
gelein daraus machen kan. Will man
ſie wohlriechend haben, ſo ſchabet man
dieſe Seiffe auf das kleineſte, gieſſet
wohlriechend Waſſer daran, und nimmt
Biſam oder Zibeth dazu. Alsdenn
laͤßt mans wieder ſtehen, ruͤhrt es end-
lich, und formiret Kugeln draus. Die
Lauge
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