Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Vierdten Theils 24. Cap. von allerhand andern Vögeln.
[Spaltenumbruch] er sich doch mit zwey oder drey seines glei-
chen an ein Feld-Huhn machen, und sol-
ches fangen. Er wird dannenhero auch
nur ein Zuchtmeister der Lerchen genennt,
weil er sie ungemein verfolgt, und sie sich
noch mehr vor ihn, als vor den Baum-
Falcken fürchten. Jm Felde ist er sonst
gut, denn er läßt keine Mäuse aufkom-
men, sondern fängt sie alle weg.

§. 7.

Die Horn-Eule hält sich ge-
meiniglich in hohlen und klüfftigen Bäu-
men auf, und suchet ihren Raub des
Nachts unter den Mäusen, welches man
an ihrem Gewölle sehen kan, so sie des
Morgens auswirfft, und in lauter Mau-
se-Haaren bestehet. Des Tages hält sie
sich verborgen, weil sie, wenn sie erblickt
wird, von allen Vögeln angeruffen, ja
gar von den Habichten gefangen und
verzehret wird. Sie ziehet nicht, wie
andere Vögel, sondern bleibet Winters
und Sommers hier zu Lande. Die
Stein-Eule ist der Horn-Eule in allen
gleich, ausser, daß dieselbe nicht wie jene
sich in hohlen Bäumen aufhält, sondern
lieber das alte Mauerwerck zu ihrer
Wohnung aufsucht. Die Mülane oder
der Schwalben-Schwantz ist an Farbe
gelb-bräunlich, und unter allen Raub-
Vögeln der kühneste, weil er seinen mei-
sten Raub zur Hecke-Zeit unter den jun-
gen Gänsen auf den Bauer-Höfen su-
chet. Er horstet hier zu Lande, und brü-
tet drey biß vier Junge aus, ziehet am
allerersten mit von hier weg, und kommt
mit der Bachsteltze, so bald der Frost ver-
gangen, wieder zurück.

§. 8.

Der Mäuse-Geyer findet vor-
nemlich unter den Mäusen und Fröschen
seine Nahrung. Sie sind den jungen
Hasen und dem jungen Gevögel gar schäd-
lich. Sie horsten wie andere Raub- Vö-
gel, ziehen auch, kommen aber hier zu
Lande nicht weg, sondern gehen nur hier
von einem Ort zu dem andern. Wenn
also ein paar solcher Vögel am Holtze ge-
horstet, wo Teiche oder Sümpffe sind,
und dieselben zufrieren, so ziehen sie in ebe-
ne Felder, und suchen Mäuse, fallen auch
wohl bey Gelegenheit auf das Luder.
Sie werden mit Teller-Eisen gefangen,
daran man einen Frosch zu binden pflegt,
iedoch so, daß der Bauch des Frosches o-
ben kommt. Der Fisch-Geyer nehret
sich bloß vom Fischwerck, massen ihn die
Natur, gleich den Wasser-Vögeln, mit
Pflaumen-Federn versehen, daß er aus
der Lufft tief in das Wasser hineinschies-
[Spaltenumbruch] sen, auch eine ziemliche Zeit unter Was-
ser bleiben, und die Fische herausholen
kan, wie ich selbst vielfältig wahrgenom-
men, daß er also den Fischen sehr schäd-
lich ist. Mit Horsten und Anzahl der
Jungen gleichet er den vorigen, iedoch zie-
het er alle Herbst-Zeiten wieder weg.

§. 9.

Von dem Neuntödter sagt man,
daß dieser Vogel nichts genüsse, er habe
denn erstlich des Tages neunerley todt ge-
macht, welches daraus fast zu glauben,
weil er allerley Würmer, als Regen-
Würmer, Käfer, Hummeln, und der-
gleichen, auf die Dornen spiesset, und sie
daran hängen läßt, welches ich selbst off-
termahls gesehen. Der Nuß-Heyer
siehet der Elster an Füssen und Schnabel
gantz gleich, hat auch eine völlige Elster-
Art an sich, was sein verrätherisches We-
sen anlanget, indem er, so zu sagen, alle
Dinge im Walde innen wird, alsdenn sei-
nen ordentlichen Wald-Schrey verläßt,
und ein gantz ausserordentliches erschreck-
liches Geschrey anhebet. Er ist von Zie-
gel- brauner Farbe, hat einen schwartzen
Schwantz, und auf dem Kopff lange Fe-
dern, die er in die Höhe richten kan, daß
es als eine Krone anzusehen, insonder-
heit aber hat er in den Fittigen blaue, weis-
se und schwartz-farbichte Federn, die
Wechsels-weise als ein Messer-Rücken
breit dermassen gesprenckelt sind, daß man
es mit Vergnügung und Lust betrachten
muß. Jm Sommer nehret er sich mit
Luder und Gevögel, welches er in den
Geschneiden zu suchen pflegt; nicht weni-
ger suchet er auch Ungeziefer, als Frösche,
Molche, Ottern, und Eydexen. Win-
ters-Zeit pfleget er sich mit Eicheln,
Buch- und Haselnüssen, und Luder zu
nehren, welches er Herbst-Zeit im Kropf-
fe in die hohlen Bäume und spaltigen
Klüffte einträget. Er weiß sein Gefräs-
se auf den Aeckern und in dem tieffesten
Schnee accurat zu finden, daß es ihm sel-
ten fehlen wird. Seine Horsten hat er
an und auf den Eichen, und andern Bäu-
men, da er denn gar wenig Geniste zusam-
menbringt, und meistens 5. biß 6. Junge
ausbringet. Er ziehet, wie andere Vö-
gel, Flug-weise beysammen, bleibt aber
doch allhier.

§. 10.

Der Tannen-Heyer ist in al-
len geartet wie der Nuß-Heyer, ausser,
daß sich dieser im Busch, sonderlich in Tan-
nen-Höltzern gerne aufhält. An Farbe
siehet er auf dem Rücken dunckel-bräu-
ner aus, als der Nuß- Heyer, am Bauch

ist er

Des Vierdten Theils 24. Cap. von allerhand andern Voͤgeln.
[Spaltenumbruch] er ſich doch mit zwey oder drey ſeines glei-
chen an ein Feld-Huhn machen, und ſol-
ches fangen. Er wird dannenhero auch
nur ein Zuchtmeiſter der Lerchen genennt,
weil er ſie ungemein verfolgt, und ſie ſich
noch mehr vor ihn, als vor den Baum-
Falcken fuͤrchten. Jm Felde iſt er ſonſt
gut, denn er laͤßt keine Maͤuſe aufkom-
men, ſondern faͤngt ſie alle weg.

§. 7.

Die Horn-Eule haͤlt ſich ge-
meiniglich in hohlen und kluͤfftigen Baͤu-
men auf, und ſuchet ihren Raub des
Nachts unter den Maͤuſen, welches man
an ihrem Gewoͤlle ſehen kan, ſo ſie des
Morgens auswirfft, und in lauter Mau-
ſe-Haaren beſtehet. Des Tages haͤlt ſie
ſich verborgen, weil ſie, wenn ſie erblickt
wird, von allen Voͤgeln angeruffen, ja
gar von den Habichten gefangen und
verzehret wird. Sie ziehet nicht, wie
andere Voͤgel, ſondern bleibet Winters
und Sommers hier zu Lande. Die
Stein-Eule iſt der Horn-Eule in allen
gleich, auſſer, daß dieſelbe nicht wie jene
ſich in hohlen Baͤumen aufhaͤlt, ſondern
lieber das alte Mauerwerck zu ihrer
Wohnung aufſucht. Die Muͤlane oder
der Schwalben-Schwantz iſt an Farbe
gelb-braͤunlich, und unter allen Raub-
Voͤgeln der kuͤhneſte, weil er ſeinen mei-
ſten Raub zur Hecke-Zeit unter den jun-
gen Gaͤnſen auf den Bauer-Hoͤfen ſu-
chet. Er horſtet hier zu Lande, und bruͤ-
tet drey biß vier Junge aus, ziehet am
allererſten mit von hier weg, und kommt
mit der Bachſteltze, ſo bald der Froſt ver-
gangen, wieder zuruͤck.

§. 8.

Der Maͤuſe-Geyer findet vor-
nemlich unter den Maͤuſen und Froͤſchen
ſeine Nahrung. Sie ſind den jungen
Haſen und dem jungen Gevoͤgel gar ſchaͤd-
lich. Sie horſten wie andere Raub- Voͤ-
gel, ziehen auch, kommen aber hier zu
Lande nicht weg, ſondern gehen nur hier
von einem Ort zu dem andern. Wenn
alſo ein paar ſolcher Voͤgel am Holtze ge-
horſtet, wo Teiche oder Suͤmpffe ſind,
und dieſelben zufrieren, ſo ziehen ſie in ebe-
ne Felder, und ſuchen Maͤuſe, fallen auch
wohl bey Gelegenheit auf das Luder.
Sie werden mit Teller-Eiſen gefangen,
daran man einen Froſch zu binden pflegt,
iedoch ſo, daß der Bauch des Froſches o-
ben kommt. Der Fiſch-Geyer nehret
ſich bloß vom Fiſchwerck, maſſen ihn die
Natur, gleich den Waſſer-Voͤgeln, mit
Pflaumen-Federn verſehen, daß er aus
der Lufft tief in das Waſſer hineinſchieſ-
[Spaltenumbruch] ſen, auch eine ziemliche Zeit unter Waſ-
ſer bleiben, und die Fiſche herausholen
kan, wie ich ſelbſt vielfaͤltig wahrgenom-
men, daß er alſo den Fiſchen ſehr ſchaͤd-
lich iſt. Mit Horſten und Anzahl der
Jungen gleichet er den vorigen, iedoch zie-
het er alle Herbſt-Zeiten wieder weg.

§. 9.

Von dem Neuntoͤdter ſagt man,
daß dieſer Vogel nichts genuͤſſe, er habe
denn erſtlich des Tages neunerley todt ge-
macht, welches daraus faſt zu glauben,
weil er allerley Wuͤrmer, als Regen-
Wuͤrmer, Kaͤfer, Hummeln, und der-
gleichen, auf die Dornen ſpieſſet, und ſie
daran haͤngen laͤßt, welches ich ſelbſt off-
termahls geſehen. Der Nuß-Heyer
ſiehet der Elſter an Fuͤſſen und Schnabel
gantz gleich, hat auch eine voͤllige Elſter-
Art an ſich, was ſein verraͤtheriſches We-
ſen anlanget, indem er, ſo zu ſagen, alle
Dinge im Walde innen wird, alsdenn ſei-
nen ordentlichen Wald-Schrey verlaͤßt,
und ein gantz auſſerordentliches erſchreck-
liches Geſchrey anhebet. Er iſt von Zie-
gel- brauner Farbe, hat einen ſchwartzen
Schwantz, und auf dem Kopff lange Fe-
dern, die er in die Hoͤhe richten kan, daß
es als eine Krone anzuſehen, inſonder-
heit aber hat er in den Fittigen blaue, weiſ-
ſe und ſchwartz-farbichte Federn, die
Wechſels-weiſe als ein Meſſer-Ruͤcken
breit dermaſſen geſprenckelt ſind, daß man
es mit Vergnuͤgung und Luſt betrachten
muß. Jm Sommer nehret er ſich mit
Luder und Gevoͤgel, welches er in den
Geſchneiden zu ſuchen pflegt; nicht weni-
ger ſuchet er auch Ungeziefer, als Froͤſche,
Molche, Ottern, und Eydexen. Win-
ters-Zeit pfleget er ſich mit Eicheln,
Buch- und Haſelnuͤſſen, und Luder zu
nehren, welches er Herbſt-Zeit im Kropf-
fe in die hohlen Baͤume und ſpaltigen
Kluͤffte eintraͤget. Er weiß ſein Gefraͤſ-
ſe auf den Aeckern und in dem tieffeſten
Schnee accurat zu finden, daß es ihm ſel-
ten fehlen wird. Seine Horſten hat er
an und auf den Eichen, und andern Baͤu-
men, da er denn gar wenig Geniſte zuſam-
menbringt, und meiſtens 5. biß 6. Junge
ausbringet. Er ziehet, wie andere Voͤ-
gel, Flug-weiſe beyſammen, bleibt aber
doch allhier.

§. 10.

Der Tannen-Heyer iſt in al-
len geartet wie der Nuß-Heyer, auſſer,
daß ſich dieſer im Buſch, ſonderlich in Tan-
nen-Hoͤltzern gerne aufhaͤlt. An Farbe
ſiehet er auf dem Ruͤcken dunckel-braͤu-
ner aus, als der Nuß- Heyer, am Bauch

iſt er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0498" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Vierdten Theils 24. Cap. von allerhand andern Vo&#x0364;geln.</hi></fw><lb/><cb/>
er &#x017F;ich doch mit zwey oder drey &#x017F;eines glei-<lb/>
chen an ein Feld-Huhn machen, und &#x017F;ol-<lb/>
ches fangen. Er wird dannenhero auch<lb/>
nur ein Zuchtmei&#x017F;ter der Lerchen genennt,<lb/>
weil er &#x017F;ie ungemein verfolgt, und &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
noch mehr vor ihn, als vor den Baum-<lb/>
Falcken fu&#x0364;rchten. Jm Felde i&#x017F;t er &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
gut, denn er la&#x0364;ßt keine Ma&#x0364;u&#x017F;e aufkom-<lb/>
men, &#x017F;ondern fa&#x0364;ngt &#x017F;ie alle weg.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head>
            <p>Die Horn-Eule ha&#x0364;lt &#x017F;ich ge-<lb/>
meiniglich in hohlen und klu&#x0364;fftigen Ba&#x0364;u-<lb/>
men auf, und &#x017F;uchet ihren Raub des<lb/>
Nachts unter den Ma&#x0364;u&#x017F;en, welches man<lb/>
an ihrem Gewo&#x0364;lle &#x017F;ehen kan, &#x017F;o &#x017F;ie des<lb/>
Morgens auswirfft, und in lauter Mau-<lb/>
&#x017F;e-Haaren be&#x017F;tehet. Des Tages ha&#x0364;lt &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich verborgen, weil &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie erblickt<lb/>
wird, von allen Vo&#x0364;geln angeruffen, ja<lb/>
gar von den Habichten gefangen und<lb/>
verzehret wird. Sie ziehet nicht, wie<lb/>
andere Vo&#x0364;gel, &#x017F;ondern bleibet Winters<lb/>
und Sommers hier zu Lande. Die<lb/><hi rendition="#fr">Stein-Eule</hi> i&#x017F;t der Horn-Eule in allen<lb/>
gleich, au&#x017F;&#x017F;er, daß die&#x017F;elbe nicht wie jene<lb/>
&#x017F;ich in hohlen Ba&#x0364;umen aufha&#x0364;lt, &#x017F;ondern<lb/>
lieber das alte Mauerwerck zu ihrer<lb/>
Wohnung auf&#x017F;ucht. Die <hi rendition="#fr">Mu&#x0364;lane</hi> oder<lb/>
der Schwalben-Schwantz i&#x017F;t an Farbe<lb/>
gelb-bra&#x0364;unlich, und unter allen Raub-<lb/>
Vo&#x0364;geln der ku&#x0364;hne&#x017F;te, weil er &#x017F;einen mei-<lb/>
&#x017F;ten Raub zur Hecke-Zeit unter den jun-<lb/>
gen Ga&#x0364;n&#x017F;en auf den Bauer-Ho&#x0364;fen &#x017F;u-<lb/>
chet. Er hor&#x017F;tet hier zu Lande, und bru&#x0364;-<lb/>
tet drey biß vier Junge aus, ziehet am<lb/>
allerer&#x017F;ten mit von hier weg, und kommt<lb/>
mit der Bach&#x017F;teltze, &#x017F;o bald der Fro&#x017F;t ver-<lb/>
gangen, wieder zuru&#x0364;ck.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head>
            <p>Der Ma&#x0364;u&#x017F;e-Geyer findet vor-<lb/>
nemlich unter den Ma&#x0364;u&#x017F;en und Fro&#x0364;&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;eine Nahrung. Sie &#x017F;ind den jungen<lb/>
Ha&#x017F;en und dem jungen Gevo&#x0364;gel gar &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lich. Sie hor&#x017F;ten wie andere Raub- Vo&#x0364;-<lb/>
gel, ziehen auch, kommen aber hier zu<lb/>
Lande nicht weg, &#x017F;ondern gehen nur hier<lb/>
von einem Ort zu dem andern. Wenn<lb/>
al&#x017F;o ein paar &#x017F;olcher Vo&#x0364;gel am Holtze ge-<lb/>
hor&#x017F;tet, wo Teiche oder Su&#x0364;mpffe &#x017F;ind,<lb/>
und die&#x017F;elben zufrieren, &#x017F;o ziehen &#x017F;ie in ebe-<lb/>
ne Felder, und &#x017F;uchen Ma&#x0364;u&#x017F;e, fallen auch<lb/>
wohl bey Gelegenheit auf das Luder.<lb/>
Sie werden mit Teller-Ei&#x017F;en gefangen,<lb/>
daran man einen Fro&#x017F;ch zu binden pflegt,<lb/>
iedoch &#x017F;o, daß der Bauch des Fro&#x017F;ches o-<lb/>
ben kommt. Der <hi rendition="#fr">Fi&#x017F;ch-Geyer</hi> nehret<lb/>
&#x017F;ich bloß vom Fi&#x017F;chwerck, ma&#x017F;&#x017F;en ihn die<lb/>
Natur, gleich den Wa&#x017F;&#x017F;er-Vo&#x0364;geln, mit<lb/>
Pflaumen-Federn ver&#x017F;ehen, daß er aus<lb/>
der Lufft tief in das Wa&#x017F;&#x017F;er hinein&#x017F;chie&#x017F;-<lb/><cb/>
&#x017F;en, auch eine ziemliche Zeit unter Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er bleiben, und die Fi&#x017F;che herausholen<lb/>
kan, wie ich &#x017F;elb&#x017F;t vielfa&#x0364;ltig wahrgenom-<lb/>
men, daß er al&#x017F;o den Fi&#x017F;chen &#x017F;ehr &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lich i&#x017F;t. Mit Hor&#x017F;ten und Anzahl der<lb/>
Jungen gleichet er den vorigen, iedoch zie-<lb/>
het er alle Herb&#x017F;t-Zeiten wieder weg.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 9.</head>
            <p>Von dem Neunto&#x0364;dter &#x017F;agt man,<lb/>
daß die&#x017F;er Vogel nichts genu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, er habe<lb/>
denn er&#x017F;tlich des Tages neunerley todt ge-<lb/>
macht, welches daraus fa&#x017F;t zu glauben,<lb/>
weil er allerley Wu&#x0364;rmer, als Regen-<lb/>
Wu&#x0364;rmer, Ka&#x0364;fer, Hummeln, und der-<lb/>
gleichen, auf die Dornen &#x017F;pie&#x017F;&#x017F;et, und &#x017F;ie<lb/>
daran ha&#x0364;ngen la&#x0364;ßt, welches ich &#x017F;elb&#x017F;t off-<lb/>
termahls ge&#x017F;ehen. Der <hi rendition="#fr">Nuß-Heyer</hi><lb/>
&#x017F;iehet der El&#x017F;ter an Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und Schnabel<lb/>
gantz gleich, hat auch eine vo&#x0364;llige El&#x017F;ter-<lb/>
Art an &#x017F;ich, was &#x017F;ein verra&#x0364;theri&#x017F;ches We-<lb/>
&#x017F;en anlanget, indem er, &#x017F;o zu &#x017F;agen, alle<lb/>
Dinge im Walde innen wird, alsdenn &#x017F;ei-<lb/>
nen ordentlichen Wald-Schrey verla&#x0364;ßt,<lb/>
und ein gantz au&#x017F;&#x017F;erordentliches er&#x017F;chreck-<lb/>
liches Ge&#x017F;chrey anhebet. Er i&#x017F;t von Zie-<lb/>
gel- brauner Farbe, hat einen &#x017F;chwartzen<lb/>
Schwantz, und auf dem Kopff lange Fe-<lb/>
dern, die er in die Ho&#x0364;he richten kan, daß<lb/>
es als eine Krone anzu&#x017F;ehen, in&#x017F;onder-<lb/>
heit aber hat er in den Fittigen blaue, wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e und &#x017F;chwartz-farbichte Federn, die<lb/>
Wech&#x017F;els-wei&#x017F;e als ein Me&#x017F;&#x017F;er-Ru&#x0364;cken<lb/>
breit derma&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;prenckelt &#x017F;ind, daß man<lb/>
es mit Vergnu&#x0364;gung und Lu&#x017F;t betrachten<lb/>
muß. Jm Sommer nehret er &#x017F;ich mit<lb/>
Luder und Gevo&#x0364;gel, welches er in den<lb/>
Ge&#x017F;chneiden zu &#x017F;uchen pflegt; nicht weni-<lb/>
ger &#x017F;uchet er auch Ungeziefer, als Fro&#x0364;&#x017F;che,<lb/>
Molche, Ottern, und Eydexen. Win-<lb/>
ters-Zeit pfleget er &#x017F;ich mit Eicheln,<lb/>
Buch- und Ha&#x017F;elnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und Luder zu<lb/>
nehren, welches er Herb&#x017F;t-Zeit im Kropf-<lb/>
fe in die hohlen Ba&#x0364;ume und &#x017F;paltigen<lb/>
Klu&#x0364;ffte eintra&#x0364;get. Er weiß &#x017F;ein Gefra&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e auf den Aeckern und in dem tieffe&#x017F;ten<lb/>
Schnee <hi rendition="#aq">accurat</hi> zu finden, daß es ihm &#x017F;el-<lb/>
ten fehlen wird. Seine Hor&#x017F;ten hat er<lb/>
an und auf den Eichen, und andern Ba&#x0364;u-<lb/>
men, da er denn gar wenig Geni&#x017F;te zu&#x017F;am-<lb/>
menbringt, und mei&#x017F;tens 5. biß 6. Junge<lb/>
ausbringet. Er ziehet, wie andere Vo&#x0364;-<lb/>
gel, Flug-wei&#x017F;e bey&#x017F;ammen, bleibt aber<lb/>
doch allhier.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.</head>
            <p>Der Tannen-Heyer i&#x017F;t in al-<lb/>
len geartet wie der Nuß-Heyer, au&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
daß &#x017F;ich die&#x017F;er im Bu&#x017F;ch, &#x017F;onderlich in Tan-<lb/>
nen-Ho&#x0364;ltzern gerne aufha&#x0364;lt. An Farbe<lb/>
&#x017F;iehet er auf dem Ru&#x0364;cken dunckel-bra&#x0364;u-<lb/>
ner aus, als der Nuß- Heyer, am Bauch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t er</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0498] Des Vierdten Theils 24. Cap. von allerhand andern Voͤgeln. er ſich doch mit zwey oder drey ſeines glei- chen an ein Feld-Huhn machen, und ſol- ches fangen. Er wird dannenhero auch nur ein Zuchtmeiſter der Lerchen genennt, weil er ſie ungemein verfolgt, und ſie ſich noch mehr vor ihn, als vor den Baum- Falcken fuͤrchten. Jm Felde iſt er ſonſt gut, denn er laͤßt keine Maͤuſe aufkom- men, ſondern faͤngt ſie alle weg. §. 7. Die Horn-Eule haͤlt ſich ge- meiniglich in hohlen und kluͤfftigen Baͤu- men auf, und ſuchet ihren Raub des Nachts unter den Maͤuſen, welches man an ihrem Gewoͤlle ſehen kan, ſo ſie des Morgens auswirfft, und in lauter Mau- ſe-Haaren beſtehet. Des Tages haͤlt ſie ſich verborgen, weil ſie, wenn ſie erblickt wird, von allen Voͤgeln angeruffen, ja gar von den Habichten gefangen und verzehret wird. Sie ziehet nicht, wie andere Voͤgel, ſondern bleibet Winters und Sommers hier zu Lande. Die Stein-Eule iſt der Horn-Eule in allen gleich, auſſer, daß dieſelbe nicht wie jene ſich in hohlen Baͤumen aufhaͤlt, ſondern lieber das alte Mauerwerck zu ihrer Wohnung aufſucht. Die Muͤlane oder der Schwalben-Schwantz iſt an Farbe gelb-braͤunlich, und unter allen Raub- Voͤgeln der kuͤhneſte, weil er ſeinen mei- ſten Raub zur Hecke-Zeit unter den jun- gen Gaͤnſen auf den Bauer-Hoͤfen ſu- chet. Er horſtet hier zu Lande, und bruͤ- tet drey biß vier Junge aus, ziehet am allererſten mit von hier weg, und kommt mit der Bachſteltze, ſo bald der Froſt ver- gangen, wieder zuruͤck. §. 8. Der Maͤuſe-Geyer findet vor- nemlich unter den Maͤuſen und Froͤſchen ſeine Nahrung. Sie ſind den jungen Haſen und dem jungen Gevoͤgel gar ſchaͤd- lich. Sie horſten wie andere Raub- Voͤ- gel, ziehen auch, kommen aber hier zu Lande nicht weg, ſondern gehen nur hier von einem Ort zu dem andern. Wenn alſo ein paar ſolcher Voͤgel am Holtze ge- horſtet, wo Teiche oder Suͤmpffe ſind, und dieſelben zufrieren, ſo ziehen ſie in ebe- ne Felder, und ſuchen Maͤuſe, fallen auch wohl bey Gelegenheit auf das Luder. Sie werden mit Teller-Eiſen gefangen, daran man einen Froſch zu binden pflegt, iedoch ſo, daß der Bauch des Froſches o- ben kommt. Der Fiſch-Geyer nehret ſich bloß vom Fiſchwerck, maſſen ihn die Natur, gleich den Waſſer-Voͤgeln, mit Pflaumen-Federn verſehen, daß er aus der Lufft tief in das Waſſer hineinſchieſ- ſen, auch eine ziemliche Zeit unter Waſ- ſer bleiben, und die Fiſche herausholen kan, wie ich ſelbſt vielfaͤltig wahrgenom- men, daß er alſo den Fiſchen ſehr ſchaͤd- lich iſt. Mit Horſten und Anzahl der Jungen gleichet er den vorigen, iedoch zie- het er alle Herbſt-Zeiten wieder weg. §. 9. Von dem Neuntoͤdter ſagt man, daß dieſer Vogel nichts genuͤſſe, er habe denn erſtlich des Tages neunerley todt ge- macht, welches daraus faſt zu glauben, weil er allerley Wuͤrmer, als Regen- Wuͤrmer, Kaͤfer, Hummeln, und der- gleichen, auf die Dornen ſpieſſet, und ſie daran haͤngen laͤßt, welches ich ſelbſt off- termahls geſehen. Der Nuß-Heyer ſiehet der Elſter an Fuͤſſen und Schnabel gantz gleich, hat auch eine voͤllige Elſter- Art an ſich, was ſein verraͤtheriſches We- ſen anlanget, indem er, ſo zu ſagen, alle Dinge im Walde innen wird, alsdenn ſei- nen ordentlichen Wald-Schrey verlaͤßt, und ein gantz auſſerordentliches erſchreck- liches Geſchrey anhebet. Er iſt von Zie- gel- brauner Farbe, hat einen ſchwartzen Schwantz, und auf dem Kopff lange Fe- dern, die er in die Hoͤhe richten kan, daß es als eine Krone anzuſehen, inſonder- heit aber hat er in den Fittigen blaue, weiſ- ſe und ſchwartz-farbichte Federn, die Wechſels-weiſe als ein Meſſer-Ruͤcken breit dermaſſen geſprenckelt ſind, daß man es mit Vergnuͤgung und Luſt betrachten muß. Jm Sommer nehret er ſich mit Luder und Gevoͤgel, welches er in den Geſchneiden zu ſuchen pflegt; nicht weni- ger ſuchet er auch Ungeziefer, als Froͤſche, Molche, Ottern, und Eydexen. Win- ters-Zeit pfleget er ſich mit Eicheln, Buch- und Haſelnuͤſſen, und Luder zu nehren, welches er Herbſt-Zeit im Kropf- fe in die hohlen Baͤume und ſpaltigen Kluͤffte eintraͤget. Er weiß ſein Gefraͤſ- ſe auf den Aeckern und in dem tieffeſten Schnee accurat zu finden, daß es ihm ſel- ten fehlen wird. Seine Horſten hat er an und auf den Eichen, und andern Baͤu- men, da er denn gar wenig Geniſte zuſam- menbringt, und meiſtens 5. biß 6. Junge ausbringet. Er ziehet, wie andere Voͤ- gel, Flug-weiſe beyſammen, bleibt aber doch allhier. §. 10. Der Tannen-Heyer iſt in al- len geartet wie der Nuß-Heyer, auſſer, daß ſich dieſer im Buſch, ſonderlich in Tan- nen-Hoͤltzern gerne aufhaͤlt. An Farbe ſiehet er auf dem Ruͤcken dunckel-braͤu- ner aus, als der Nuß- Heyer, am Bauch iſt er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/498
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/498>, abgerufen am 21.12.2024.