Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Von allerhand andern Vögeln.
[Spaltenumbruch] mancherley Arten, die grossen wilden En-
ten sind bekandt. Sie sind eines gar thra-
nigten Geschmackes, iedoch vergehet solches
im Rauche. Dahero solche, wenn sie fett
sind, zu räuchern dienen. Die Schmahl-
Ente ist der grossen an Farbe gleich, ie-
doch viel kleiner. Sie brüten hier zu Lan-
de, aber in morastigen Oertern und
Sümpffen; sie ziehen wie jene, doch sind
sie noch weit delicater. Die Pfeiff-En-
te ist der Schmahl-Ente an Grösse gleich,
ausser, daß sie mit einem kurtzen Schna-
bel und Halß, auch einem runden und der-
ben Rumpff versehen. Sie hat einen
braunen Kopff, ist weiß am Bauche, und
braun an Flügeln, mit weissen Flecken,
so, daß solche, wenn sie flieget, gantz ge-
scheckt aussieht. Man findet diese Art
nicht eher hier zu Lande, als um die Zug-
und auch offtmahls Winters-Zeit auf
warmen und offenen Flüssen. Sie
sind sehr übel zu schiessen, denn man
darff sich kaum regen, so steigen sie, wie-
wohl sie auch gleich wieder aufzufallen
pflegen.

§. 4.

Die Horbeln oder Bläß-En-
ten haben lange schwartze zum Schwim-
men wohl geschaffene Füsse. Jhr Flug,
wenn er gesprengt wird, ist sehr schwer-
ledig, daher zu verwundern, wie dieser
Vogel zur Herbst-Zeit fortziehen kan,
weil er nicht hier bleibet, auch der Kälte
wegen nicht hier bleiben kan, ausser daß
man bißweilen gefunden, daß sich eini-
ge an warmen Qvellen und offnen Flüs-
sen des Winters aufgehalten. Die Tau-
cher
haben allerley Farben, und sehen den
Ent-Vögeln ziemlich gleich. Sie sind
sehr böse zu schiessen, gestalt sie von sol-
cher Geschwindigkeit, daß zu verwundern;
denn so bald sie den Schützen ins Feuer,
und das Pulver blitzen sehen, so bald wis-
sen sie sich als ein Blitz unter das Wasser
zu verbergen, daß der Hagel über ihn
wegprallet, und sie ohne Schaden blei-
ben. Sie fliegen auch dahero gar sel-
ten, wenn sie nicht durch allzuvieles Schies-
sen forciret werden, weil sie sich 10. biß
12. Schritte unter dem Wasser aufhalten
können. Jhre Bruth ist nicht bekandt,
weil man ihrer des Sommers hier we-
nig antrifft, ausser im Herbst, wenn sie
ziehen.

§. 5.

Das Wasser- Huhn siehet der
Horbel ziemlich gleich, ist aber nicht von
der Grösse, hat zuweilen auf dem Schna-
bel ein Stückgen Fleisch, welches wie ein
rothes Kämmgen aussiehet. Seine
[Spaltenumbruch] Nahrung ist, wie der Horbel, Gewürme
und Mücken. Sie vermehren sich sehr,
sintemahl sie offtmahls sechs biß acht Ey-
er auf einmahl auszubrüten pflegen,
wie man dergleichen offt im Rohre fin-
det. Der Eyß-Vogel hat seine Bruth
an Wasser- Ufern, und sucht seine Nah-
rung in Schnecken und Würmern. Des
Winters ziehet er nicht hinweg, sondern
bleibet an offenen Qvellen und Flüssen,
woselbst er, weil er mit Pflaumen-Fe-
dern wohl verwahrt ist, die Würmer gar
künstlich aus dem Wasser zu holen, und
sich in der grösten Kälte damit zu erhalten
weiß; zu essen dienet er nicht, weil er gar zu
thranigt. Die Wasser-Amsel ist an Far-
be gantz schwartz, und hat eine weisse Keh-
le. Jhren Eigenschafften nach kommt sie
mit dem Eyß- Vogel überein, indem sie
zu gleicher Zeit mit jenem Vogel brütet,
an eben dergleichen Oertern sich aufhält,
einerley Nahrung hat; Und was von
dem Eyß-Vogel gesaget werden kan, mag
man auch von der Wasser-Amsel sagen.

§. 6.

Der Stein-Adler ist unter al-
len bekandten und fliegenden Raub-Thie-
ren, so sich hier zu Lande aufhalten, der
grösseste, so, daß kein Mensch seine Flügel
auszuklafftern vermag. Er ist auch so
kühn und grimmig, daß er das Wild-
präth anfällt, und demselben grossen Scha-
den thut. Obgleich der Blau-Fuß den
Hühner-Habicht an Grösse nicht viel ü-
bertrifft, so hat er doch im Fangen und
Würgen eine weit grössere Stärcke, in-
dem er Hauß-Feld-Hühner und Enten
zu fangen geschickt ist. Er greifft seinen
Raub nicht, wie die andern Vögel, gleich
bey dem ersten Schlage mit seinen Fän-
gen, sondern er pflegt sie erst mit seinen
Ballen oder vielmehr mit dem Schna-
bel zu stossen, daß sie danieder fallen, und
alsdenn werden sie erstlich von ihnen ge-
griffen. Wegen dieser würgerischen Art
wird er sonderlich von den Falconierern
gesucht, und zu Hasen und Enten ge-
braucht. Sie werden in Riemen und
mit Satteln gefangen. Zur Herbst-Zeit
ziehen sie gleichfalls hinweg, wie die Ha-
bichte, horsten aber hier zu Lande in Wäl-
dern, wie auch in alten wüsten Thür-
men und Gemäuer. Die Rittel-Geyer
ist ein kleines, zartes, gesperbertes Vö-
gelgen, mit gelben Fängen, in der Grös-
se als ein Krammets-Vogel, und ist wohl
abzutragen, und behertzt zum Beitzen.
Ob man ihn gleich mehr zu kleinen Vö-
geln, Lerchen, u. d. g. gebrauchet, so darff

er
U u 3

Von allerhand andern Voͤgeln.
[Spaltenumbruch] mancherley Arten, die groſſen wilden En-
ten ſind bekandt. Sie ſind eines gar thra-
nigten Geſchmackes, iedoch vergehet ſolches
im Rauche. Dahero ſolche, wenn ſie fett
ſind, zu raͤuchern dienen. Die Schmahl-
Ente iſt der groſſen an Farbe gleich, ie-
doch viel kleiner. Sie bruͤten hier zu Lan-
de, aber in moraſtigen Oertern und
Suͤmpffen; ſie ziehen wie jene, doch ſind
ſie noch weit delicater. Die Pfeiff-En-
te iſt der Schmahl-Ente an Groͤſſe gleich,
auſſer, daß ſie mit einem kurtzen Schna-
bel und Halß, auch einem runden und der-
ben Rumpff verſehen. Sie hat einen
braunen Kopff, iſt weiß am Bauche, und
braun an Fluͤgeln, mit weiſſen Flecken,
ſo, daß ſolche, wenn ſie flieget, gantz ge-
ſcheckt ausſieht. Man findet dieſe Art
nicht eher hier zu Lande, als um die Zug-
und auch offtmahls Winters-Zeit auf
warmen und offenen Fluͤſſen. Sie
ſind ſehr uͤbel zu ſchieſſen, denn man
darff ſich kaum regen, ſo ſteigen ſie, wie-
wohl ſie auch gleich wieder aufzufallen
pflegen.

§. 4.

Die Horbeln oder Blaͤß-En-
ten haben lange ſchwartze zum Schwim-
men wohl geſchaffene Fuͤſſe. Jhr Flug,
wenn er geſprengt wird, iſt ſehr ſchwer-
ledig, daher zu verwundern, wie dieſer
Vogel zur Herbſt-Zeit fortziehen kan,
weil er nicht hier bleibet, auch der Kaͤlte
wegen nicht hier bleiben kan, auſſer daß
man bißweilen gefunden, daß ſich eini-
ge an warmen Qvellen und offnen Fluͤſ-
ſen des Winters aufgehalten. Die Tau-
cher
haben allerley Farben, und ſehen den
Ent-Voͤgeln ziemlich gleich. Sie ſind
ſehr boͤſe zu ſchieſſen, geſtalt ſie von ſol-
cher Geſchwindigkeit, daß zu verwundern;
denn ſo bald ſie den Schuͤtzen ins Feuer,
und das Pulver blitzen ſehen, ſo bald wiſ-
ſen ſie ſich als ein Blitz unter das Waſſer
zu verbergen, daß der Hagel uͤber ihn
wegprallet, und ſie ohne Schaden blei-
ben. Sie fliegen auch dahero gar ſel-
ten, wenn ſie nicht durch allzuvieles Schieſ-
ſen forciret werden, weil ſie ſich 10. biß
12. Schritte unter dem Waſſer aufhalten
koͤnnen. Jhre Bruth iſt nicht bekandt,
weil man ihrer des Sommers hier we-
nig antrifft, auſſer im Herbſt, wenn ſie
ziehen.

§. 5.

Das Waſſer- Huhn ſiehet der
Horbel ziemlich gleich, iſt aber nicht von
der Groͤſſe, hat zuweilen auf dem Schna-
bel ein Stuͤckgen Fleiſch, welches wie ein
rothes Kaͤmmgen ausſiehet. Seine
[Spaltenumbruch] Nahrung iſt, wie der Horbel, Gewuͤrme
und Muͤcken. Sie vermehren ſich ſehr,
ſintemahl ſie offtmahls ſechs biß acht Ey-
er auf einmahl auszubruͤten pflegen,
wie man dergleichen offt im Rohre fin-
det. Der Eyß-Vogel hat ſeine Bruth
an Waſſer- Ufern, und ſucht ſeine Nah-
rung in Schnecken und Wuͤrmern. Des
Winters ziehet er nicht hinweg, ſondern
bleibet an offenen Qvellen und Fluͤſſen,
woſelbſt er, weil er mit Pflaumen-Fe-
dern wohl verwahrt iſt, die Wuͤrmer gar
kuͤnſtlich aus dem Waſſer zu holen, und
ſich in der groͤſten Kaͤlte damit zu erhalten
weiß; zu eſſen dienet er nicht, weil er gar zu
thranigt. Die Waſſer-Amſel iſt an Far-
be gantz ſchwartz, und hat eine weiſſe Keh-
le. Jhren Eigenſchafften nach kommt ſie
mit dem Eyß- Vogel uͤberein, indem ſie
zu gleicher Zeit mit jenem Vogel bruͤtet,
an eben dergleichen Oertern ſich aufhaͤlt,
einerley Nahrung hat; Und was von
dem Eyß-Vogel geſaget werden kan, mag
man auch von der Waſſer-Amſel ſagen.

§. 6.

Der Stein-Adler iſt unter al-
len bekandten und fliegenden Raub-Thie-
ren, ſo ſich hier zu Lande aufhalten, der
groͤſſeſte, ſo, daß kein Menſch ſeine Fluͤgel
auszuklafftern vermag. Er iſt auch ſo
kuͤhn und grimmig, daß er das Wild-
praͤth anfaͤllt, und demſelben gꝛoſſen Scha-
den thut. Obgleich der Blau-Fuß den
Huͤhner-Habicht an Groͤſſe nicht viel uͤ-
bertrifft, ſo hat er doch im Fangen und
Wuͤrgen eine weit groͤſſere Staͤrcke, in-
dem er Hauß-Feld-Huͤhner und Enten
zu fangen geſchickt iſt. Er greifft ſeinen
Raub nicht, wie die andern Voͤgel, gleich
bey dem erſten Schlage mit ſeinen Faͤn-
gen, ſondern er pflegt ſie erſt mit ſeinen
Ballen oder vielmehr mit dem Schna-
bel zu ſtoſſen, daß ſie danieder fallen, und
alsdenn werden ſie erſtlich von ihnen ge-
griffen. Wegen dieſer wuͤrgeriſchen Art
wird er ſonderlich von den Falconierern
geſucht, und zu Haſen und Enten ge-
braucht. Sie werden in Riemen und
mit Satteln gefangen. Zur Herbſt-Zeit
ziehen ſie gleichfalls hinweg, wie die Ha-
bichte, horſten aber hier zu Lande in Waͤl-
dern, wie auch in alten wuͤſten Thuͤr-
men und Gemaͤuer. Die Rittel-Geyer
iſt ein kleines, zartes, geſperbertes Voͤ-
gelgen, mit gelben Faͤngen, in der Groͤſ-
ſe als ein Krammets-Vogel, und iſt wohl
abzutragen, und behertzt zum Beitzen.
Ob man ihn gleich mehr zu kleinen Voͤ-
geln, Lerchen, u. d. g. gebrauchet, ſo darff

er
U u 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0497" n="341"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von allerhand andern Vo&#x0364;geln.</hi></fw><lb/><cb/>
mancherley Arten, die gro&#x017F;&#x017F;en wilden En-<lb/>
ten &#x017F;ind bekandt. Sie &#x017F;ind eines gar thra-<lb/>
nigten Ge&#x017F;chmackes, iedoch vergehet &#x017F;olches<lb/>
im Rauche. Dahero &#x017F;olche, wenn &#x017F;ie fett<lb/>
&#x017F;ind, zu ra&#x0364;uchern dienen. Die Schmahl-<lb/>
Ente i&#x017F;t der gro&#x017F;&#x017F;en an Farbe gleich, ie-<lb/>
doch viel kleiner. Sie bru&#x0364;ten hier zu Lan-<lb/>
de, aber in mora&#x017F;tigen Oertern und<lb/>
Su&#x0364;mpffen; &#x017F;ie ziehen wie jene, doch &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie noch weit <hi rendition="#aq">delicat</hi>er. Die Pfeiff-En-<lb/>
te i&#x017F;t der Schmahl-Ente an Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gleich,<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er, daß &#x017F;ie mit einem kurtzen Schna-<lb/>
bel und Halß, auch einem runden und der-<lb/>
ben Rumpff ver&#x017F;ehen. Sie hat einen<lb/>
braunen Kopff, i&#x017F;t weiß am Bauche, und<lb/>
braun an Flu&#x0364;geln, mit wei&#x017F;&#x017F;en Flecken,<lb/>
&#x017F;o, daß &#x017F;olche, wenn &#x017F;ie flieget, gantz ge-<lb/>
&#x017F;checkt aus&#x017F;ieht. Man findet die&#x017F;e Art<lb/>
nicht eher hier zu Lande, als um die Zug-<lb/>
und auch offtmahls Winters-Zeit auf<lb/>
warmen und offenen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Sie<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ehr u&#x0364;bel zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en, denn man<lb/>
darff &#x017F;ich kaum regen, &#x017F;o &#x017F;teigen &#x017F;ie, wie-<lb/>
wohl &#x017F;ie auch gleich wieder aufzufallen<lb/>
pflegen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head>
            <p>Die Horbeln oder Bla&#x0364;ß-En-<lb/>
ten haben lange &#x017F;chwartze zum Schwim-<lb/>
men wohl ge&#x017F;chaffene Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Jhr Flug,<lb/>
wenn er ge&#x017F;prengt wird, i&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;chwer-<lb/>
ledig, daher zu verwundern, wie die&#x017F;er<lb/>
Vogel zur Herb&#x017F;t-Zeit fortziehen kan,<lb/>
weil er nicht hier bleibet, auch der Ka&#x0364;lte<lb/>
wegen nicht hier bleiben kan, au&#x017F;&#x017F;er daß<lb/>
man bißweilen gefunden, daß &#x017F;ich eini-<lb/>
ge an warmen Qvellen und offnen Flu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en des Winters aufgehalten. Die <hi rendition="#fr">Tau-<lb/>
cher</hi> haben allerley Farben, und &#x017F;ehen den<lb/>
Ent-Vo&#x0364;geln ziemlich gleich. Sie &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ehr bo&#x0364;&#x017F;e zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en, ge&#x017F;talt &#x017F;ie von &#x017F;ol-<lb/>
cher Ge&#x017F;chwindigkeit, daß zu verwundern;<lb/>
denn &#x017F;o bald &#x017F;ie den Schu&#x0364;tzen ins Feuer,<lb/>
und das Pulver blitzen &#x017F;ehen, &#x017F;o bald wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich als ein Blitz unter das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zu verbergen, daß der Hagel u&#x0364;ber ihn<lb/>
wegprallet, und &#x017F;ie ohne Schaden blei-<lb/>
ben. Sie fliegen auch dahero gar &#x017F;el-<lb/>
ten, wenn &#x017F;ie nicht durch allzuvieles Schie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en <hi rendition="#aq">forcir</hi>et werden, weil &#x017F;ie &#x017F;ich 10. biß<lb/>
12. Schritte unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er aufhalten<lb/>
ko&#x0364;nnen. Jhre Bruth i&#x017F;t nicht bekandt,<lb/>
weil man ihrer des Sommers hier we-<lb/>
nig antrifft, au&#x017F;&#x017F;er im Herb&#x017F;t, wenn &#x017F;ie<lb/>
ziehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head>
            <p>Das Wa&#x017F;&#x017F;er- Huhn &#x017F;iehet der<lb/>
Horbel ziemlich gleich, i&#x017F;t aber nicht von<lb/>
der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, hat zuweilen auf dem Schna-<lb/>
bel ein Stu&#x0364;ckgen Flei&#x017F;ch, welches wie ein<lb/>
rothes Ka&#x0364;mmgen aus&#x017F;iehet. Seine<lb/><cb/>
Nahrung i&#x017F;t, wie der Horbel, Gewu&#x0364;rme<lb/>
und Mu&#x0364;cken. Sie vermehren &#x017F;ich &#x017F;ehr,<lb/>
&#x017F;intemahl &#x017F;ie offtmahls &#x017F;echs biß acht Ey-<lb/>
er auf einmahl auszubru&#x0364;ten pflegen,<lb/>
wie man dergleichen offt im Rohre fin-<lb/>
det. Der <hi rendition="#fr">Eyß-Vogel</hi> hat &#x017F;eine Bruth<lb/>
an Wa&#x017F;&#x017F;er- Ufern, und &#x017F;ucht &#x017F;eine Nah-<lb/>
rung in Schnecken und Wu&#x0364;rmern. Des<lb/>
Winters ziehet er nicht hinweg, &#x017F;ondern<lb/>
bleibet an offenen Qvellen und Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t er, weil er mit Pflaumen-Fe-<lb/>
dern wohl verwahrt i&#x017F;t, die Wu&#x0364;rmer gar<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;tlich aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er zu holen, und<lb/>
&#x017F;ich in der gro&#x0364;&#x017F;ten Ka&#x0364;lte damit zu erhalten<lb/>
weiß; zu e&#x017F;&#x017F;en dienet er nicht, weil er gar zu<lb/>
thranigt. Die <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;&#x017F;er-Am&#x017F;el</hi> i&#x017F;t an Far-<lb/>
be gantz &#x017F;chwartz, und hat eine wei&#x017F;&#x017F;e Keh-<lb/>
le. Jhren Eigen&#x017F;chafften nach kommt &#x017F;ie<lb/>
mit dem Eyß- Vogel u&#x0364;berein, indem &#x017F;ie<lb/>
zu gleicher Zeit mit jenem Vogel bru&#x0364;tet,<lb/>
an eben dergleichen Oertern &#x017F;ich aufha&#x0364;lt,<lb/>
einerley Nahrung hat; Und was von<lb/>
dem Eyß-Vogel ge&#x017F;aget werden kan, mag<lb/>
man auch von der Wa&#x017F;&#x017F;er-Am&#x017F;el &#x017F;agen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head>
            <p>Der Stein-Adler i&#x017F;t unter al-<lb/>
len bekandten und fliegenden Raub-Thie-<lb/>
ren, &#x017F;o &#x017F;ich hier zu Lande aufhalten, der<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te, &#x017F;o, daß kein Men&#x017F;ch &#x017F;eine Flu&#x0364;gel<lb/>
auszuklafftern vermag. Er i&#x017F;t auch &#x017F;o<lb/>
ku&#x0364;hn und grimmig, daß er das Wild-<lb/>
pra&#x0364;th anfa&#x0364;llt, und dem&#x017F;elben g&#xA75B;o&#x017F;&#x017F;en Scha-<lb/>
den thut. Obgleich der <hi rendition="#fr">Blau-Fuß</hi> den<lb/>
Hu&#x0364;hner-Habicht an Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht viel u&#x0364;-<lb/>
bertrifft, &#x017F;o hat er doch im Fangen und<lb/>
Wu&#x0364;rgen eine weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Sta&#x0364;rcke, in-<lb/>
dem er Hauß-Feld-Hu&#x0364;hner und Enten<lb/>
zu fangen ge&#x017F;chickt i&#x017F;t. Er greifft &#x017F;einen<lb/>
Raub nicht, wie die andern Vo&#x0364;gel, gleich<lb/>
bey dem er&#x017F;ten Schlage mit &#x017F;einen Fa&#x0364;n-<lb/>
gen, &#x017F;ondern er pflegt &#x017F;ie er&#x017F;t mit &#x017F;einen<lb/>
Ballen oder vielmehr mit dem Schna-<lb/>
bel zu &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie danieder fallen, und<lb/>
alsdenn werden &#x017F;ie er&#x017F;tlich von ihnen ge-<lb/>
griffen. Wegen die&#x017F;er wu&#x0364;rgeri&#x017F;chen Art<lb/>
wird er &#x017F;onderlich von den <hi rendition="#aq">Falconier</hi>ern<lb/>
ge&#x017F;ucht, und zu Ha&#x017F;en und Enten ge-<lb/>
braucht. Sie werden in Riemen und<lb/>
mit Satteln gefangen. Zur Herb&#x017F;t-Zeit<lb/>
ziehen &#x017F;ie gleichfalls hinweg, wie die Ha-<lb/>
bichte, hor&#x017F;ten aber hier zu Lande in Wa&#x0364;l-<lb/>
dern, wie auch in alten wu&#x0364;&#x017F;ten Thu&#x0364;r-<lb/>
men und Gema&#x0364;uer. Die <hi rendition="#fr">Rittel-Geyer</hi><lb/>
i&#x017F;t ein kleines, zartes, ge&#x017F;perbertes Vo&#x0364;-<lb/>
gelgen, mit gelben Fa&#x0364;ngen, in der Gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e als ein Krammets-Vogel, und i&#x017F;t wohl<lb/>
abzutragen, und behertzt zum Beitzen.<lb/>
Ob man ihn gleich mehr zu kleinen Vo&#x0364;-<lb/>
geln, Lerchen, u. d. g. gebrauchet, &#x017F;o darff<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U u 3</fw><fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0497] Von allerhand andern Voͤgeln. mancherley Arten, die groſſen wilden En- ten ſind bekandt. Sie ſind eines gar thra- nigten Geſchmackes, iedoch vergehet ſolches im Rauche. Dahero ſolche, wenn ſie fett ſind, zu raͤuchern dienen. Die Schmahl- Ente iſt der groſſen an Farbe gleich, ie- doch viel kleiner. Sie bruͤten hier zu Lan- de, aber in moraſtigen Oertern und Suͤmpffen; ſie ziehen wie jene, doch ſind ſie noch weit delicater. Die Pfeiff-En- te iſt der Schmahl-Ente an Groͤſſe gleich, auſſer, daß ſie mit einem kurtzen Schna- bel und Halß, auch einem runden und der- ben Rumpff verſehen. Sie hat einen braunen Kopff, iſt weiß am Bauche, und braun an Fluͤgeln, mit weiſſen Flecken, ſo, daß ſolche, wenn ſie flieget, gantz ge- ſcheckt ausſieht. Man findet dieſe Art nicht eher hier zu Lande, als um die Zug- und auch offtmahls Winters-Zeit auf warmen und offenen Fluͤſſen. Sie ſind ſehr uͤbel zu ſchieſſen, denn man darff ſich kaum regen, ſo ſteigen ſie, wie- wohl ſie auch gleich wieder aufzufallen pflegen. §. 4. Die Horbeln oder Blaͤß-En- ten haben lange ſchwartze zum Schwim- men wohl geſchaffene Fuͤſſe. Jhr Flug, wenn er geſprengt wird, iſt ſehr ſchwer- ledig, daher zu verwundern, wie dieſer Vogel zur Herbſt-Zeit fortziehen kan, weil er nicht hier bleibet, auch der Kaͤlte wegen nicht hier bleiben kan, auſſer daß man bißweilen gefunden, daß ſich eini- ge an warmen Qvellen und offnen Fluͤſ- ſen des Winters aufgehalten. Die Tau- cher haben allerley Farben, und ſehen den Ent-Voͤgeln ziemlich gleich. Sie ſind ſehr boͤſe zu ſchieſſen, geſtalt ſie von ſol- cher Geſchwindigkeit, daß zu verwundern; denn ſo bald ſie den Schuͤtzen ins Feuer, und das Pulver blitzen ſehen, ſo bald wiſ- ſen ſie ſich als ein Blitz unter das Waſſer zu verbergen, daß der Hagel uͤber ihn wegprallet, und ſie ohne Schaden blei- ben. Sie fliegen auch dahero gar ſel- ten, wenn ſie nicht durch allzuvieles Schieſ- ſen forciret werden, weil ſie ſich 10. biß 12. Schritte unter dem Waſſer aufhalten koͤnnen. Jhre Bruth iſt nicht bekandt, weil man ihrer des Sommers hier we- nig antrifft, auſſer im Herbſt, wenn ſie ziehen. §. 5. Das Waſſer- Huhn ſiehet der Horbel ziemlich gleich, iſt aber nicht von der Groͤſſe, hat zuweilen auf dem Schna- bel ein Stuͤckgen Fleiſch, welches wie ein rothes Kaͤmmgen ausſiehet. Seine Nahrung iſt, wie der Horbel, Gewuͤrme und Muͤcken. Sie vermehren ſich ſehr, ſintemahl ſie offtmahls ſechs biß acht Ey- er auf einmahl auszubruͤten pflegen, wie man dergleichen offt im Rohre fin- det. Der Eyß-Vogel hat ſeine Bruth an Waſſer- Ufern, und ſucht ſeine Nah- rung in Schnecken und Wuͤrmern. Des Winters ziehet er nicht hinweg, ſondern bleibet an offenen Qvellen und Fluͤſſen, woſelbſt er, weil er mit Pflaumen-Fe- dern wohl verwahrt iſt, die Wuͤrmer gar kuͤnſtlich aus dem Waſſer zu holen, und ſich in der groͤſten Kaͤlte damit zu erhalten weiß; zu eſſen dienet er nicht, weil er gar zu thranigt. Die Waſſer-Amſel iſt an Far- be gantz ſchwartz, und hat eine weiſſe Keh- le. Jhren Eigenſchafften nach kommt ſie mit dem Eyß- Vogel uͤberein, indem ſie zu gleicher Zeit mit jenem Vogel bruͤtet, an eben dergleichen Oertern ſich aufhaͤlt, einerley Nahrung hat; Und was von dem Eyß-Vogel geſaget werden kan, mag man auch von der Waſſer-Amſel ſagen. §. 6. Der Stein-Adler iſt unter al- len bekandten und fliegenden Raub-Thie- ren, ſo ſich hier zu Lande aufhalten, der groͤſſeſte, ſo, daß kein Menſch ſeine Fluͤgel auszuklafftern vermag. Er iſt auch ſo kuͤhn und grimmig, daß er das Wild- praͤth anfaͤllt, und demſelben gꝛoſſen Scha- den thut. Obgleich der Blau-Fuß den Huͤhner-Habicht an Groͤſſe nicht viel uͤ- bertrifft, ſo hat er doch im Fangen und Wuͤrgen eine weit groͤſſere Staͤrcke, in- dem er Hauß-Feld-Huͤhner und Enten zu fangen geſchickt iſt. Er greifft ſeinen Raub nicht, wie die andern Voͤgel, gleich bey dem erſten Schlage mit ſeinen Faͤn- gen, ſondern er pflegt ſie erſt mit ſeinen Ballen oder vielmehr mit dem Schna- bel zu ſtoſſen, daß ſie danieder fallen, und alsdenn werden ſie erſtlich von ihnen ge- griffen. Wegen dieſer wuͤrgeriſchen Art wird er ſonderlich von den Falconierern geſucht, und zu Haſen und Enten ge- braucht. Sie werden in Riemen und mit Satteln gefangen. Zur Herbſt-Zeit ziehen ſie gleichfalls hinweg, wie die Ha- bichte, horſten aber hier zu Lande in Waͤl- dern, wie auch in alten wuͤſten Thuͤr- men und Gemaͤuer. Die Rittel-Geyer iſt ein kleines, zartes, geſperbertes Voͤ- gelgen, mit gelben Faͤngen, in der Groͤſ- ſe als ein Krammets-Vogel, und iſt wohl abzutragen, und behertzt zum Beitzen. Ob man ihn gleich mehr zu kleinen Voͤ- geln, Lerchen, u. d. g. gebrauchet, ſo darff er U u 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/497
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/497>, abgerufen am 21.12.2024.