Von allerhand Vögeln/ so auf den Herden gefangen werden.
[Spaltenumbruch]
daß man sie auch nur den tummen Fin- cken zu nennen pflegt. Wenn sie einmahl sitzen, lassen sie einen so nahe an sich kom- men, daß man sie auch mit dem Pistohl schiessen kan. Auf der Heide pflegen sie sich so häuffig aufzuhalten, daß man sie in grosser Menge auf einmahl schiessen kan. Die Bruth des Zitscherlings ist un- bekandt, sintemahl diese Art Vögel hier zu Lande, gleich dem Seiden-Schwantz, gar selten gefunden wird. Er ziehet, wenn er kommt, in so grosser Menge, als der Zeißig. Jst sonst im übrigen ein sehr tummer Vogel, der leicht zu fangen.
§. 6.
Die Meisen fliegen Winters- Zeit an das Luder mit, und nagen davon, und zwar, wenn es trocken oder gefroh- ren ist, wie sie denn auch die ersten mit sind, die sich an den armen Sündern in das Gesichte vergreiffen. Sie sind sonst ein gar nasenweiser Vogel, der sich über alles hermacht; auch wenn man sie neben einem andern Vogel in der Stuben hat, so siehet man offters, wie sie ihm die Au- gen aushacken. Zur Herbst-Zeit wer- den sie häuffig auf dem Globen nach der Lock-Pfeiffe sowohl an den Wassern, als auf den Bergen gefangen. Die Bach- steltzen kommen nicht eher, als biß die Nächte warm werden, und ihre Nahrung vom Gewürme haben können. Sie sind der erste Sommer-Vogel, auf welchen die Ackerleute im Säen genau Achtung geben. Zur Herbst-Zeit gehen sie am allerersten wieder mit fort. Wenn ihre Jungen ihnen genommen werden, so zie- hen sie ihnen, wie die Stieglitze, vor Lie- be biß an die Häuser nach, und ziehen sie in den Vogelbauern auf. Der Zaun- König pflegt mehrentheils bey Aenderung des Wetters zu schreyen, daher er auch vor einen gantz accuraten Wetter-Vogel mit zu rechnen, ja so lange er zu schreyen pflegt, darff man sich keines guten Wet- ters versehen. Er ist einer von den aller- kleinesten mit, daß man sich verwundern muß, wie er sich den Winter über fort- bringet.
§. 7.
Das Goldhänigen siehet bald wie der Zaun-König aus, ausser daß es noch etwas gelblichter, und auf dem Kopff ein gold-gelbes Küplein hat, als ein Ger- sten-Korn groß, wie auch dergleichen Fe- dern auf den Fittigen. Die Grasemücke wird die Nachtigall auf dem Thüringer- Walde genennt, weil sie sich gerne in Tannen-Fichten- und Kiehn-Holtz auf- hält, da hingegen nur die Nachtigall im [Spaltenumbruch]
Busch-Holtz angetroffen wird. Sie ist von Grösse als ein Rothkehligen, hat aber einen etwas kürtzern Schwantz, siehet von Farbe sprencklicht grau, und am Bauch gelblicht. Sie hält sich gerne in Gärten, Wiesen, und daselbst befindlichen Büschen auf, allwo sie ihre Nahrung suchet. Sie nehrt sich mit nichts, als mit Geschmeiß und Gewürme, und gleichwie sie am er- sten wegziehet, so kommt sie auch am spä- testen wieder, weil sie gar keine Kälte lei- den mag.
§. 8.
Es siehet dieser Vogel fast ei- nem Rothschwantz ähnlich, daher er von vielen, wenn er zuweilen seiner Tumm- heit halber in Sprenckeln gefangen, vor einen Rothschwantz gehalten, und todt ge- macht wird, welches aber zu bejammern. Seine Bruth ist gar leicht zu finden, weil er gemeiniglich nicht weit davon sitzt, und solche mit seinem Gesang verräth. Die Nachtigall kan man nicht fangen, wenn das Laub nicht völlig heraus ist, weil sie sich alsdenn noch nicht vor sicher genung hält, auch zur selbigen Zeit noch nicht sin- get. Wenn aber das Laub vollkommen ausgeschlagen, muß man den Ort wohl mercken, wo solche singet, und wo sie si- tzet. Alsdenn kan man sich gleich zur Er- den bücken, den frischen Rasen ausste- chen, oder anderswo ein Löchlein graben, da sie denn so fürwitzig ist, alsbald zu sin- gen aufhört, und Achtung giebt, was et- wan allda passiren möchte. So bald man nun von dem gegrabenen Loch weg- gehet, flieget sie gleich hin, und siehet, was es dort giebt, daher man sie auch auf solche Art wohl fangen kan. Man leget über das gegrabene Löchlein ein Quadrat- Gärngen, so in einen kleinen Rähmen gespannet ist, stellet solches mit einer Zun- ge auf, wie man etwan eine Mause- Fal- le aufstellen mögte; An die Zunge stellet man einen Mehl- oder weissen Wasser- Wurm, und gehet davon. So bald man hinweg, ist die Nachtigall da, und ob sie gleich auf das Gärngen fliegen, und also die Falle ohne Effect umwerffen könte, so ist sie doch so tumm, daß sie vielmehr um das Gärngen rund herum läufft, biß sie die Oeffnung findet, da sie hineingehet, auf die Zunge nach dem Mehl-Wurm tritt, und sich also selbst fängt.
§. 9.
Hat man die Nachtigall in der Stuben, so fällt es gar schwer, sie durch den Winter zu bringen, sintemahl ein solch Thier sein rechtes Futter sich nicht selbst aufsuchen kan, und deswegen offt hart-
leibicht
U u 2
Von allerhand Voͤgeln/ ſo auf den Herden gefangen werden.
[Spaltenumbruch]
daß man ſie auch nur den tummen Fin- cken zu nennen pflegt. Wenn ſie einmahl ſitzen, laſſen ſie einen ſo nahe an ſich kom- men, daß man ſie auch mit dem Piſtohl ſchieſſen kan. Auf der Heide pflegen ſie ſich ſo haͤuffig aufzuhalten, daß man ſie in groſſer Menge auf einmahl ſchieſſen kan. Die Bruth des Zitſcherlings iſt un- bekandt, ſintemahl dieſe Art Voͤgel hier zu Lande, gleich dem Seiden-Schwantz, gar ſelten gefunden wird. Er ziehet, wenn er kommt, in ſo groſſer Menge, als der Zeißig. Jſt ſonſt im uͤbrigen ein ſehr tummer Vogel, der leicht zu fangen.
§. 6.
Die Meiſen fliegen Winters- Zeit an das Luder mit, und nagen davon, und zwar, wenn es trocken oder gefroh- ren iſt, wie ſie denn auch die erſten mit ſind, die ſich an den armen Suͤndern in das Geſichte vergreiffen. Sie ſind ſonſt ein gar naſenweiſer Vogel, der ſich uͤber alles hermacht; auch wenn man ſie neben einem andern Vogel in der Stuben hat, ſo ſiehet man offters, wie ſie ihm die Au- gen aushacken. Zur Herbſt-Zeit wer- den ſie haͤuffig auf dem Globen nach der Lock-Pfeiffe ſowohl an den Waſſern, als auf den Bergen gefangen. Die Bach- ſteltzen kommen nicht eher, als biß die Naͤchte warm werden, und ihre Nahrung vom Gewuͤrme haben koͤnnen. Sie ſind der erſte Sommer-Vogel, auf welchen die Ackerleute im Saͤen genau Achtung geben. Zur Herbſt-Zeit gehen ſie am allererſten wieder mit fort. Wenn ihre Jungen ihnen genommen werden, ſo zie- hen ſie ihnen, wie die Stieglitze, vor Lie- be biß an die Haͤuſer nach, und ziehen ſie in den Vogelbauern auf. Der Zaun- Koͤnig pflegt mehrentheils bey Aenderung des Wetters zu ſchreyen, daher er auch vor einen gantz accuraten Wetter-Vogel mit zu rechnen, ja ſo lange er zu ſchreyen pflegt, darff man ſich keines guten Wet- ters verſehen. Er iſt einer von den aller- kleineſten mit, daß man ſich verwundern muß, wie er ſich den Winter uͤber fort- bringet.
§. 7.
Das Goldhaͤnigen ſiehet bald wie der Zaun-Koͤnig aus, auſſer daß es noch etwas gelblichter, und auf dem Kopff ein gold-gelbes Kuͤplein hat, als ein Ger- ſten-Korn groß, wie auch dergleichen Fe- dern auf den Fittigen. Die Graſemuͤcke wird die Nachtigall auf dem Thuͤringer- Walde genennt, weil ſie ſich gerne in Tannen-Fichten- und Kiehn-Holtz auf- haͤlt, da hingegen nur die Nachtigall im [Spaltenumbruch]
Buſch-Holtz angetroffen wird. Sie iſt von Groͤſſe als ein Rothkehligen, hat aber einen etwas kuͤrtzern Schwantz, ſiehet von Farbe ſprencklicht grau, und am Bauch gelblicht. Sie haͤlt ſich gerne in Gaͤrten, Wieſen, und daſelbſt befindlichen Buͤſchen auf, allwo ſie ihre Nahrung ſuchet. Sie nehrt ſich mit nichts, als mit Geſchmeiß und Gewuͤrme, und gleichwie ſie am er- ſten wegziehet, ſo kommt ſie auch am ſpaͤ- teſten wieder, weil ſie gar keine Kaͤlte lei- den mag.
§. 8.
Es ſiehet dieſer Vogel faſt ei- nem Rothſchwantz aͤhnlich, daher er von vielen, wenn er zuweilen ſeiner Tumm- heit halber in Sprenckeln gefangen, vor einen Rothſchwantz gehalten, und todt ge- macht wird, welches aber zu bejammern. Seine Bruth iſt gar leicht zu finden, weil er gemeiniglich nicht weit davon ſitzt, und ſolche mit ſeinem Geſang verraͤth. Die Nachtigall kan man nicht fangen, wenn das Laub nicht voͤllig heraus iſt, weil ſie ſich alsdenn noch nicht vor ſicher genung haͤlt, auch zur ſelbigen Zeit noch nicht ſin- get. Wenn aber das Laub vollkommen ausgeſchlagen, muß man den Ort wohl mercken, wo ſolche ſinget, und wo ſie ſi- tzet. Alsdenn kan man ſich gleich zur Er- den buͤcken, den friſchen Raſen ausſte- chen, oder anderswo ein Loͤchlein graben, da ſie denn ſo fuͤrwitzig iſt, alsbald zu ſin- gen aufhoͤrt, und Achtung giebt, was et- wan allda paſſiren moͤchte. So bald man nun von dem gegrabenen Loch weg- gehet, flieget ſie gleich hin, und ſiehet, was es dort giebt, daher man ſie auch auf ſolche Art wohl fangen kan. Man leget uͤber das gegrabene Loͤchlein ein Quadrat- Gaͤrngen, ſo in einen kleinen Raͤhmen geſpannet iſt, ſtellet ſolches mit einer Zun- ge auf, wie man etwan eine Mauſe- Fal- le aufſtellen moͤgte; An die Zunge ſtellet man einen Mehl- oder weiſſen Waſſer- Wurm, und gehet davon. So bald man hinweg, iſt die Nachtigall da, und ob ſie gleich auf das Gaͤrngen fliegen, und alſo die Falle ohne Effect umwerffen koͤnte, ſo iſt ſie doch ſo tumm, daß ſie vielmehr um das Gaͤrngen rund herum laͤufft, biß ſie die Oeffnung findet, da ſie hineingehet, auf die Zunge nach dem Mehl-Wurm tritt, und ſich alſo ſelbſt faͤngt.
§. 9.
Hat man die Nachtigall in der Stuben, ſo faͤllt es gar ſchwer, ſie durch den Winter zu bringen, ſintemahl ein ſolch Thier ſein rechtes Futter ſich nicht ſelbſt aufſuchen kan, und deswegen offt hart-
leibicht
U u 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0495"n="339"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von allerhand Voͤgeln/ ſo auf den Herden gefangen werden.</hi></fw><lb/><cb/>
daß man ſie auch nur den tummen Fin-<lb/>
cken zu nennen pflegt. Wenn ſie einmahl<lb/>ſitzen, laſſen ſie einen ſo nahe an ſich kom-<lb/>
men, daß man ſie auch mit dem Piſtohl<lb/>ſchieſſen kan. Auf der Heide pflegen ſie<lb/>ſich ſo haͤuffig aufzuhalten, daß man ſie<lb/>
in groſſer Menge auf einmahl ſchieſſen<lb/>
kan. Die Bruth des Zitſcherlings iſt un-<lb/>
bekandt, ſintemahl dieſe Art Voͤgel hier<lb/>
zu Lande, gleich dem Seiden-Schwantz,<lb/>
gar ſelten gefunden wird. Er ziehet,<lb/>
wenn er kommt, in ſo groſſer Menge, als<lb/>
der Zeißig. Jſt ſonſt im uͤbrigen ein ſehr<lb/>
tummer Vogel, der leicht zu fangen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 6.</head><p>Die Meiſen fliegen Winters-<lb/>
Zeit an das Luder mit, und nagen davon,<lb/>
und zwar, wenn es trocken oder gefroh-<lb/>
ren iſt, wie ſie denn auch die erſten mit<lb/>ſind, die ſich an den armen Suͤndern in<lb/>
das Geſichte vergreiffen. Sie ſind ſonſt<lb/>
ein gar naſenweiſer Vogel, der ſich uͤber<lb/>
alles hermacht; auch wenn man ſie neben<lb/>
einem andern Vogel in der Stuben hat,<lb/>ſo ſiehet man offters, wie ſie ihm die Au-<lb/>
gen aushacken. Zur Herbſt-Zeit wer-<lb/>
den ſie haͤuffig auf dem Globen nach der<lb/>
Lock-Pfeiffe ſowohl an den Waſſern, als<lb/>
auf den Bergen gefangen. Die Bach-<lb/>ſteltzen kommen nicht eher, als biß die<lb/>
Naͤchte warm werden, und ihre Nahrung<lb/>
vom Gewuͤrme haben koͤnnen. Sie ſind<lb/>
der erſte Sommer-Vogel, auf welchen<lb/>
die Ackerleute im Saͤen genau Achtung<lb/>
geben. Zur Herbſt-Zeit gehen ſie am<lb/>
allererſten wieder mit fort. Wenn ihre<lb/>
Jungen ihnen genommen werden, ſo zie-<lb/>
hen ſie ihnen, wie die Stieglitze, vor Lie-<lb/>
be biß an die Haͤuſer nach, und ziehen ſie<lb/>
in den Vogelbauern auf. Der Zaun-<lb/>
Koͤnig pflegt mehrentheils bey Aenderung<lb/>
des Wetters zu ſchreyen, daher er auch<lb/>
vor einen gantz <hirendition="#aq">accurat</hi>en Wetter-Vogel<lb/>
mit zu rechnen, ja ſo lange er zu ſchreyen<lb/>
pflegt, darff man ſich keines guten Wet-<lb/>
ters verſehen. Er iſt einer von den aller-<lb/>
kleineſten mit, daß man ſich verwundern<lb/>
muß, wie er ſich den Winter uͤber fort-<lb/>
bringet.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 7.</head><p>Das Goldhaͤnigen ſiehet bald<lb/>
wie der Zaun-Koͤnig aus, auſſer daß es<lb/>
noch etwas gelblichter, und auf dem Kopff<lb/>
ein gold-gelbes Kuͤplein hat, als ein Ger-<lb/>ſten-Korn groß, wie auch dergleichen Fe-<lb/>
dern auf den Fittigen. Die Graſemuͤcke<lb/>
wird die Nachtigall auf dem Thuͤringer-<lb/>
Walde genennt, weil ſie ſich gerne in<lb/>
Tannen-Fichten- und Kiehn-Holtz auf-<lb/>
haͤlt, da hingegen nur die Nachtigall im<lb/><cb/>
Buſch-Holtz angetroffen wird. Sie iſt<lb/>
von Groͤſſe als ein Rothkehligen, hat aber<lb/>
einen etwas kuͤrtzern Schwantz, ſiehet von<lb/>
Farbe ſprencklicht grau, und am Bauch<lb/>
gelblicht. Sie haͤlt ſich gerne in Gaͤrten,<lb/>
Wieſen, und daſelbſt befindlichen Buͤſchen<lb/>
auf, allwo ſie ihre Nahrung ſuchet. Sie<lb/>
nehrt ſich mit nichts, als mit Geſchmeiß<lb/>
und Gewuͤrme, und gleichwie ſie am er-<lb/>ſten wegziehet, ſo kommt ſie auch am ſpaͤ-<lb/>
teſten wieder, weil ſie gar keine Kaͤlte lei-<lb/>
den mag.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 8.</head><p>Es ſiehet dieſer Vogel faſt ei-<lb/>
nem Rothſchwantz aͤhnlich, daher er von<lb/>
vielen, wenn er zuweilen ſeiner Tumm-<lb/>
heit halber in Sprenckeln gefangen, vor<lb/>
einen Rothſchwantz gehalten, und todt ge-<lb/>
macht wird, welches aber zu bejammern.<lb/>
Seine Bruth iſt gar leicht zu finden, weil<lb/>
er gemeiniglich nicht weit davon ſitzt, und<lb/>ſolche mit ſeinem Geſang verraͤth. Die<lb/>
Nachtigall kan man nicht fangen, wenn<lb/>
das Laub nicht voͤllig heraus iſt, weil ſie<lb/>ſich alsdenn noch nicht vor ſicher genung<lb/>
haͤlt, auch zur ſelbigen Zeit noch nicht ſin-<lb/>
get. Wenn aber das Laub vollkommen<lb/>
ausgeſchlagen, muß man den Ort wohl<lb/>
mercken, wo ſolche ſinget, und wo ſie ſi-<lb/>
tzet. Alsdenn kan man ſich gleich zur Er-<lb/>
den buͤcken, den friſchen Raſen ausſte-<lb/>
chen, oder anderswo ein Loͤchlein graben,<lb/>
da ſie denn ſo fuͤrwitzig iſt, alsbald zu ſin-<lb/>
gen aufhoͤrt, und Achtung giebt, was et-<lb/>
wan allda <hirendition="#aq">paſſi</hi>ren moͤchte. So bald<lb/>
man nun von dem gegrabenen Loch weg-<lb/>
gehet, flieget ſie gleich hin, und ſiehet,<lb/>
was es dort giebt, daher man ſie auch auf<lb/>ſolche Art wohl fangen kan. Man leget<lb/>
uͤber das gegrabene Loͤchlein ein <hirendition="#aq">Quadrat-</hi><lb/>
Gaͤrngen, ſo in einen kleinen Raͤhmen<lb/>
geſpannet iſt, ſtellet ſolches mit einer Zun-<lb/>
ge auf, wie man etwan eine Mauſe- Fal-<lb/>
le aufſtellen moͤgte; An die Zunge ſtellet<lb/>
man einen Mehl- oder weiſſen Waſſer-<lb/>
Wurm, und gehet davon. So bald man<lb/>
hinweg, iſt die Nachtigall da, und ob ſie<lb/>
gleich auf das Gaͤrngen fliegen, und alſo<lb/>
die Falle ohne <hirendition="#aq">Effect</hi> umwerffen koͤnte, ſo<lb/>
iſt ſie doch ſo tumm, daß ſie vielmehr um<lb/>
das Gaͤrngen rund herum laͤufft, biß ſie<lb/>
die Oeffnung findet, da ſie hineingehet,<lb/>
auf die Zunge nach dem Mehl-Wurm<lb/>
tritt, und ſich alſo ſelbſt faͤngt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 9.</head><p>Hat man die Nachtigall in der<lb/>
Stuben, ſo faͤllt es gar ſchwer, ſie durch<lb/>
den Winter zu bringen, ſintemahl ein ſolch<lb/>
Thier ſein rechtes Futter ſich nicht ſelbſt<lb/>
aufſuchen kan, und deswegen offt hart-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U u 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">leibicht</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[339/0495]
Von allerhand Voͤgeln/ ſo auf den Herden gefangen werden.
daß man ſie auch nur den tummen Fin-
cken zu nennen pflegt. Wenn ſie einmahl
ſitzen, laſſen ſie einen ſo nahe an ſich kom-
men, daß man ſie auch mit dem Piſtohl
ſchieſſen kan. Auf der Heide pflegen ſie
ſich ſo haͤuffig aufzuhalten, daß man ſie
in groſſer Menge auf einmahl ſchieſſen
kan. Die Bruth des Zitſcherlings iſt un-
bekandt, ſintemahl dieſe Art Voͤgel hier
zu Lande, gleich dem Seiden-Schwantz,
gar ſelten gefunden wird. Er ziehet,
wenn er kommt, in ſo groſſer Menge, als
der Zeißig. Jſt ſonſt im uͤbrigen ein ſehr
tummer Vogel, der leicht zu fangen.
§. 6. Die Meiſen fliegen Winters-
Zeit an das Luder mit, und nagen davon,
und zwar, wenn es trocken oder gefroh-
ren iſt, wie ſie denn auch die erſten mit
ſind, die ſich an den armen Suͤndern in
das Geſichte vergreiffen. Sie ſind ſonſt
ein gar naſenweiſer Vogel, der ſich uͤber
alles hermacht; auch wenn man ſie neben
einem andern Vogel in der Stuben hat,
ſo ſiehet man offters, wie ſie ihm die Au-
gen aushacken. Zur Herbſt-Zeit wer-
den ſie haͤuffig auf dem Globen nach der
Lock-Pfeiffe ſowohl an den Waſſern, als
auf den Bergen gefangen. Die Bach-
ſteltzen kommen nicht eher, als biß die
Naͤchte warm werden, und ihre Nahrung
vom Gewuͤrme haben koͤnnen. Sie ſind
der erſte Sommer-Vogel, auf welchen
die Ackerleute im Saͤen genau Achtung
geben. Zur Herbſt-Zeit gehen ſie am
allererſten wieder mit fort. Wenn ihre
Jungen ihnen genommen werden, ſo zie-
hen ſie ihnen, wie die Stieglitze, vor Lie-
be biß an die Haͤuſer nach, und ziehen ſie
in den Vogelbauern auf. Der Zaun-
Koͤnig pflegt mehrentheils bey Aenderung
des Wetters zu ſchreyen, daher er auch
vor einen gantz accuraten Wetter-Vogel
mit zu rechnen, ja ſo lange er zu ſchreyen
pflegt, darff man ſich keines guten Wet-
ters verſehen. Er iſt einer von den aller-
kleineſten mit, daß man ſich verwundern
muß, wie er ſich den Winter uͤber fort-
bringet.
§. 7. Das Goldhaͤnigen ſiehet bald
wie der Zaun-Koͤnig aus, auſſer daß es
noch etwas gelblichter, und auf dem Kopff
ein gold-gelbes Kuͤplein hat, als ein Ger-
ſten-Korn groß, wie auch dergleichen Fe-
dern auf den Fittigen. Die Graſemuͤcke
wird die Nachtigall auf dem Thuͤringer-
Walde genennt, weil ſie ſich gerne in
Tannen-Fichten- und Kiehn-Holtz auf-
haͤlt, da hingegen nur die Nachtigall im
Buſch-Holtz angetroffen wird. Sie iſt
von Groͤſſe als ein Rothkehligen, hat aber
einen etwas kuͤrtzern Schwantz, ſiehet von
Farbe ſprencklicht grau, und am Bauch
gelblicht. Sie haͤlt ſich gerne in Gaͤrten,
Wieſen, und daſelbſt befindlichen Buͤſchen
auf, allwo ſie ihre Nahrung ſuchet. Sie
nehrt ſich mit nichts, als mit Geſchmeiß
und Gewuͤrme, und gleichwie ſie am er-
ſten wegziehet, ſo kommt ſie auch am ſpaͤ-
teſten wieder, weil ſie gar keine Kaͤlte lei-
den mag.
§. 8. Es ſiehet dieſer Vogel faſt ei-
nem Rothſchwantz aͤhnlich, daher er von
vielen, wenn er zuweilen ſeiner Tumm-
heit halber in Sprenckeln gefangen, vor
einen Rothſchwantz gehalten, und todt ge-
macht wird, welches aber zu bejammern.
Seine Bruth iſt gar leicht zu finden, weil
er gemeiniglich nicht weit davon ſitzt, und
ſolche mit ſeinem Geſang verraͤth. Die
Nachtigall kan man nicht fangen, wenn
das Laub nicht voͤllig heraus iſt, weil ſie
ſich alsdenn noch nicht vor ſicher genung
haͤlt, auch zur ſelbigen Zeit noch nicht ſin-
get. Wenn aber das Laub vollkommen
ausgeſchlagen, muß man den Ort wohl
mercken, wo ſolche ſinget, und wo ſie ſi-
tzet. Alsdenn kan man ſich gleich zur Er-
den buͤcken, den friſchen Raſen ausſte-
chen, oder anderswo ein Loͤchlein graben,
da ſie denn ſo fuͤrwitzig iſt, alsbald zu ſin-
gen aufhoͤrt, und Achtung giebt, was et-
wan allda paſſiren moͤchte. So bald
man nun von dem gegrabenen Loch weg-
gehet, flieget ſie gleich hin, und ſiehet,
was es dort giebt, daher man ſie auch auf
ſolche Art wohl fangen kan. Man leget
uͤber das gegrabene Loͤchlein ein Quadrat-
Gaͤrngen, ſo in einen kleinen Raͤhmen
geſpannet iſt, ſtellet ſolches mit einer Zun-
ge auf, wie man etwan eine Mauſe- Fal-
le aufſtellen moͤgte; An die Zunge ſtellet
man einen Mehl- oder weiſſen Waſſer-
Wurm, und gehet davon. So bald man
hinweg, iſt die Nachtigall da, und ob ſie
gleich auf das Gaͤrngen fliegen, und alſo
die Falle ohne Effect umwerffen koͤnte, ſo
iſt ſie doch ſo tumm, daß ſie vielmehr um
das Gaͤrngen rund herum laͤufft, biß ſie
die Oeffnung findet, da ſie hineingehet,
auf die Zunge nach dem Mehl-Wurm
tritt, und ſich alſo ſelbſt faͤngt.
§. 9. Hat man die Nachtigall in der
Stuben, ſo faͤllt es gar ſchwer, ſie durch
den Winter zu bringen, ſintemahl ein ſolch
Thier ſein rechtes Futter ſich nicht ſelbſt
aufſuchen kan, und deswegen offt hart-
leibicht
U u 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/495>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.