Des Ersten Theils 5. Capitel/ vom Morgen- und Abend-Stern.
[Spaltenumbruch]
Von derVenus.
Es ist dieses ein holdseliges und lieb- reiches Glantz-Gestirn, dessen Strahlen bey den Menschen einen ziemlichen Ein- fluß haben. Diesem Planeten wird al- lerhand Zeitvertreib und Ergötzlichkeit, so bey Liebes-Affairen vorzugehen pflegt, zugeschrieben. Der Freytag in der Wo- che hat seinen Nahmen davon bekom- men, weil die Göttin Freya bey den alten Teutschen ehemahls eben das bedeutet, was die Göttin Venus bey den Römern. Es soll dieser Planete alle verliebte Per- sonen regieren, bey den Thieren die Ha- sen und Caninichen, vermuthlich deswe- gen, weil sich diese Thiere vor den andern am allermeisten vermehren; unter den Vögeln die Turteltauben und Sperlin- ge, und unter den Fischen die Schmerlen. Es nimmt dieser Planete, wie die Ge- lehrten observirt, ebenfalls wie die andern an seinem Licht zu und ab.
Von demSaturno.
Dieser ist der höchste unter den Pla- neten, die uns bekandt sind, und am al- lerweitesten von unserm Erdboden ent- fernet. Es wird ihm der Sonnabend, als der letzte Tag in der Wochen, zuge- schrieben, weil er auch der letzte unter den Planeten ist. Sein Licht scheinet blaß und trübe, welches von der grossen Ent- fernung herrührt. Unter den Menschen soll er die Bergleute, die Hauswirthe, und alle diejenigen, die begierigst Geld zusammen scharren, beherrschen, un- ter den Thieren die Bäre, Schweine, und Dächse, unter den Vögeln die Eulen und Käutzgen, und unter den Fischen die Aale.
Das 5. Capitel/ Vom Morgen- und Abend- Stern.
Es übertrifft dieses liebliche hellglän- tzende Gestirn die andern alle an Glantz und Klarheit, und ist daher auch von den Alten nicht unrecht der Lucifer genennet worden. Er hat ein so helles und crystallenes Licht, daß ihn auch ei- nige am klaren Mittage erkennen wollen. Es erscheinet den Menschen zum Dienste dieses angenehme Stern-Licht des Tages zweymahl, als früh morgens eine gute Stunde vor Tages, um das Ende der Dunckelheit der Nacht anzumelden, und [Spaltenumbruch]
als ein Herold von der baldigen Ankunfft der Sonnen der Helffte der Welt Noti- fication zu ertheilen, damit die wilden Thiere und Vögel durch dessen erblickten Glantz gewarnet seyn sollen, daß sie an manchen Orten von ihrer Nahrung, die sie des Nachts geholt, ablassen, und bey der nun bald zu vermuthenden Ankunfft der Menschen auf ihre Sicherheit und Retirade bedacht seyn sollen. Wenn die- ses liebliche Gestirn des Abends erschei- net, so giebet es gleichfalls den Thieren zu verstehen, es sey nun Zeit, die Nahrung zu suchen, und auf Beute auszugehen. Ob die Engel, wie einige Gelehrten be- haupten wollen, aus dem Stern-Licht mit erschaffen worden, wollen wir nicht untersuchen. Es will dieses einigen da- her wahrscheinlich vorkommen, weil an einem und andern Orte der Heil. Schrifft die Engel mit dem Nahmen der Morgen- Sterne beleget werden. So will ich auch nicht die Grösse, ihren Abstand von der Erde, und ihre Beschaffenheit weiter un- tersuchen, sondern vielmehr solches den Herren Astronomis zur Discussion über- lassen.
Das 6. Capitel/ Von den Wolcken.
§. 1.
Nachdem wir nun die Sonne, den Monden, und die Planeten mit un- sern Augen des Gemüths betrachtet, so müssen wir auch auf die Wolcken, wel- che um den Erdboden ausgebreitet sind, ein wenig unsere Gedancken lencken. Es richten auch diese in der Lufft schweben- de Cörper den Befehl des Allerhöchsten aus, und zeugen von seiner sonderbahren Allmacht und Weißheit. Die Wolcken sind nichts anders, als Ausdünstungen, die sich aus dem Wasser und aus der Er- de von den Sonnenstrahlen ausziehen, und in eine solche Masse zusammen coa- guliren. Wenn die Wolcken schwerer wä- ren, als sie so nicht sind, so würden sie auf unsern Erdklumpen schlagen, und grosse Uberschwemmungen verursachen, wie wir bißweilen sehen, wenn der Al- lerhöchste, um seine Straf-Gerichte ge- gen gewisse particulier-Leute und Gegen- den auszuüben, eine Wolcke niederschies- sen lässet, die alsobald eine grosse Uber- schwemmung verursacht. Es werden diese grosse Klumpen mit einer besondern Behendigkeit über unsern Häuptern von
den
B (Anderer Haupt-Theil.)
Des Erſten Theils 5. Capitel/ vom Morgen- und Abend-Stern.
[Spaltenumbruch]
Von derVenus.
Es iſt dieſes ein holdſeliges und lieb- reiches Glantz-Geſtirn, deſſen Strahlen bey den Menſchen einen ziemlichen Ein- fluß haben. Dieſem Planeten wird al- lerhand Zeitvertreib und Ergoͤtzlichkeit, ſo bey Liebes-Affairen vorzugehen pflegt, zugeſchrieben. Der Freytag in der Wo- che hat ſeinen Nahmen davon bekom- men, weil die Goͤttin Freya bey den alten Teutſchen ehemahls eben das bedeutet, was die Goͤttin Venus bey den Roͤmern. Es ſoll dieſer Planete alle verliebte Per- ſonen regieren, bey den Thieren die Ha- ſen und Caninichen, vermuthlich deswe- gen, weil ſich dieſe Thiere vor den andern am allermeiſten vermehren; unter den Voͤgeln die Turteltauben und Sperlin- ge, und unter den Fiſchen die Schmerlen. Es nimmt dieſer Planete, wie die Ge- lehrten obſervirt, ebenfalls wie die andern an ſeinem Licht zu und ab.
Von demSaturno.
Dieſer iſt der hoͤchſte unter den Pla- neten, die uns bekandt ſind, und am al- lerweiteſten von unſerm Erdboden ent- fernet. Es wird ihm der Sonnabend, als der letzte Tag in der Wochen, zuge- ſchrieben, weil er auch der letzte unter den Planeten iſt. Sein Licht ſcheinet blaß und truͤbe, welches von der groſſen Ent- fernung herruͤhrt. Unter den Menſchen ſoll er die Bergleute, die Hauswirthe, und alle diejenigen, die begierigſt Geld zuſammen ſcharren, beherrſchen, un- ter den Thieren die Baͤre, Schweine, und Daͤchſe, unter den Voͤgeln die Eulen und Kaͤutzgen, und unter den Fiſchen die Aale.
Das 5. Capitel/ Vom Morgen- und Abend- Stern.
Es uͤbertrifft dieſes liebliche hellglaͤn- tzende Geſtirn die andern alle an Glantz und Klarheit, und iſt daher auch von den Alten nicht unrecht der Lucifer genennet worden. Er hat ein ſo helles und cryſtallenes Licht, daß ihn auch ei- nige am klaren Mittage erkennen wollen. Es erſcheinet den Menſchen zum Dienſte dieſes angenehme Stern-Licht des Tages zweymahl, als fruͤh morgens eine gute Stunde vor Tages, um das Ende der Dunckelheit der Nacht anzumelden, und [Spaltenumbruch]
als ein Herold von der baldigen Ankunfft der Sonnen der Helffte der Welt Noti- fication zu ertheilen, damit die wilden Thiere und Voͤgel durch deſſen erblickten Glantz gewarnet ſeyn ſollen, daß ſie an manchen Orten von ihrer Nahrung, die ſie des Nachts geholt, ablaſſen, und bey der nun bald zu vermuthenden Ankunfft der Menſchen auf ihre Sicherheit und Retirade bedacht ſeyn ſollen. Wenn die- ſes liebliche Geſtirn des Abends erſchei- net, ſo giebet es gleichfalls den Thieren zu verſtehen, es ſey nun Zeit, die Nahrung zu ſuchen, und auf Beute auszugehen. Ob die Engel, wie einige Gelehrten be- haupten wollen, aus dem Stern-Licht mit erſchaffen worden, wollen wir nicht unterſuchen. Es will dieſes einigen da- her wahrſcheinlich vorkommen, weil an einem und andern Orte der Heil. Schrifft die Engel mit dem Nahmen der Morgen- Sterne beleget werden. So will ich auch nicht die Groͤſſe, ihren Abſtand von der Erde, und ihre Beſchaffenheit weiter un- terſuchen, ſondern vielmehr ſolches den Herren Aſtronomis zur Diſcuſſion uͤber- laſſen.
Das 6. Capitel/ Von den Wolcken.
§. 1.
Nachdem wir nun die Sonne, den Monden, und die Planeten mit un- ſern Augen des Gemuͤths betrachtet, ſo muͤſſen wir auch auf die Wolcken, wel- che um den Erdboden ausgebreitet ſind, ein wenig unſere Gedancken lencken. Es richten auch dieſe in der Lufft ſchweben- de Coͤrper den Befehl des Allerhoͤchſten aus, und zeugen von ſeiner ſonderbahren Allmacht und Weißheit. Die Wolcken ſind nichts anders, als Ausduͤnſtungen, die ſich aus dem Waſſer und aus der Er- de von den Sonnenſtrahlen ausziehen, und in eine ſolche Maſſe zuſammen coa- guliren. Wenn die Wolcken ſchwerer waͤ- ren, als ſie ſo nicht ſind, ſo wuͤrden ſie auf unſern Erdklumpen ſchlagen, und groſſe Uberſchwemmungen verurſachen, wie wir bißweilen ſehen, wenn der Al- lerhoͤchſte, um ſeine Straf-Gerichte ge- gen gewiſſe particulier-Leute und Gegen- den auszuuͤben, eine Wolcke niederſchieſ- ſen laͤſſet, die alſobald eine groſſe Uber- ſchwemmung verurſacht. Es werden dieſe groſſe Klumpen mit einer beſondern Behendigkeit uͤber unſern Haͤuptern von
den
B (Anderer Haupt-Theil.)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0049"n="9"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Erſten Theils 5. Capitel/ vom Morgen- und Abend-Stern.</hi></fw><lb/><cb/></div><divn="3"><head><hirendition="#b">Von der</hi><hirendition="#aq">Venus.</hi></head><lb/><p>Es iſt dieſes ein holdſeliges und lieb-<lb/>
reiches Glantz-Geſtirn, deſſen Strahlen<lb/>
bey den Menſchen einen ziemlichen Ein-<lb/>
fluß haben. Dieſem Planeten wird al-<lb/>
lerhand Zeitvertreib und Ergoͤtzlichkeit,<lb/>ſo bey Liebes-<hirendition="#aq">Affair</hi>en vorzugehen pflegt,<lb/>
zugeſchrieben. Der Freytag in der Wo-<lb/>
che hat ſeinen Nahmen davon bekom-<lb/>
men, weil die Goͤttin <hirendition="#aq">Freya</hi> bey den alten<lb/>
Teutſchen ehemahls eben das bedeutet,<lb/>
was die Goͤttin <hirendition="#aq">Venus</hi> bey den Roͤmern.<lb/>
Es ſoll dieſer Planete alle verliebte Per-<lb/>ſonen regieren, bey den Thieren die Ha-<lb/>ſen und Caninichen, vermuthlich deswe-<lb/>
gen, weil ſich dieſe Thiere vor den andern<lb/>
am allermeiſten vermehren; unter den<lb/>
Voͤgeln die Turteltauben und Sperlin-<lb/>
ge, und unter den Fiſchen die Schmerlen.<lb/>
Es nimmt dieſer Planete, wie die Ge-<lb/>
lehrten <hirendition="#aq">obſervi</hi>rt, ebenfalls wie die andern<lb/>
an ſeinem Licht zu und ab.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von dem</hi><hirendition="#aq">Saturno.</hi></head><lb/><p>Dieſer iſt der hoͤchſte unter den Pla-<lb/>
neten, die uns bekandt ſind, und am al-<lb/>
lerweiteſten von unſerm Erdboden ent-<lb/>
fernet. Es wird ihm der Sonnabend,<lb/>
als der letzte Tag in der Wochen, zuge-<lb/>ſchrieben, weil er auch der letzte unter den<lb/>
Planeten iſt. Sein Licht ſcheinet blaß<lb/>
und truͤbe, welches von der groſſen Ent-<lb/>
fernung herruͤhrt. Unter den Menſchen<lb/>ſoll er die Bergleute, die Hauswirthe,<lb/>
und alle diejenigen, die begierigſt Geld<lb/>
zuſammen ſcharren, beherrſchen, un-<lb/>
ter den Thieren die Baͤre, Schweine,<lb/>
und Daͤchſe, unter den Voͤgeln die Eulen<lb/>
und Kaͤutzgen, und unter den Fiſchen die<lb/>
Aale.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 5. Capitel/<lb/>
Vom Morgen- und Abend-<lb/>
Stern.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s uͤbertrifft dieſes liebliche hellglaͤn-<lb/>
tzende Geſtirn die andern alle an<lb/>
Glantz und Klarheit, und iſt daher auch<lb/>
von den Alten nicht unrecht der <hirendition="#aq">Lucifer</hi><lb/>
genennet worden. Er hat ein ſo helles<lb/>
und cryſtallenes Licht, daß ihn auch ei-<lb/>
nige am klaren Mittage erkennen wollen.<lb/>
Es erſcheinet den Menſchen zum Dienſte<lb/>
dieſes angenehme Stern-Licht des Tages<lb/>
zweymahl, als fruͤh morgens eine gute<lb/>
Stunde vor Tages, um das Ende der<lb/>
Dunckelheit der Nacht anzumelden, und<lb/><cb/>
als ein Herold von der baldigen Ankunfft<lb/>
der Sonnen der Helffte der Welt <hirendition="#aq">Noti-<lb/>
fication</hi> zu ertheilen, damit die wilden<lb/>
Thiere und Voͤgel durch deſſen erblickten<lb/>
Glantz gewarnet ſeyn ſollen, daß ſie an<lb/>
manchen Orten von ihrer Nahrung, die<lb/>ſie des Nachts geholt, ablaſſen, und bey<lb/>
der nun bald zu vermuthenden Ankunfft<lb/>
der Menſchen auf ihre Sicherheit und<lb/><hirendition="#aq">Retirad</hi>e bedacht ſeyn ſollen. Wenn die-<lb/>ſes liebliche Geſtirn des Abends erſchei-<lb/>
net, ſo giebet es gleichfalls den Thieren zu<lb/>
verſtehen, es ſey nun Zeit, die Nahrung<lb/>
zu ſuchen, und auf Beute auszugehen.<lb/>
Ob die Engel, wie einige Gelehrten be-<lb/>
haupten wollen, aus dem Stern-Licht<lb/>
mit erſchaffen worden, wollen wir nicht<lb/>
unterſuchen. Es will dieſes einigen da-<lb/>
her wahrſcheinlich vorkommen, weil an<lb/>
einem und andern Orte der Heil. Schrifft<lb/>
die Engel mit dem Nahmen der Morgen-<lb/>
Sterne beleget werden. So will ich auch<lb/>
nicht die Groͤſſe, ihren Abſtand von der<lb/>
Erde, und ihre Beſchaffenheit weiter un-<lb/>
terſuchen, ſondern vielmehr ſolches den<lb/>
Herren <hirendition="#aq">Aſtronomis</hi> zur <hirendition="#aq">Diſcuſſion</hi> uͤber-<lb/>
laſſen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 6. Capitel/<lb/>
Von den Wolcken.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">N</hi>achdem wir nun die Sonne, den<lb/>
Monden, und die Planeten mit un-<lb/>ſern Augen des Gemuͤths betrachtet, ſo<lb/>
muͤſſen wir auch auf die Wolcken, wel-<lb/>
che um den Erdboden ausgebreitet ſind,<lb/>
ein wenig unſere Gedancken lencken. Es<lb/>
richten auch dieſe in der Lufft ſchweben-<lb/>
de Coͤrper den Befehl des Allerhoͤchſten<lb/>
aus, und zeugen von ſeiner ſonderbahren<lb/>
Allmacht und Weißheit. Die Wolcken<lb/>ſind nichts anders, als Ausduͤnſtungen,<lb/>
die ſich aus dem Waſſer und aus der Er-<lb/>
de von den Sonnenſtrahlen ausziehen,<lb/>
und in eine ſolche <hirendition="#aq">Maſſ</hi>e zuſammen <hirendition="#aq">coa-<lb/>
guli</hi>ren. Wenn die Wolcken ſchwerer waͤ-<lb/>
ren, als ſie ſo nicht ſind, ſo wuͤrden ſie<lb/>
auf unſern Erdklumpen ſchlagen, und<lb/>
groſſe Uberſchwemmungen verurſachen,<lb/>
wie wir bißweilen ſehen, wenn der Al-<lb/>
lerhoͤchſte, um ſeine Straf-Gerichte ge-<lb/>
gen gewiſſe <hirendition="#aq">particulier-</hi>Leute und Gegen-<lb/>
den auszuuͤben, eine Wolcke niederſchieſ-<lb/>ſen laͤſſet, die alſobald eine groſſe Uber-<lb/>ſchwemmung verurſacht. Es werden<lb/>
dieſe groſſe Klumpen mit einer beſondern<lb/>
Behendigkeit uͤber unſern Haͤuptern von<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B (Anderer Haupt-Theil.)</fw><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[9/0049]
Des Erſten Theils 5. Capitel/ vom Morgen- und Abend-Stern.
Von der Venus.
Es iſt dieſes ein holdſeliges und lieb-
reiches Glantz-Geſtirn, deſſen Strahlen
bey den Menſchen einen ziemlichen Ein-
fluß haben. Dieſem Planeten wird al-
lerhand Zeitvertreib und Ergoͤtzlichkeit,
ſo bey Liebes-Affairen vorzugehen pflegt,
zugeſchrieben. Der Freytag in der Wo-
che hat ſeinen Nahmen davon bekom-
men, weil die Goͤttin Freya bey den alten
Teutſchen ehemahls eben das bedeutet,
was die Goͤttin Venus bey den Roͤmern.
Es ſoll dieſer Planete alle verliebte Per-
ſonen regieren, bey den Thieren die Ha-
ſen und Caninichen, vermuthlich deswe-
gen, weil ſich dieſe Thiere vor den andern
am allermeiſten vermehren; unter den
Voͤgeln die Turteltauben und Sperlin-
ge, und unter den Fiſchen die Schmerlen.
Es nimmt dieſer Planete, wie die Ge-
lehrten obſervirt, ebenfalls wie die andern
an ſeinem Licht zu und ab.
Von dem Saturno.
Dieſer iſt der hoͤchſte unter den Pla-
neten, die uns bekandt ſind, und am al-
lerweiteſten von unſerm Erdboden ent-
fernet. Es wird ihm der Sonnabend,
als der letzte Tag in der Wochen, zuge-
ſchrieben, weil er auch der letzte unter den
Planeten iſt. Sein Licht ſcheinet blaß
und truͤbe, welches von der groſſen Ent-
fernung herruͤhrt. Unter den Menſchen
ſoll er die Bergleute, die Hauswirthe,
und alle diejenigen, die begierigſt Geld
zuſammen ſcharren, beherrſchen, un-
ter den Thieren die Baͤre, Schweine,
und Daͤchſe, unter den Voͤgeln die Eulen
und Kaͤutzgen, und unter den Fiſchen die
Aale.
Das 5. Capitel/
Vom Morgen- und Abend-
Stern.
Es uͤbertrifft dieſes liebliche hellglaͤn-
tzende Geſtirn die andern alle an
Glantz und Klarheit, und iſt daher auch
von den Alten nicht unrecht der Lucifer
genennet worden. Er hat ein ſo helles
und cryſtallenes Licht, daß ihn auch ei-
nige am klaren Mittage erkennen wollen.
Es erſcheinet den Menſchen zum Dienſte
dieſes angenehme Stern-Licht des Tages
zweymahl, als fruͤh morgens eine gute
Stunde vor Tages, um das Ende der
Dunckelheit der Nacht anzumelden, und
als ein Herold von der baldigen Ankunfft
der Sonnen der Helffte der Welt Noti-
fication zu ertheilen, damit die wilden
Thiere und Voͤgel durch deſſen erblickten
Glantz gewarnet ſeyn ſollen, daß ſie an
manchen Orten von ihrer Nahrung, die
ſie des Nachts geholt, ablaſſen, und bey
der nun bald zu vermuthenden Ankunfft
der Menſchen auf ihre Sicherheit und
Retirade bedacht ſeyn ſollen. Wenn die-
ſes liebliche Geſtirn des Abends erſchei-
net, ſo giebet es gleichfalls den Thieren zu
verſtehen, es ſey nun Zeit, die Nahrung
zu ſuchen, und auf Beute auszugehen.
Ob die Engel, wie einige Gelehrten be-
haupten wollen, aus dem Stern-Licht
mit erſchaffen worden, wollen wir nicht
unterſuchen. Es will dieſes einigen da-
her wahrſcheinlich vorkommen, weil an
einem und andern Orte der Heil. Schrifft
die Engel mit dem Nahmen der Morgen-
Sterne beleget werden. So will ich auch
nicht die Groͤſſe, ihren Abſtand von der
Erde, und ihre Beſchaffenheit weiter un-
terſuchen, ſondern vielmehr ſolches den
Herren Aſtronomis zur Diſcuſſion uͤber-
laſſen.
Das 6. Capitel/
Von den Wolcken.
§. 1.
Nachdem wir nun die Sonne, den
Monden, und die Planeten mit un-
ſern Augen des Gemuͤths betrachtet, ſo
muͤſſen wir auch auf die Wolcken, wel-
che um den Erdboden ausgebreitet ſind,
ein wenig unſere Gedancken lencken. Es
richten auch dieſe in der Lufft ſchweben-
de Coͤrper den Befehl des Allerhoͤchſten
aus, und zeugen von ſeiner ſonderbahren
Allmacht und Weißheit. Die Wolcken
ſind nichts anders, als Ausduͤnſtungen,
die ſich aus dem Waſſer und aus der Er-
de von den Sonnenſtrahlen ausziehen,
und in eine ſolche Maſſe zuſammen coa-
guliren. Wenn die Wolcken ſchwerer waͤ-
ren, als ſie ſo nicht ſind, ſo wuͤrden ſie
auf unſern Erdklumpen ſchlagen, und
groſſe Uberſchwemmungen verurſachen,
wie wir bißweilen ſehen, wenn der Al-
lerhoͤchſte, um ſeine Straf-Gerichte ge-
gen gewiſſe particulier-Leute und Gegen-
den auszuuͤben, eine Wolcke niederſchieſ-
ſen laͤſſet, die alſobald eine groſſe Uber-
ſchwemmung verurſacht. Es werden
dieſe groſſe Klumpen mit einer beſondern
Behendigkeit uͤber unſern Haͤuptern von
den
B (Anderer Haupt-Theil.)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/49>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.