Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Schiessen und Fangen allerhand Raub- und anderer Vögel.
[Spaltenumbruch] wenn er ihn stossen will, noch höher, und
also ist es sehr lustig anzusehen, wie im-
mer ein Vogel vor den andern in der
Höhe seyn will. Dieses währet so lange,
biß endlich der Vogel über den Reyher
kömmt, und ihm etliche Stösse anbrin-
gen kan, daß der Reyher aus der Lufft
herabfallen muß. Weil nun der Vogel
alsdenn offt so hoch steigen muß, daß
man ihn fast nicht mehr sehen kan, so
geschicht es vielfältig, daß sich derselbe der-
massen versteiget, daß man ihn entweder in
vielen Tagen, oder zuweilen wohl gar nicht
wieder bekommt. Manchmahl wird auch
der Vogel an einem solchen Reyher abge-
tragen, der schon mehrmahls dabey ge-
wesen. Alsdenn pflegt der Reyher, wenn
ihn der Vogel von oben herab stossen will,
seinen ohnedem langen und spitzigen
Schnabel in die Höhe über den Rücken
zu halten, daß sich der Vogel selbst an des
Reyhers Schnabel zu schanden stößt, und
wohl eher, als der Reyher, todt zur Er-
den niederfällt. Hat nun der Falconier
einen solchen Reyher gebeitzet, so hat er,
ausser seiner ordentlichen Besoldung, ie-
derzeit ein gutes Trinck-Geld zu erwar-
ten, massen dieser Vogel, wegen seiner
schönen Federn und Krone auf dem Hau-
pte, gleichsam vor den König gehalten
wird.

§. 12.

Das Hasel-Huhn wird wie
die Schnepffe zuweilen in Fallen gefan-
gen. Ausser dem aber, weil es sich ger-
ne in Wäldern, Dickigten und Schlägen
aufhält, so werden auch Lauf-Schlingen
von Haaren a parte zwischen die Büsche
aufgestellt, und solche verheckt, damit sich
also das Huhn, wo es durch will, fangen
müsse. Den Wald-Schnepffen zu Ge-
fallen wird offtmahls viel Mühe ange-
wendet. Es werden vielfältig an gantzen
Bergen umher, ingleichen um die Ruhe-
Plätze herum, wo Schaf- und Rind-
Vieh geruhet hat, Gänge gemacht, so
man Schneide- Gänge nennet, und wohl
ausgekehret werden müssen. Jn solchen
Gängen werden hin und wieder höltzer-
ne Fallen aufgestellt. Eine solche Falle
ist ungefehr Ellen-lang, und wird die
Qvere zwischen den Gang gestellet, daß
auf beyden Seiten die Schnepffe nicht
hinaus, sondern gerade durch die Falle
hindurch muß, daher auf beyden Seiten
in den Gängen alles wohl verhecket wer-
den soll. Solche Falle aber wird folgen-
der massen gemacht: Es werden erstlich
auf der einen Seite zwey kleine Pfähl-
[Spaltenumbruch] gen gantz enge neben einander eingeschla-
gen, daß ein Stock etwan Armes dicke
gantz gedränge dazwischen hineingebracht
werden kan, darnach werden eine Elle
davon gleich gegen über wieder zwey sol-
che Pfählgen eingeschlagen, die aber von
beyden Seiten nicht höher, als eine Span-
ne hoch, über die Erden heraus ragen
dürffen. Zwischen solche vier Pfählgen
wird ein Stock einer Ellen lang, und ei-
nes Armes dicke, gantz gedränge biß auf
die Erde hineingelegt. Alsdenn nimmt
man einen andern Stock, der nicht so ge-
dränge zwischen den Pfählen liegt, son-
dern gerne auf- und abgehet, auch etwas
länger ist, als der vorige Stock. Dieser
oberste Stock wird bey den ersten zwey
Pfählen mit Steinen beschweret, gegen
über aber an denen zwey andern Pfähl-
gen in die Höhe gehoben, und eine kleine
Potelle untergesetzt. Jn diese Potelle wird
nachgehends ein kleines Kümmgen ge-
schnitten, und eine Zunge, so ein Ellen-
langes Höltzgen seyn muß, mit der äus-
sersten Spitze in die Kümme, und nach-
mahls längst denen dicken Stecken hinge-
legt. Diese Zunge muß also auf der Po-
telle
liegen, daß erstlich die Schnepffe
nicht darunter wegkriechen, sondern dar-
auf oder daran stossen und treten muß.
Wenn sie nun darauf tritt, fällt solche
Zunge gleich aus der Kumme, und die
Potelle wird zugleich mit umgeworffen.

§. 13.

Die Krammets-Vögel, Wein-
Drosseln und Schnärren werden auch in
Schneiden und Schlingen zur Herbst-
Zeit gefangen, am meisten aber bey star-
cken Flugen auf dem Vogel- Herde, wenn
es zu riesseln anfängt. Eine artige Lust,
die Meisen mit dem Globen zu fangen, ist
auch folgende: Zur Herbst-Zeit, wenn
die Vögel auf Bäumen ziehen, bauet
man eine grüne Hütte drauf, oder am
Wasser im Buschwerck, weil die Meisen
gerne nach den Wassern den Zug neh-
men, oder sich daran aufhalten. Der
Globen bestehet in einem langen Holtz,
ungefehr drittehalb Ellen lang. Solcher
Stock ist in der Mitte von einander ge-
spaltet, iedoch also, daß er auf beyden Sei-
ten zwey biß drey Fugen habe, die in ein-
ander gehen, und den Vogel desto besser
halten können. Ferner gehet ein Bind-
faden zwey oder drey mahl durch den
Globen hindurch, vermittelst dessen der
Globen zusammen gezogen werden kan.
Will man nun solchen aufstellen, so wer-
den die zwey in einander gefügten Höltzer

etwan

Vom Schieſſen und Fangen allerhand Raub- und anderer Voͤgel.
[Spaltenumbruch] wenn er ihn ſtoſſen will, noch hoͤher, und
alſo iſt es ſehr luſtig anzuſehen, wie im-
mer ein Vogel vor den andern in der
Hoͤhe ſeyn will. Dieſes waͤhret ſo lange,
biß endlich der Vogel uͤber den Reyher
koͤmmt, und ihm etliche Stoͤſſe anbrin-
gen kan, daß der Reyher aus der Lufft
herabfallen muß. Weil nun der Vogel
alsdenn offt ſo hoch ſteigen muß, daß
man ihn faſt nicht mehr ſehen kan, ſo
geſchicht es vielfaͤltig, daß ſich derſelbe der-
maſſen verſteiget, daß man ihn entweder in
vielen Tagen, oder zuweilen wohl gar nicht
wieder bekommt. Manchmahl wird auch
der Vogel an einem ſolchen Reyher abge-
tragen, der ſchon mehrmahls dabey ge-
weſen. Alsdenn pflegt der Reyher, wenn
ihn der Vogel von oben herab ſtoſſen will,
ſeinen ohnedem langen und ſpitzigen
Schnabel in die Hoͤhe uͤber den Ruͤcken
zu halten, daß ſich der Vogel ſelbſt an des
Reyhers Schnabel zu ſchanden ſtoͤßt, und
wohl eher, als der Reyher, todt zur Er-
den niederfaͤllt. Hat nun der Falconier
einen ſolchen Reyher gebeitzet, ſo hat er,
auſſer ſeiner ordentlichen Beſoldung, ie-
derzeit ein gutes Trinck-Geld zu erwar-
ten, maſſen dieſer Vogel, wegen ſeiner
ſchoͤnen Federn und Krone auf dem Hau-
pte, gleichſam vor den Koͤnig gehalten
wird.

§. 12.

Das Haſel-Huhn wird wie
die Schnepffe zuweilen in Fallen gefan-
gen. Auſſer dem aber, weil es ſich ger-
ne in Waͤldern, Dickigten und Schlaͤgen
aufhaͤlt, ſo werden auch Lauf-Schlingen
von Haaren a parte zwiſchen die Buͤſche
aufgeſtellt, und ſolche verheckt, damit ſich
alſo das Huhn, wo es durch will, fangen
muͤſſe. Den Wald-Schnepffen zu Ge-
fallen wird offtmahls viel Muͤhe ange-
wendet. Es werden vielfaͤltig an gantzen
Bergen umher, ingleichen um die Ruhe-
Plaͤtze herum, wo Schaf- und Rind-
Vieh geruhet hat, Gaͤnge gemacht, ſo
man Schneide- Gaͤnge nennet, und wohl
ausgekehret werden muͤſſen. Jn ſolchen
Gaͤngen werden hin und wieder hoͤltzer-
ne Fallen aufgeſtellt. Eine ſolche Falle
iſt ungefehr Ellen-lang, und wird die
Qvere zwiſchen den Gang geſtellet, daß
auf beyden Seiten die Schnepffe nicht
hinaus, ſondern gerade durch die Falle
hindurch muß, daher auf beyden Seiten
in den Gaͤngen alles wohl verhecket wer-
den ſoll. Solche Falle aber wird folgen-
der maſſen gemacht: Es werden erſtlich
auf der einen Seite zwey kleine Pfaͤhl-
[Spaltenumbruch] gen gantz enge neben einander eingeſchla-
gen, daß ein Stock etwan Armes dicke
gantz gedraͤnge dazwiſchen hineingebracht
werden kan, darnach werden eine Elle
davon gleich gegen uͤber wieder zwey ſol-
che Pfaͤhlgen eingeſchlagen, die aber von
beyden Seiten nicht hoͤher, als eine Span-
ne hoch, uͤber die Erden heraus ragen
duͤrffen. Zwiſchen ſolche vier Pfaͤhlgen
wird ein Stock einer Ellen lang, und ei-
nes Armes dicke, gantz gedraͤnge biß auf
die Erde hineingelegt. Alsdenn nimmt
man einen andern Stock, der nicht ſo ge-
draͤnge zwiſchen den Pfaͤhlen liegt, ſon-
dern gerne auf- und abgehet, auch etwas
laͤnger iſt, als der vorige Stock. Dieſer
oberſte Stock wird bey den erſten zwey
Pfaͤhlen mit Steinen beſchweret, gegen
uͤber aber an denen zwey andern Pfaͤhl-
gen in die Hoͤhe gehoben, und eine kleine
Potelle untergeſetzt. Jn dieſe Potelle wird
nachgehends ein kleines Kuͤmmgen ge-
ſchnitten, und eine Zunge, ſo ein Ellen-
langes Hoͤltzgen ſeyn muß, mit der aͤuſ-
ſerſten Spitze in die Kuͤmme, und nach-
mahls laͤngſt denen dicken Stecken hinge-
legt. Dieſe Zunge muß alſo auf der Po-
telle
liegen, daß erſtlich die Schnepffe
nicht darunter wegkriechen, ſondern dar-
auf oder daran ſtoſſen und treten muß.
Wenn ſie nun darauf tritt, faͤllt ſolche
Zunge gleich aus der Kumme, und die
Potelle wird zugleich mit umgeworffen.

§. 13.

Die Kram̃ets-Voͤgel, Wein-
Droſſeln und Schnaͤrren werden auch in
Schneiden und Schlingen zur Herbſt-
Zeit gefangen, am meiſten aber bey ſtar-
cken Flugen auf dem Vogel- Herde, wenn
es zu rieſſeln anfaͤngt. Eine artige Luſt,
die Meiſen mit dem Globen zu fangen, iſt
auch folgende: Zur Herbſt-Zeit, wenn
die Voͤgel auf Baͤumen ziehen, bauet
man eine gruͤne Huͤtte drauf, oder am
Waſſer im Buſchwerck, weil die Meiſen
gerne nach den Waſſern den Zug neh-
men, oder ſich daran aufhalten. Der
Globen beſtehet in einem langen Holtz,
ungefehr drittehalb Ellen lang. Solcher
Stock iſt in der Mitte von einander ge-
ſpaltet, iedoch alſo, daß er auf beyden Sei-
ten zwey biß drey Fugen habe, die in ein-
ander gehen, und den Vogel deſto beſſer
halten koͤnnen. Ferner gehet ein Bind-
faden zwey oder drey mahl durch den
Globen hindurch, vermittelſt deſſen der
Globen zuſammen gezogen werden kan.
Will man nun ſolchen aufſtellen, ſo wer-
den die zwey in einander gefuͤgten Hoͤltzer

etwan
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0481" n="327"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Schie&#x017F;&#x017F;en und Fangen allerhand Raub- und anderer Vo&#x0364;gel.</hi></fw><lb/><cb/>
wenn er ihn &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en will, noch ho&#x0364;her, und<lb/>
al&#x017F;o i&#x017F;t es &#x017F;ehr lu&#x017F;tig anzu&#x017F;ehen, wie im-<lb/>
mer ein Vogel vor den andern in der<lb/>
Ho&#x0364;he &#x017F;eyn will. Die&#x017F;es wa&#x0364;hret &#x017F;o lange,<lb/>
biß endlich der Vogel u&#x0364;ber den Reyher<lb/>
ko&#x0364;mmt, und ihm etliche Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;e anbrin-<lb/>
gen kan, daß der Reyher aus der Lufft<lb/>
herabfallen muß. Weil nun der Vogel<lb/>
alsdenn offt &#x017F;o hoch &#x017F;teigen muß, daß<lb/>
man ihn fa&#x017F;t nicht mehr &#x017F;ehen kan, &#x017F;o<lb/>
ge&#x017F;chicht es vielfa&#x0364;ltig, daß &#x017F;ich der&#x017F;elbe der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;teiget, daß man ihn entweder in<lb/>
vielen Tagen, oder zuweilen wohl gar nicht<lb/>
wieder bekommt. Manchmahl wird auch<lb/>
der Vogel an einem &#x017F;olchen Reyher abge-<lb/>
tragen, der &#x017F;chon mehrmahls dabey ge-<lb/>
we&#x017F;en. Alsdenn pflegt der Reyher, wenn<lb/>
ihn der Vogel von oben herab &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en will,<lb/>
&#x017F;einen ohnedem langen und &#x017F;pitzigen<lb/>
Schnabel in die Ho&#x0364;he u&#x0364;ber den Ru&#x0364;cken<lb/>
zu halten, daß &#x017F;ich der Vogel &#x017F;elb&#x017F;t an des<lb/>
Reyhers Schnabel zu &#x017F;chanden &#x017F;to&#x0364;ßt, und<lb/>
wohl eher, als der Reyher, todt zur Er-<lb/>
den niederfa&#x0364;llt. Hat nun der <hi rendition="#aq">Falconier</hi><lb/>
einen &#x017F;olchen Reyher gebeitzet, &#x017F;o hat er,<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;einer ordentlichen Be&#x017F;oldung, ie-<lb/>
derzeit ein gutes Trinck-Geld zu erwar-<lb/>
ten, ma&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;er Vogel, wegen &#x017F;einer<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Federn und Krone auf dem Hau-<lb/>
pte, gleich&#x017F;am vor den Ko&#x0364;nig gehalten<lb/>
wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.</head>
            <p>Das Ha&#x017F;el-Huhn wird wie<lb/>
die Schnepffe zuweilen in Fallen gefan-<lb/>
gen. Au&#x017F;&#x017F;er dem aber, weil es &#x017F;ich ger-<lb/>
ne in Wa&#x0364;ldern, Dickigten und Schla&#x0364;gen<lb/>
aufha&#x0364;lt, &#x017F;o werden auch Lauf-Schlingen<lb/>
von Haaren <hi rendition="#aq">a parte</hi> zwi&#x017F;chen die Bu&#x0364;&#x017F;che<lb/>
aufge&#x017F;tellt, und &#x017F;olche verheckt, damit &#x017F;ich<lb/>
al&#x017F;o das Huhn, wo es durch will, fangen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Den Wald-Schnepffen zu Ge-<lb/>
fallen wird offtmahls viel Mu&#x0364;he ange-<lb/>
wendet. Es werden vielfa&#x0364;ltig an gantzen<lb/>
Bergen umher, ingleichen um die Ruhe-<lb/>
Pla&#x0364;tze herum, wo Schaf- und Rind-<lb/>
Vieh geruhet hat, Ga&#x0364;nge gemacht, &#x017F;o<lb/>
man Schneide- Ga&#x0364;nge nennet, und wohl<lb/>
ausgekehret werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Jn &#x017F;olchen<lb/>
Ga&#x0364;ngen werden hin und wieder ho&#x0364;ltzer-<lb/>
ne Fallen aufge&#x017F;tellt. Eine &#x017F;olche Falle<lb/>
i&#x017F;t ungefehr Ellen-lang, und wird die<lb/>
Qvere zwi&#x017F;chen den Gang ge&#x017F;tellet, daß<lb/>
auf beyden Seiten die Schnepffe nicht<lb/>
hinaus, &#x017F;ondern gerade durch die Falle<lb/>
hindurch muß, daher auf beyden Seiten<lb/>
in den Ga&#x0364;ngen alles wohl verhecket wer-<lb/>
den &#x017F;oll. Solche Falle aber wird folgen-<lb/>
der ma&#x017F;&#x017F;en gemacht: Es werden er&#x017F;tlich<lb/>
auf der einen Seite zwey kleine Pfa&#x0364;hl-<lb/><cb/>
gen gantz enge neben einander einge&#x017F;chla-<lb/>
gen, daß ein Stock etwan Armes dicke<lb/>
gantz gedra&#x0364;nge dazwi&#x017F;chen hineingebracht<lb/>
werden kan, darnach werden eine Elle<lb/>
davon gleich gegen u&#x0364;ber wieder zwey &#x017F;ol-<lb/>
che Pfa&#x0364;hlgen einge&#x017F;chlagen, die aber von<lb/>
beyden Seiten nicht ho&#x0364;her, als eine Span-<lb/>
ne hoch, u&#x0364;ber die Erden heraus ragen<lb/>
du&#x0364;rffen. Zwi&#x017F;chen &#x017F;olche vier Pfa&#x0364;hlgen<lb/>
wird ein Stock einer Ellen lang, und ei-<lb/>
nes Armes dicke, gantz gedra&#x0364;nge biß auf<lb/>
die Erde hineingelegt. Alsdenn nimmt<lb/>
man einen andern Stock, der nicht &#x017F;o ge-<lb/>
dra&#x0364;nge zwi&#x017F;chen den Pfa&#x0364;hlen liegt, &#x017F;on-<lb/>
dern gerne auf- und abgehet, auch etwas<lb/>
la&#x0364;nger i&#x017F;t, als der vorige Stock. Die&#x017F;er<lb/>
ober&#x017F;te Stock wird bey den er&#x017F;ten zwey<lb/>
Pfa&#x0364;hlen mit Steinen be&#x017F;chweret, gegen<lb/>
u&#x0364;ber aber an denen zwey andern Pfa&#x0364;hl-<lb/>
gen in die Ho&#x0364;he gehoben, und eine kleine<lb/><hi rendition="#aq">Potelle</hi> unterge&#x017F;etzt. Jn die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Potelle</hi> wird<lb/>
nachgehends ein kleines Ku&#x0364;mmgen ge-<lb/>
&#x017F;chnitten, und eine Zunge, &#x017F;o ein Ellen-<lb/>
langes Ho&#x0364;ltzgen &#x017F;eyn muß, mit der a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er&#x017F;ten Spitze in die Ku&#x0364;mme, und nach-<lb/>
mahls la&#x0364;ng&#x017F;t denen dicken Stecken hinge-<lb/>
legt. Die&#x017F;e Zunge muß al&#x017F;o auf der <hi rendition="#aq">Po-<lb/>
telle</hi> liegen, daß er&#x017F;tlich die Schnepffe<lb/>
nicht darunter wegkriechen, &#x017F;ondern dar-<lb/>
auf oder daran &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und treten muß.<lb/>
Wenn &#x017F;ie nun darauf tritt, fa&#x0364;llt &#x017F;olche<lb/>
Zunge gleich aus der Kumme, und die<lb/><hi rendition="#aq">Potelle</hi> wird zugleich mit umgeworffen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.</head>
            <p>Die Kram&#x0303;ets-Vo&#x0364;gel, Wein-<lb/>
Dro&#x017F;&#x017F;eln und Schna&#x0364;rren werden auch in<lb/>
Schneiden und Schlingen zur Herb&#x017F;t-<lb/>
Zeit gefangen, am mei&#x017F;ten aber bey &#x017F;tar-<lb/>
cken Flugen auf dem Vogel- Herde, wenn<lb/>
es zu rie&#x017F;&#x017F;eln anfa&#x0364;ngt. Eine artige Lu&#x017F;t,<lb/>
die Mei&#x017F;en mit dem Globen zu fangen, i&#x017F;t<lb/>
auch folgende: Zur Herb&#x017F;t-Zeit, wenn<lb/>
die Vo&#x0364;gel auf Ba&#x0364;umen ziehen, bauet<lb/>
man eine gru&#x0364;ne Hu&#x0364;tte drauf, oder am<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er im Bu&#x017F;chwerck, weil die Mei&#x017F;en<lb/>
gerne nach den Wa&#x017F;&#x017F;ern den Zug neh-<lb/>
men, oder &#x017F;ich daran aufhalten. Der<lb/>
Globen be&#x017F;tehet in einem langen Holtz,<lb/>
ungefehr drittehalb Ellen lang. Solcher<lb/>
Stock i&#x017F;t in der Mitte von einander ge-<lb/>
&#x017F;paltet, iedoch al&#x017F;o, daß er auf beyden Sei-<lb/>
ten zwey biß drey Fugen habe, die in ein-<lb/>
ander gehen, und den Vogel de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
halten ko&#x0364;nnen. Ferner gehet ein Bind-<lb/>
faden zwey oder drey mahl durch den<lb/>
Globen hindurch, vermittel&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en der<lb/>
Globen zu&#x017F;ammen gezogen werden kan.<lb/>
Will man nun &#x017F;olchen auf&#x017F;tellen, &#x017F;o wer-<lb/>
den die zwey in einander gefu&#x0364;gten Ho&#x0364;ltzer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">etwan</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0481] Vom Schieſſen und Fangen allerhand Raub- und anderer Voͤgel. wenn er ihn ſtoſſen will, noch hoͤher, und alſo iſt es ſehr luſtig anzuſehen, wie im- mer ein Vogel vor den andern in der Hoͤhe ſeyn will. Dieſes waͤhret ſo lange, biß endlich der Vogel uͤber den Reyher koͤmmt, und ihm etliche Stoͤſſe anbrin- gen kan, daß der Reyher aus der Lufft herabfallen muß. Weil nun der Vogel alsdenn offt ſo hoch ſteigen muß, daß man ihn faſt nicht mehr ſehen kan, ſo geſchicht es vielfaͤltig, daß ſich derſelbe der- maſſen verſteiget, daß man ihn entweder in vielen Tagen, oder zuweilen wohl gar nicht wieder bekommt. Manchmahl wird auch der Vogel an einem ſolchen Reyher abge- tragen, der ſchon mehrmahls dabey ge- weſen. Alsdenn pflegt der Reyher, wenn ihn der Vogel von oben herab ſtoſſen will, ſeinen ohnedem langen und ſpitzigen Schnabel in die Hoͤhe uͤber den Ruͤcken zu halten, daß ſich der Vogel ſelbſt an des Reyhers Schnabel zu ſchanden ſtoͤßt, und wohl eher, als der Reyher, todt zur Er- den niederfaͤllt. Hat nun der Falconier einen ſolchen Reyher gebeitzet, ſo hat er, auſſer ſeiner ordentlichen Beſoldung, ie- derzeit ein gutes Trinck-Geld zu erwar- ten, maſſen dieſer Vogel, wegen ſeiner ſchoͤnen Federn und Krone auf dem Hau- pte, gleichſam vor den Koͤnig gehalten wird. §. 12. Das Haſel-Huhn wird wie die Schnepffe zuweilen in Fallen gefan- gen. Auſſer dem aber, weil es ſich ger- ne in Waͤldern, Dickigten und Schlaͤgen aufhaͤlt, ſo werden auch Lauf-Schlingen von Haaren a parte zwiſchen die Buͤſche aufgeſtellt, und ſolche verheckt, damit ſich alſo das Huhn, wo es durch will, fangen muͤſſe. Den Wald-Schnepffen zu Ge- fallen wird offtmahls viel Muͤhe ange- wendet. Es werden vielfaͤltig an gantzen Bergen umher, ingleichen um die Ruhe- Plaͤtze herum, wo Schaf- und Rind- Vieh geruhet hat, Gaͤnge gemacht, ſo man Schneide- Gaͤnge nennet, und wohl ausgekehret werden muͤſſen. Jn ſolchen Gaͤngen werden hin und wieder hoͤltzer- ne Fallen aufgeſtellt. Eine ſolche Falle iſt ungefehr Ellen-lang, und wird die Qvere zwiſchen den Gang geſtellet, daß auf beyden Seiten die Schnepffe nicht hinaus, ſondern gerade durch die Falle hindurch muß, daher auf beyden Seiten in den Gaͤngen alles wohl verhecket wer- den ſoll. Solche Falle aber wird folgen- der maſſen gemacht: Es werden erſtlich auf der einen Seite zwey kleine Pfaͤhl- gen gantz enge neben einander eingeſchla- gen, daß ein Stock etwan Armes dicke gantz gedraͤnge dazwiſchen hineingebracht werden kan, darnach werden eine Elle davon gleich gegen uͤber wieder zwey ſol- che Pfaͤhlgen eingeſchlagen, die aber von beyden Seiten nicht hoͤher, als eine Span- ne hoch, uͤber die Erden heraus ragen duͤrffen. Zwiſchen ſolche vier Pfaͤhlgen wird ein Stock einer Ellen lang, und ei- nes Armes dicke, gantz gedraͤnge biß auf die Erde hineingelegt. Alsdenn nimmt man einen andern Stock, der nicht ſo ge- draͤnge zwiſchen den Pfaͤhlen liegt, ſon- dern gerne auf- und abgehet, auch etwas laͤnger iſt, als der vorige Stock. Dieſer oberſte Stock wird bey den erſten zwey Pfaͤhlen mit Steinen beſchweret, gegen uͤber aber an denen zwey andern Pfaͤhl- gen in die Hoͤhe gehoben, und eine kleine Potelle untergeſetzt. Jn dieſe Potelle wird nachgehends ein kleines Kuͤmmgen ge- ſchnitten, und eine Zunge, ſo ein Ellen- langes Hoͤltzgen ſeyn muß, mit der aͤuſ- ſerſten Spitze in die Kuͤmme, und nach- mahls laͤngſt denen dicken Stecken hinge- legt. Dieſe Zunge muß alſo auf der Po- telle liegen, daß erſtlich die Schnepffe nicht darunter wegkriechen, ſondern dar- auf oder daran ſtoſſen und treten muß. Wenn ſie nun darauf tritt, faͤllt ſolche Zunge gleich aus der Kumme, und die Potelle wird zugleich mit umgeworffen. §. 13. Die Kram̃ets-Voͤgel, Wein- Droſſeln und Schnaͤrren werden auch in Schneiden und Schlingen zur Herbſt- Zeit gefangen, am meiſten aber bey ſtar- cken Flugen auf dem Vogel- Herde, wenn es zu rieſſeln anfaͤngt. Eine artige Luſt, die Meiſen mit dem Globen zu fangen, iſt auch folgende: Zur Herbſt-Zeit, wenn die Voͤgel auf Baͤumen ziehen, bauet man eine gruͤne Huͤtte drauf, oder am Waſſer im Buſchwerck, weil die Meiſen gerne nach den Waſſern den Zug neh- men, oder ſich daran aufhalten. Der Globen beſtehet in einem langen Holtz, ungefehr drittehalb Ellen lang. Solcher Stock iſt in der Mitte von einander ge- ſpaltet, iedoch alſo, daß er auf beyden Sei- ten zwey biß drey Fugen habe, die in ein- ander gehen, und den Vogel deſto beſſer halten koͤnnen. Ferner gehet ein Bind- faden zwey oder drey mahl durch den Globen hindurch, vermittelſt deſſen der Globen zuſammen gezogen werden kan. Will man nun ſolchen aufſtellen, ſo wer- den die zwey in einander gefuͤgten Hoͤltzer etwan

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/481
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/481>, abgerufen am 21.11.2024.