Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Anmerckungen von Jäger-Zeugen und Vogel-Häusern.
[Spaltenumbruch] men-Cräntze in der Hand hat; Besser
unten siehet man viel Figuren von Thie-
ren, welche sich im Wasser aufzuhalten
pflegen, aus welchen das Wasser an vier
Orten steiget, und in das grosse Becken
fällt, in welchem vier Kinder von unter-
schiedener Art sind, und vier Tritons zu
sehen. Alle Gefässe und Figuren sind von
Bley, und gut vergüldet, und ein Werck
des berühmten Künstlers zu Antorff,
Monsieur de Gros, welcher sich durch sei-
ne vortrefflichen Kunst-Stücke, die in
den Cabinetten curieuser Personen eine
rechte Zierde sind, grossen Ruhm erwor-
ben. Zu beyden Seiten der Parterren
erblickt man Figuren und Gefässe, so durch
belaubte Bäume von einander unterschie-
den sind, zuförderst aber einen grossen
Canal bey 1000. Klafftern lang, an dessen
Ende eine grosse Cascade vom weissen und
schwartzen Marmor ist, allwo das Was-
ser an 6. Orten springet, von den 3. ober-
sten aber fällt es in Wasser-Becken von
verschiedenem Marmor, und hat Tag
und Nacht seinen Abfluß in den untern
grossen Canal, allwo ein sehr schönes und
klares Wasser in grosser Menge zu fin-
den, welches alle Canale, so den Parc, und
das Schloß Nymphenburg umgeben,
anfüllet.

§. 5.

Oben ist noch ein anderer Ca-
nal,
dessen Wasser aus der See bey Stah-
renberg kommt, und womit er diese schö-
ne und grosse Cascade versiehet, welche
mit verschiedenen Fuß-Gestellen von Me-
tall gezieret, worauf sitzende Figuren zu
sehen, ingleichen mit grossen Meer-Mu-
scheln, und sehr vielem springenden Was-
ser, welche den Augen eine nicht geringe
Lust verursachen. Der erste Canal ist
mit Wasen besetzt, und hat eine grosse
Allee, und einen Berg, welcher an die
obere grosse Allee stößt, allwo zwey Rey-
hen Linden gepflantzet sind. Sonsten er-
blickt man auch zu beyden Seiten ein an-
genehmes Gebüsche, allwo das Passe-
Spiel, Kegel-Spiel, Labyrinth, in wel-
chem ein anders Passe-Spiel, und ein gros-
ses Kegel-Spiel, ingleichen ein Theatrum
von Wasen, grünen Bäumen, springen-
den Wassern, und andern Zierathen,
welche so schön und ordentlich, daß man
bekennen muß, es sey unmöglich, daß in
der gantzen Welt eine schönere Situation
zu finden.

§. 6.

Das Schloß Dachau ist ein auf
alte Art gebautes, und auf einem Berg
gelegenes festes Schloß, welches aber doch
[Spaltenumbruch] auf Unkosten Jhrer Churfürstl. Durch-
lauchtigkeit in einen solchen Stand ge-
bracht, daß es sehr gut ist, daselbst zu re-
sidi
ren. Es bestehet aus vier grossen Thei-
len, und einem schönen Hof, in dessen
Mitten ein Brunnen, in welchen das
Wasser durch Pompen von unten her-
auf gebracht wird, wie auch zwey grossen
Sälen über einander, wovon der eine
mit Marmor gepflastert, der andere aber
mit eingelegter Arbeit gezieret ist, nebst
einer grossen Ruhe-Stiegen, und einem
Garten, welcher vorher schlecht gebauet,
und allerhand ohne Ordnung durch ein-
ander stehende Bäume hatte, nunmehro
aber mit den schönsten Blumen-Beeten
gezieret ist. Jm Prospect siehet man ei-
ne über die massen schöne Ebene mit Ge-
büschen, Dörffern, Aeckern, Bächen,
Wiesen, und dergleichen, wie auch die
schönen Palläste Schleißheim und Nym-
phenburg, nebst der Stadt München.
Die Seite des Berges gegen Mittag ist
mit grosser Mühe und Unkosten also ge-
bauet, daß man daselbst unter allerhand
fruchtbaren Bäumen herumgehen kan.
Unten am Berge aber ist ein grosser Kü-
chen- Garten mit drey schönen Fontainen
und einem Canal vom fliessenden Wasser.
Die Zimmer in diesem Pallast sind sehr
wohl eingetheilet, und diejenigen, wor-
innen die hohen Herrschafften zu logiren
pflegen, sehr groß, prächtig und kostbar
meubliret. Man siehet auch daselbst alle
Portraite der Durchlauchtigsten Hertzoge
aus dem Hause Bayern. Es sind auch
die Zimmer sowohl der Cavalliers als
Dames vom Hof überaus wohl einge-
theilt, und ist an diesem Ort nichts ver-
gessen worden, um solchen schön und an-
genehm zu machen.

§. 7.

Das Schloß Stahrenberg liegt
5. Meilen von München auf einem Ber-
ge, und ist nach alter Art gebauet, hat
aber sehr schöne und kostbar meublirte
Zimmer. Unten am Berge ist eine See,
über eine Meile breit, und 7. biß 8. Mei-
len lang, und sehr tief, welche die Würm-
See genennt wird. Ausser denen vielen
Fahrzeugen der Fischer, welche daselbst zu
finden, siehet man auch viel Schiffe, wel-
che, wenn man sie mit einander vereiniget,
eine gantze Flotte praesentiren. Es giebt
auch Galeren, Fregatten, Galionen, Tar-
tan
en, und viel Gondeln daselbst, welche
alle ihre Boots-Knechte haben, die nach
dem Schiff, welches sie regieren müssen,
in verschiedene Farben gekleidet sind. Das

aller-
Q q 2

Anmerckungen von Jaͤger-Zeugen und Vogel-Haͤuſern.
[Spaltenumbruch] men-Craͤntze in der Hand hat; Beſſer
unten ſiehet man viel Figuren von Thie-
ren, welche ſich im Waſſer aufzuhalten
pflegen, aus welchen das Waſſer an vier
Orten ſteiget, und in das groſſe Becken
faͤllt, in welchem vier Kinder von unter-
ſchiedener Art ſind, und vier Tritons zu
ſehen. Alle Gefaͤſſe und Figuren ſind von
Bley, und gut verguͤldet, und ein Werck
des beruͤhmten Kuͤnſtlers zu Antorff,
Monſieur de Gros, welcher ſich durch ſei-
ne vortrefflichen Kunſt-Stuͤcke, die in
den Cabinetten curieuſer Perſonen eine
rechte Zierde ſind, groſſen Ruhm erwor-
ben. Zu beyden Seiten der Parterren
erblickt man Figuren und Gefaͤſſe, ſo durch
belaubte Baͤume von einander unterſchie-
den ſind, zufoͤrderſt aber einen groſſen
Canal bey 1000. Klafftern lang, an deſſen
Ende eine groſſe Caſcade vom weiſſen und
ſchwartzen Marmor iſt, allwo das Waſ-
ſer an 6. Orten ſpringet, von den 3. ober-
ſten aber faͤllt es in Waſſer-Becken von
verſchiedenem Marmor, und hat Tag
und Nacht ſeinen Abfluß in den untern
groſſen Canal, allwo ein ſehr ſchoͤnes und
klares Waſſer in groſſer Menge zu fin-
den, welches alle Canâle, ſo den Parc, und
das Schloß Nymphenburg umgeben,
anfuͤllet.

§. 5.

Oben iſt noch ein anderer Ca-
nal,
deſſen Waſſer aus der See bey Stah-
renberg kommt, und womit er dieſe ſchoͤ-
ne und groſſe Caſcade verſiehet, welche
mit verſchiedenen Fuß-Geſtellen von Me-
tall gezieret, worauf ſitzende Figuren zu
ſehen, ingleichen mit groſſen Meer-Mu-
ſcheln, und ſehr vielem ſpringenden Waſ-
ſer, welche den Augen eine nicht geringe
Luſt verurſachen. Der erſte Canal iſt
mit Waſen beſetzt, und hat eine groſſe
Allee, und einen Berg, welcher an die
obere groſſe Allee ſtoͤßt, allwo zwey Rey-
hen Linden gepflantzet ſind. Sonſten er-
blickt man auch zu beyden Seiten ein an-
genehmes Gebuͤſche, allwo das Paſſe-
Spiel, Kegel-Spiel, Labyrinth, in wel-
chem ein anders Paſſe-Spiel, und ein groſ-
ſes Kegel-Spiel, ingleichen ein Theatrum
von Waſen, gruͤnen Baͤumen, ſpringen-
den Waſſern, und andern Zierathen,
welche ſo ſchoͤn und ordentlich, daß man
bekennen muß, es ſey unmoͤglich, daß in
der gantzen Welt eine ſchoͤnere Situation
zu finden.

§. 6.

Das Schloß Dachau iſt ein auf
alte Art gebautes, und auf einem Berg
gelegenes feſtes Schloß, welches aber doch
[Spaltenumbruch] auf Unkoſten Jhrer Churfuͤrſtl. Durch-
lauchtigkeit in einen ſolchen Stand ge-
bracht, daß es ſehr gut iſt, daſelbſt zu re-
ſidi
ren. Es beſtehet aus vier groſſen Thei-
len, und einem ſchoͤnen Hof, in deſſen
Mitten ein Brunnen, in welchen das
Waſſer durch Pompen von unten her-
auf gebracht wird, wie auch zwey groſſen
Saͤlen uͤber einander, wovon der eine
mit Marmor gepflaſtert, der andere aber
mit eingelegter Arbeit gezieret iſt, nebſt
einer groſſen Ruhe-Stiegen, und einem
Garten, welcher vorher ſchlecht gebauet,
und allerhand ohne Ordnung durch ein-
ander ſtehende Baͤume hatte, nunmehro
aber mit den ſchoͤnſten Blumen-Beeten
gezieret iſt. Jm Proſpect ſiehet man ei-
ne uͤber die maſſen ſchoͤne Ebene mit Ge-
buͤſchen, Doͤrffern, Aeckern, Baͤchen,
Wieſen, und dergleichen, wie auch die
ſchoͤnen Pallaͤſte Schleißheim und Nym-
phenburg, nebſt der Stadt Muͤnchen.
Die Seite des Berges gegen Mittag iſt
mit groſſer Muͤhe und Unkoſten alſo ge-
bauet, daß man daſelbſt unter allerhand
fruchtbaren Baͤumen herumgehen kan.
Unten am Berge aber iſt ein groſſer Kuͤ-
chen- Garten mit drey ſchoͤnen Fontainen
und einem Canal vom flieſſenden Waſſer.
Die Zimmer in dieſem Pallaſt ſind ſehr
wohl eingetheilet, und diejenigen, wor-
innen die hohen Herrſchafften zu logiren
pflegen, ſehr groß, praͤchtig und koſtbar
meubliret. Man ſiehet auch daſelbſt alle
Portraite der Durchlauchtigſten Hertzoge
aus dem Hauſe Bayern. Es ſind auch
die Zimmer ſowohl der Cavalliers als
Dames vom Hof uͤberaus wohl einge-
theilt, und iſt an dieſem Ort nichts ver-
geſſen worden, um ſolchen ſchoͤn und an-
genehm zu machen.

§. 7.

Das Schloß Stahrenberg liegt
5. Meilen von Muͤnchen auf einem Ber-
ge, und iſt nach alter Art gebauet, hat
aber ſehr ſchoͤne und koſtbar meublirte
Zimmer. Unten am Berge iſt eine See,
uͤber eine Meile breit, und 7. biß 8. Mei-
len lang, und ſehr tief, welche die Wuͤrm-
See genennt wird. Auſſer denen vielen
Fahrzeugen der Fiſcher, welche daſelbſt zu
finden, ſiehet man auch viel Schiffe, wel-
che, wenn man ſie mit einander vereiniget,
eine gantze Flotte præſentiren. Es giebt
auch Galéren, Fregatten, Galionen, Tar-
tan
en, und viel Gondeln daſelbſt, welche
alle ihre Boots-Knechte haben, die nach
dem Schiff, welches ſie regieren muͤſſen,
in verſchiedene Farben gekleidet ſind. Das

aller-
Q q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0457" n="307"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anmerckungen von Ja&#x0364;ger-Zeugen und Vogel-Ha&#x0364;u&#x017F;ern.</hi></fw><lb/><cb/>
men-Cra&#x0364;ntze in der Hand hat; Be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
unten &#x017F;iehet man viel <hi rendition="#aq">Figur</hi>en von Thie-<lb/>
ren, welche &#x017F;ich im Wa&#x017F;&#x017F;er aufzuhalten<lb/>
pflegen, aus welchen das Wa&#x017F;&#x017F;er an vier<lb/>
Orten &#x017F;teiget, und in das gro&#x017F;&#x017F;e Becken<lb/>
fa&#x0364;llt, in welchem vier Kinder von unter-<lb/>
&#x017F;chiedener Art &#x017F;ind, und vier <hi rendition="#aq">Tritons</hi> zu<lb/>
&#x017F;ehen. Alle Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und <hi rendition="#aq">Figur</hi>en &#x017F;ind von<lb/>
Bley, und gut vergu&#x0364;ldet, und ein Werck<lb/>
des beru&#x0364;hmten Ku&#x0364;n&#x017F;tlers zu Antorff,<lb/><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur de Gros,</hi> welcher &#x017F;ich durch &#x017F;ei-<lb/>
ne vortrefflichen Kun&#x017F;t-Stu&#x0364;cke, die in<lb/>
den <hi rendition="#aq">Cabinett</hi>en <hi rendition="#aq">curieu&#x017F;</hi>er Per&#x017F;onen eine<lb/>
rechte Zierde &#x017F;ind, gro&#x017F;&#x017F;en Ruhm erwor-<lb/>
ben. Zu beyden Seiten der <hi rendition="#aq">Parterr</hi>en<lb/>
erblickt man <hi rendition="#aq">Figur</hi>en und Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o durch<lb/>
belaubte Ba&#x0364;ume von einander unter&#x017F;chie-<lb/>
den &#x017F;ind, zufo&#x0364;rder&#x017F;t aber einen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">Canal</hi> bey 1000. Klafftern lang, an de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ende eine gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;cade</hi> vom wei&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
&#x017F;chwartzen Marmor i&#x017F;t, allwo das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er an 6. Orten &#x017F;pringet, von den 3. ober-<lb/>
&#x017F;ten aber fa&#x0364;llt es in Wa&#x017F;&#x017F;er-Becken von<lb/>
ver&#x017F;chiedenem Marmor, und hat Tag<lb/>
und Nacht &#x017F;einen Abfluß in den untern<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Canal,</hi> allwo ein &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;nes und<lb/>
klares Wa&#x017F;&#x017F;er in gro&#x017F;&#x017F;er Menge zu fin-<lb/>
den, welches alle <hi rendition="#aq">Canâl</hi>e, &#x017F;o den <hi rendition="#aq">Parc,</hi> und<lb/>
das Schloß Nymphenburg umgeben,<lb/>
anfu&#x0364;llet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head>
            <p>Oben i&#x017F;t noch ein anderer <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
nal,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Wa&#x017F;&#x017F;er aus der See bey Stah-<lb/>
renberg kommt, und womit er die&#x017F;e &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ne und gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;cad</hi>e ver&#x017F;iehet, welche<lb/>
mit ver&#x017F;chiedenen Fuß-Ge&#x017F;tellen von Me-<lb/>
tall gezieret, worauf &#x017F;itzende <hi rendition="#aq">Figur</hi>en zu<lb/>
&#x017F;ehen, ingleichen mit gro&#x017F;&#x017F;en Meer-Mu-<lb/>
&#x017F;cheln, und &#x017F;ehr vielem &#x017F;pringenden Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, welche den Augen eine nicht geringe<lb/>
Lu&#x017F;t verur&#x017F;achen. Der er&#x017F;te <hi rendition="#aq">Canal</hi> i&#x017F;t<lb/>
mit Wa&#x017F;en be&#x017F;etzt, und hat eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Allee,</hi> und einen Berg, welcher an die<lb/>
obere gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Allee</hi> &#x017F;to&#x0364;ßt, allwo zwey Rey-<lb/>
hen Linden gepflantzet &#x017F;ind. Son&#x017F;ten er-<lb/>
blickt man auch zu beyden Seiten ein an-<lb/>
genehmes Gebu&#x0364;&#x017F;che, allwo das <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;e-</hi><lb/>
Spiel, Kegel-Spiel, <hi rendition="#aq">Labyrinth,</hi> in wel-<lb/>
chem ein anders <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;e-</hi>Spiel, und ein gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es Kegel-Spiel, ingleichen ein <hi rendition="#aq">Theatrum</hi><lb/>
von Wa&#x017F;en, gru&#x0364;nen Ba&#x0364;umen, &#x017F;pringen-<lb/>
den Wa&#x017F;&#x017F;ern, und andern Zierathen,<lb/>
welche &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n und ordentlich, daß man<lb/>
bekennen muß, es &#x017F;ey unmo&#x0364;glich, daß in<lb/>
der gantzen Welt eine &#x017F;cho&#x0364;nere <hi rendition="#aq">Situation</hi><lb/>
zu finden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head>
            <p>Das Schloß Dachau i&#x017F;t ein auf<lb/>
alte Art gebautes, und auf einem Berg<lb/>
gelegenes fe&#x017F;tes Schloß, welches aber doch<lb/><cb/>
auf Unko&#x017F;ten Jhrer Churfu&#x0364;r&#x017F;tl. Durch-<lb/>
lauchtigkeit in einen &#x017F;olchen Stand ge-<lb/>
bracht, daß es &#x017F;ehr gut i&#x017F;t, da&#x017F;elb&#x017F;t zu <hi rendition="#aq">re-<lb/>
&#x017F;idi</hi>ren. Es be&#x017F;tehet aus vier gro&#x017F;&#x017F;en Thei-<lb/>
len, und einem &#x017F;cho&#x0364;nen Hof, in de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Mitten ein Brunnen, in welchen das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er durch Pompen von unten her-<lb/>
auf gebracht wird, wie auch zwey gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sa&#x0364;len u&#x0364;ber einander, wovon der eine<lb/>
mit Marmor gepfla&#x017F;tert, der andere aber<lb/>
mit eingelegter Arbeit gezieret i&#x017F;t, neb&#x017F;t<lb/>
einer gro&#x017F;&#x017F;en Ruhe-Stiegen, und einem<lb/>
Garten, welcher vorher &#x017F;chlecht gebauet,<lb/>
und allerhand ohne Ordnung durch ein-<lb/>
ander &#x017F;tehende Ba&#x0364;ume hatte, nunmehro<lb/>
aber mit den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Blumen-Beeten<lb/>
gezieret i&#x017F;t. Jm <hi rendition="#aq">Pro&#x017F;pect</hi> &#x017F;iehet man ei-<lb/>
ne u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;ne Ebene mit Ge-<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;chen, Do&#x0364;rffern, Aeckern, Ba&#x0364;chen,<lb/>
Wie&#x017F;en, und dergleichen, wie auch die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Palla&#x0364;&#x017F;te Schleißheim und Nym-<lb/>
phenburg, neb&#x017F;t der Stadt Mu&#x0364;nchen.<lb/>
Die Seite des Berges gegen Mittag i&#x017F;t<lb/>
mit gro&#x017F;&#x017F;er Mu&#x0364;he und Unko&#x017F;ten al&#x017F;o ge-<lb/>
bauet, daß man da&#x017F;elb&#x017F;t unter allerhand<lb/>
fruchtbaren Ba&#x0364;umen herumgehen kan.<lb/>
Unten am Berge aber i&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;er Ku&#x0364;-<lb/>
chen- Garten mit drey &#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq">Fontain</hi>en<lb/>
und einem <hi rendition="#aq">Canal</hi> vom flie&#x017F;&#x017F;enden Wa&#x017F;&#x017F;er.<lb/>
Die Zimmer in die&#x017F;em Palla&#x017F;t &#x017F;ind &#x017F;ehr<lb/>
wohl eingetheilet, und diejenigen, wor-<lb/>
innen die hohen Herr&#x017F;chafften zu <hi rendition="#aq">logi</hi>ren<lb/>
pflegen, &#x017F;ehr groß, pra&#x0364;chtig und ko&#x017F;tbar<lb/><hi rendition="#aq">meubli</hi>ret. Man &#x017F;iehet auch da&#x017F;elb&#x017F;t alle<lb/><hi rendition="#aq">Portrait</hi>e der Durchlauchtig&#x017F;ten Hertzoge<lb/>
aus dem Hau&#x017F;e Bayern. Es &#x017F;ind auch<lb/>
die Zimmer &#x017F;owohl der <hi rendition="#aq">Cavalliers</hi> als<lb/><hi rendition="#aq">Dames</hi> vom Hof u&#x0364;beraus wohl einge-<lb/>
theilt, und i&#x017F;t an die&#x017F;em Ort nichts ver-<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en worden, um &#x017F;olchen &#x017F;cho&#x0364;n und an-<lb/>
genehm zu machen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head>
            <p>Das Schloß Stahrenberg liegt<lb/>
5. Meilen von Mu&#x0364;nchen auf einem Ber-<lb/>
ge, und i&#x017F;t nach alter Art gebauet, hat<lb/>
aber &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;ne und ko&#x017F;tbar <hi rendition="#aq">meubli</hi>rte<lb/>
Zimmer. Unten am Berge i&#x017F;t eine See,<lb/>
u&#x0364;ber eine Meile breit, und 7. biß 8. Mei-<lb/>
len lang, und &#x017F;ehr tief, welche die Wu&#x0364;rm-<lb/>
See genennt wird. Au&#x017F;&#x017F;er denen vielen<lb/>
Fahrzeugen der Fi&#x017F;cher, welche da&#x017F;elb&#x017F;t zu<lb/>
finden, &#x017F;iehet man auch viel Schiffe, wel-<lb/>
che, wenn man &#x017F;ie mit einander vereiniget,<lb/>
eine gantze Flotte <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>ren. Es giebt<lb/>
auch <hi rendition="#aq">Galér</hi>en, <hi rendition="#aq">Fregatt</hi>en, <hi rendition="#aq">Galion</hi>en, <hi rendition="#aq">Tar-<lb/>
tan</hi>en, und viel Gondeln da&#x017F;elb&#x017F;t, welche<lb/>
alle ihre Boots-Knechte haben, die nach<lb/>
dem Schiff, welches &#x017F;ie regieren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
in ver&#x017F;chiedene Farben gekleidet &#x017F;ind. Das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q 2</fw><fw place="bottom" type="catch">aller-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0457] Anmerckungen von Jaͤger-Zeugen und Vogel-Haͤuſern. men-Craͤntze in der Hand hat; Beſſer unten ſiehet man viel Figuren von Thie- ren, welche ſich im Waſſer aufzuhalten pflegen, aus welchen das Waſſer an vier Orten ſteiget, und in das groſſe Becken faͤllt, in welchem vier Kinder von unter- ſchiedener Art ſind, und vier Tritons zu ſehen. Alle Gefaͤſſe und Figuren ſind von Bley, und gut verguͤldet, und ein Werck des beruͤhmten Kuͤnſtlers zu Antorff, Monſieur de Gros, welcher ſich durch ſei- ne vortrefflichen Kunſt-Stuͤcke, die in den Cabinetten curieuſer Perſonen eine rechte Zierde ſind, groſſen Ruhm erwor- ben. Zu beyden Seiten der Parterren erblickt man Figuren und Gefaͤſſe, ſo durch belaubte Baͤume von einander unterſchie- den ſind, zufoͤrderſt aber einen groſſen Canal bey 1000. Klafftern lang, an deſſen Ende eine groſſe Caſcade vom weiſſen und ſchwartzen Marmor iſt, allwo das Waſ- ſer an 6. Orten ſpringet, von den 3. ober- ſten aber faͤllt es in Waſſer-Becken von verſchiedenem Marmor, und hat Tag und Nacht ſeinen Abfluß in den untern groſſen Canal, allwo ein ſehr ſchoͤnes und klares Waſſer in groſſer Menge zu fin- den, welches alle Canâle, ſo den Parc, und das Schloß Nymphenburg umgeben, anfuͤllet. §. 5. Oben iſt noch ein anderer Ca- nal, deſſen Waſſer aus der See bey Stah- renberg kommt, und womit er dieſe ſchoͤ- ne und groſſe Caſcade verſiehet, welche mit verſchiedenen Fuß-Geſtellen von Me- tall gezieret, worauf ſitzende Figuren zu ſehen, ingleichen mit groſſen Meer-Mu- ſcheln, und ſehr vielem ſpringenden Waſ- ſer, welche den Augen eine nicht geringe Luſt verurſachen. Der erſte Canal iſt mit Waſen beſetzt, und hat eine groſſe Allee, und einen Berg, welcher an die obere groſſe Allee ſtoͤßt, allwo zwey Rey- hen Linden gepflantzet ſind. Sonſten er- blickt man auch zu beyden Seiten ein an- genehmes Gebuͤſche, allwo das Paſſe- Spiel, Kegel-Spiel, Labyrinth, in wel- chem ein anders Paſſe-Spiel, und ein groſ- ſes Kegel-Spiel, ingleichen ein Theatrum von Waſen, gruͤnen Baͤumen, ſpringen- den Waſſern, und andern Zierathen, welche ſo ſchoͤn und ordentlich, daß man bekennen muß, es ſey unmoͤglich, daß in der gantzen Welt eine ſchoͤnere Situation zu finden. §. 6. Das Schloß Dachau iſt ein auf alte Art gebautes, und auf einem Berg gelegenes feſtes Schloß, welches aber doch auf Unkoſten Jhrer Churfuͤrſtl. Durch- lauchtigkeit in einen ſolchen Stand ge- bracht, daß es ſehr gut iſt, daſelbſt zu re- ſidiren. Es beſtehet aus vier groſſen Thei- len, und einem ſchoͤnen Hof, in deſſen Mitten ein Brunnen, in welchen das Waſſer durch Pompen von unten her- auf gebracht wird, wie auch zwey groſſen Saͤlen uͤber einander, wovon der eine mit Marmor gepflaſtert, der andere aber mit eingelegter Arbeit gezieret iſt, nebſt einer groſſen Ruhe-Stiegen, und einem Garten, welcher vorher ſchlecht gebauet, und allerhand ohne Ordnung durch ein- ander ſtehende Baͤume hatte, nunmehro aber mit den ſchoͤnſten Blumen-Beeten gezieret iſt. Jm Proſpect ſiehet man ei- ne uͤber die maſſen ſchoͤne Ebene mit Ge- buͤſchen, Doͤrffern, Aeckern, Baͤchen, Wieſen, und dergleichen, wie auch die ſchoͤnen Pallaͤſte Schleißheim und Nym- phenburg, nebſt der Stadt Muͤnchen. Die Seite des Berges gegen Mittag iſt mit groſſer Muͤhe und Unkoſten alſo ge- bauet, daß man daſelbſt unter allerhand fruchtbaren Baͤumen herumgehen kan. Unten am Berge aber iſt ein groſſer Kuͤ- chen- Garten mit drey ſchoͤnen Fontainen und einem Canal vom flieſſenden Waſſer. Die Zimmer in dieſem Pallaſt ſind ſehr wohl eingetheilet, und diejenigen, wor- innen die hohen Herrſchafften zu logiren pflegen, ſehr groß, praͤchtig und koſtbar meubliret. Man ſiehet auch daſelbſt alle Portraite der Durchlauchtigſten Hertzoge aus dem Hauſe Bayern. Es ſind auch die Zimmer ſowohl der Cavalliers als Dames vom Hof uͤberaus wohl einge- theilt, und iſt an dieſem Ort nichts ver- geſſen worden, um ſolchen ſchoͤn und an- genehm zu machen. §. 7. Das Schloß Stahrenberg liegt 5. Meilen von Muͤnchen auf einem Ber- ge, und iſt nach alter Art gebauet, hat aber ſehr ſchoͤne und koſtbar meublirte Zimmer. Unten am Berge iſt eine See, uͤber eine Meile breit, und 7. biß 8. Mei- len lang, und ſehr tief, welche die Wuͤrm- See genennt wird. Auſſer denen vielen Fahrzeugen der Fiſcher, welche daſelbſt zu finden, ſiehet man auch viel Schiffe, wel- che, wenn man ſie mit einander vereiniget, eine gantze Flotte præſentiren. Es giebt auch Galéren, Fregatten, Galionen, Tar- tanen, und viel Gondeln daſelbſt, welche alle ihre Boots-Knechte haben, die nach dem Schiff, welches ſie regieren muͤſſen, in verſchiedene Farben gekleidet ſind. Das aller- Q q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/457
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/457>, abgerufen am 21.12.2024.