[Spaltenumbruch]
wie viel der Stamm bey dieser Bewand- niß brauchbare und unbrauchbare Schei- te und Wellen gebe, wie solcher auf ie- dem Revier gänge und gebe sey, und wie man nach Abzug des Schlage-Lohnes den Baum taxiren müsse.
§. 25.
Die Eichel-Mast kan dem Wildpräth und anderm Vieh wohl zu statten kommen. Man gebraucht sie zum Bauen, und pflegt man gemeinig- lich junge Eichen hierzu zu nehmen; Es ist aber dieses nicht rathsam, indem solche Eichen der Herrschafft noch mehr ins Geld wachsen können. Es ist diesemnach bes- ser, wenn man die alten und grossen Ei- chen dazu nimmt, so im Stamm gesund und Blöche geben, welche auf die Schnei- de-Mühlen können geschafft, und zu Bau- Holtz geschnitten werden. Der Abgang hiervon wird zu Klaffter- oder Malter- Holtz verkaufft. Man gebrauchet sie zu Mühl-Wellen, und muß man die schön- sten und geradesten Eichen hierzu erweh- len, solche verkaufft man nach dem Au- gen-Maasse oder Schuhweise, was einen geraden Schafft hat, und gleichspaltig ist, wird den Wagnern und Böttigern gege- ben, und zwar Klaffter- oder Malter- weise, iedoch müssen die Scheite nach der Länge gemacht werden, als sie solche ge- brauchen können. Die Wagner machen hieraus Speichen in die Räder, und Schäben in die Leitern, die Böttiger a- ber Wein- Fässer, Bottige, und derglei- chen. Nicht weniger gebraucht man das eichene Holtz zu Fach-Bäumen und Pfäh- len in die Währe und Mühlen. Zu die- ser Arbeit darff man das Holtz nicht erst austrocknen, sondern sogleich grün in das Wasser bringen, massen es alsdenn noch einmahl so lange hält, ja fast wie ein Stein in dem Wasser wird. Die Tischler nehmen es gerne zu Leisten und Roll- Bretern, ingleichen zu Figuren in die Fuß-Böden der Sääle und Zimmer. Man gebraucht es auch ferner zu Fenster- Rähmen, ingleichen zu Trögen, und zu Küh- und Pferde-Krippen. Es wäch- set auf den Eichen auch die Mistel. Sie siehet aus wie eine Mistel auf dem wilden Apffel-Baum, und hat Holtz und Blät- ter von Meer-grüner Farbe. Die Blät- ter selbst sind gestaltet wie Portulac-Blät- ter. Und hält man solche gerieben und eingenommen vor ein vortrefflich Mittel wider die böse Kranckheit.
[Spaltenumbruch]
Das 11. Capitel/ Von einigen neuen Anmer- ckungen/ die Anlegung der Thier- Gärten betreffend.
§. 1.
Es schickt sich nicht alle Gelegenheit der Oerter zu einem Thier-Garten, son- dern es ist ein solcher Platz hierzu auszu- ersehen, wo man beständige Sonne ha- ben kan; es darff auch nicht ein gantz ebe- ner Platz seyn, sondern einer, der mit Thälern, fliessendem Wasser und Teichen versehen. Es muß genungsam Gehöltze und Dickigt darinnen seyn, damit das Wild Winters-Zeit vor der Kälte, Som- mers-Zeit aber vor den Mücken verbor- gen bleibe. So muß man auch hin und wieder Wiesen, offene Thäler und Blös- sen finden, damit das Wildpräth sich nicht allein auf den Wiesen divertiren und wechseln möge, sondern auch geraumen Platz zum Schertzen finde. Je grösser nun solcher Ort ist, ie besser ist es vor das darinnen befindliche Wild, massen solches nicht allzu sehr eingeschränckt seyn kan, und hat man Exempel, daß nach Gele- genheit des Ortes die Thier-Gärten ein, zwey, biß drey Meilen im Unfang gehabt.
§. 2.
Jst ein recht beqvemer Platz dazu ausersehen, so wird er um und um mit Pallisaden umgeben. Wie nun der gantze Platz mehrentheils in acht Abschnit- te getheilet wird, also werden auch an die acht Ecken des Ortes umher einige Lust- Häuser gesetzt, durch welche gemeiniglich die Einfahrten in gedachten Thier-Garten gehen. Sie bleiben iederzeit verschlossen, es sey denn, daß die Herrschafft sich dar- innen divertiren wolle, oder der Garten an einer ordentlichen Strasse liege, als- denn darff bey so gestalten Sachen die freye Strasse dadurch nicht gehemmet werden, sondern man muß einen ieden frey durch passiren lassen. Jedoch muß man allezeit die Thore, so bald iemand hindurchgangen, wiederum verschliessen. Zu dem Ende auch gemeiniglich in die Häuser, die in die Thier-Gärten gebau- et, ein Förster, Jäger, oder Thier-Wär- ter einqvartiert wird, damit ordentliche Aufsicht über dem Beschluß dieser Thore gehalten werde. Bey Setzung der Pal- lisaden muß man an zwey Orten lincker und rechter Hand einen Einsprung las-
sen,
Anmerckungen von wilden Baͤumen und Stauden.
[Spaltenumbruch]
wie viel der Stamm bey dieſer Bewand- niß brauchbare und unbrauchbare Schei- te und Wellen gebe, wie ſolcher auf ie- dem Revier gaͤnge und gebe ſey, und wie man nach Abzug des Schlage-Lohnes den Baum taxiren muͤſſe.
§. 25.
Die Eichel-Maſt kan dem Wildpraͤth und anderm Vieh wohl zu ſtatten kommen. Man gebraucht ſie zum Bauen, und pflegt man gemeinig- lich junge Eichen hierzu zu nehmen; Es iſt aber dieſes nicht rathſam, indem ſolche Eichen der Herrſchafft noch mehr ins Geld wachſen koͤnnen. Es iſt dieſemnach beſ- ſer, wenn man die alten und groſſen Ei- chen dazu nimmt, ſo im Stamm geſund und Bloͤche geben, welche auf die Schnei- de-Muͤhlen koͤnnen geſchafft, und zu Bau- Holtz geſchnitten werden. Der Abgang hiervon wird zu Klaffter- oder Malter- Holtz verkaufft. Man gebrauchet ſie zu Muͤhl-Wellen, und muß man die ſchoͤn- ſten und geradeſten Eichen hierzu erweh- len, ſolche verkaufft man nach dem Au- gen-Maaſſe oder Schuhweiſe, was einen geraden Schafft hat, und gleichſpaltig iſt, wird den Wagnern und Boͤttigern gege- ben, und zwar Klaffter- oder Malter- weiſe, iedoch muͤſſen die Scheite nach der Laͤnge gemacht werden, als ſie ſolche ge- brauchen koͤnnen. Die Wagner machen hieraus Speichen in die Raͤder, und Schaͤben in die Leitern, die Boͤttiger a- ber Wein- Faͤſſer, Bottige, und derglei- chen. Nicht weniger gebraucht man das eichene Holtz zu Fach-Baͤumen und Pfaͤh- len in die Waͤhre und Muͤhlen. Zu die- ſer Arbeit darff man das Holtz nicht erſt austrocknen, ſondern ſogleich gruͤn in das Waſſer bringen, maſſen es alsdenn noch einmahl ſo lange haͤlt, ja faſt wie ein Stein in dem Waſſer wird. Die Tiſchler nehmen es gerne zu Leiſten und Roll- Bretern, ingleichen zu Figuren in die Fuß-Boͤden der Saͤaͤle und Zimmer. Man gebraucht es auch ferner zu Fenſter- Raͤhmen, ingleichen zu Troͤgen, und zu Kuͤh- und Pferde-Krippen. Es waͤch- ſet auf den Eichen auch die Miſtel. Sie ſiehet aus wie eine Miſtel auf dem wilden Apffel-Baum, und hat Holtz und Blaͤt- ter von Meer-gruͤner Farbe. Die Blaͤt- ter ſelbſt ſind geſtaltet wie Portulac-Blaͤt- ter. Und haͤlt man ſolche gerieben und eingenommen vor ein vortrefflich Mittel wider die boͤſe Kranckheit.
[Spaltenumbruch]
Das 11. Capitel/ Von einigen neuen Anmer- ckungen/ die Anlegung der Thier- Gaͤrten betreffend.
§. 1.
Es ſchickt ſich nicht alle Gelegenheit der Oerter zu einem Thier-Garten, ſon- dern es iſt ein ſolcher Platz hierzu auszu- erſehen, wo man beſtaͤndige Sonne ha- ben kan; es darff auch nicht ein gantz ebe- ner Platz ſeyn, ſondern einer, der mit Thaͤlern, flieſſendem Waſſer und Teichen verſehen. Es muß genungſam Gehoͤltze und Dickigt darinnen ſeyn, damit das Wild Winters-Zeit vor der Kaͤlte, Som- mers-Zeit aber vor den Muͤcken verbor- gen bleibe. So muß man auch hin und wieder Wieſen, offene Thaͤler und Bloͤſ- ſen finden, damit das Wildpraͤth ſich nicht allein auf den Wieſen divertiren und wechſeln moͤge, ſondern auch geraumen Platz zum Schertzen finde. Je groͤſſer nun ſolcher Ort iſt, ie beſſer iſt es vor das darinnen befindliche Wild, maſſen ſolches nicht allzu ſehr eingeſchraͤnckt ſeyn kan, und hat man Exempel, daß nach Gele- genheit des Ortes die Thier-Gaͤrten ein, zwey, biß drey Meilen im Unfang gehabt.
§. 2.
Jſt ein recht beqvemer Platz dazu auserſehen, ſo wird er um und um mit Palliſaden umgeben. Wie nun der gantze Platz mehrentheils in acht Abſchnit- te getheilet wird, alſo werden auch an die acht Ecken des Ortes umher einige Luſt- Haͤuſer geſetzt, durch welche gemeiniglich die Einfahrten in gedachten Thier-Garten gehen. Sie bleiben iederzeit verſchloſſen, es ſey denn, daß die Herrſchafft ſich dar- innen divertiren wolle, oder der Garten an einer ordentlichen Straſſe liege, als- denn darff bey ſo geſtalten Sachen die freye Straſſe dadurch nicht gehemmet werden, ſondern man muß einen ieden frey durch paſſiren laſſen. Jedoch muß man allezeit die Thore, ſo bald iemand hindurchgangen, wiederum verſchlieſſen. Zu dem Ende auch gemeiniglich in die Haͤuſer, die in die Thier-Gaͤrten gebau- et, ein Foͤrſter, Jaͤger, oder Thier-Waͤr- ter einqvartiert wird, damit ordentliche Aufſicht uͤber dem Beſchluß dieſer Thore gehalten werde. Bey Setzung der Pal- liſaden muß man an zwey Orten lincker und rechter Hand einen Einſprung laſ-
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[303/0453]
Anmerckungen von wilden Baͤumen und Stauden.
wie viel der Stamm bey dieſer Bewand-
niß brauchbare und unbrauchbare Schei-
te und Wellen gebe, wie ſolcher auf ie-
dem Revier gaͤnge und gebe ſey, und wie
man nach Abzug des Schlage-Lohnes
den Baum taxiren muͤſſe.
§. 25. Die Eichel-Maſt kan dem
Wildpraͤth und anderm Vieh wohl zu
ſtatten kommen. Man gebraucht ſie
zum Bauen, und pflegt man gemeinig-
lich junge Eichen hierzu zu nehmen; Es
iſt aber dieſes nicht rathſam, indem ſolche
Eichen der Herrſchafft noch mehr ins Geld
wachſen koͤnnen. Es iſt dieſemnach beſ-
ſer, wenn man die alten und groſſen Ei-
chen dazu nimmt, ſo im Stamm geſund
und Bloͤche geben, welche auf die Schnei-
de-Muͤhlen koͤnnen geſchafft, und zu Bau-
Holtz geſchnitten werden. Der Abgang
hiervon wird zu Klaffter- oder Malter-
Holtz verkaufft. Man gebrauchet ſie zu
Muͤhl-Wellen, und muß man die ſchoͤn-
ſten und geradeſten Eichen hierzu erweh-
len, ſolche verkaufft man nach dem Au-
gen-Maaſſe oder Schuhweiſe, was einen
geraden Schafft hat, und gleichſpaltig iſt,
wird den Wagnern und Boͤttigern gege-
ben, und zwar Klaffter- oder Malter-
weiſe, iedoch muͤſſen die Scheite nach der
Laͤnge gemacht werden, als ſie ſolche ge-
brauchen koͤnnen. Die Wagner machen
hieraus Speichen in die Raͤder, und
Schaͤben in die Leitern, die Boͤttiger a-
ber Wein- Faͤſſer, Bottige, und derglei-
chen. Nicht weniger gebraucht man das
eichene Holtz zu Fach-Baͤumen und Pfaͤh-
len in die Waͤhre und Muͤhlen. Zu die-
ſer Arbeit darff man das Holtz nicht erſt
austrocknen, ſondern ſogleich gruͤn in
das Waſſer bringen, maſſen es alsdenn
noch einmahl ſo lange haͤlt, ja faſt wie ein
Stein in dem Waſſer wird. Die Tiſchler
nehmen es gerne zu Leiſten und Roll-
Bretern, ingleichen zu Figuren in die
Fuß-Boͤden der Saͤaͤle und Zimmer.
Man gebraucht es auch ferner zu Fenſter-
Raͤhmen, ingleichen zu Troͤgen, und zu
Kuͤh- und Pferde-Krippen. Es waͤch-
ſet auf den Eichen auch die Miſtel. Sie
ſiehet aus wie eine Miſtel auf dem wilden
Apffel-Baum, und hat Holtz und Blaͤt-
ter von Meer-gruͤner Farbe. Die Blaͤt-
ter ſelbſt ſind geſtaltet wie Portulac-Blaͤt-
ter. Und haͤlt man ſolche gerieben und
eingenommen vor ein vortrefflich Mittel
wider die boͤſe Kranckheit.
Das 11. Capitel/
Von einigen neuen Anmer-
ckungen/ die Anlegung der Thier-
Gaͤrten betreffend.
§. 1.
Es ſchickt ſich nicht alle Gelegenheit der
Oerter zu einem Thier-Garten, ſon-
dern es iſt ein ſolcher Platz hierzu auszu-
erſehen, wo man beſtaͤndige Sonne ha-
ben kan; es darff auch nicht ein gantz ebe-
ner Platz ſeyn, ſondern einer, der mit
Thaͤlern, flieſſendem Waſſer und Teichen
verſehen. Es muß genungſam Gehoͤltze
und Dickigt darinnen ſeyn, damit das
Wild Winters-Zeit vor der Kaͤlte, Som-
mers-Zeit aber vor den Muͤcken verbor-
gen bleibe. So muß man auch hin und
wieder Wieſen, offene Thaͤler und Bloͤſ-
ſen finden, damit das Wildpraͤth ſich
nicht allein auf den Wieſen divertiren und
wechſeln moͤge, ſondern auch geraumen
Platz zum Schertzen finde. Je groͤſſer
nun ſolcher Ort iſt, ie beſſer iſt es vor das
darinnen befindliche Wild, maſſen ſolches
nicht allzu ſehr eingeſchraͤnckt ſeyn kan,
und hat man Exempel, daß nach Gele-
genheit des Ortes die Thier-Gaͤrten
ein, zwey, biß drey Meilen im Unfang
gehabt.
§. 2. Jſt ein recht beqvemer Platz
dazu auserſehen, ſo wird er um und um
mit Palliſaden umgeben. Wie nun der
gantze Platz mehrentheils in acht Abſchnit-
te getheilet wird, alſo werden auch an die
acht Ecken des Ortes umher einige Luſt-
Haͤuſer geſetzt, durch welche gemeiniglich
die Einfahrten in gedachten Thier-Garten
gehen. Sie bleiben iederzeit verſchloſſen,
es ſey denn, daß die Herrſchafft ſich dar-
innen divertiren wolle, oder der Garten
an einer ordentlichen Straſſe liege, als-
denn darff bey ſo geſtalten Sachen die
freye Straſſe dadurch nicht gehemmet
werden, ſondern man muß einen ieden
frey durch paſſiren laſſen. Jedoch muß
man allezeit die Thore, ſo bald iemand
hindurchgangen, wiederum verſchlieſſen.
Zu dem Ende auch gemeiniglich in die
Haͤuſer, die in die Thier-Gaͤrten gebau-
et, ein Foͤrſter, Jaͤger, oder Thier-Waͤr-
ter einqvartiert wird, damit ordentliche
Aufſicht uͤber dem Beſchluß dieſer Thore
gehalten werde. Bey Setzung der Pal-
liſaden muß man an zwey Orten lincker
und rechter Hand einen Einſprung laſ-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/453>, abgerufen am 21.11.2024.
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