[Spaltenumbruch]
besten Wachsthum im trocknen und stei- nigten Boden und Höhen, weil ihm der Frost nicht leicht schadet, wenn er dürre erwachsen. Hingegen wo er in wässe- rigten Boden steht, treibet er zwar fette Sommer-Latten, wird aber Winters- Zeit durch den Frost wegen seiner Mastig- keit desto eher getödtet. Es ist ein zähes, aber undauerhafftes Holtz, welches, wenn es laedirt wird, gleich anfängt zu spuhren und zu nässen, und nicht gerne wieder verläufft. Sein Holtz ist wegen seiner streifigten und fläserigen Art, welche es sonderlich an der Wurtzel bekommt, sehr zu nutzen, und brauchet man dem Stamm und die Wurtzeln zu Flinten-Büchsen- und Pistohlen-Schäfften, ingleichen zu Auslegung der Tafeln, Thüren, und an- derer Dinge.
§. 15.
Die Erle hat guten Theils ihren Wachsthum von der sümpfigten Fettigkeit, daher sie auch gählings in die Höhe schiesset, und an den rechten fetten Orten jährlich offtmahls halben Fingers- breit im Safft aufsetzet. Es ist ein wei- ches und brüchiges Holtz, welches in we- niger Zeit wie das Buchene stockigt wird, und leichtlich zubricht. Es läßt sich sonst leichtlich schneideln und in die Höhe brin- gen, weil das Wetter seinem Hiebe o- der Beschädigung nicht schadet, sondern wegen der sonderbaren Fettigkeit bald wieder verläufft. Man gebraucht das Erlene Holtz gerne in die Pferde-Ställe, da man es nemlich zu Klötzern schneidet, und den Boden, an statt der Steine, da- mit aussetzt, es ist daselbst, weil es offters genässet wird, ungemein dauerhafft, und die Pferde stehen wohl darauf, es ge- brauchen solches auch die Drechsler gar starck. Die Bircke wächst am liebsten in sandigten Boden, und zwar am al- lerlängsten und geschicktesten in dem wei- chen Holtze, zwischen welchen dasselbe in die Höhe gezwungen werden kan, daß es auch so glatt, als ein Bau-Stamm werden muß. Jm Wetter ist sie ziemlich dauerhafftig, und ob sie gleich im Früh- Jahr viel Safft an sich ziehet, so setzet sie ihn dennoch nicht hoch, und hat ihr Nu- triment guten Theils vom Salpeter. Wer einen salpetrigten Garten hat, indem das Graß nicht wachsen noch fort will, der darff nur Bircken in den Zaun umher pflantzen, so werden solche gar bald den Salpeter, darinnen sie ihre Nahrung haben, an sich ziehen, und also dem Gar- ten eine grosse Hülffe seyn. Es ist das [Spaltenumbruch]
Bircken-Holtz eines von den nutzbar- sten mit zu brennen, massen es als ein Licht brennet, und im Feuer gleich der Erle sonderlich dauernde Kohlen hat, son- dern auch wegen seiner Brauchbarkeit zu allerhand oeconomischen und mechani- schen Gebrauch, wie ich in dem ersten Thei- le dieses Werckes angezeiget, welches zu wiederholen unnöthig. Die Alten ha- ben bey ihren Geträncke sehr viel auf die Bircken-Meyer gehalten, welche aus solchem Holtz gedrechselt, und inwendig verpicht worden.
§. 16.
Der Jlmen-Baum wird nicht viel in dem Gehöltze hiesiger Orten gesehen, doch findet man ihm mehr an sandigten Orten, als wo schwartze Er- de ist. Er stehet gerne an Qvellen oder Brunnen. Es ist ein Holtz, welches fett erwächset, iedoch sehr unartig. Seine Blätter sind den Stein-Buchen an Ge- stalt gleich, wiewohl noch einmahl so groß. Es wächset in seiner Wurtzel sonderbar masserigt und knotigt. Dahero es auch zu Büchsen- und Pistohlen-Schäfften, nicht weniger zu ausgelegter Tischer-Arbeit gleich den Massellernen gebrauchtwird. Der Leim-Baum ist am Holtz und Blättern der Jlmen gleich, und kan man ihn vor das andere Geschlecht der Jlmen halten. Es ist von Natur ein sehr zähes Holtz, und findet sich der Unterscheid zwischen demselben und den Jlmen-Baum hierinnen, daß dieser Leim-Baum viel zärter ist, als je- ner, auch viel kleinere Gahre denn der andere hat, daher er auch von den Drechs- lern, Schreinern, und Geigen-machern viel eher, als jener, gesucht wird.
§. 17.
Die Masseller ist vielfältig in nen harten Busch-Höltzern zu finden, massen sie mehr ins Gesträuche als im Baum wächst, wiewohl sie auch zu einem Baum kan gezogen werden. Mit ihren Wuchse gehet es gar langsam zu, indem sie alsdenn gantz kröpfigt auch höckrigt und unartig in einander wächst. Man pflantzet dahero solche gerne zu den He- cken, und ziehet sie zu den Brahnen, weil sie sich sonderlich vor andern Holtz in ein- ander flechtet, und sehr dauerhafftig ist. Es ist dieser Baum zu den Laaß-Rei- sern nicht nutzbar, weil er sehr unartig und wimmericht, auch gar langsam er- wächst; vielweniger hat er eine brauch- bare Frucht, sondern nur einen harten flüchtigen Saamen, in Forme eines Zwie- falters. Man kan diesen Baum zu den Büchsen- und Pistohlen-Schäfften, wie
auch
Des Vierdten Theils 10. Capitel/
[Spaltenumbruch]
beſten Wachsthum im trocknen und ſtei- nigten Boden und Hoͤhen, weil ihm der Froſt nicht leicht ſchadet, wenn er duͤrre erwachſen. Hingegen wo er in waͤſſe- rigten Boden ſteht, treibet er zwar fette Sommer-Latten, wird aber Winters- Zeit durch den Froſt wegen ſeiner Maſtig- keit deſto eher getoͤdtet. Es iſt ein zaͤhes, aber undauerhafftes Holtz, welches, wenn es lædirt wird, gleich anfaͤngt zu ſpuhren und zu naͤſſen, und nicht gerne wieder verlaͤufft. Sein Holtz iſt wegen ſeiner ſtreifigten und flaͤſerigen Art, welche es ſonderlich an der Wurtzel bekommt, ſehr zu nutzen, und brauchet man dem Stam̃ und die Wurtzeln zu Flinten-Buͤchſen- und Piſtohlen-Schaͤfften, ingleichen zu Auslegung der Tafeln, Thuͤren, und an- derer Dinge.
§. 15.
Die Erle hat guten Theils ihren Wachsthum von der ſuͤmpfigten Fettigkeit, daher ſie auch gaͤhlings in die Hoͤhe ſchieſſet, und an den rechten fetten Orten jaͤhrlich offtmahls halben Fingers- breit im Safft aufſetzet. Es iſt ein wei- ches und bruͤchiges Holtz, welches in we- niger Zeit wie das Buchene ſtockigt wird, und leichtlich zubricht. Es laͤßt ſich ſonſt leichtlich ſchneideln und in die Hoͤhe brin- gen, weil das Wetter ſeinem Hiebe o- der Beſchaͤdigung nicht ſchadet, ſondern wegen der ſonderbaren Fettigkeit bald wieder verlaͤufft. Man gebraucht das Erlene Holtz gerne in die Pferde-Staͤlle, da man es nemlich zu Kloͤtzern ſchneidet, und den Boden, an ſtatt der Steine, da- mit ausſetzt, es iſt daſelbſt, weil es offters genaͤſſet wird, ungemein dauerhafft, und die Pferde ſtehen wohl darauf, es ge- brauchen ſolches auch die Drechsler gar ſtarck. Die Bircke waͤchſt am liebſten in ſandigten Boden, und zwar am al- lerlaͤngſten und geſchickteſten in dem wei- chen Holtze, zwiſchen welchen daſſelbe in die Hoͤhe gezwungen werden kan, daß es auch ſo glatt, als ein Bau-Stamm werden muß. Jm Wetter iſt ſie ziemlich dauerhafftig, und ob ſie gleich im Fruͤh- Jahr viel Safft an ſich ziehet, ſo ſetzet ſie ihn dennoch nicht hoch, und hat ihr Nu- triment guten Theils vom Salpeter. Wer einen ſalpetrigten Garten hat, indem das Graß nicht wachſen noch fort will, der darff nur Bircken in den Zaun umher pflantzen, ſo werden ſolche gar bald den Salpeter, darinnen ſie ihre Nahrung haben, an ſich ziehen, und alſo dem Gar- ten eine groſſe Huͤlffe ſeyn. Es iſt das [Spaltenumbruch]
Bircken-Holtz eines von den nutzbar- ſten mit zu brennen, maſſen es als ein Licht brennet, und im Feuer gleich der Erle ſonderlich dauernde Kohlen hat, ſon- dern auch wegen ſeiner Brauchbarkeit zu allerhand œconomiſchen und mechani- ſchen Gebrauch, wie ich in dem erſten Thei- le dieſes Werckes angezeiget, welches zu wiederholen unnoͤthig. Die Alten ha- ben bey ihren Getraͤncke ſehr viel auf die Bircken-Meyer gehalten, welche aus ſolchem Holtz gedrechſelt, und inwendig verpicht worden.
§. 16.
Der Jlmen-Baum wird nicht viel in dem Gehoͤltze hieſiger Orten geſehen, doch findet man ihm mehr an ſandigten Orten, als wo ſchwartze Er- de iſt. Er ſtehet gerne an Qvellen oder Brunnen. Es iſt ein Holtz, welches fett erwaͤchſet, iedoch ſehr unartig. Seine Blaͤtter ſind den Stein-Buchen an Ge- ſtalt gleich, wiewohl noch einmahl ſo groß. Es waͤchſet in ſeiner Wurtzel ſonderbar maſſerigt und knotigt. Dahero es auch zu Buͤchſen- und Piſtohlen-Schaͤfften, nicht weniger zu ausgelegter Tiſcher-Arbeit gleich den Maſſellernẽ gebrauchtwird. Der Leim-Baum iſt am Holtz und Blaͤttern der Jlmen gleich, und kan man ihn vor das andere Geſchlecht der Jlmen halten. Es iſt von Natur ein ſehr zaͤhes Holtz, und findet ſich der Unterſcheid zwiſchen demſelben und den Jlmen-Baum hierinnen, daß dieſer Leim-Baum viel zaͤrter iſt, als je- ner, auch viel kleinere Gahre denn der andere hat, daher er auch von den Drechſ- lern, Schreinern, und Geigen-machern viel eher, als jener, geſucht wird.
§. 17.
Die Maſſeller iſt vielfaͤltig in nen harten Buſch-Hoͤltzern zu finden, maſſen ſie mehr ins Geſtraͤuche als im Baum waͤchſt, wiewohl ſie auch zu einem Baum kan gezogen werden. Mit ihren Wuchſe gehet es gar langſam zu, indem ſie alsdenn gantz kroͤpfigt auch hoͤckrigt und unartig in einander waͤchſt. Man pflantzet dahero ſolche gerne zu den He- cken, und ziehet ſie zu den Brahnen, weil ſie ſich ſonderlich vor andern Holtz in ein- ander flechtet, und ſehr dauerhafftig iſt. Es iſt dieſer Baum zu den Laaß-Rei- ſern nicht nutzbar, weil er ſehr unartig und wimmericht, auch gar langſam er- waͤchſt; vielweniger hat er eine brauch- bare Frucht, ſondern nur einen harten fluͤchtigen Saamen, in Forme eines Zwie- falters. Man kan dieſen Baum zu den Buͤchſen- und Piſtohlen-Schaͤfften, wie
auch
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Des Vierdten Theils 10. Capitel/
beſten Wachsthum im trocknen und ſtei-
nigten Boden und Hoͤhen, weil ihm der
Froſt nicht leicht ſchadet, wenn er duͤrre
erwachſen. Hingegen wo er in waͤſſe-
rigten Boden ſteht, treibet er zwar fette
Sommer-Latten, wird aber Winters-
Zeit durch den Froſt wegen ſeiner Maſtig-
keit deſto eher getoͤdtet. Es iſt ein zaͤhes,
aber undauerhafftes Holtz, welches, wenn
es lædirt wird, gleich anfaͤngt zu ſpuhren
und zu naͤſſen, und nicht gerne wieder
verlaͤufft. Sein Holtz iſt wegen ſeiner
ſtreifigten und flaͤſerigen Art, welche es
ſonderlich an der Wurtzel bekommt, ſehr
zu nutzen, und brauchet man dem Stam̃
und die Wurtzeln zu Flinten-Buͤchſen-
und Piſtohlen-Schaͤfften, ingleichen zu
Auslegung der Tafeln, Thuͤren, und an-
derer Dinge.
§. 15.Die Erle hat guten Theils
ihren Wachsthum von der ſuͤmpfigten
Fettigkeit, daher ſie auch gaͤhlings in die
Hoͤhe ſchieſſet, und an den rechten fetten
Orten jaͤhrlich offtmahls halben Fingers-
breit im Safft aufſetzet. Es iſt ein wei-
ches und bruͤchiges Holtz, welches in we-
niger Zeit wie das Buchene ſtockigt wird,
und leichtlich zubricht. Es laͤßt ſich ſonſt
leichtlich ſchneideln und in die Hoͤhe brin-
gen, weil das Wetter ſeinem Hiebe o-
der Beſchaͤdigung nicht ſchadet, ſondern
wegen der ſonderbaren Fettigkeit bald
wieder verlaͤufft. Man gebraucht das
Erlene Holtz gerne in die Pferde-Staͤlle,
da man es nemlich zu Kloͤtzern ſchneidet,
und den Boden, an ſtatt der Steine, da-
mit ausſetzt, es iſt daſelbſt, weil es offters
genaͤſſet wird, ungemein dauerhafft, und
die Pferde ſtehen wohl darauf, es ge-
brauchen ſolches auch die Drechsler gar
ſtarck. Die Bircke waͤchſt am liebſten
in ſandigten Boden, und zwar am al-
lerlaͤngſten und geſchickteſten in dem wei-
chen Holtze, zwiſchen welchen daſſelbe in
die Hoͤhe gezwungen werden kan, daß
es auch ſo glatt, als ein Bau-Stamm
werden muß. Jm Wetter iſt ſie ziemlich
dauerhafftig, und ob ſie gleich im Fruͤh-
Jahr viel Safft an ſich ziehet, ſo ſetzet
ſie ihn dennoch nicht hoch, und hat ihr Nu-
triment guten Theils vom Salpeter. Wer
einen ſalpetrigten Garten hat, indem das
Graß nicht wachſen noch fort will, der
darff nur Bircken in den Zaun umher
pflantzen, ſo werden ſolche gar bald den
Salpeter, darinnen ſie ihre Nahrung
haben, an ſich ziehen, und alſo dem Gar-
ten eine groſſe Huͤlffe ſeyn. Es iſt das
Bircken-Holtz eines von den nutzbar-
ſten mit zu brennen, maſſen es als ein
Licht brennet, und im Feuer gleich der
Erle ſonderlich dauernde Kohlen hat, ſon-
dern auch wegen ſeiner Brauchbarkeit zu
allerhand œconomiſchen und mechani-
ſchen Gebrauch, wie ich in dem erſten Thei-
le dieſes Werckes angezeiget, welches zu
wiederholen unnoͤthig. Die Alten ha-
ben bey ihren Getraͤncke ſehr viel auf die
Bircken-Meyer gehalten, welche aus
ſolchem Holtz gedrechſelt, und inwendig
verpicht worden.
§. 16.Der Jlmen-Baum wird
nicht viel in dem Gehoͤltze hieſiger Orten
geſehen, doch findet man ihm mehr an
ſandigten Orten, als wo ſchwartze Er-
de iſt. Er ſtehet gerne an Qvellen oder
Brunnen. Es iſt ein Holtz, welches fett
erwaͤchſet, iedoch ſehr unartig. Seine
Blaͤtter ſind den Stein-Buchen an Ge-
ſtalt gleich, wiewohl noch einmahl ſo groß.
Es waͤchſet in ſeiner Wurtzel ſonderbar
maſſerigt und knotigt. Dahero es auch zu
Buͤchſen- und Piſtohlen-Schaͤfften, nicht
weniger zu ausgelegter Tiſcher-Arbeit
gleich den Maſſellernẽ gebrauchtwird. Der
Leim-Baum iſt am Holtz und Blaͤttern
der Jlmen gleich, und kan man ihn vor das
andere Geſchlecht der Jlmen halten. Es iſt
von Natur ein ſehr zaͤhes Holtz, und findet
ſich der Unterſcheid zwiſchen demſelben
und den Jlmen-Baum hierinnen, daß
dieſer Leim-Baum viel zaͤrter iſt, als je-
ner, auch viel kleinere Gahre denn der
andere hat, daher er auch von den Drechſ-
lern, Schreinern, und Geigen-machern
viel eher, als jener, geſucht wird.
§. 17.Die Maſſeller iſt vielfaͤltig in
nen harten Buſch-Hoͤltzern zu finden,
maſſen ſie mehr ins Geſtraͤuche als im
Baum waͤchſt, wiewohl ſie auch zu einem
Baum kan gezogen werden. Mit ihren
Wuchſe gehet es gar langſam zu, indem
ſie alsdenn gantz kroͤpfigt auch hoͤckrigt
und unartig in einander waͤchſt. Man
pflantzet dahero ſolche gerne zu den He-
cken, und ziehet ſie zu den Brahnen, weil
ſie ſich ſonderlich vor andern Holtz in ein-
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Es iſt dieſer Baum zu den Laaß-Rei-
ſern nicht nutzbar, weil er ſehr unartig
und wimmericht, auch gar langſam er-
waͤchſt; vielweniger hat er eine brauch-
bare Frucht, ſondern nur einen harten
fluͤchtigen Saamen, in Forme eines Zwie-
falters. Man kan dieſen Baum zu den
Buͤchſen- und Piſtohlen-Schaͤfften, wie
auch
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/448>, abgerufen am 22.02.2025.
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