Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Beobachtung der Jagd- und Forst-Grentzen.
[Spaltenumbruch] Vor Alters haben die Leute grossen Fleiß
und Vorsorge mit den Grentzen und de-
ren Vermarckung gehabt, so, daß sie auch
solche mit ihrem bestimmten Maaß, wie
sie ausgetheilet, und einem ieden zugeei-
gnet und eingemarcket waren, in Mes-
singene Tafeln zu verzeichnen pflegten,
die sie sehr wohl verwahrten, damit,
wenn etwan durch Länge der Zeit oder
Ergiessung der Wasser die Grentzen un-
richtig und verrückt worden, man aus
denenselben die entstehenden Streitigkei-
ten entscheiden, und einem iedweden sein
gewisses Maaß zuschreiben konte. Es
ist aber dieser Gebrauch bey den vielfäl-
tig vorgegangenen Aenderungen der
Herrschafften längst in Abgang kom-
men. Heutiges Tages werden die Gü-
ter und Marckungen mit dem Maaß und
ihren Anstössern den Lager-Büchern und
Fertigungs-Briefen einverleibet. Zu
Zeiten werden auch sonderbare Verträ-
ge darüber aufgerichtet, und in denen-
selben die gesetzten Grentzen oder Marck-
Steine, und Loch- oder Schnitz-Bäume
ausführlich und umständlich beschrie-
ben, daraus man bey vorfallenden Jr-
rungen gemeiniglich eine Nachricht ha-
den kan.

§. 4.

Ob gleich an Verwahrung
der Grentzen gar hoch gelegen, so geschicht
es doch bißweilen, daß die Marck-Stei-
ne aus Boßheit der Leute ausgeworf-
fen, verändert und verlohren werden.
Sind sie schon in den Lager-Büchern
und andern Monumentis aufgezeichnet,
so ist es doch mißlich, daß man den alten
Ort des verlohrnen Steines gerade wie-
der antreffen kan, und einen neuen da-
vor an seine Stelle setzen, sonderlich wenn
die Marck-Steine vor vielen Jahren in
Abgang kommen. Damit sie aber de-
sto weniger verrückt, auch, wenn einer o-
der mehr ausgeworffen worden, andere
in ihr rechtes Lager füglich eingelassen
werden können, und man sonderlich noch
über lange Zeit wissen möge, was die ge-
setzten Steine ausweisen und unterschei-
den, oder was sie bedeuten, und warum
sie gesetzt worden; so ist in alle Wege
rathsam, daß man die Besteinung, son-
derlich, wenn es Herrlichkeiten, Zwing
und Bau, Weyde-Gang, Trieb und
Tratt betreffen, ordentlich beschreibe,
Jahr und Tag, auch die Partheyen, zwi-
schen denen die Versteinung fürgenom-
men, wohin die Steine, und wie weit sie
von einander gesetzt, umständlich verzeich-
[Spaltenumbruch] net, und durch einen Berg-Compas o-
der Astrolabium fleißig observiret wer-
den, in welchem Grad sie auf einander
weisen, oder um wie viel Grad sie von ein-
ander stehen.

§. 5.

Sind nun die Grentzen bezogen,
so müssen solche nach den alten im Archiv
befindlichen Urkunden, so man allezeit
dazu nimmt, besichtiget, und die Urkun-
den, was bey gegenwärtiger Beziehung
vorgegangen, eingetragen werden. Als
wenn z. E. in den Urkunden ein alter
Baum auf der Grentze marquiret, solcher
aber nunmehro durch den Wind umge-
schlagen worden, so wird ein anderer da-
neben stehender Baum bemercket, und in
den Urkunden notirt. Desgleichen, wenn
ein Grentz-Stein durch die Fuhr-Leute
umgefahren und entzwey geschmissen, so,
daß man ihn entweder wieder einsetzen,
oder gar einen neuen dahin bringen mü-
ste, so wird solches alles gleichfalls in den
Urkunden aufgesetzt, als No. 1. von NN.
ausgezogen, allwo an dem Hause rechter
Hand des Ausganges ein Eck-Stein ste-
het, mit No. 1. bezeichnet. No. 2. ist rech-
ter Hand ein Baum bemercket worden,
mit drey Hieben. No. 3. Lincker Hand
ein Stein, mit dem Wappen von N. No.
4. rechter Hand ein alter grosser Wald-
Stein mit einem + oben bemercket. End-
lich wird eine ordentliche Grentz-Be-
schreibung aufgesetzt, in Duplo ausge-
fertiget, von iedem, wer dabey gewesen,
unterschrieben, und einem ieden ein Exem-
plar ausgestellet.

§. 6.

Damit man den Unterschied
der Grentz-Steine wissen möge, so sind
derselben ungefehr zwölfferley Arten, als:
1) Bann-Steine, welche Zwing und
Bann, oder die hohe Obrigkeit scheiden,
daher man sie auch theils Orten Obrig-
keits-Steine nennet. Anderswo nennt
man sie Land-Steine, Land-Grentzen,
und Land-Marcken, und wo man an
den Grentzen keine Steine setzet, sondern
Gräben aufwirfft, und dicke starcke Hee-
ger ziehet, werden sie Land-Wehren ge-
nennt. 2) Geleits-Steine, welche das
Geleite und die Obrigkeit bemercken. 3)
Freyhungs-Steine, die sonderbaren
Freyheiten, deren man sich in einem Ge-
zirck bedienet, anzuzeigen. 4) Forst-
Steine, so die Forstliche Obrigkeit, und
was derselben anhängig, bedeuten. 5)
Jagd-Steine, so das Jagen unterschei-
den. 6) Marckungs-Steine, so einer
Stadt, oder Dorff, Zwing und Bann, so

man
O o 2

Von Beobachtung der Jagd- und Forſt-Grentzen.
[Spaltenumbruch] Vor Alters haben die Leute groſſen Fleiß
und Vorſorge mit den Grentzen und de-
ren Vermarckung gehabt, ſo, daß ſie auch
ſolche mit ihrem beſtimmten Maaß, wie
ſie ausgetheilet, und einem ieden zugeei-
gnet und eingemarcket waren, in Meſ-
ſingene Tafeln zu verzeichnen pflegten,
die ſie ſehr wohl verwahrten, damit,
wenn etwan durch Laͤnge der Zeit oder
Ergieſſung der Waſſer die Grentzen un-
richtig und verruͤckt worden, man aus
denenſelben die entſtehenden Streitigkei-
ten entſcheiden, und einem iedweden ſein
gewiſſes Maaß zuſchreiben konte. Es
iſt aber dieſer Gebrauch bey den vielfaͤl-
tig vorgegangenen Aenderungen der
Herrſchafften laͤngſt in Abgang kom-
men. Heutiges Tages werden die Guͤ-
ter und Marckungen mit dem Maaß und
ihren Anſtoͤſſern den Lager-Buͤchern und
Fertigungs-Briefen einverleibet. Zu
Zeiten werden auch ſonderbare Vertraͤ-
ge daruͤber aufgerichtet, und in denen-
ſelben die geſetzten Grentzen oder Marck-
Steine, und Loch- oder Schnitz-Baͤume
ausfuͤhrlich und umſtaͤndlich beſchrie-
ben, daraus man bey vorfallenden Jr-
rungen gemeiniglich eine Nachricht ha-
den kan.

§. 4.

Ob gleich an Verwahrung
der Grentzen gar hoch gelegen, ſo geſchicht
es doch bißweilen, daß die Marck-Stei-
ne aus Boßheit der Leute ausgeworf-
fen, veraͤndert und verlohren werden.
Sind ſie ſchon in den Lager-Buͤchern
und andern Monumentis aufgezeichnet,
ſo iſt es doch mißlich, daß man den alten
Ort des verlohrnen Steines gerade wie-
der antreffen kan, und einen neuen da-
vor an ſeine Stelle ſetzen, ſonderlich wenn
die Marck-Steine vor vielen Jahren in
Abgang kommen. Damit ſie aber de-
ſto weniger verruͤckt, auch, wenn einer o-
der mehr ausgeworffen worden, andere
in ihr rechtes Lager fuͤglich eingelaſſen
werden koͤnnen, und man ſonderlich noch
uͤber lange Zeit wiſſen moͤge, was die ge-
ſetzten Steine ausweiſen und unterſchei-
den, oder was ſie bedeuten, und warum
ſie geſetzt worden; ſo iſt in alle Wege
rathſam, daß man die Beſteinung, ſon-
derlich, wenn es Herrlichkeiten, Zwing
und Bau, Weyde-Gang, Trieb und
Tratt betreffen, ordentlich beſchreibe,
Jahr und Tag, auch die Partheyen, zwi-
ſchen denen die Verſteinung fuͤrgenom-
men, wohin die Steine, und wie weit ſie
von einander geſetzt, umſtaͤndlich verzeich-
[Spaltenumbruch] net, und durch einen Berg-Compas o-
der Aſtrolabium fleißig obſerviret wer-
den, in welchem Grad ſie auf einander
weiſen, oder um wie viel Grad ſie von ein-
ander ſtehen.

§. 5.

Sind nun die Grentzen bezogen,
ſo muͤſſen ſolche nach den alten im Archiv
befindlichen Urkunden, ſo man allezeit
dazu nimmt, beſichtiget, und die Urkun-
den, was bey gegenwaͤrtiger Beziehung
vorgegangen, eingetragen werden. Als
wenn z. E. in den Urkunden ein alter
Baum auf der Grentze marquiret, ſolcher
aber nunmehro durch den Wind umge-
ſchlagen worden, ſo wird ein anderer da-
neben ſtehender Baum bemercket, und in
den Urkunden notirt. Desgleichen, wenn
ein Grentz-Stein durch die Fuhr-Leute
umgefahren und entzwey geſchmiſſen, ſo,
daß man ihn entweder wieder einſetzen,
oder gar einen neuen dahin bringen muͤ-
ſte, ſo wird ſolches alles gleichfalls in den
Urkunden aufgeſetzt, als No. 1. von NN.
ausgezogen, allwo an dem Hauſe rechter
Hand des Ausganges ein Eck-Stein ſte-
het, mit No. 1. bezeichnet. No. 2. iſt rech-
ter Hand ein Baum bemercket worden,
mit drey Hieben. No. 3. Lincker Hand
ein Stein, mit dem Wappen von N. No.
4. rechter Hand ein alter groſſer Wald-
Stein mit einem † oben bemercket. End-
lich wird eine ordentliche Grentz-Be-
ſchreibung aufgeſetzt, in Duplo ausge-
fertiget, von iedem, wer dabey geweſen,
unterſchrieben, und einem ieden ein Exem-
plar ausgeſtellet.

§. 6.

Damit man den Unterſchied
der Grentz-Steine wiſſen moͤge, ſo ſind
derſelben ungefehr zwoͤlfferley Arten, als:
1) Bann-Steine, welche Zwing und
Bann, oder die hohe Obrigkeit ſcheiden,
daher man ſie auch theils Orten Obrig-
keits-Steine nennet. Anderswo nennt
man ſie Land-Steine, Land-Grentzen,
und Land-Marcken, und wo man an
den Grentzen keine Steine ſetzet, ſondern
Graͤben aufwirfft, und dicke ſtarcke Hee-
ger ziehet, werden ſie Land-Wehren ge-
nennt. 2) Geleits-Steine, welche das
Geleite und die Obrigkeit bemercken. 3)
Freyhungs-Steine, die ſonderbaren
Freyheiten, deren man ſich in einem Ge-
zirck bedienet, anzuzeigen. 4) Forſt-
Steine, ſo die Forſtliche Obrigkeit, und
was derſelben anhaͤngig, bedeuten. 5)
Jagd-Steine, ſo das Jagen unterſchei-
den. 6) Marckungs-Steine, ſo einer
Stadt, oder Dorff, Zwing und Bann, ſo

man
O o 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0437" n="291"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Beobachtung der Jagd- und For&#x017F;t-Grentzen.</hi></fw><lb/><cb/>
Vor Alters haben die Leute gro&#x017F;&#x017F;en Fleiß<lb/>
und Vor&#x017F;orge mit den Grentzen und de-<lb/>
ren Vermarckung gehabt, &#x017F;o, daß &#x017F;ie auch<lb/>
&#x017F;olche mit ihrem be&#x017F;timmten Maaß, wie<lb/>
&#x017F;ie ausgetheilet, und einem ieden zugeei-<lb/>
gnet und eingemarcket waren, in Me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ingene Tafeln zu verzeichnen pflegten,<lb/>
die &#x017F;ie &#x017F;ehr wohl verwahrten, damit,<lb/>
wenn etwan durch La&#x0364;nge der Zeit oder<lb/>
Ergie&#x017F;&#x017F;ung der Wa&#x017F;&#x017F;er die Grentzen un-<lb/>
richtig und verru&#x0364;ckt worden, man aus<lb/>
denen&#x017F;elben die ent&#x017F;tehenden Streitigkei-<lb/>
ten ent&#x017F;cheiden, und einem iedweden &#x017F;ein<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;es Maaß zu&#x017F;chreiben konte. Es<lb/>
i&#x017F;t aber die&#x017F;er Gebrauch bey den vielfa&#x0364;l-<lb/>
tig vorgegangenen Aenderungen der<lb/>
Herr&#x017F;chafften la&#x0364;ng&#x017F;t in Abgang kom-<lb/>
men. Heutiges Tages werden die Gu&#x0364;-<lb/>
ter und Marckungen mit dem Maaß und<lb/>
ihren An&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern den Lager-Bu&#x0364;chern und<lb/>
Fertigungs-Briefen einverleibet. Zu<lb/>
Zeiten werden auch &#x017F;onderbare Vertra&#x0364;-<lb/>
ge daru&#x0364;ber aufgerichtet, und in denen-<lb/>
&#x017F;elben die ge&#x017F;etzten Grentzen oder Marck-<lb/>
Steine, und Loch- oder Schnitz-Ba&#x0364;ume<lb/>
ausfu&#x0364;hrlich und um&#x017F;ta&#x0364;ndlich be&#x017F;chrie-<lb/>
ben, daraus man bey vorfallenden Jr-<lb/>
rungen gemeiniglich eine Nachricht ha-<lb/>
den kan.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head>
            <p>Ob gleich an Verwahrung<lb/>
der Grentzen gar hoch gelegen, &#x017F;o ge&#x017F;chicht<lb/>
es doch bißweilen, daß die Marck-Stei-<lb/>
ne aus Boßheit der Leute ausgeworf-<lb/>
fen, vera&#x0364;ndert und verlohren werden.<lb/>
Sind &#x017F;ie &#x017F;chon in den Lager-Bu&#x0364;chern<lb/>
und andern <hi rendition="#aq">Monumentis</hi> aufgezeichnet,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es doch mißlich, daß man den alten<lb/>
Ort des verlohrnen Steines gerade wie-<lb/>
der antreffen kan, und einen neuen da-<lb/>
vor an &#x017F;eine Stelle &#x017F;etzen, &#x017F;onderlich wenn<lb/>
die Marck-Steine vor vielen Jahren in<lb/>
Abgang kommen. Damit &#x017F;ie aber de-<lb/>
&#x017F;to weniger verru&#x0364;ckt, auch, wenn einer o-<lb/>
der mehr ausgeworffen worden, andere<lb/>
in ihr rechtes Lager fu&#x0364;glich eingela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werden ko&#x0364;nnen, und man &#x017F;onderlich noch<lb/>
u&#x0364;ber lange Zeit wi&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;ge, was die ge-<lb/>
&#x017F;etzten Steine auswei&#x017F;en und unter&#x017F;chei-<lb/>
den, oder was &#x017F;ie bedeuten, und warum<lb/>
&#x017F;ie ge&#x017F;etzt worden; &#x017F;o i&#x017F;t in alle Wege<lb/>
rath&#x017F;am, daß man die Be&#x017F;teinung, &#x017F;on-<lb/>
derlich, wenn es Herrlichkeiten, Zwing<lb/>
und Bau, Weyde-Gang, Trieb und<lb/>
Tratt betreffen, ordentlich be&#x017F;chreibe,<lb/>
Jahr und Tag, auch die Partheyen, zwi-<lb/>
&#x017F;chen denen die Ver&#x017F;teinung fu&#x0364;rgenom-<lb/>
men, wohin die Steine, und wie weit &#x017F;ie<lb/>
von einander ge&#x017F;etzt, um&#x017F;ta&#x0364;ndlich verzeich-<lb/><cb/>
net, und durch einen Berg-<hi rendition="#aq">Compas</hi> o-<lb/>
der <hi rendition="#aq">A&#x017F;trolabium</hi> fleißig <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervir</hi>et wer-<lb/>
den, in welchem Grad &#x017F;ie auf einander<lb/>
wei&#x017F;en, oder um wie viel Grad &#x017F;ie von ein-<lb/>
ander &#x017F;tehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head>
            <p>Sind nun die Grentzen bezogen,<lb/>
&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olche nach den alten im <hi rendition="#aq">Archiv</hi><lb/>
befindlichen Urkunden, &#x017F;o man allezeit<lb/>
dazu nimmt, be&#x017F;ichtiget, und die Urkun-<lb/>
den, was bey gegenwa&#x0364;rtiger Beziehung<lb/>
vorgegangen, eingetragen werden. Als<lb/>
wenn z. E. in den Urkunden ein alter<lb/>
Baum auf der Grentze <hi rendition="#aq">marquir</hi>et, &#x017F;olcher<lb/>
aber nunmehro durch den Wind umge-<lb/>
&#x017F;chlagen worden, &#x017F;o wird ein anderer da-<lb/>
neben &#x017F;tehender Baum bemercket, und in<lb/>
den Urkunden <hi rendition="#aq">noti</hi>rt. Desgleichen, wenn<lb/>
ein Grentz-Stein durch die Fuhr-Leute<lb/>
umgefahren und entzwey ge&#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o,<lb/>
daß man ihn entweder wieder ein&#x017F;etzen,<lb/>
oder gar einen neuen dahin bringen mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te, &#x017F;o wird &#x017F;olches alles gleichfalls in den<lb/>
Urkunden aufge&#x017F;etzt, als <hi rendition="#aq">No.</hi> 1. von <hi rendition="#aq">NN.</hi><lb/>
ausgezogen, allwo an dem Hau&#x017F;e rechter<lb/>
Hand des Ausganges ein Eck-Stein &#x017F;te-<lb/>
het, mit <hi rendition="#aq">No.</hi> 1. bezeichnet. <hi rendition="#aq">No.</hi> 2. i&#x017F;t rech-<lb/>
ter Hand ein Baum bemercket worden,<lb/>
mit drey Hieben. <hi rendition="#aq">No.</hi> 3. Lincker Hand<lb/>
ein Stein, mit dem Wappen von <hi rendition="#aq">N. No.</hi><lb/>
4. rechter Hand ein alter gro&#x017F;&#x017F;er Wald-<lb/>
Stein mit einem &#x2020; oben bemercket. End-<lb/>
lich wird eine ordentliche Grentz-Be-<lb/>
&#x017F;chreibung aufge&#x017F;etzt, in <hi rendition="#aq">Duplo</hi> ausge-<lb/>
fertiget, von iedem, wer dabey gewe&#x017F;en,<lb/>
unter&#x017F;chrieben, und einem ieden ein Exem-<lb/>
plar ausge&#x017F;tellet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head>
            <p>Damit man den Unter&#x017F;chied<lb/>
der Grentz-Steine wi&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;ge, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
der&#x017F;elben ungefehr zwo&#x0364;lfferley Arten, als:<lb/>
1) Bann-Steine, welche Zwing und<lb/>
Bann, oder die hohe Obrigkeit &#x017F;cheiden,<lb/>
daher man &#x017F;ie auch theils Orten Obrig-<lb/>
keits-Steine nennet. Anderswo nennt<lb/>
man &#x017F;ie Land-Steine, Land-Grentzen,<lb/>
und Land-Marcken, und wo man an<lb/>
den Grentzen keine Steine &#x017F;etzet, &#x017F;ondern<lb/>
Gra&#x0364;ben aufwirfft, und dicke &#x017F;tarcke Hee-<lb/>
ger ziehet, werden &#x017F;ie Land-Wehren ge-<lb/>
nennt. 2) Geleits-Steine, welche das<lb/>
Geleite und die Obrigkeit bemercken. 3)<lb/>
Freyhungs-Steine, die &#x017F;onderbaren<lb/>
Freyheiten, deren man &#x017F;ich in einem Ge-<lb/>
zirck bedienet, anzuzeigen. 4) For&#x017F;t-<lb/>
Steine, &#x017F;o die For&#x017F;tliche Obrigkeit, und<lb/>
was der&#x017F;elben anha&#x0364;ngig, bedeuten. 5)<lb/>
Jagd-Steine, &#x017F;o das Jagen unter&#x017F;chei-<lb/>
den. 6) Marckungs-Steine, &#x017F;o einer<lb/>
Stadt, oder Dorff, Zwing und Bann, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 2</fw><fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0437] Von Beobachtung der Jagd- und Forſt-Grentzen. Vor Alters haben die Leute groſſen Fleiß und Vorſorge mit den Grentzen und de- ren Vermarckung gehabt, ſo, daß ſie auch ſolche mit ihrem beſtimmten Maaß, wie ſie ausgetheilet, und einem ieden zugeei- gnet und eingemarcket waren, in Meſ- ſingene Tafeln zu verzeichnen pflegten, die ſie ſehr wohl verwahrten, damit, wenn etwan durch Laͤnge der Zeit oder Ergieſſung der Waſſer die Grentzen un- richtig und verruͤckt worden, man aus denenſelben die entſtehenden Streitigkei- ten entſcheiden, und einem iedweden ſein gewiſſes Maaß zuſchreiben konte. Es iſt aber dieſer Gebrauch bey den vielfaͤl- tig vorgegangenen Aenderungen der Herrſchafften laͤngſt in Abgang kom- men. Heutiges Tages werden die Guͤ- ter und Marckungen mit dem Maaß und ihren Anſtoͤſſern den Lager-Buͤchern und Fertigungs-Briefen einverleibet. Zu Zeiten werden auch ſonderbare Vertraͤ- ge daruͤber aufgerichtet, und in denen- ſelben die geſetzten Grentzen oder Marck- Steine, und Loch- oder Schnitz-Baͤume ausfuͤhrlich und umſtaͤndlich beſchrie- ben, daraus man bey vorfallenden Jr- rungen gemeiniglich eine Nachricht ha- den kan. §. 4.Ob gleich an Verwahrung der Grentzen gar hoch gelegen, ſo geſchicht es doch bißweilen, daß die Marck-Stei- ne aus Boßheit der Leute ausgeworf- fen, veraͤndert und verlohren werden. Sind ſie ſchon in den Lager-Buͤchern und andern Monumentis aufgezeichnet, ſo iſt es doch mißlich, daß man den alten Ort des verlohrnen Steines gerade wie- der antreffen kan, und einen neuen da- vor an ſeine Stelle ſetzen, ſonderlich wenn die Marck-Steine vor vielen Jahren in Abgang kommen. Damit ſie aber de- ſto weniger verruͤckt, auch, wenn einer o- der mehr ausgeworffen worden, andere in ihr rechtes Lager fuͤglich eingelaſſen werden koͤnnen, und man ſonderlich noch uͤber lange Zeit wiſſen moͤge, was die ge- ſetzten Steine ausweiſen und unterſchei- den, oder was ſie bedeuten, und warum ſie geſetzt worden; ſo iſt in alle Wege rathſam, daß man die Beſteinung, ſon- derlich, wenn es Herrlichkeiten, Zwing und Bau, Weyde-Gang, Trieb und Tratt betreffen, ordentlich beſchreibe, Jahr und Tag, auch die Partheyen, zwi- ſchen denen die Verſteinung fuͤrgenom- men, wohin die Steine, und wie weit ſie von einander geſetzt, umſtaͤndlich verzeich- net, und durch einen Berg-Compas o- der Aſtrolabium fleißig obſerviret wer- den, in welchem Grad ſie auf einander weiſen, oder um wie viel Grad ſie von ein- ander ſtehen. §. 5.Sind nun die Grentzen bezogen, ſo muͤſſen ſolche nach den alten im Archiv befindlichen Urkunden, ſo man allezeit dazu nimmt, beſichtiget, und die Urkun- den, was bey gegenwaͤrtiger Beziehung vorgegangen, eingetragen werden. Als wenn z. E. in den Urkunden ein alter Baum auf der Grentze marquiret, ſolcher aber nunmehro durch den Wind umge- ſchlagen worden, ſo wird ein anderer da- neben ſtehender Baum bemercket, und in den Urkunden notirt. Desgleichen, wenn ein Grentz-Stein durch die Fuhr-Leute umgefahren und entzwey geſchmiſſen, ſo, daß man ihn entweder wieder einſetzen, oder gar einen neuen dahin bringen muͤ- ſte, ſo wird ſolches alles gleichfalls in den Urkunden aufgeſetzt, als No. 1. von NN. ausgezogen, allwo an dem Hauſe rechter Hand des Ausganges ein Eck-Stein ſte- het, mit No. 1. bezeichnet. No. 2. iſt rech- ter Hand ein Baum bemercket worden, mit drey Hieben. No. 3. Lincker Hand ein Stein, mit dem Wappen von N. No. 4. rechter Hand ein alter groſſer Wald- Stein mit einem † oben bemercket. End- lich wird eine ordentliche Grentz-Be- ſchreibung aufgeſetzt, in Duplo ausge- fertiget, von iedem, wer dabey geweſen, unterſchrieben, und einem ieden ein Exem- plar ausgeſtellet. §. 6.Damit man den Unterſchied der Grentz-Steine wiſſen moͤge, ſo ſind derſelben ungefehr zwoͤlfferley Arten, als: 1) Bann-Steine, welche Zwing und Bann, oder die hohe Obrigkeit ſcheiden, daher man ſie auch theils Orten Obrig- keits-Steine nennet. Anderswo nennt man ſie Land-Steine, Land-Grentzen, und Land-Marcken, und wo man an den Grentzen keine Steine ſetzet, ſondern Graͤben aufwirfft, und dicke ſtarcke Hee- ger ziehet, werden ſie Land-Wehren ge- nennt. 2) Geleits-Steine, welche das Geleite und die Obrigkeit bemercken. 3) Freyhungs-Steine, die ſonderbaren Freyheiten, deren man ſich in einem Ge- zirck bedienet, anzuzeigen. 4) Forſt- Steine, ſo die Forſtliche Obrigkeit, und was derſelben anhaͤngig, bedeuten. 5) Jagd-Steine, ſo das Jagen unterſchei- den. 6) Marckungs-Steine, ſo einer Stadt, oder Dorff, Zwing und Bann, ſo man O o 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/437
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/437>, abgerufen am 21.11.2024.